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Alt 12.04.2017, 00:11   #1
Cheeny
Melody of Time
 
Registriert seit: 12.02.2017
Beiträge: 361
Standard Kinderspiele

Neue Version: (mit Schubs von Eky)

Auf einer Bank, da sitze ich
mit allen meinen Lieben
in Schwarz, in Braun, Rot, Gelb und Weiß.
Ich glaube, wir sind sieben.

Wir knuspern frischen Butterkeks
und trinken süßen Wein.
Wir reden über Hinz und Kunz,
da fliegt der erste Stein.

Die Nachbarskinder kichern laut
dort hinter ihrer Hecke.
Noch denken sie, wir wissen nicht,
wer hinter all dem stecke.

Das Blut läuft Joe die Stirn entlang
und tropft ihm auf das Hemd.
Nun leben wir schon Jahre hier,
doch sind den Menschen fremd.

Wie sollen wir in diesem Land
vor Neid und Missgunst fliehen?
Auch diese Kinder werden einst
in leere Kriege ziehen.


Alte Version:


Auf einer Bank, da sitze ich
mit allen meinen Lieben,
in Schwarz, in Braun, Rot, Gelb und Weiß.
Ich glaube, wir sind sieben.

Wir knuspern warme Butterbrez’n
und trinken süßen Wein.
Wir reden über Hunz und Kunz,
da fliegt der erste Stein.

Die Nachbarskinder kichern laut,
dort hinter ihrer Hecke.
Noch denken sie, wir wissen nicht,
wer hinter all dem stecke.

Das Blut läuft Joe, in dünner Rinne
an Stirn und Wange, auf das Hemd.
Nun leben wir schon Jahre hier,
doch für die Menschen sind wir fremd.

Müssen wir uns eine Arche bauen?
Vor Neid und Hass und Missgunst fliehn?
Auch diese Kinder werden, wenn sie groß
in sinnentleerte Kriege ziehn.

Geändert von Cheeny (12.04.2017 um 14:50 Uhr) Grund: siehe Kommentar
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Alt 12.04.2017, 11:18   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi Liara!

Warum du ausgerechnet den Titel klein schreibst, wenn du dich im Gedicht eh an die normale Rechtschreibung hältst, erklärt sich mir nicht so ganz.

Das Gedicht selbst gefällt mir, es zeigt, wie bald die Indoktrination zu Vorurteil und Rassismus beginnt - wie Kinder unreflektiert das beiläufige Gebrumel ihrer Eltern verinnerlichen und tätig nachahmen, um sich für etwas Besseres halten zu können, was dem kindlichen, ewig unsicheren Gemüt die Illusion von Stärke und Macht verleiht.

Das LyrIch ist Teil einer bunten Schar, vielleicht eine Flüchtlingsbetreuerin oder so. Sie schaut hinter die unterschiedlichen Hautfarben, sieht nur Menschen. Die Eltern der steinewerfenden Kinder vermögen das nicht. Für sie ist alles Fremde, Ungewohnte feindlich, stört das "Wie's-schon-immer-war".

Das Hebungsschema deiner Strophen ist 4-3-4-3. Unbetonter Auftakt, Kadenzenschema mwmw und mmmm alternierend.

Ein paar Tipps:

Auf einer Bank, da sitze ich
mit allen meinen Lieben, Kein Komma hier am Zeilenende.
in Schwarz, in Braun, Rot, Gelb und Weiß.
Ich glaube, wir sind sieben.

Wir knuspern warme Butterbrez’n Kadenzenbruch - "Butterkeks" würde passen.
und trinken süßen Wein.
Wir reden über Hunz und Kunz, Es heißt eigentlich "Hinz und Kunz". Absichtliche Verzerrung?
da fliegt der erste Stein.

Die Nachbarskinder kichern laut, Kein Komma am Zeilenende.
dort hinter ihrer Hecke.
Noch denken sie, wir wissen nicht,
wer hinter all dem stecke.

Das Blut läuft Joe, in dünner Rinne Kein Komma nach "Joe". Eine "Rinne" ist am Dach, du meinst "Rinnsal".
an Stirn und Wange, auf das Hemd. Diese Zeile sollte dreihebig sein - Bruch des Hebungsschemas.
Nun leben wir schon Jahre hier,
doch für die Menschen sind wir fremd. Sollte 3-hebig sein.

Müssen wir uns eine Arche bauen? Betonter Auftakt - Rhythmischer Bruch. Zeile ist fünfhebig - eindeutig zu viel!
Vor Neid und Hass und Missgunst fliehn?
Auch diese Kinder werden, wenn sie groß Zeile 5-hebig.
in sinnentleerte Kriege ziehn.


Diese beiden letzten Strophen könnte man so korrigieren, damit sie ins Schema passen:

Das Blut läuft Joe die Stirn entlang
und tropft ihm auf das Hemd.
Nun leben wir schon Jahre hier,
doch sind den Menschen fremd.

Wie sollen wir in diesem Land
vor Neid und Missgunst fliehen?
Auch diese Kinder werden einst
in leere Kriege ziehen.


Gern gelesen und beklugfummelt.

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (12.04.2017 um 13:57 Uhr)
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Alt 12.04.2017, 11:41   #3
Cheeny
Melody of Time
 
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Beiträge: 361
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Hallo, Eky,

deine Verbesserungen habe ich gerne angenommen.
Was den Titel betrifft - ich hatte zuerst alles klein, fand es dem Thema dann aber nicht angemessen und habe es geändert. Die Titelanpassung ist auch beantragt, aber noch nicht ausgeführt.

Brez'n ist eigentlich eine Silbe, bayerischer Slang.
Auch das Hunz und Kunz wird bei uns öfters verwendet, aber muss nicht.

"Müssen wir uns eine Arche bauen?" Betonter Auftakt - (Rhythmischer Bruch. Zeile ist fünfhebig - eindeutig zu viel!) Der betonte Auftakt war eigentlich Absicht, um die Frage und den vorangegangenen Schreck drastischer hervorzuheben, aber deine Version gefällt mir ebenso gut.
Soll'n wir uns .... wäre vielleicht auch gegangen, dann gäbe es einen Doppelprall.
Besonders die letzten Zeilen deines Vorschlages gefallen mir, da hatte ich ewig rumgedocktert.

Vielen Dank dir für deinen hilfreichen und positiven Kommentar. Die Fremdenfeindlichkeit in unserem Land nimmt erschreckend zu.

Mit lieben Grüßen
Liara
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Alt 12.04.2017, 13:56   #4
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi Liara!

Den Titel im Textfeld kannst du selber ändern: Klicke "Ändern" und dann an nämlicher Stelle "Erweitert".

Die Änderung auf der Portalseite übernimmt die Moderation.

LG, eKy
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Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 12.04.2017, 14:51   #5
Cheeny
Melody of Time
 
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Klappt ja super, danke. (Wieder was gelernt!)

LG Liara
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