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Alt 09.06.2016, 01:21   #1
Meishere
Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 08.06.2016
Beiträge: 30
Standard Die schwarze Feder

Sie liegt wieder einmal allein und traurig in ihrem Bett.
Sie dachte oft lange über Dinge nach und hatte es längst aufgegeben mit anderen darüber zu sprechen.
Viele hielten sie für sonderbar. Ihre Mutter hatte einmal gesagt, sie solle die Leute nicht immer so nerven mit ihrem ganzen Quatsch. So hatte sie schnell gelernt, dass man leichter durchs Leben kam, wenn man versuchte sich anzupassen und über all das zu reden, worüber die anderen gerne sprachen.
Oft langweilte sie das. Manchmal breitete sich sogar dieses seltsame, unangenehme Gefühl in ihr aus, wenn sie wieder einmal eines der oberflächlichen Gespräche führte. Sie hatte davon noch niemandem erzählt und dennoch hatte sie auch darüber schon oft nachgedacht. Dieses Gefühl schien tief aus ihrem Inneren zu kommen, vielleicht aus ihrem Bauch, vielleicht aus dem Herz; sie war sich nicht sicher. Was sie wusste, war, dass sie dann jedes Mal am liebsten einfach gehen würde oder noch besser, ihrem Gegenüber kräftig gegens Schienbein treten oder ins Gesicht schlagen und ihn anschreien, er solle endlich sein verdammtes Maul halten.
Doch natürlich hatte sie das noch nie getan; sie nickte immer, lächelte und versuchte an den passenden Stellen einen kurzen Kommentar einzuwerfen.
Sie hatte viele Dinge noch nie getan.
Sie war noch nie einfach mal spontan in einen Zug gestiegen und weggefahren und sie war auch noch nie blind auf eine vielbefahrene Straße gelaufen.
Dennoch dachte sie oft an solche und ähnliche Dinge und fragte sich, wie es sich anfühlen würde und wie solche Situationen wohl enden würden.

Sie blickt auf den kleinen Radiowecker, dessen elektrischgrüne Schrift im Dunkeln leuchtet. Der neue Tag hat schon längst begonnen und wieder einmal begrüßt sie ihn, ohne vorher geschlafen zu haben.
Einmal hatte sie eine ganze Nacht darüber nachgedacht, ob der Tag für jeden Menschen ganz individuell endet, mit dem Zeitpunkt des Einschlafens, oder ob es tatsächlich die Sonne und die Uhren sind, die darüber die Kontrolle haben. Als dann die Sonne aufging und sie ohne geschlafen zu haben wieder aufstand, war sie sich sicher, dass dieser Tag mehr als 24 Stunden hatte.

Jetzt liegt sie dort im Dunkeln in ihrem Bett und rennt im Kopf ihre Kreise.
Ein Gedanke führt zum nächsten, dieser zu einem weiteren, der dann wieder im ersten endet.
Sie nimmt eine zweite Tablette.
Der Arzt hatte gesagt, dass diese Tabletten helfen ihre Gedanken zu beruhigen. Wenn eine nicht reiche, solle sie eine weitere nehmen. Niemals jedoch mehr als zwei. Das hatte der Arzt gesagt.
Meistens nimmt sie zwei, ganz selten sogar drei, immer mit diesem unguten Gefühl im Bauch, etwas schlechtes zu tun.
Doch der Arzt wusste nichts von den wirklich schlimmen Gedanken, von den Gedanken, die begannen sie von innen aufzufressen.
Sie hatte gehört, dass Leute in bestimmte Krankenhäuser kamen, wenn ihre Gedanken zu schlimm waren. Und wenn sie auch bei vielem unsicher ist, sie weiß, dass sie dort niemals hin möchte.
Deswegen nimmt sie manchmal drei Tabletten und schläft dann zwölf Stunden oder mehr. Damit kommt sie klar.

