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Ein neuer Morgen Fröhliches und Hoffnungen

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Alt 01.03.2010, 18:53   #1
Louis Lazar
ComMODa
 
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Standard Von der Einfalt

Von der Einfalt


Der Blick fürs Schöne ist den Menschen längst vergangen,
und keiner steht bewundernd vor den schlichten Dingen,
als würden Himmelschöre nur für Taube singen,
entweichen wir wie blind und in der Hast gefangen.

Besonnen lauscht allein der Dichter noch den langen
Erzählungen des Lebens, selbst den geringen.
Versucht zu fassen, was die leisen Stimmen bringen
und Engelschöre in den Winden sachte sangen.

Einst werden alle wieder Kinder, Dichter sein.
Befreit von fremden Zwängen und von falscher Scham,
wird jegliches Gehabe zum belachten Schein.

Die Frage bleibt, woher die grosse Eile kam,
wieso die Menschen traurig sind und so allein.
Des Rätsels Antwort ist nicht fern - seid aufmerksam!



© R.M.

Geändert von Louis Lazar (05.03.2010 um 19:54 Uhr)
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Alt 01.03.2010, 20:32   #2
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Hallo Louis,

schönes Sonett, wenn auch von der klassischen Form des 5-hebigen Jambus' abweichend.
Aber das ist ja erlaubt.

Der Dichter hat Recht. Für die kleinen Schönheiten haben wir Menschen keine Augen mehr.
Alles, was uns die Natur zu schenken und zu bieten hat, ist nichts mehr wert.
Ist ja alles normal und vorhanden, also warum sich darüber Gedanken machen?

Vielleicht sind die Dichter wirklich die letzten, die das, was Mutter Natur so zu bieten hat, noch entsprechend würdigen können.
Eigentlich muss man nur hinschauen und die Augen offen halten, schon offenbart sich einem die ganze Schönheit.
Wer dann noch die Fähigkeit besitzt, dies in schöne Worte zu kleiden, der ist wohl ein Dichter.

Ja, im Tode sind alle gleich. Dort schwinden alle Probleme, alles Schöne und es wird alles unwichtig.

Das ist wirklich die Frage. Und das tun sich die Menschen selbst an.
Sie glauben etwas zu versäumen, ihr Leben mit Umwichtigem zu verschwenden.
Die Lieblingssendung im TV ist wahrscheinlich wichtiger, als der schöne Sonnenuntergang.
Sie wissen ja gar nicht, was sie sich durch ihre Unaufmerksamkeit, oder besser gesagt Gleichgültigkeit, alles entgehen lassen.
Selbstbetrug ist da noch milde ausgedrückt.
Einfältigkeit passt da schon besser.


Kleine Metrikunebenheit in S2/Z2:

Erzählungen des Lebens, selbst den geringen.

xXxXxXxXxxXx

Da fehlt eine unbetonte Silbe zwischen "selbst" und "den".

Da könntest du z.B. ein "noch" einsetzen.

Erzählungen des Lebens, selbst noch den geringen.

xXxXxXxXxXxXx


Insgesamt ein schönes Sonett, welches mir gut gefallen hat.
Ein vorgehaltener Spiegel ohne den moralisch erhobenen Zeigefinger.


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 01.03.2010, 21:58   #3
Dana
Slawische Seele
 
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Hallo Louis,

Dichter, die selten posten, bewirken, dass man sich sofort neugierig auf sein Werk stürzt.

Als "Sonettunfachfrau" kann ich behaupten, dass es ein feines ist, ohne vom Fachmann belächelt zu werden.
Über den besagten "Metrikfehler bin ich aber auch gestolpert.

Viel mehr spricht mich der weise Inhalt an und die lyrische Umsetzung.

Liest man bei Wiki über Einfalt nach, wird das Anliegen des Autors noch gewichtiger und inniger.
Einfalt ist frei von Nebenabsichten, sie ist Harmonie. Ganz zu schweigen von der ästhetischen Einfalt, die Kunstwerke adelt.

