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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 23.05.2017, 16:39   #1
Eisenvorhang
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Standard Finstere Nacht

In Erinnerung verwunden
schläft und träumt das kleine Kind.
Tage, um die Nacht zu runden,
nehmen mit der Seele Schwung.
Nächte, die verklungen sind,
leuchten still im Hellen weiter,
dunkeln tags das Helle heiter
zart in die Erinnerung.

Lichterfluten ist vergangen,
Waldesfrieden hält gefangen,
wasserartig ist die Luft,
Licht dringt in die dunkle Gruft,
weil das letzte Lebensblut
in der Nächte Leuchten ruht.

Geändert von Eisenvorhang (26.05.2017 um 23:56 Uhr)
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Alt 23.05.2017, 16:58   #2
Erich Kykal
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Hi EV!

Das Gedicht "Finstere Nacht" im Unterforum "Finstere Nacht" - passt wie die Faust auf's Auge!

Kleine Korrekturen/Vorschläge:


In Erinnerung verwunden, Kein Komma hier.
schläft und träumt das kleine Kind;
Tage, die die Nacht abrunden. Schöner: "Tage, um die Nacht zu runden,". Das vermeidet den doppelten Artikel und liest sich flüssiger, weil dein "abrunden" unnatürlich betont werden muss, will man im Takt bleiben. Komma am Zeilenende.
Nächte, die verklungen sind,
leuchten still im Hellen weiter Komma am Ende.
dunkeln tags das Helle heiter
zart in die Erinnerung.

Lichterfluten ist vergangen, Plural: Die "Fluten" SIND vergangen.
Waldfrieden hat mich gefangen, Hebungsprall "Waldfrie"! Altern.: "Friede(n) hält mich sacht gefangen," oder: "Waldesfrieden hält gefangen,"
wasserartig ist die Luft, Das "wasserartig" klingt doch recht schal, wie aus einer wissenschaftlichen Beschreibung. "Wassersilbern gleißt die Luft" oder "wasserglitzernd steigen Lüfte" (Licht dringt in die dunklen Grüfte - so hättest du zudem weibliche Kadenzen, was sich runder liest). Am Ende dieser Zeile würde ich außerdem einen Punkt setzen und mit "Licht" einen neuen Satz beginnen.
Licht dringt in die dunkle Gruft,
weil das letzte Lebensblut
in der Nacht im Leuchten ruht. Eleganter: "in der Nächte Leuchten ruht.".


Korrekturversion: (Mit zusätzlicher Zeile für einen Reim auf "Erinnerung", falls erwünscht)

In Erinnerung verwunden
schläft und träumt das kleine Kind.
Tage, um die Nacht zu runden,
nehmen mit der Seele Schwung.
Nächte, die verklungen sind,
leuchten still im Hellen weiter,
dunkeln tags das Helle heiter
zart in die Erinnerung.

Lichterfluten sind vergangen,
Waldesfrieden hält gefangen,
wasserglitzernd steigen Lüfte,
Licht dringt in die dunklen Grüfte,
wo das letzte Lebensblut
in der Nächte Leuchten ruht.


Ein intensiv den Leser weitertreibender Text, fast fiebrig von Bild zu Bild eilend.

Einzig die "Erinnerung" bleibt mittendrin ohne Reimpartner - Absicht?

Bis auf die ersten vier Zeilen ist alles im Paarreim, nur dort zu Beginn haben wir ABAB - auch Absicht, dieser Wechsel?

Diese letzten beiden Punkte fallen aber - gemessen an der gesamten lyrischen Qualität - eher wenig ins Gewicht. Kann man ausbessern, muss aber nicht ...


In diesem Werk wird erneut ein "Leuchten der Nacht" beschworen - dieses Bild muss es dir angetan haben. Ich weiß nicht so recht, was damit gemeint sein soll. Ist es eher eine metaphorische Glut? Eigentlich ist es ja der helle Tag, der "leuchtet" ...


Sehr gern gelesen!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (23.05.2017 um 17:12 Uhr)
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.05.2017, 23:55   #3
Eisenvorhang
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Hallo eKy

erstmal Danke für Deine Mühe - wie immer ^^.

Die Erinnerung bleibt ohne Reim. Es gibt keine Verbindung zu dem was war - oft besitzt das Erinnern einen bestimmten Impetus oder besser, einen bestimmten Trigger.
Irgendwas ist und man erinnert sich - es sind zwei verschiedene Zustände, ähnlich wie das "Hier" und "Dort". Das "Hier" ist klar definiert, dass "Dort" weniger klar - es ist ein scheinbarer Relativismus.