Sie blickt in die dunkle Ecke neben dem Fenster. Der Mond scheint in dieser Nacht nur schwach durch die Wolken und die Schatten haben sich sanft in ihrem Zimmer verteilt.
Doch plötzlich hat sie das Gefühl, die Schatten würden sich bewegen. Sie hat das Gefühl, sie würden sich auftürmen zu einem großen, dunklen Wesen.
Schnell nimmt sie eine weitere Tablette.
Sie schließt die Augen und wartet darauf, dass die Chemie in ihrem Kopf Wirkung zeigt.
Wie das wohl funktioniert, fragt sie sich und stellt sich vor, wie kleine Elektrizitätsbälle auf ihren Nervenbahnen zum Gehirn rasen und dort die gewollten Schalter umlegen.
Sie beginnt zu schwitzen. Irgendetwas stimmt nicht, denkt sie und ihr Atem wird plötzlich schneller. Sie hat Angst. Sie weiß nicht genau wovor und sie will es eigentlich auch gar nicht wissen.
Als sie die Augen öffnet, hofft sie, geschlafen zu haben und das neue Tageslicht zu erblicken. Doch stattdessen steht dort immernoch die dunkle, wabernde Gestalt in der Ecke.
Sie hat das Gefühl, hunderte kleiner, gelber Augen würden sie anstarren.
So schlimm war es noch nie, zumindest kann sie sich nicht daran erinnern.
Sie nimmt vorsichtshalber noch eine Tablette.
Das Wesen kommt näher.
Eine der dunklen Wolken, die es umgeben, streift ihr Bein. Ihr Körper reagiert mit Gänsehaut, ihr Kopf reagiert mit noch mehr Angst.
Sie schaut aus dem Fenster und sieht, wie eine Wolke gerade das letzte Mondlicht verschluckt.
Völlige Dunkelheit.
Finsternis.
Und vor ihrem Bett, noch dunkler als die Schwärze, steht die Schattengestalt.
Ihr wird schlagartig klar, dass es die Dämonen, vor denen sie sich immer gefürchtet hatte, also doch gibt.
Sie hat Angst.
Wieso nur, muss der Dämon ausgerechnet jetzt erscheinen, nachts, wenn sie sowieso schon Angst hat, wenn sie einsam ist, wenn sie doch einfach nur schlafen möchte.
Ein Gedanke tötet mit einem Schlag alle anderen. Was, wenn sie nun verflucht ist? Was, wenn dieses Wesen nie wieder weg geht, wenn die Sonne ihm nichts anhaben kann?
Ihre Angst steigt ins Unermessliche, ihr Herz zieht sich zusammen, irgendetwas in ihr möchte ihren Brustkorb aufreißen und nach draußen springen.
Sie nimmt noch eine Tablette, betet dafür endlich einzuschlafen.
Doch stattdessen beginnt nun ihre Haut fürchterlich zu jucken, sie fängt an sich hin und her zu drehen und muss sich aufsetzen.
Ihr Gesicht nun direkt vor dem Dämon, blickt sie tief in zwei der gelben Augen.
Sie beginnt leise zu weinen.
Plötzlich erklingt Gelächter, verborgene Münder machen sich über sie lustig, so wie es so viele andere tagsüber ganz offen tun.
Sie schluchzt und nimmt noch zwei Tabletten.
Warum nur wirken die Scheißdinger nicht, fragt sie sich, als der Schlaf sie plötzlich wie eine Faust ins Gesicht trifft und sie zurück ins Kissen wirft.
Endlich, ist das letzte was sie denkt, kurz bevor ihr die Augen zufallen.