»Des falschen Anstands prunkende Gebärden verschmäht der Sinn, der nur das Wahre preist« (Schillers Gedicht an Goethe)

Der Blick fürs Schöne ist den Menschen längst vergangen,
und keiner steht bewundernd vor den schlichten Dingen,
als würden Himmelschöre nur für Taube singen,
entweichen wir wie blind und in der Hast gefangen.

Wir sind dem Tempo der Zeit erlegen, blind und taub für das Wesentliche geworden. (Mensch, werde wesentlich, ein wenig Einfalt würde genügen.)

Besonnen lauscht allein der Dichter noch den langen
Erzählungen des Lebens, selbst den geringen.
Versucht zu fassen, was die leisen Stimmen bringen
und Engelschöre in den Winden sachte sangen.

Allein der Dichter und Denker hat sich noch die Fähigkeit zu sehen und zu staunen erhalten.

Einst werden alle wieder Kinder, Dichter sein.
Befreit von fremden Zwängen und von falscher Scham,
wird jegliches Gehabe zum belachten Schein.

Wir sind zwar dem Tempo erlegen, doch wird es uns nur ins Nirgendwo führen. Die Kinder werden uns einst eines Besseren belehren, weil diese noch naturbelassen und offen die Welt anschauen.

Die Frage steht, woher die grosse Eile kam,
wieso die Menschen traurig sind und so allein.
Des Rätsels Antwort ist nicht fern - seid aufmerksam!

Des Rätsels Lösung ergibt sich aus zweierlei: Werdet aufmerksam und bedenkt den Wert der Einfalt.

Ich nehme alles zurück. Nicht wer selten dichtet, bekommt ein Lob.
Wer so dichtet, hat eins verdient.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 01.03.2010, 22:46   #4
a.c.larin
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hallo louis,

ich wollte zwar schon abschalten , aber : jetzt MUSS ich einfach widersprechen!

vorweg erstmal: ein schönes sonett hast du geschaffen, zu einem ernsten und wichtigen thema.
allein der inhalt reizt mich etwas zum widerspruch ( und vielleicht auch zur ehrenrettung der menschheit)

diese behauptung : "niemand sieht mehr....- nur die dichter ..." ist eine so schreckliche verallgemeinerung einer persönlichen emotion, ein drüberstülpen über alles und jedes, dass es mir dabei den magen umdreht!

ich schätze dich höher ein, und darum möchte ich dir einen denkanstoß geben.

Zitat:
Der Blick fürs Schöne ist den Menschen längst vergangen,
.

Nein. Das glaube ich nicht. Natur begeistert immer noch viele.
Aber im hektischen Getriebe der Stadt gibts nicht viel Natur, da ist alles aufs Funkionieren ausgerichtet. Der Blick ist von Glas- und Steinwänden umstellt.
wo sollte da begeisterung herkommmen. es gibt außerdem auch leute, die das stadtleben sehr lieben!

Geschmack ändert sich von zeit zu zeit. moden kommen und gehen.
wenn ich mir allein fotos von mir selber ansehe, was ich da für zeug getragen habe vor 10, 20, 30 jahren oder die frisuren, die ich früher hatte, dann denke ich mir jedes mal: oh mein gott, wie konnte ich nur....?

keiner steht bewundernd vor Dingen? keiner? wirklich?
ich tue das ab und zu mal. du tust es auch. wie ich falderwalds und Danas kommentaren entnehmen kann und in vielen gedichten schon gelesen habe, tun die es auch. seid ihr alle also auch alle "keiner"?
fakt ist: dichter sind auch irgendwie "schwafler" ( Nncht böse auffassen - ich nehme mich da nicht davon aus) - es gibt aber auch andere persönlichkeiten, die ihre be-und empfindlichkeiten nicht so zu markte tragen, wie wir das tun.
(methode: gefühle hat man - aber man zeigt sie nicht).
es ist ja auch nicht jeder der sprache so mächtig, dass ers so könnte.
aber den mitmenschen das gefühl grundsätzlich in abrede zu stellen, nur weil sie es mir nicht auf die nase binden - nein, das würde ich nicht tun.

dass es auch schwachsinn zu hören und zu sehen gibt ist allerdings auch richtig. na und? wozu das lamento? es gibt auch unkraut auf der wiese, steine im schuh, fliegen in der suppe.....

