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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 06.01.2010, 15:53   #1
Sidgrani
Von Raben umkreist
 
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Standard Abseits

Abseits

Wieder stehe ich am Fenster,
und mein Blick ist öd und leer.
Wieder kommen die Gespenster,
zerren mich hinaus aufs Meer.

Hör, wie Kinder mich verhöhnen,
auf der Straße vor dem Haus.
Hab im Schädel dieses Dröhnen,
dann die Schatten - es ist aus.

Flüstern drohend und verspotten
mich als eine Satansbrut.
Solle möglichst bald verrotten,
dass ich lebe, wär nicht gut.

Freudlos weiche ich vom Fenster,
voller Demut und Verzicht.
Regen, an den Scheiben glänzt er
wie die Tränen im Gesicht.

Geändert von Sidgrani (27.07.2017 um 07:03 Uhr) Grund: Kommi von eKy #4
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Alt 23.01.2010, 14:51   #2
Dana
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Hallo Mandrillo,
du bist noch nicht so lange hier, um zu wissen, dass ich "Trauer- und Düstergedichte" liebe.
Darum wundere ich mich über mich, dass ich noch nicht hier gewesen bin.

Dieses zeigt einen "abgestempelten Außenseiter", der darunter leidet.
Das Leid hast du in treffenden und überzeugenden Bildern aufgezeigt.

Besonders gelungen finde ich diese Strophe, und darin:

Freudlos weiche ich vom Fenster,
voller Demut und Verzicht.
Regen, an den Scheiben glänzt er,
wie die Tränen im Gesicht.


Dein Gedicht stimmt nachdenklich, da man weiß, dass es diese Menschen gibt - und es sind nicht wenige.

Liebe Grüße
Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 27.01.2012, 14:29   #3
Sidgrani
Von Raben umkreist
 
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Hallo Dana,

den ersten Jahrestag deines Kommentars habe ich leider knapp verpasst, aber ich möchte die Chance, dieses Gedicht noch einmal ganz oben zu sehen, trotzdem nutzen.

Ich finde auch, dass düstere Geschichten manchmal ganz besonders tief unter die Haut gehen. Wie recht du hast, es gibt viel zu viele dieser unfreiwilligen Außenseiter.

Danke für dein Feedback und liebe Grüße
Sidgrani
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»Erich Kästner«
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Alt 25.07.2017, 18:15   #4
Erich Kykal
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Hi Sid!

Ein schönes Gedicht, danke für den Link!

Wieder stehe ich am Fenster,
und mein Blick ist öd und leer.
Wieder kommen die Gespenster,
zerren mich hinaus aufs Meer.

Hör, wie Kinder mich verhöhnen,
auf der Straße vor dem Haus.
Hab im Schädel dieses Dröhnen,
dann die Schatten, es ist aus.

Flüstern, drohen und verspotten Zum besseren Verständnis und für klare Bezüge würde ich hier schreiben: "Flüstern drohend und ...".
mich als eine Satansbrut.
Solle möglichst bald verrotten,
dass ich lebe, wär nicht gut.

Freudlos weiche ich vom Fenster,
voller Demut und Verzicht.
Regen, an den Scheiben glänzt er, Das Komma am Zeilenende würde ich hier weglassen.
wie die Tränen im Gesicht.


Als Leser habe ich mich gefragt, was genau mit den "Schatten" in S2Z4 gemeint ist (Nach "Schatten" würde ich übrigens eher einen Bindestrich setzen als ein Komma). Das bleibt der Mutmaßung des Lesers überlassen.

Deine Conclusio hier ist lyrisch vom Allerfeinsten! Chapeau!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 27.07.2017, 07:02   #5
Sidgrani
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Hei eKy,

ich bin deinen Anregungen gefolgt, danke.

Die Schatten stehen für abgrundtiefe dunkle Gedanken, die das LI heimsuchen und ängstigen.

Zitat:
Zitat von eKy
Deine Conclusio hier ist lyrisch vom Allerfeinsten! Chapeau!
Welch schönes Lob, da freue ich mich ganz besonders. Danke!

Liebe Grüße
Sid
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Alt 27.07.2017, 08:01   #6
Kokochanel
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Guten Morgen, Sid,

ein Gedicht, das berührt. Außenseiter gibt es immer und überall.
Eine Gruppe hat eine feste Struktur, die immer einen Anführer, viele Mitläufer und mindestens einen Außenseiter herausbildet (Gruppendynamik). Diese können durch vielerlei zum Außenseiter werden. In Schulen spielt oft Markenkleidung eine Rolle, oftmals Äüsserlickeiten wie Körperbau ( besonders zart, besonders dick), das macht es besonders schändlich, jemandem zum Außenseiter zu stempeln.
Die Trauer und Hilflosigkeit dieses Menschen hast du gut rüber gebracht.

Aus diesr Rolle herauszukommen, dazu braucht es Hilfe.Wahrscheinlich wäre es hilfreich, wenn die Außenseiter sich einmal fragen würden, ob es überhaupt erstrebenswert ist, mit solchen zusammen zu sein oder ob die Anerkennung solcher überhaupt Anerkennung sein kann. .

LG und gerne mitgefühlt von Koko
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Alt 27.07.2017, 08:19   #7
juli
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Lieber Sid,

Das ist ein tolles Gedicht!

In der düsteren Abteilung lese ich sehr gerne, und Dieses schickt eine klare lyrische Aussage in meinen Kopf.

Sehr gerne gelesen sy

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Alt 28.07.2017, 10:36   #8
Erich Kykal
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Hi Sid!

Deine Conclusio erinnert mich an ein Lied von Heinz Rudolf Kunze: "Regen in meinem Gesicht":

https://www.youtube.com/watch?v=OZKGiL1t5jE

Er ist für mich der intellektuellste wie lyrischste aller Liedermacher!

LG, eKy
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Alt 28.07.2017, 17:00   #9
Sidgrani
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Hei eKy,

Zitat:
Zitat von eKy
Deine Conclusio erinnert mich an ein Lied von Heinz Rudolf Kunze: "Regen in meinem Gesicht"
es wundert mich natürlich nicht, dass dir sein Lied gefällt, der Text spricht dir sozusagen aus der Seele.

LG Sid



Nachtrag:

Ups, da habe ich doch tatsächlich ein dickes Lob übersehen!

Sorry liebe sy, das passiert mir hoffentlich nicht noch einmal. Düstere Texte finde ich auch gut, sie dringen wohl intensiver in unsere Gefühle ein. Ich freue mich, dass ich in deinem Kopf etwas erzeugen konnte.

Danke und einen lieben Gruß ins Wochenende
Sid
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Geändert von Sidgrani (29.07.2017 um 05:34 Uhr)
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Alt 28.07.2017, 21:51   #10
Erich Kykal
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Mein erstes Lieblingslied von ihm (heute sind es viele) war in den Achtzigern "Stirnenfuß".

LG, eKy
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