Im gleichen Moment wird es hell, sie steht auf einer sonnendurchfluteten Lichtung, umgeben von sanftduftenden Tannen. Sie atmet tief durch, genießt die Wärme auf der Haut und den Geruch in der Nase.
Ihre Augen folgen einem kleinen, gelben Schmetterling und bleiben an etwas blauschillerndem in einem der Bäume hängen. Langsam, aber ohne Angst, geht sie darauf zu.
Als sie näher kommt hört sie das leise Zwitschern eines Vogels.
Dort im Baum, auf einem Ast etwas höher als ihr Kopf, sitzt er. Eingehüllt in ein leuchtendes blaues Federkleid beobachtet er sie mit einem seiner kleinen schwarzen Augen.
Sie bleibt vor ihm stehen und sieht zu ihm hoch.
"Da bist du ja", sagt der Vogel. Seine Stimme ist hoch, fast schrill, aber seltsamer Weise mag sie den Klang. Sie überlegt, ob es nicht seltsam ist, dass der Vogel spricht, kann dann aber nichts Ungewöhnliches daran finden.
"Hast du auf mich gewartet?", fragt sie den Vogel.
"Nun, zumindest habe ich dich dort hinten auf der Wiese stehen sehen und erwartet, dass du herkommen wirst."
"Wieso hast du das erwartet?", fragt sie weiter.
"Das ist eine gute Frage. Du musst wissen, dass alle, die hier landen, irgendwann zu mir kommen.", antwortet der Vogel.
"Wer bist du denn?", fragt sie etwas verunsichert.
"Wer ich bin? Das würde ich dir gerne sagen, doch du wirst es schon bald selbst herausfinden. Was denkst du denn, wer ich bin?"
"Du siehst aus wie ein Vogel, zwar ein besonders schöner, aber eben nur ein Vogel."
"Ein Vogel, interessant.", murmelt der Vogel, "Danke für das Kompliment. Komm, setz dich zu mir."
Er flattert zu einem nahegelegenen Baumstumpf und landet auf dessen Rand. Sie geht hinterher und setzt sich im Schneidersitz davor.
"Schließ' die Augen, ich möchte dir etwas zeigen", sagt der Vogel.
Sie schließt ihre Augen und wartet gespannt auf das, was gleich passieren soll.
"Wer hier her kommt hat meist großen Kummer", sagt der Vogel, "Viele sind verzweifelt, anderen ist etwas widerfahren, dass sie nicht verstehen. Sag' mir, was du siehst."
"Ich sehe nichts", murmelt sie unsicher.
"Sieh' genau hin, woran denkst du, was siehst du?", fragt der Vogel fordernd.
"Dunkelheit. Ich habe Angst vor der Dunkelheit.", flüstert sie.
"Und wo kommt diese Dunkelheit her?"
"Aus meinem Inneren und gefüttert wird sie von den anderen."
"Wer sind diese anderen?"
"Menschen, alle Menschen. Sie ignorieren mich, sie lachen über mich, sie verspotten mich. Und jedes Mal wird die Dunkelheit noch dunkler", sie ist kurz davor zu weinen.
"Hey, weine nicht", trällert der Vogel fröhlich, "Mach die Augen auf!"
Sie öffnet die Augen und sieht ihn unsicher an.
"Du bist hier in einem Traum, weißt du? Hier ist alles möglich. Du musst keine Angst vor der Dunkelheit haben!", sagt er und flattert dabei mit seinen schillernden Flügeln.
"Aber sie ist so stark, sie frisst mich auf.", erwidert sie traurig und schaut zu Boden.
"Nicht hier!", ruft der Vogel, "Sieh her!"
Sie wendet ihren Blick wieder dem Vogel zu.
Plötzlich kommt ein starker Wind auf und zerzaust ihr Haar. Sie erschrickt, als sie plötzlich umgeben ist von blauen Federn. Als der Wind abflaut sitzt an Stelle des blauen Vogels ein majestätischer pechschwarzer Rabe auf dem Baumstumpf.
"Schau", krächzt der Rabe, "So einfach geht das hier. Was eben noch war, ist im nächsten Moment vergangen."
Sie weiß nicht was sie sagen soll und öffnet ihren Mund zwei Mal unschlüssig.
Der Rabe verfällt in ein kurzes, krächzendes Lachen.
"Ja, so schauen Sie alle irgendwann. Aber hab keine Angst, ich bin immernoch der gleiche", spricht der Rabe und hüpft in die Mitte des Baumstumpfes.
"Möchtest du mir eine Frage stellen?", der Rabe schaut sie herausfordernd an.
"Ich weiß nicht", sie schaut wieder zu Boden.
"Nur zu, ich werde dir alles beantworten."
"Gut. Dann sag mir, warum die Menschen alle so gemein und böse sind", sie blickt ihn an.
"Eine interessante Frage. Man möchte fast sagen, eine allumfassende Antwort ist kaum möglich."
Sie schaut enttäuscht am Raben vorbei in einen der Bäume.
"Nicht so voreilig, meine Liebe", fährt der Rabe krächzend fort, "Ich gebe dir eine Antwort. Was ist der auffälligste Unterschied zwischen Menschen und Vögeln?"
"Vögel können fliegen", antworte sie ohne nachzudenken.
"Genau", sagt der Rabe, "Menschen sind oft gefangen, an dem Punkt, an dem sie gerade stehen. Sie können nicht einfach wegfliegen. Das verbittert viele und so sind sie neidisch, vor allem auf diejenigen, die wie ein Vogel einfach entfliegen können. Sie sind neidisch auf Leute wie dich, denn du denkst über vieles nach. Deine Fantasie erlaubt es dir, überall hinzugehen, wohin du willst. Sie empfinden dich als sonderbar und stoßen dich davon, doch insgeheim wollen sie alle so sein, wie du."
"Wow", staunt sie, "so habe ich das noch nie gesehen."
"Ich weiß!", wieder verfällt der Rabe in ein kurzes Lachen. "Dafür bin ich ja da", sagt er und zwinkert ihr zu.
"Hast du einen Wunsch?", fragt er.
Sie antwortet sofort: "Ich möchte frei sein. Nicht nur in meiner Fantasie. Ich möchte, dass die Dunkelheit geht. Am liebsten möchte ich weit weg fliegen, irgendwohin, wo ich meine Ruhe habe vor all den neidischen Menschen."
Der Rabe scheint zu lächeln. "Das dachte ich mir", sagt er, "Dann komm mal mit."