Zitat:
besonnen lauscht allein der Dichter
das wird den malern aber nicht gefallen. den bildhauern auch nicht.
es soll hin und wieder auch politiker geben, die "schauen" können und einen blick fürs wesentliche haben. mitunter sind es auch ganz "einfache" leute, die etwas in gang setzen, die sich plötzlich ein herz fassen und ihren eigenen ideen trauen. manche davon sind sehr jung, manche packen noch in hohem alter etwas neues an. der geist weht, wo er will - dort aber nachhaltig!

woher die traurigkeit kommt, die uns menschen immer wieder mal befällt, das steht auf einem anderen papier. es hat etwas mit der funktionsweise unseres gehirnes zu tun. aber nicht nur. wir alle stehen in beziehungsgeflechten, die unterschiedlich auf uns einwirken. nicht alles davon registrieren wir bewusst.
unsere körperliche befindlichkeit spielt auch eine rolle. ( wenn ich mörderkopfweh habe, ist mir der schönste sonnenuntergang wurscht, wenn ich hundemüde von der arbeit bin interessiert mich auch kein bienengesumme oder das schattenspiel, das des baumes blättergeflecht an die wand wirft usw..usw...)
es soll auch leute geben, die baumes blättergeflecht noch nie was abgewinnen konnten, aber die hin und weg sind, wenn sie schiabfahrtsläufe sehen oder fußball....

die sache mit dem aufmerksamsein ist im grunde einfach:
wir sind in dem maße aufmerksam, in dem wir auch schon als kind aufmerksamkeit erfahren haben und aufmerksamsein durften ( das heißt, dass es auch eine ruhige, geborgene atmosphäre gegeben hat, die eine solche aufmerksamkeit zuließ). aus kindern, um die sich niemand kümmert, werden leicht erwachsene, die sich auch um nichts kümmern, denn das kind lernt das wahrnehmen durch das wahrgenommen werden.

den letzten satz unterschreibe ich dir und unterstreiche ihn doppelt: seid aufmerksam!
vor allem mit euren kindern, denn da beginnt die zukunft.

allein sind wir immer.
wir werden allein geboren ( außer da hätte jemand einen zwilling) und wir sterben "allein". ob wir uns dabei aber auch einsam fühlen oder nicht - das ist die frage, die ich mir stelle.
was macht den unterschied aus?

an den tatsachen ist nicht zu rütteln.

darum ist jeder augenblick kostbar.

ich nehme an, darauf wolltest du hinweisen.

und nun hast du auch noch meinen senf dazugekriegt.

da kann man jetzt wohl auch nichts mehr machen....
mir ist "vielfalt" trotzdem lieber als "einfalt".

liebe grüße,
larin

Geändert von a.c.larin (01.03.2010 um 22:50 Uhr)
a.c.larin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.03.2010, 23:39   #5
Louis Lazar
ComMODa
 
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Es ist schon spät und ich bin grausam erkältet - aber Larins Diskussionsanstoss möchte ich so nicht im Raume stehen lassen. Zumal ich morgen kaum Zeit habe, in angemessener Weise zu antworten. Beginnen wir aber beim Anfang:



Lieber Falderwald,

ich habe dir nicht viel zu sagen. Deine Interpretation ist, obschon du den Dichter vielleicht als zu spezifische Figur auffasst, absolut richtig und treffend. Für dein Lob kann ich dir nur danken.