Ja - das Leuchten in der Nacht... Ich finde die Nacht schön, oft viel schöner als der Tag. Am Tag sieht man alles, bekommt alles vorgekaut - die Nacht ist wie ein schwarzer Nebel, der doch irgendwie strahlt, glüht...
Ihre Aura finde ich schön. Es gibt in der Nacht Dinge, die man am Tag nicht sehen kann. Ach, ich könnte so viel darüber schreiben.
Sicher kann eine Nacht leuchten, findest Du nicht? Wenn sie von all dem Sternenglanz erhellt wird - das dunkle Firmament, das sich im hellen Lichtwerk der Städte einbettet. Reflektionen, vielleicht sogar Klänge?


Wassersilbern gleißt die Luft, finde ich wunderschön.

Ich frage mich oft, ob es nicht anmaßend wäre Korrekturen in dieser Form zu übernehmen. Ist ja nicht von mir.
Aber die Korrektur der Interpunktion übernehme ich sehr gern eKy.

Danke!

vlg

EV
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Alt 27.05.2017, 08:33   #4
Erich Kykal
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Hi EV!

Anmaßend? Inwiefern? Ich hätte da keine Probleme mit, denn für mich steht immer das Gedicht selbst an erster Stelle, nie der Autor.
Das Gedicht ist es, das bleiben wird, wenn wir schon längst übern Jordan sind - deshalb ist es wichtig, es in bestmögliche Form zu bringen.
Die originäre Idee ist ja deine, der Schreibstil auch, und meine Vorschläge sind eigentlich genau betrachtet bloße "Kosmetik", um die Lyrik zu runden.

Natürlich darfst du es aber auch so betrachten, dass die Tipps eher pädagogoisch gemeint sind, sodass du ihre Quintessenz in zukünftigen Werken verinnerlichen kannst. Dann wird DIESES GEdicht aber eher nicht der Nachwelt erhalten bleiben, weil es an gewissen Stellen nicht die nötige lyrische Qualität zu halten vermag (Immer aus meiner Sicht betrachtet!).

Ich habe dies an meinen frühen Gedichten bald erkannt: sie mögen noch so gut klingen - ist nur EINE Stelle darin, die den Leser mangels sprachlicher Kompetenz des Geschriebenen aus dem "Gefühl" wirft, so wird er auch das ganze Gedicht verwerfen. Weitergetragen (was ohnehin selten passiert) werden nur Gedichte, die in sich stilistisch geschlossen und handwerklich perfekt sind, ansonsten werden sie nur das eine Mal gelesen und dann innerlich abgetan.
Da reicht schon eine einzige ungünstig, weil ungeschickt formulierte Wendung!

Deshalb bin ich stets so darauf erpicht, jedes Gedicht, das mir grundsätzlich gefällt, insgesamt auf den bestmöglichen lyrischen Level zu heben - natürlich aus meiner subjektiven Sicht und nach meinem Geschmack, das will ich nicht verhehlen. Das heißt nicht, dass ich den Autor geringer schätzte, sondern dass es mir immer ums Gedicht geht, nicht darum, mich mittels Schulmeisterei zu erhöhen - oder andere zu erniedrigen!
Manche legen mir das leider so aus ...

Ich freue mich immer, wenn jemand die innere Größe hat, meine Art des Kommentierens nicht "persönlich" zu nehmen, sondern meine Ratschläge als Möglichkeit begrüßt, sich zu erweitern - und ich sage hier bewusst nicht "erhöhen"! Dazu bedarf es eines innerlich gefestigten, reifen Geistes.
Wenn ich an meinen ersten "Verriss" in den Foren denke - schauderhaft! Ich wurde sofort beleidigend und fuhr sämtliche Stacheln aus! Die volle intellektuelle Keule mit Selbstrechtfertigungslametta! Das zeigt, wie unsicher und wenig selbstbewusst ich damals (vor ca. 10 Jahren) war - und in gewissen Zügen noch heute bin!

Um ehrlich zu sein, ich bewundere es immer wieder, wenn ich sehe, dass jemand mit meinen Eingriffen so gelassen umgehen kann, wie ich es in selbiger Lage nie gekonnt hätte, als ich ein "Anfänger" war. Andererseits finde ich noch heute immer wieder metrische Patzer in meinen frühen Gedichten, weil damalige Kommentatoren offenbar nie den Mut hatten (oder sich die Mühe machten), mich auf diese Lapsi aufmerksam zu machen - vielleicht auch, weil sie meine Empfindlichkeit erkannt hatten und sich den Ärger nicht antun wollten ...
So sabotiert man sich letztlich selbst, wenn man allzu empfindlich ist.