Der Rabe breitet seine Flügel aus, flattert und steigt in die Luft. Sie schaut ihm hinterher und bemerkt plötzlich, dass es Nacht geworden war. Das schwarze Gefieder des Raben zeichnet sich deutlich vor dem großen, runden Vollmond ab, der direkt über ihr zu stehen scheint.
"Na komm!", ruft der Rabe und schaut zu ihr herunter.
Noch während sie überlegt, was er meinen könnte, wird der Baumstumpf plötzlich kleiner. Als sie sich umschaut bemerkt sie, dass sie schwebt. Sie fliegt tatsächlich durch die Luft!
Sie fängt an zu lachen, so frei hatte sie sich noch nie gefühlt.
"Na, geht doch!", ruft der Rabe und fliegt weiter Richtung Mond.
Sie folgt ihm lächelnd.
"Wo fliegen wir hin?", fragt sie ihn.
"In die Freiheit", antwortet der Rabe.
Der Baumstumpf, die Lichtung, der ganze Wald werden immer kleiner und kleiner und sind bald im Dunkel der Nacht verschwunden. Nur die große, sanftleuchtende Scheibe des Mondes ist unverändert vor ihr.
Immer friedlicher wird sie, immer mehr vergisst sie die Dunkelheit und die schlimmen Gedanken. Sie spürt, dass sie endlich die Dämonen besiegt hat. Sie werden ihr nie wieder etwas anhaben können, davon ist sie überzeugt.
Ein kleiner, gelber Schmetterling schaut ihnen zu, bis sie kaum mehr als zwei kleine schwarze Punkte vor der großen Mondscheibe sind und verschwindet dann im Wald.

"Du verschläfst!", ihre Mutter kommt genervt ins Zimmer gelaufen, ohne anzuklopfen, wie immer.
Die Morgensonne scheint durchs Fenster, jede Ecke des Raumes wird vom neuen Tageslicht erhellt.
Sie liegt noch immer in ihrem Bett, sie lächelt sanft. Sie lächelt stumm, ihre Augen geschlossen.
Das erste Mal in ihrem Leben, bemerkt die Mutter, wie schön ihre Tochter eigentlich ist.

