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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 06.02.2018, 16:26   #1
Chavali
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Standard Die Natur kennt keine Trauer

Die Natur kennt keine Trauer,
schert sich nicht um Menschenleid.
Sie erwacht am Tag aufs Neue,
sinkt des nachts ins Schlafenskleid.

Prächtig blühen ihre Blumen,
herrlich rauscht der Erlenwald.
Und der letzte Atem deiner
Lippen ist so eisig kalt.

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Geändert von Chavali (07.02.2018 um 12:02 Uhr) Grund: S2 Z2
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Alt 06.02.2018, 19:09   #2
ginTon
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Hi chavilein...

Zitat:
Die Natur kennt keine Trauer,
schert sich nicht um Menschenleid.
Sie erwacht am Tag aufs Neue,
sinkt des nachts ins Schlafenskleid.

Prächtig blühen ihre Blumen,
herrlich rauscht der Blätterwald.
Und der letzte Atem deiner
Lippen ist so eisig kalt.
Also ich muss schon sagen. Das Gedicht ist wirklich klasse und gefällt mir sehr. Gerade den Zeilensprung in der vorletzten Zeile finde ich besonders gelungen und das Resüme der darauffolgenden Zeile.

Zwar finde ich die erste Zeile inhaltlich nicht korrekt, tendiere aber dazu, sie
in den Bereich der rhetorischen Fragen einzuordnen. Es gibt in der Natur durchaus Begebenheiten, die man mit Trauer im Bereich des Menschen einordnen könnte. So suchen Elefanten bekanntlich ja immer wieder die Knochreste ihrer toten Begleiter auf oder trauern wenn ein Junges gerissen wurde o.ä. Aber wie gesagt, das gehört in den Bereich der Diskussion und ein Gedicht ist ja nicht dazu da irgendwelche Wahrheiten zu verbreiten, sondern etwaige Fragen aufzuwerfen oder Dinge zu hinterfragen.

gerne gelesen und mit beschäftigt liebe Grüße ginnie
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Alt 06.02.2018, 20:28   #3
Chavali
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Hi ginnie,
Zitat:
Also ich muss schon sagen. Das Gedicht ist wirklich klasse und gefällt mir sehr.
Danke dir. Das habe ich dieses Mal auch nicht anders erwartet
Zitat:
Gerade den Zeilensprung in der vorletzten Zeile finde ich besonders gelungen und das Resüme der darauffolgenden Zeile.
Ja, das finde ich selber ziemlich gut gelungen

Was die *Trauer der Natur* betrifft, hast du Naturwissenschaftler natürlich recht.
Bei den Tieren auf jeden Fall.
Aber das sollte - wie du ja auch schon richtig erkannt hast - nicht der Duktus dieses Textes sein.

Lieben Gruß,
chavi
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Alt 07.02.2018, 10:06   #4
juli
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Liebe Chavali,

Dein Gedicht beeindruckt mich sehr. Ich finde es trifft den Nerv.

Du findest Worte für Trauer und Ohnmacht, wenn man jemanden verloren hat. Die erste Zeile klingt fast nüchtern, jedoch weil für mich Natur auch bedeutet, das es weitergeht.Ich bin nicht gläubig, Aber alles hat seine Zeit in der Natur / Evolutionsgeschichte, und wer weiß vielleicht wächst aus der Erde in der man Jahrmillionen lang liegt, etwas Neues.

Aus deinem Gedicht spricht die Trauer.

Sehr gerne gelesen, weil ich auch nach Worten suche und ich froh bin wenn ich andere gefunden habe.

Liebe Grüße sy

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Alt 12.02.2018, 15:24   #5
Chavali
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Liebe syranie,

Zitat:
Dein Gedicht beeindruckt mich sehr. Ich finde es trifft den Nerv.
Danke
Zitat:
Die erste Zeile klingt fast nüchtern,
Das war Absicht - denn die Natur ist wie sie ist, da gibt es keine Gefühle.
Zumindest nicht solche weitreichenden, wie sie dem Menschen eigen sind.

Und nur wer selbst betroffen ist, kann verstehen und nachfühlen.
Das ist so und das musste ich schmerzlich erfahren.

Nochmals lieben Dank und Grüße
Chavali
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Alt 12.02.2018, 16:44   #6
Eisenvorhang
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Hi Chavali,

wieder ein sehr schönes Gedicht.

Die Natur kennt keine Trauer. Ein paar Gedanken dazu! Nur kurz.

