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Ein neuer Morgen Fröhliches und Hoffnungen

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Alt 04.04.2009, 21:00   #1
falscher Denker
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 22.03.2009
Ort: Ein Ort auf Zeit und mit Herz
Beiträge: 107
Standard Verschlafene Massen



Verschlafene Massen


Die Autobahnen haben Schluckauf,
Ampeln funkeln mit den Sternen.
Autotüren schlagen im Rhythmus
einsam pochender Herzen.

Stahlbeton sehnt sich nach Bewegung,
vertagte Blaupausen spielen Origami.
Statik und Statistik nehmen die Zahlen
aus visionären Träumern.

Wohnblöcke pusten Parkluft
unter jede verschlossene Tür.
Der Morgen weckt die Massen,
und die Freiheit schlendert

durch die noch leeren Straßen.


Sebastian Auer ©



Geändert von falscher Denker (04.04.2009 um 21:23 Uhr)
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Alt 04.04.2009, 23:32   #2
Ibiado
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 17.02.2009
Ort: am Mittelrhein
Beiträge: 224
Standard

Hallo falscher Denker,
dein Gedicht gefällt mir gut. Keine Schnörkel, Verzicht auf Endreime - hier auf der Insel noch nicht das Übliche, darum besonders zu loben. Klare, kräftige Sprache, eindeutig das gesagt, was Sache ist, sehr anschaulich, gut nachvollziehbar. Mach weiter. Ich lese dich gern.
Ibiado
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Alt 05.04.2009, 13:01   #3
Blaugold
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 23.02.2009
Ort: BadenWürttemberg
Beiträge: 526
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Hallo fD

du nimmst größtenteils außergewöhnliche Bilder um dein Gedicht zu beleben,
das ist fantasievoll, doch nicht leicht zu verstehen. Das ist keine Kritik, sondern eher eine Feststellung, denn der Text erwartet ein Mitdenken.

Noch relativ einfach zu interpretieren ist S1, die erste Zeile ist sogar sehr witzig formuliert, finde ich.
Doch schon bei der Frage, ob das Gedicht mitten in der Nacht, früh am Morgen oder abends angesiedelt ist finde ich viele Fährten. Ok, die letzten drei Zeile bringen die Auflösung, aber das Geschehen zuvor, vor allem der Schluckauf der Autobahnen (Stau und zähflüssiger Verkehr) spricht dagegen.
Denn entweder sind die Autobahnen voll, oder die Strassen leer. Beides zur selben Zeit scheint mir widersprüchlich.
Ergo lese ich einen Ablauf von Abends durch die Nacht in den Morgen.
Die Freiheit kann durch die Strassen schlendern, solange keine gesellschaftlichen Zwänge (weg zur/von der Arbeit) diese verstopfen.
Ich persönlich mache auch immer wieder die Erfahrung, dass an Abenden zum Wochenende die Strassen pulsieren.
Insofern gefällt mir dein Gedicht recht gut.

"Wohnblöcke pusten Parkluft unter verschlossene Türen" mutet mir am verschlafenen Morgen zu aktiv an, denn Parkluft ist ja ruhend. Warum läßt du nicht früh startende Autos oder Laster in die Häuser "dröhnen"?

Blaugold
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Alt 08.04.2009, 14:44   #4
ruhelos
Flaschenpost
 
Registriert seit: 24.03.2009
Beiträge: 574
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hallo falscher Denker,

mir gefällt dein reimfreies Gedicht recht gut. Es zeugt von Fantasie und Einfallsreichtum. Die Autobahnen haben Schluckauf deute ich als Stau auf den Autobahnen, was auch zu den zuschlagenden Autotüren passt,wenn Leute im Stau aussteigen, um sich die Füße zu vertreten. Allerdings hat Blaugold recht, diese Zeile widerspricht den am Ende beschriebenen leeren Gassen. Ansonsten gern gelesen.

Viele Grüße
ruhelos
__________________
Schreiben ist leicht. Man muss nur die falschen Wörter weglassen. (Mark Twain)
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Alt 14.04.2009, 23:26   #5
forelle
unpaniert
 
Registriert seit: 12.04.2009
Ort: Auf Wanderschaft
Beiträge: 513
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Hallo falscher Denker,

irgendwie abstrakt dein Gedicht. Hat was Bizarres. Und dennoch ist die alltägliche Realität beschrieben. Gefällt mir. Besonders auch die Reimfreiheit.
Lieber frei und gut als "schlecht" gereimt.

Gruß .. forelle
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Alt 19.04.2009, 15:03   #6
falscher Denker
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 22.03.2009
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Beiträge: 107
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Zitat:
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Verschlafene Massen


Die Autobahnen haben Schluckauf,
Ampeln funkeln mit den Sternen.
Autotüren schlagen im Rhythmus
einsam pochender Herzen.