Nicht viele waren zur Beerdigung gekommen. Ein schlichter Grabstein markierte die Stelle, an der man sie vergraben hatte. Ein unbeteiligter Beobachter mochte in einigen Augen lesen, dass man irgendwo tief drinnen fast froh war, sich nicht mehr mit ihr beschäftigen zu müssen. Die Tränen der Mutter waren dennoch echt und auch die allgemeine Trauer hing spürbar schwer in der Luft.
Viel zu sagen hatte niemand und so blieben die meisten Emotionen unter dem Deckmantel der unangenehmen Stille verborgen.
Nur einmal kam etwas Bewegung in die Trauergemeinschaft. Kurz bevor man im Begriff war, die Feier aufzulösen, zuckten viele zusammen, als plötzlich laut krächzend ein Rabe von einem nahen Baumstumpf in den Himmel stieg. Er zog einen Kreis über der Trauerfeier und flog dann in Richtung Horizont.
Und so kam es, dass der letzte Blick zum Grab einer schwarzen Feder galt, die sanft schwebend in kleinen Kreisen zu Boden fiel und vor dem Grabstein zum Liegen kam; der einzige Schmuck an dem kleinen Grab mit dem unauffälligen Grabstein.


Beendet am 08.05.2016
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Alt 19.06.2016, 09:05   #2
Falderwald
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Hallo Meishere,

das ist eine berührende Geschichte über einen Menschen, der Probleme hatte, sich in seiner Welt zurecht zu finden.

Anscheinend war sie in ärztlicher Behandlung und hat Psychopharmaka bekommen, um ruhig schlafen zu können.

Eindrücklich wird beschrieben, dass sie mit ihrem Schicksal haderte und dass ihr dies schwer zu schaffen machte.
Um schlafen zu können, hat sie sich eines Tages eine Überdosis verpasst, an der sie gestorben ist.

Die Erlebnisse während des Sterbevorgangs wurden anschaulich geschildert und haben etwas Mystisches.

Allerdings ist mir nicht ganz klar, warum die Geschichte im Präsenz geschrieben ist, wo die Geschehnisse doch eindeutig in der Vergangenheit stattgefunden haben.

Zudem sind mir einige stilistsische Schnitzer aufgefallen.

Ich hätte ich mir mehr Absätze zwischen manchen Sinnabschnitten gewünscht, weil das das Lesen erleichtert.
Zudem ist mir aufgefallen, dass einige "substantivierte Adjektive" klein geschrieben wurden, z. B.: "Meistens nimmt sie zwei, ganz selten sogar drei, immer mit diesem unguten Gefühl im Bauch, etwas schlechtes zu tun." Das muss groß geschrieben werden. Davon finden sich mehrere Stellen im Text.

Phrasen wie "verdammtes Maul" und "die Scheißdinger" passen auch nicht wirklich in diese Geschichte, das klingt in meinen Ohren zu ordinär.

Außerdem wird der Begriff "Grabstein" im letzten Absatz drei Mal erwähnt, zudem heißt es nicht "vergraben" sondern begraben.

An manchen Stellen könnte man die etwas ausufernden Beschreibungen etwas kürzen, damit die Geschichte weniger langatmig wird.

Das sind so die Dinge, die mir aufgefallen sind und ich hoffe, du nimmst deren Erwähnung nicht übel, aber so ist mein subjektives Empfinden als Leser.

Alles in allem aber ist das doch eine ansprechende Geschichte, deren Idee mir gut gefallen hat. Ich würde sie allerdings doch noch einmal hier und da überarbeiten.


Gern gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 19.06.2016, 13:22   #3
Meishere
Eiland-Dichter
 
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Hallo Falderwald,

vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar
Es freut mich, dass dir die Geschichte insgesamt gefällt.