Alles entspringt irgendwoher, oder?
Der Duft der Blüte. Der kleine Fluss ausm Berg. Der Schnee aus dem Himmel.
Die Geburt und der Tod.
Man könnte sagen, alles entspringt und mündet irgendwo.
Die Natur ist wie ein Buch, welches sich selbst schreibt, in einer für uns fremden Sprache, in einer für uns unbestimmten Zeit und alles was dazwischen entsteht ist ein Agieren und Reagieren und zwischen dem, möglicherweise als kausales Produkt, schunkeln Gefühle.

Was wäre denn, wenn beispielsweise der Tod ein Akt der Liebe wäre?
Wenn die Blätter im Herbst verwelken und zu Laub werden, zu Erden fallen, mit der Erde eins und mit neuem Grün im nächsten Jahr aufblühen werden?

Was ist, wenn wir alles im Leben falsch verstehen? Und Empfindungen aus Egoismus rühren? Aus einem Umstand, der in seinem Überhang der Undeutlichkeit, so stark verwoben ist, dass wir uns nur das annehmen, was für uns verständlich ist und bleibt.

Ich denke, die Natur kennt Trauer - nur keiner kann sie fragen. Weil sie eben Trauer auf andere Art empfindet als wir.
Stell Dir folgenden Monolog vor:

Eine Linde: "Komisch, warum die Menschen immer weinen, wenn einer von ihnen geht. Es wird doch schon gleich wieder ein neuer geboren".

Zugegeben ist das sehr provokant. Pflanzen wachsen besser, wenn man sie gut behandelt.
Ich weiß die Trauer ist schwer und hart - aber sie ist auch ein Inbegriff der Liebe und mündet darin, sie zu finden und in Liebe loslassen zu können.
Alles hat einen Anfang und ein Ende. Das gilt für die Liebe, wie für die Trauer.

Davon ab: Chavali, Deine Gedichte sind immer so echt und offen, nicht affektiert und auf Lyrikblues getrimmt. Für mich ist das wahre Schönheit und wahre Poesie.
Wieder und wieder lese ich Deine Gedichte sehr gern.
Für mich, gerade hier im Forum, hast du eine der schönsten Schreiben!

vlg

EV

Geändert von Eisenvorhang (12.02.2018 um 16:51 Uhr)
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Alt 13.02.2018, 11:54   #7
Chavali
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Hi EVG,

du hast dir viele Gedanken gemacht und sie mir mitgeteilt.
Sie sind philosophischen Inhalts.
Dafür erst einmal ein herzliches Dankeschön
Deine Rezension macht mich ein wenig sprachlos - natürlich bin ich auch erfeut darüber.

Die Natur kennt keine Trauer - eben, weil sie immer wieder neu erblüht und weiterwächst
und nicht für immer vergeht wie ein Mensch, der niemals mehr wiederkommt, den man unendlich vermisst
und den kein neugeborenes Baby ersetzen kann.

Die Natur ist einfach wieder da, eine Rose zum Beispiel, die blüht im Jahr darauf umso schöner,
wie sorgfältig man sie im Herbst verschnitten hat.

Natürlich blutet ein frischer Schnitt mehr als eine Narbe, die nur (manchmal) noch schmerzt.
Hier setzt der vielgepriesene Zeitfaktor an.

Es lohnt sich, darüber nachzudenken....

Und das ist doch eben der Unterschied zwischen dem Lindenbaum und dem Menschen:
Wir denken mit allen Empfindungen und erleben sie, was man bei einer Linde
noch nicht nachgewiesen hat

Nochmals lieben Dank für dein Feedback, in dem ein wunderschönes Lob einbettet ist


Liebe Grüße,
Chavali

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Alt 13.02.2018, 16:18   #8
Eisenvorhang
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Sprachlos? Es war nicht böse gemeint!!! Im Gegenteil, wohl eher tröstend (Versuch).

Die Natur kennt keine Trauer - eben, weil sie immer wieder neu erblüht und weiterwächst

Ja gut, jetzt hast du mich!
Ich verstand die Zeilen so, als wäre die Natur von Trauer komplett befreit, im Sinne der Bewertung.

:-))

vlg

EV
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Alt 13.02.2018, 16:32   #9
Chavali
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Zitat:
Sprachlos? Es war nicht böse gemeint!!!
Das weiß ich doch, EVG, dein LOB hat mich sprachlos gemacht und überrascht im besten Sinne
ich habs durchaus positiv verstanden, danke nochmal
Zitat:
Ja gut, jetzt hast du mich!
Dann haben wir uns ja verstanden

LG Chav
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