ABENDS:
Die Heimfahrt, der Berufsverkehr. Die Menschen wollen auf dem schnellsten Weg nach Hause, Staus sind die Folgen und Menschen verschwinden in den Blechmassen auf den Autobahnen. Die von weiten wie stockenden Schlangen wirken. Es wird spät, die Ampeln halten die Massen und Sterne werden nebensächlich, gar nicht sichtbar. Man kommt an steigt aus, auch die traurigen folgen der Regelmäßigkeit des Rhythmus, ohne aufzufallen.


Stahlbeton sehnt sich nach Bewegung,
vertagte Blaupausen spielen Origami.
Statik und Statistik nehmen die Zahlen
aus visionären Träumern.

NACHTS:
Gegenstände und Projekte schlucken am Tag die Massen und innerlich wünscht sich sicher mancher Mensch, dass sie alles etwas beleben könnten. Meist träumen Menschen abends davon oder ein Gefühl der Reflexion des Tages findet in der Nacht ihre Momente in Zeit und Träumerei. Aber hier übernehmen symbolisch die Projekte und Substanzen diese Rolle, weil die Menschen zu müde geworden sind, als Masse sich dagegen zu bewegen.


Wohnblöcke pusten Parkluft
unter jede verschlossene Tür.
Der Morgen weckt die Massen,
und die Freiheit schlendert

durch die noch leeren Straßen.

MORGENDS:
Hier wird wieder ein Vorgang von Objekten beschrieben. Wieso nun Parkluft? Weil ich immer wieder gerne den Trend in der Stadt beobachte, wo früh morgens die Menschen joggen gehen, sich losreißen um dann daheim ihre Anzüge nach dem Duschen anzuziehen. Allerdings macht das nur ein Teil der Masse, es wirkt fast schon wieder mechanisch und "sortiert". Der Park wird zum Fluchtpunkt. Aber was währe wenn die Wohnblöcke von sich aus schon selbst auf Parkluft stehen würden? Also die Menschen von sich aus Natur im Herzen tragen und mehr machen würden als systematisches Entspannenim Park. Siehe z.B. die tolle Sportart des "le parkour". Die Stadt wird zur Erlebniswelt. Sich Freiraum, Freiheit geben und die leeren Straßen dazu nutzen würden, mal einfach weg zu fahren. Aufs Land oder so. Naiv, ich weiß, aber doch ein verlockender Gedanke.






Ein großes Lob an eure Bemühungen, die ungemein bereichernd waren. Und natürlich auch für das Lob und die Anregungen an sich. @Blaugold toller Beitrag und gelungen erkannt! Ich hoffe ich konnte es mal etwas lockern und hab mich selbst nicht zu sehr verschwatzt.

Wünsch euch noch einen schönen Sonntag. Man liest sich.

Gruß

Sebastian
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dessen Schrauben locker sind.

Geändert von falscher Denker (19.04.2009 um 15:11 Uhr)
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Alt 01.05.2009, 21:00   #7
Dana
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Beiträge: 5.637
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Lieber Denker,
ich setze mich hier an einen "gedeckten Tisch", dank der Kommentare und deiner ausführlichen Erklärung.
Bei "Parkluft" wäre ich auch nie auf einen grünen Park gekommen. Du machst deinem Namen wieder alle Ehre.
Noch mehr gefällt mir, dass du die Rubrik "Ein neuer Morgen" gewählt hast.
Wieder der um die Ecke denkende Denker, der Beton und Blech nicht in den Vordergrund stellt. Er pflanzt ein Bäumchen, auch wenn er weiß, dass für morgen Weltuntergang angesagt ist.

Ein wunderbar durchdachtes Werk.

Liebe Grüße
Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
Dana ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.05.2009, 20:11   #8
falscher Denker
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Liebe Danablume. (Eine wundervoll neue Gattung)

Grün ist eine Farbe voll Leben und mancher Mensch vergisst, dass auch die Stadt ihre Farben hat, wie jeder Mensch eben auch.

Nur ist dort das Leben durch den Menschen geprägt. Die Welt ist ihre, jedenfalls in diesen Betonlandschaften.

Die Masse verschlingt durch ihre Masse. Was die Mehrheit fühlt, fühlen Einzelne, weil sie zur Mehrheit werden.

Viele Menschen haben sich das Leben vereinfacht ohne es ihnen jetzt als Vorwurf vorzulegen. Ich zähle mich schließlich auch dazu. Wir Menschen brauchen Grenzen, auch innerlich. Wir können nicht alles aufgreifen. Darum ist es vielleicht auch einfacher, sich dem Stadtleben anzupassen, was nicht heißt das dieses schlecht ist. Es kommt immer darauf an auf was wir uns konzentrieren. Aber manchmal ist es doch einfach gut, wir schauen über das, was wir sehen hinaus und geben mehr als Wänden neue Farben. Geben dem Wort Freiheit die Freiheit in den Gassen zu leben.

Ich weiß, sehr einfach gedachte Gedanken, aber sind nicht diese das was eine ganze Masse bewegen kann?


Danke für deinen lieben Besuch.


Liebe Grüße


Sebastian
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