Was den Metrumfehler angeht, so lasse ich wohl unsere Geister daran scheiden. Mir war klar, dass du, ausgerechnet du, sofort dahinterkommen und nach einer Lösung suchen wirst. Aber als ich das Werk für die Schublade schrieb, war ich der Meinung, den Stolperer gut überlesen zu können. Denn ich muss gestehen, die Wendung in dieser Zeile gefällt mir recht gut - im Gegensatz zu deinem Vorschlag, mit dem ich mich irgendwie nicht so recht anfreunden kann. Vielleicht fällt mir noch etwas Schöneres ein, auch wenn mich das vergebliche, stundenlange Suchen nach einer gleichwertigen Alternative nicht hoffen lässt.

Noch einmal also meinen Dank für deine Zeit, die du auf dem Altar des Zuspruches für mich geopfert hast. Ich weiss das sehr zu schätzen.


Selbiges gilt auch für dich,
Dana,

ich weiss, ich schreibe spärlich und - ich verriet es in meinem Vorstellungspost - zumeist für die Schublade. Das ist gut so, weil ich es nicht anders will. Meine Freude über Kommentare zu ausgewählten Werken ist denn auch ungleich grösser, besonders wenn sie so schön formuliert sind wie der deinige.

Auch du sprichst den Stolpler an - verdammt. Und ich hegte die Hoffnung, allein der Metrumspürhund unseres Forums würde darauf stossen. Da muss ich wohl noch einmal dahinter. Das Kommata habe ich ergänzt. Vielen Dank, ein dummer Fauxpas.

Deine Interpretation deckt sich mit jener von Falder und ist absolut richtig.

Ich danke dir für ein grosses Lob und für deine Zeit.


Und jetzt, zu
Larin,


es tut mir sehr leid, wenn ein Werk aus meiner Feder dem Leser Übelkeit bereitet. Da scheint einiges im Argen zu liegen.

Im Voraus sei dir für deine Zeit und dein Lob eingangs gedankt - und jetzt geht es um die Menschheit...

Zitat:
"niemand sieht mehr....- nur die dichter ..." ist eine so schreckliche verallgemeinerung einer persönlichen emotion, ein drüberstülpen über alles und jedes, dass es mir dabei den magen umdreht!
Das sind, wenn ich recht lese, zwei Verallgemeinerungen. Und du zitierst hier, verzeih', einen Ausdruck, der in dieser Form im Werk gar nicht vorkommt. Was schreibe ich genau?

Zitat:
und keiner steht bewundernd vor den schlichten Dingen,
Ist das denn nicht richtig?
Die Sensationsgeilheit unserer Gesellschaft widert mich an. Es muss immer mehr, immer grösser, immer lauter, immer gewaltiger sein, damit die Leute heute noch ins Staunen kommen.
Gewiss betrachten manche hin und wieder die Natur und werden gewahr, wie schön und prächtig sie eigentlich ist. Aber im diesem Gedicht ist mein persönlicher Eindruck festgehalten und auf diesem fusst meine Meinung: Die Mehrheit der Menschen in der jetzigen, westlichen Gesellschaft hat von Schönheit zwar eine Ahnung, aber die fortschreitende Verblödung in Folge von medialer Reizüberflutung und geistigem Junkfood lässt den "Blick fürs Schöne" (Z1) in uns allen verkümmern.
Dieses Werk handelt nicht von dir und nicht von mir, aber sind wir nicht eine Minderheit?

Wir sind Dichter. Aber für was steht der Dichter in diesem Werk? Für was steht der Poet in Schillers "Teilung der Erde"? Für was stehen die Hyperboreer Nietzsches? Die Wenigen.

