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Ausflug in die Natur Natur- und Tiergedichte

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Alt 03.09.2011, 15:08   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Standard Das etwas andere Naturgedicht

Du schöne Welt, womit noch dich beschreiben,
das nicht schon lang in tausend Versen geht?
So wie sich Worte am Gebrauch zerreiben,
zergeht das Zauberbild, das man erfleht.

Wie, schöne Welt, dich sagen mit den Worten,
die in dem Kreis, in dem sie farblos darben,
schon viele Ewigkeiten lang verdorrten,
eh noch die ältesten der Dichter starben?

Ach, schöne Welt, es will mir nicht gelingen,
auf neuen Pfaden an dein Ziel zu wandern,
mit neuen Noten dein Gefühl zu singen.

Mir folgen nur die ausgelaugten Phrasen,
die anders nicht, als ebenso bei andern,
mein Bluten nach dir staun wie Metastasen.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (31.12.2011 um 16:16 Uhr)
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Alt 03.09.2011, 17:43   #2
Galapapa
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Hallo Erich,
es ist immer wieder ein Genuss, Deine Texte zu entdecken und zu lesen.
Im vorliegenden Sonett beschreibst Du auf die Dir eigene, typische Weise das Dilemma des Poeten, wenn Gefühle und Bilder aus ihm herausbrechen wollen und er nicht die passenden Worte finden kann.
So oft und so trefflich sind die Dinge schon erzählt und beschrieben worden, dass es schwer scheint, noch einmal das Gleiche zu beschreiben. Welche Worte man auch wählt, man hat das Gefühl, dass sie schon gesagt sind.
Ich denke dabei an meine Kindheit. Wie oft habe ich das Lieblingsbuch mit den schönen Bildern angeschaut und mich immer wieder daran gefreut. Warum sollte die gleiche Geschichte mit anderen Bildern mich nicht noch mehr erfreuen?

Das Sonett ist regelgerecht im fünfhebigen Jambus geschreiben; die Terzette zeigen ein nicht häufig gesehenes und um so interessanteres Reimschema:
efe und gfg.
Die Sprache ist wunderbar poetisch, was mir an Deinen Werken besonders gefällt.
Gerade da aber habe ich einen einzigen Punkt, ein Wort, das mir, so oft ich auch lese, nicht recht zum Übrigen passsen will: Es sind die "Metastasen".
Ein medizinischer Begriff, der sich, für meinen Geschmack, ein wenig mit der poetischen Sprache beißt.
Ich bin gespannt auf Deine Antwort. Möglicherweise war es sogar Absicht, um mit diesem Wort einen bestimmten Effekt zu erzielen.

Dein Gedicht hat mir sehr gefallen!
Herzliche Grüße an Dich!
Galapapa
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Alt 03.09.2011, 18:52   #3
Erich Kykal
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Hi, Charly!

Du hast recht - das Wort ist mit Bedacht gewählt. Übrigens ist es ja schon nachgerade normaler Sprachgebrauch. Dennoch - es fällt hier auf, und das sozusagen als Schlusspunkt, der schmerzhaft verdeutlichen soll, worum es in diesem Gedicht geht.
Schön, dass es dir aufgefallen ist. Ich hab's heute nachmittag geschrieben, als in den Foren nix weiter los war und direkt in ein "Neues Thema" - Feld getippt.

LG, eKy

PS: Hast du's im Chat gelesen? Ich mache nächstes Jahr - wahrscheinlich zu Ostern - wieder ein mehrtägiges Treffen. Diesmal kommst du aber, oder?
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Alt 12.09.2011, 21:06   #4
Dana
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Lieber eKy,

auch mir gefällt dieses Sonett ganz besonders, weil ich die Aussage gut nachvollziehen kann.
Ich habe oft eine Idee, weiß schon wie es klingen müsste, sollte - ja die Metrik stimmt, nur die Worte fehlen.

Aber, die Art, wie du dieses "Dilemma" beweinst, ist schon Lyrik pur.

Liebe Grüße
Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 12.09.2011, 21:21   #5
Erich Kykal
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Hi, Dana!

Laut Fachpersonal in einem anderen Forum ist es gar kein Sonett, da in S1Z4 und S2Z3 sechshebige Jamben statt der verlangten fünfhebigen vorliegen (Hähhh???!). Naja, is mir eh wurscht....

Was (mir) hilft, so zu schreiben:
Zuerst lese ich zur Einstimmung Rilke - das kann Minuten dauern oder Stunden. Wenn ich fühle, dass ich jetzt etwas schreiben könnte, suche ich in mir ein intensives Gefühl - was mich eben grade so treibt - und verdichte es durch inneres Umarmen so weit, bis ich das Gefühl habe, gleich platzen zu müssen!
Erst dann nehme ich den Stift zur Hand und lasse es, immer noch Rilke's magische Versmelodien im seelischen Hinterstübchen, einfach aus mir hinausfließen.
Das eigentliche Gedicht dauert Minuten, max. eine Viertelstunde. Dann lege ich es weg, gewinne Abstand. Später werden mangelhafte Stellen noch überarbeitet, bis alles stimmig erscheint.

LG, eKy
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