LG, eKy
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Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.05.2017, 12:39   #5
Eisenvorhang
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Hallo eKy

anmaßend weil es nicht von mir ist. Jemand - in dem Fall Du - gibt Verbesserungsvorschläge, die ich dann übernehme. Es fühlt sich an wie Diebstahl irgendwie.

Ich finde nicht, dass Du anstößig wirkst oder Dich erhöhst - Deine Worte sind klar, hilfreich, vermittelnd und unmissverständlich und definitiv nicht verletzend.
In ihrer Vermittlung gehüllt in einer einfachen Sprache.

Das kommt ja auch immer auf die Person an. Wer lernen will, kommt ohne die Hilfe anderer nicht voran. Was eigentlich ein riesen Problem ist, weil es im Team immer Menschen gibt, die Luft ausstoßen, aber keine Substanz besitzen und die, die was können, halten es oft auch zurück oder sie sind einfach nicht teamfähig.

Von Dir habe ich schon viel gelernt, vor allem aber, wie viel ich an meiner Schrift arbeiten muss. Wie viel noch schwammig ausgedrückt ist, meine eigene Unzulänglichkeit - das ich im Grunde die eigene Sprache nicht mal richtig beherrsche. Schlecht finde ich das nicht, im Gegenteil. An diese Tatsache kann ich ansetzen und daran effektiv arbeiten. Irgendwann werde ich schon besser - da bin ich mir sicher. Aber ohne dem Feedback, würde ich nicht besser werden. Das ist Fakt.

Sicher ist das alles sehr individuell, weil jeder anders ist. Auf mich wirkst Du nicht so. Deine Auslegungen sind logisch durchdacht und definitiv sehr sinnschwanger.

Ich war früher selbst jemand, der gerne im Wissen korrigierte. Weil ich einfach denke, dass Halbwahrheiten niemanden gut tun.

Dabei wollte ich nie andere belehren oder aufklären, ich dachte mir nur: es müsse korrekt sein und jenseits vom Dichten, gibt es Gebiete, wo ich selbst sehr "firm" bin und ich muss Obacht geben, wie ich was ausdrücke oder vermittle, damit ich andere nicht verletze. Ich finde Schulmeisterei auch nicht schlimm. Was ist denn daran so böses, wenn es Menschen gibt, die es einfach besser wissen? Das ist doch super, jeder kann sein Stück Weisheit und Wissen von ihnen mitnehmen. Nur jemand, der total beschränkt ist, würde das ausschlagen. Punkt.

Man darf nur andere nicht unterdrücken oder bewusst verletzen. Ich finde H.Hesses Standpunkt sehr schön. Güte! Immer und überall. Schon lustig, wenn man bedenkt, wie menschenfern er lebte.

Ich habe im Leben gelernt, Bewertungen ohne konstruktive Begründungen sind einfach destruktiv und schlecht. Wenn ich spüre, ich kann etwas nicht begründen oder erklären, dann steht mir eine Bewertung auch nicht zu.
Egal wie gut oder schlecht etwas scheinen mag.

Zusammengefasst kann ich sagen, dass ich es als Zauberlehrling *gg sehr wichtig und auch schön finde, dass gerade hier im Eiland Menschen sind, die Erfahrung haben und Begabung in sich tragen und diese auf menschliche Weise weitergeben. Somit bleibt die Lyrik etwas am Leben.

Das Forum hier ist somit eine absolute Ausnahme.

Mir gegenüber brauchst Du Dich jedenfalls nicht zu rechtfertigen. Ich verstehe Dich sehr gut und wenn ich etwas nicht verstehen würde, würde ich nachfragen.
Und: vielleicht solltest Du Dir einfach weniger einen Kopf darum machen, was mal war. Mensch, schau mal, was du alles geschaffen hast. Was war ist vorbei, was jetzt ist, wird auch vorbei sein. Wichtig ist die innere Wandlung. Für mich jedenfalls.

vlg

EV
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Alt 27.05.2017, 13:50   #6
Erich Kykal
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Hi EV!

Wenn jemand aus freien Stücken einen Vorschlag macht und anbietet, so ist es sicher kein "Diebstahl", ihn anzunehmen. Es wäre eher kränkend für den, der sich diese Mühe gemacht hat, ihn nicht anzunehmen.

Aber ich verstehe durchaus, was du meinst. Im Zweifelsfalle finde eine eigene Alternative - Hauptsache, der Mangel oder der Fehler werden behoben, wenn das Gedicht es verdient.


LG, eKy
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