Das ist zu überspitzt, zu allgemein, wirst du jetzt vielleicht sagen. Aber ich betrachte diesen, von mir verdichteten Inhalt stets im Rahmen der Form. Ich formuliere im ersten Quartett eine These, der ich im zweiten eine Antithese entgegenstelle, auf die dann in den zwei Terzetten die Synthese folgt. Diese Form lädt doch zur Verallgemeinerung ein - oder nicht?
Wenn nicht und wenn meine Absichten im Bezug auf den Inhalt nicht klar werden, muss ich mein erstes Sonett wohl als Fehlschlag abschreiben.

Darin sind wir wohl uneins. Du möchtest alle Ausnahmen und Sonderfälle in diesen Strophen berücksichtigt sehen. Da, wo ich sage, ist für Ausnahmen kein Platz. Sie haben keinen Platz, weil ich eine Botschaft vermitteln will. Dabei hast du mit allem, was du sagst, durchaus recht, obschon du beim Thema Einsamkeit und Traurigkeit ein bisschen ins Schwafeln gerätst - womit wir wieder beim Dichter-Typus angelangt wären.


Liebe Grüsse und vielen Dank
Louis Lazar

Geändert von Louis Lazar (03.03.2010 um 14:27 Uhr)
Louis Lazar ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.03.2010, 12:07   #6
a.c.larin
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hallo louis,
da danke ich dir zunächst mal für die lange antwort - trotz grausamner erkältung!

also vorweg: dein sonett ist alles andere als ein fehlschlag. (immerhin hat es mich doch aus meiner derzeit eher lethargischen stimmung gerissen - und mich streckenweise sogar ins schawfeln gebacht ).
das könntest du also durchaus als erfolg verbuchen!
ich hab mich vielleicht zu sehr an dem wort "keiner" gestoßen.

wahrscheinlich bin ich (immer noch , ) viel zu idealistisch: ich glaube wirklich, dass es auf jeden einzelnen ankommt und dass auch einige wenige, die etwas wesentliches bewahren oder erkennen, einen unterschied ausmachen.(abteilung : "salz der erde")

ich bin mir auch nicht so sicher, ob wirklich die menschheit in ihrer gesamtheit verblödet, oder ob nicht bloß die mediale darstellung in diese richtung voranschreitet ( abteilung: billigfernsehen). es werden ja auch die beine der frauen auf den postern immer länger, nicht aber in der realität! ( es sei denn, jemand wäre so dämlich, sich auf "langbein" umoperieren zu lassen.)

deine persönliche, momentane gestimmtheit sei dir natürlich unbenommen.
(düster war mir auch schon oft genug, ich kenne das also), vielleicht zeigt meine reaktion ja nur die heftige abwehr meiner eigenen düstergestimmtneigung? jetzt komm ich ins grübeln....

dieses "niemand sieht mehr - nur die dichter" habe ich aus jener zeile herausgelesen ( oder meintest dus anders?):
Zitat:
Besonnen lauscht allein der Dichter noch den langen
Erzählungen des Lebens, selbst den geringen
.

dass allerdings einzig die dichter imstande wären zu erkennen, glaube ich halt nicht. kluge und feinfühlige leute gibt es überall, aber wies halt so ist: je weiter man nach oben kommt, desto dünner wird die luft (abteilung: einsame spitze)
ich vermute, es wird ein dürer, ein galileo galilei oder ein euler auch nicht gerade massenhaft leute gekannt haben, mit denen er sich auf seinem niveau hat unterhalten können. ( dazu ein buch von alice miller: "das drama des begabten kindes.")

wie dem auch sei:
hier in diesem forum kann man sich auch auf höherem nivau unterhalten
(was ja auch immer wieder hinreichend genug beweisen wird)
die technik gibt uns in jeder weise möglichkeiten in die hand, die unsere vorfahren nicht hatten.
und jeder nützt sie halt gemäß seiner fähigkeiten.