Es freut mich auch, dass die Kritikpunkte, die Grundsätzliches behandeln, tatsächlich das umfassen, bei dem ich selbst auch sagen würde, dass es die Dinge sind, mit denen ich in der Sprache die meisten Probleme haben.
Das sind (leider immer noch), hier und da die Zeichensetzung (die hier allerdings wohl vernünftig zu sein scheint ), kleine Dinge, wie das Substantivieren einiger Wörter oder auch das Zusammenschreiben (Dinge, wie immernoch <-> immer noch, die ich aber immer besser beherrsche) und in Geschichten das Einfügen von Absätzen, die ich beim Schreiben oft einfüge, wieder lösche, wieder einfüge
Gerne, werde ich dahingehend nochmals den Text überarbeiten.

Ich finde es wirklich interessant, dass hier so oft der Hinweis aufs Überarbeiten gegeben wird. Natürlich ist mir bewusst, warum und natürlich verstehe ich, dass das durchaus sinnvoll ist.
Nur leider, ist mir die Praktik, meine Werke nach einer Veröffentlichung (vor allem nach Veröffentlichung an mehreren Stellen und nachdem die Veröffentlichung schon eine Weile zurückliegt) recht unangenehm.
Ich habe ja auch bei meinen Gedichten gemerkt, dass da scheinbar Welten aufeinander prallen
Was ich persönlich viel lieber mache, ist, Kritik, die eine größere Überarbeitung nach sich ziehen würde, hinzunehmen und "mental zu verarbeiten", um dann im NÄCHSTEN Werk diese Punkte umsetzen zu können.

Sollte ich irgendwann mal einige meiner Werke kommerziell (als Buch o.ä.) veröffentlichen wollen, dann würde ich selbstverständlich den Rotstift nochmals ansetzen.
Solange dies nicht der Fall ist, sammele ich viel lieber Eindrücke und Kritik zu fertigen Texten, um jenes dann später als Basis in neuen Texten zu benutzen.

Ich komme mir dabei momentan etwas uneinsichtig oder sogar eingebildet vor
Viel mehr ist es aber so, dass ich nicht wirklich viel Spaß daran habe lange Überarbeitungen durchzuführen, vor allem, wenn kontroverse Meinungen vorhanden sind und einige davon, kaum negative Kritik üben (wie bei dieser Geschichte).

Daher hoffe ich auch an dieser Stelle, dass man es mir nicht übel nimmt, dass eine "Grundüberarbeitung" des Textes nicht stattfinden wird.


Nun gehe ich gerne noch ein wenig auf die angemerkten Punkte ein

Ich verstehe nicht ganz, warum die Geschichte in der Vergangenheit spielen "muss". Ich habe für die eigentliche Erzählung das Präsens gewählt, weil ich hoffte den Leser so direkter in die Geschehnisse einzubeziehen.
In dem kleinen "Epilog" habe ich dann in die Vergangenheit gewechselt, da ich ja sowieso einen Zeitsprung vornehme (die Geschehnisse dazwischen werden ja nicht beleuchtet) und so die Distanz zur eigentlichen Geschichte ausdrücken wollte.

Die teils odinäre Sprache wurde auch von anderen kritisiert. Hierbei handelt es sich um ein stilistischen Mittel, dass offenbar absolut nicht richtig beim Leser ankommt
Immer, wenn diese Sprache auftritt, handelt es sich um die Schilderung einer Situation in der Alltagswelt der Protagonistin und ist dadurch eine Art Zitat des Dialogs zwischen Mutter und Tochter oder eben der rohen Gedanken der Protagonistin in einer "Wutsituation" (ich glaube das sind die beiden einzigen Stellen im Text).
Ich hoffte, so den krassen Gegensatz zwischen der eigentlichen Persönlichkeit der Protagonistin und deren Alltagswelt zu zeigen und auch das Verhältnis Protagonistin-Mutter bzw. Protagonistin-alltägliches Umfeld besser herauszuarbeiten.

