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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 09.07.2011, 18:22   #1
Walther
Gelegenheitsdichter
 
Registriert seit: 09.11.2009
Ort: Im Wilden Süden
Beiträge: 3.210
Standard Dein Name buchstabiert

Dein Name buchstabiert


Du sagst es in den Wind und sprichst es leicht:
Entschweben Worte den Gespensterlippen?
Pulsiert kein Herz mehr unter Deinen Rippen?
Da ist kein Odem, der dem Mund entweicht!

Die Finger können nicht mehr lässig schnippen,
Was sonst Dein Schwadronieren unterstreicht!
Vergeblich, weil nichts meine Welt erreicht,
Und mögen Deine Unterschenkel wippen,

Ich hätte alles nur imaginiert!
Du gibst den bösen Geist in meinen Träumen,
Der lächelnd meine Einsamkeit seziert.

Du füllst die Leere in den Seelenräumen.
Fast war von mir Dein Name buchstabiert,
Da rascheln kalte Winde in den Bäumen.
__________________
Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt
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Alt 17.07.2011, 18:51   #2
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.908
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Moin Walther,

das hört sich an wie ein zerbrochener Traum.

Ich könnte mir hier zwei Szenarien vorstellen:

Dein Protagonist hat sich (unglücklich) verliebt und träumt von einer Antwort der Angebeteten, die er jedoch nie erhält bzw. nie erhalten hat oder er hat seine Liebste an den Tod verloren und ist nun einsam.

Fragende Aussagen "wie pulsiert kein Herz mehr unter deinen Rippen?" lassen mich jedoch eher zur ersten Szene tendieren.
Allerdings ist mir nicht ganz klar geworden, ob dies alles wirklich nur in der Imagination des Protagonisten geschehen ist oder ob sich eine "reale" Veränderung in seinem Leben eingestellt hat.
Vielleicht habe ich aber auch nicht den richtigen Schlüssel im Text gefunden.

Klar scheint jedenfalls, daß die Hoffnungen und Sehnsüchte des Protagonisten auf kein "Leben" (Gehör) mehr stoßen.
Es klingt alles ziemlich melancholisch und der Traum scheint mit dem Winde zu verwehen.

Besonders gut gefällt mir "Du gibst den bösen Geist in meinen Träumen, Der lächelnd meine Einsamkeit seziert."
Hier wandelt sich das "Objekt der Begierde" zu einem Alptraum, weil es unerreichbar blebt.

Weniger gefallen hat mir "Und mögen Deine Unterschenkel wippen".
Es erscheint mir an dieser Stelle etwas willkürlich und dem Reim geschuldet, wobei ich durchaus verstehe, wie es gemeint ist. Für mich bleibt es aber die eigentliche Schwachstelle im Text, es sei denn, es liegt hier doch eine ganz andere Intention vor.

Alles in allem ein ordentliches Sonett, welches eine melancholische Stimmung zu erzeugen weiß.

Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 18.07.2011, 14:48   #3
Walther
Gelegenheitsdichter
 
Registriert seit: 09.11.2009
Ort: Im Wilden Süden
Beiträge: 3.210
Standard

Lb. Falderwald,

danke für Deinen Eintrag. Ich habe in diesem Sonett versucht, eine traumatische Beziehung nachzuempfinden, die den einen der beiden Beteiligten in einer unaufgelösten Seelenlage der Wut, Enttäuschung, fast Rachsucht, zurückgelassen hat, während der andere ging, ohne daß der Zurückgebliebene Satisfaktion erhalten hätte. die ihm den Seelenfrieden hätte bringen können.

Der Name, das genannt oder gerufen Werden, ist hier Synonym für die Personifizierung. Obschon doch tot macht die Namensnennung auf eigentümliche Art "lebendig". Sie entreißt Tote dem Vergessen. Nicht umsonst werden in Jad Vashem die Namen der in der Shoa des Nazismus Ermorderten ausgerufen, um sie in Erinnerung zu behalten, um ihnen das Leben zu geben, daß ihnen die Todesmaschinerie von Hitlers Schergen nahm, als später Sieg der Ermordeten über ihre Mörder, die ihrerseits in Vergessenheit geraten.

In diesem Gedicht darf im Gegensatz dazu deshalb der Name des LyrDu nicht zu Ende buchstabiert werden, damit der Andere nicht wieder obsiegt. Jetzt, inden das LyrIch ihn nicht nennt, beginnt der Akt des Vergessens, der Sieg des Lebens über den Tod, der Überlebende hat nun die Chance zu einem Ausstieg aus dieser traumatisch-einseitigen Beziehung und damit zur Satisfaktion.

Ich weiß, dieser Text ist sperrig. Vielleicht habe ich mit dafür nicht geeigneten Mitteln zuviel gewollt. So geht es uns ja immer wieder, wenn wir lyrisch etwas wagen.

In diesem Sinne danke ich Dir für Deine tiefgründige Interpretation, die einem traurigen Text ein noch traurigeres Ende erspart, dem nämlich, nicht evoziert, nicht gerufen zu werden und sang- und klanglos unterzugehen.

LG W.
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