vom sonette schreiben wollte ich dich aber gewiss nicht abhalten.(da wär ich wohl der letzte, der dazu ein recht hat, wo ich doch selber kaum welche schreibe.) deine sehnsucht nach dem zarten, feinen kann ich viel zu gut nachvollziehen. ( dazu hat auch schon reinhard mey geschireben: "die welt sieht nur die grellen schilder, und dein pastell versteht sie nicht.")
ich ziehe halt meinen schluss so: lieber freu ich mich riesig über das bisschen gute - und dem "haufen mist" ( oder dem, was halt für mich im augenblick nicht brauchbar ist) geb ich einfach keine energie mehr.

da ich dir und deinen gedanken so viel aufmerksamkeit gewidmet haben, steht also für mich fest, dass du mirs wert warst.

schon wieder geschwafelt. das wird ja langsam chronisch .....

liebe grüße dem um schönheit ringenden,
larin

Geändert von a.c.larin (02.03.2010 um 12:11 Uhr)
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Alt 03.03.2010, 12:52   #7
Quicksilver
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Hallo Louis,

dir ist m.E. ein gutes Sonett gelungen. Ein paar kleine Anmerkungen habe ich dennoch:

- Ich stolperte beim ersten Lesen an derselben Stelle wie Falderwald und Dana. Beim zweiten Lesen fällt es jedoch nicht weiter ins Gewicht. Ich würde nichts daran ändern.

- Wie larin stößt mir der Bezug einzig zum Dichter ein wenig auf. Einerseits könntest du mit dem Wort "Künstler" oder "Denker" dahingehend die Gruppe erweitern, andererseits schreibst du hier als Dichter ein Gedicht - für Dichter (für dich selbst/Schublade oder dieses Forum). So betrachtet ist diese bewusste Überspitzung durchaus legitim.

Um nicht nur Vorgekautes zu wiederholen, zeige ich dir, was mir noch aufgefallen ist:

Zitat:
Der Blick fürs Schöne ist den Menschen längst vergangen,
Der Blick ist vergangen? Ich denke, er kann kann verschleiert oder getrübt sein, erlöschen und dergleichen, aber vergangen empfinde ich als falsch. Wenn du das g gegen ein h tauschst, rettest du m.E. den intendierten Sinn und schlägst einen Bogen zur Synthese. Seid aufmerksam = öffnet den verhangenen Blick. In jetziger Form hättest du neben grad beschriebenem Logikfehler (nur m.E. natürlich) einen Widerspruch zur Synthese, denn Vergangenes ist nun einmal vergangen und kann durch Aufmerksamkeit allein nicht wiederhergestellt werden.

Zitat:
Besonnen lauscht allein der Dichter noch den langen
Erzählungen des Lebens, selbst den geringen.
Versucht zu fassen, was die leisen Stimmen bringen
und Engelschöre in den Winden sachte sangen.
Im letzten Vers hat sich m.E. ein Tempusfehler eingeschlichen. Dies wirkt reimgeschuldet und nicht stringent.

Zitat:
Einst werden alle wieder Kinder, Dichter sein.
Befreit von fremden Zwängen und von falscher Scham,
wird jegliches Gehabe zum belachten Schein.
Hier habe ich keine Kritik, aber musste schmunzeln, als ich gedanklich anstatt "falscher Scham", "falschem Charme" einsetzte. Für mich vertiefte dies die Bedeutung noch.

Zitat:
Die Frage steht, woher die grosse Eile kam
Die Frage steht, woher... - ist keine geläufige Wendung für mich. Wieso kein "ist"?

Insgesamt habe ich mich wirklich gern mit diesem Sonett auseinander gesetzt und es sind lediglich Peanuts, die mir ins Auge fallen. Andere, wahrscheinlich auch du, werden dies nicht so sehen wie ich.

Grüße
von
Quicksilver
__________________
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Alt 05.03.2010, 19:53   #8
Louis Lazar
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Guten Abend,
nun will ich euch endlich antworten...