Zum Wort "Grabstein" im letzten Absatz: Ich weiß!
Ich saß so lange daran und mir wollte einfach keine andere Formulierung einfallen.
Das ist die Stelle im Text, die mir am meisten missfällt, doch ich wusste, doch auch weitere Stunden überlegen keine bessere Formulierung bringen würden.
Außerdem wusste ich, dass diese Geschichte sehr lange irgendwo unveröffentlicht herumliegen würde, hätte ich sie nicht so veröffentlicht

"vergraben": Auch hier eine kleine Wortspielerei, die wohl nicht ganz richtig ankommt. Mir gefiel das "brutale" beim Wort "vergraben" gegenüber dem normalen "begraben", weil es doch zeigt, dass man die Protagonistin im Rode weiter so behandelt, wie man sie schon zu Lebzeiten behandelt hat.

Das ausufernde Beschreiben ist glaube ich tatsächlich Geschmackssache. Ich mache das manchmal ganz gerne, hasse es aber an anderer Stelle.
Hier kann ich gar nicht mehr zu sagen, außer, dass ich nicht der einzige bin, der gerne mal sehr ausufernde Beschreibungen benutzt


Ich hoffe trotz meiner "Unwilligkeit" zu großen Korrekturen, ist meine Antwort zufriedenstellend.
Ich versuche gerne meine Position darzulegen und mir jede Kritik als Hinweis für die Zukunft zu merken


Liebe Grüße,

Marcel
Meishere ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.06.2016, 14:14   #4
Falderwald
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Moin Marcel,

also es ist ja so, wenn ich etwas zu einem Text schreibe, dann sind das eigentlich nur meine persönlichen Eindrücke.
Diese müssen nicht richtig sein oder allgemeingültig, sondern geben ja nur das wieder, was ich beim Lesen empfinde.

Kein Autor muss etwas korrigieren oder verändern, vor allem wenn er davon überzeugt ist, dass es gut so ist, wie es ist.

Die Geschichte muss auch nicht im Präteritum stehen, ich für meinen Teil hätte es nur besser gefunden und auch so geschrieben, aber es steht natürlich jedem frei, das so zu formulieren, wie er das für richtig hält.
Deine diesbezügliche Motivation für das Präsens als Stilmittel habe ich vorausgesehen bzw. ich habe mir das schon gedacht, aber bei mir hat es leider nicht so gewirkt, weil der nacherzählende Charakter der gesamten Geschichte meines Erachtens überwiegt.

Wenn jemand nicht gerne überarbeitet, verstehe ich das, auch ich kann mich manchmal schwerlich dafür begeistern.

Die Frage, die sich mir bei diesbezüglich grundsätzlichen Bedenken jedoch stellt, ist, was der Autor denn von einer Besprechung oder einem Kommentar erwartet.
Immerhin sind wir alle Menschen und damit auch nicht fehlerfrei und ich für meinen Teil bin dann doch immer dankbar, wenn mir jemand einen wirklich gravierenden Fehler benennen kann, den es unbedingt zu korrigieren gilt, weil es eben tatsächlich falsch ist.
In dem Falle gehe ich nämlich doch an die Bearbeitung, weil ich das ungern dann so stehen lassen möchte.

Aber für die Zukunft kann man natürlich auch lernen.

Eine Kurzgeschichte heißt Kurzgeschichte, weil sie kurz ist.
Und um sie interessant zu gestalten, sollte in einer guten KG jeder Satz sitzen. Das bedeutet aber auch manchmal, gewisse Ausschweifungen zu vermeiden, weil das sonst die Spannung aus der Handlung ziehen kann.
Die Sätze sollten knapper sein oder aber, wenn sie lang und verschachtelt sind, mehr Informationen oder Handlung beinhalten.
Aber je kürzer die Sätze, desto schneller die Handlung. Das ergibt nämlich auch viele Verben, und das heißt Aktion.

Damit habe ich auch manchmal meine Schwierigkeiten, weil ich meist zu weit aushole und ausufere, so dass ich nicht viele Geschichten schreibe, da ich eben weiß, wo mich das meist hinführt...


Dir einen schönen Sonntag noch


Liebe Grüße

Falderwald


__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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