Larin,

wie ich schon sagte, sollte die Figur des "Dichters" hier für an Stelle der Wenigen stehen. Vermutlich eine etwas unglückliche Wahl, das sehe ich jetzt ein, aber aus dem Kontext sollte die Absicht ersichtlich sein. Ich bin davon überzeugt, dass es Menschen gibt, die von keinem Funken künstlerischen Geistes beseelt sind. Das stimmt mich nicht düster, sondern zynisch...

...auch nicht viel besser.
Noch einmal vielen Dank für Votum und Diskussion.



Quicksilver,

für deinen Kommentar danke ich dir. Auch für dein Lob.

Zu deinen Kritikpunkten:


1. Der vergangene Blick

Gerne würde ich widersprechen, weil mir die Zeile in dieser Form sehr gut gefällt - aber ich kann nicht. Du hast recht, vergangenes kommt nicht wieder. Aber du verzeihst sicher, wenn ich diesen Fehler einfach stehen lasse, mit "verhangen" kann ich mich nämlich nicht anfreunden und ein anderes Reimwort gleicher Bedeutung fällt mir nicht ein.

2. Der Tempusfehler

Ich seh' keinen. Vielleicht weil ich Schweizer bin? Kannst du mir das vielleicht erklären?

3. Die Sache mit der Frage

Absolut richtig. Keine Ahnung, warum ich diese seltsame Wendung gewählt habe. Wird gleich geändert. Danke für deinen Korrekturvorschlag, aber ich denke, ich setzte hier ein "bleibt" - einverstanden?

Freut mich, dass dir mein Werk trotz den kleinen Mängel gefallen hat. Bis bald.


Liebe Grüsse
Louis
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Alt 12.03.2010, 08:38   #9
Quicksilver
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Hallo Louis,

ich melde mich noch einmal bezüglich des Tempusfehlers:

Zitat:
Besonnen lauscht allein der Dichter noch den langen
Erzählungen des Lebens, selbst den geringen.
Versucht zu fassen, was die leisen Stimmen bringen
und Engelschöre in den Winden sachte sangen.
Du bleibst bis zum "sangen" in der Gegenwart. Wäre dies vom Sinn her notwendig, hätte ich keine Einwände. Aber ich kann nicht erkennen, wieso die Engelschöre nur "sangen". Tun sie dies nicht mehr? Wenn dem so ist, kommt diese zeitliche Wendung m.E. zu unerwartet. Aufgrund dieser Unklarheit, habe ich vermutet, dass dies dem Reim geschuldet ist. "Singen" wäre für mich stringenter.

Lieben Gruß
von
Quicksilver
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Alt 12.03.2010, 12:32   #10
ruhelos
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hallo Louis,

ein ansprechendes Sonett hast du hier verfasst. These, Antithese und Synthese sind gut ausgefeilt. Im 1. Quartett beschreibst du anschaulich, dass viele Menschen den Blick für das Schöne verloren haben. Ich denke, dass die Menschen einfach zu beschäftigt sind, um noch mit wachen Augen die Natur zu betrachten. Im 2. Quartett hebst du hervor, dass der Dichter im Gegensatz dazu, jene Dinge wahrnimmt und darüber schreibt. In den Terzetten dann hebst du die Hoffnung hervor, dass in Zukunft die Menschen wieder wie Kinder, auch die kleinen schönen Dinge im Leben wieder wahrnehme werden.

Allerdings stimme ich Quicksilver zu. Es ist nicht verständlich, warum du im 2. Quartett vom Präsens ins Perfekt wechselst. Warum sangen die Engelschöre und singen nicht mehr.

Auf alle Fälle habe ich das Sonett gern gelesen.

Viele Grüße
ruhelos
__________________
Schreiben ist leicht. Man muss nur die falschen Wörter weglassen. (Mark Twain)

Geändert von ruhelos (12.03.2010 um 12:35 Uhr)
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