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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 09.09.2016, 19:04   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Standard Triebtäter

Mit großen Augen hing ihr Aufbegehren
dem kalten Mörder schreiend im Gesicht,
allein, es rührte sein Erbarmen nicht -
vergeblich waren Flehen und Erwehren.

Er brach sie klein mit wohlgeübten Gesten
und seines Willens Schärfe und Gewicht,
und sog sie auf in sich, besaß ihr Licht
für sich allein. Die Reste, die verwesten,

verscharrte er - sie durften nichts bedeuten,
was Ängste in ihm schürte und Bedenken;
den Augenblicken wollte er sich schenken,

wenn sie verloschen unter seinen Pranken,
und alle Zweifel, die ihr Walten scheuten,
verscheuchte er mit glühenden Gedanken.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (10.09.2016 um 12:55 Uhr)
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Alt 10.09.2016, 11:24   #2
Dana
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Lieber eKy,

"Triebtäter" und Walthers Gedicht "Vom Rand" machen zuerst stumm.
Ich habe auch bei diesem Werk Zeit gebraucht, um zu kommentieren. Nicht des Werkes wegen - der Realität wegen.
Wissend, dass es diese Bestialitäten gibt, von Menschen ausgeführt, gerät man in einen sonderbaren Konflikt. Auslöschen, Verstehen und helfen, Analysieren - alles ist falsch angesichts jener, die mit dem Erlebten und den Folgen leben müssen.

Ein gutes Gedicht, das kein "Beschlaumeiern" erlaubt aber die fast plastische Darstellung schreit nach Verhinderung. (Aber wie????)

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 10.09.2016, 12:07   #3
Kokochanel
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Guten Morgen allerseits,

weshalb sind denn hier alle Kommentare von den anderen verschwunden?
Verstehe ich nicht.
Kann man, wenn einem die Kommis nicht passen, einfach alles noch mal neu einstellen, damit dann passendere Kommentare geschrieben werden
Finde ich nicht gut.
Fragende Grüße von Koko
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Alt 10.09.2016, 13:09   #4
Erich Kykal
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Hi Dana!

Ich habe mir eben mal wieder Shakespeare's "Richard III" angeschaut - auch so ein mitleidloses Monster, nur mit anderen Ambitionen.

Man fragt sich, wie solche Wesen zustande kommen. Sind es die Gene? Sind es Kindheitserlebnisse, Erziehung? Erlebte Demütigung? Warum verbinden sich so viele Krankheiten des Geistes auch noch mit der Sexualität?

Und die schlimmste Frage: Könnte man selbst so ein Wesen geworden sein, unter ungnädigeren Umständen?

Bis heute bleiben wir eine definitive Antwort schuldig.


Hi, Koko!

Wodziwob und ich sind überein gekommen, diesen Faden zu löschen, weil er Grund und Anlass eines unseligen Missverständnisses und eines unnötigen Zerwürfnisses war, in dessen Folge wir uns beide hier nicht eben gentlemanlike verhalten haben. Da außer uns beiden niemand im alten Faden kommentiert hatte, lag es ganz in unserem Recht und Ermessen, wie wir in dieser Angelegenheit verfahren wollten.
Die vorhandenen Kommentare behandelten zudem das eigentliche Gedicht kaum, und wenn, dann in durch Missdeutung verdrehter Weise.

So hat das Gedicht wieder eine Chance, für sich zu stehen und objektiv kommentiert zu werden, denn nach unseren bitteren Kommentaren wollte sich offensichtlich niemand mehr in die Nesseln setzen und etwas dazu schreiben.


LG, eKy
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
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Alt 10.09.2016, 13:16   #5
Kokochanel
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aha. Habe ich wohl auf Grund meiner ausgiebigen Bronchitis nicht mit bekommen.
Gruß von Koko
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Alt 10.09.2016, 16:40   #6
Wodziwob
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Da hast Du wirklich nichts versäumt, Koko. Wir sind gewissermaßen ordentlich am Gedicht vorbeigeschlittert, um es mal dezent auszudrücken. Das hat schon alles seine Richtigkeit. Wozi.
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Alt 10.09.2016, 17:16   #7
Wodziwob
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Zitat:
Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
Man fragt sich, wie solche Wesen zustande kommen. Sind es die Gene? Sind es Kindheitserlebnisse, Erziehung? Erlebte Demütigung? Warum verbinden sich so viele Krankheiten des Geistes auch noch mit der Sexualität?
Hi eKy,

eigentlich wollt ich ja nichts mehr dazu schreiben... aber mir ist der Film, besser das Kammerspiel mit dem kürzlich verstorbenen Götz George eingefallen, er hat großartig gespielt, alle Achtung... darin verkörperte er einen überführten Metzgermeister im Verhör, der Knaben missbraucht, bestialisch gequält, ermordet und anschließend verwurstet hatte. Den Namen des realexistierenden Monsters habe ich vergessen. Am Anfang des Filmes war George ein verkapptes Scheusal, am Ende ein offen zu Tage getretenes, vielmehr ans Licht gezerrtes. Wirklich beeindruckend.

Ich glaube, dass es gar nicht einmal so wenige Scheusale gibt, die ihre aus welchen Gründen auch immer vorhandene Perversion mittels freier Willensentscheidung nicht ausleben. Was die willentliche Entscheidung dazu umso böser macht. "Diese Menschen sind nicht krank, sie sind böse". Das sagte mal ein bekannter Buchautor, der schuldig gewordene Päderasten aufspürt und Kinderpornoringe verfolgt bis in die höchsten Kreise. Guter Mann.

Ja...

Liebe Grüße
Wozi
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Alt 10.09.2016, 18:26   #8
Erich Kykal
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Hi Wozi!

Der von George Dargestellte war Haarmann, der "Totmacher" - so hieß auch der Film. Ein geistig eher bescheidener, banaler Täter, der nur dumpfem Trieb folgte und sich mit gewisser Schläue zu verstellen wusste.
Schlimmer war, dass er lang weitermorden konnte, weil er als Spitzel von der örtlichen Polizei gedeckt wurde, die alle Warnungen und Hinweise lang ignorierte.
Haarmann bekam sogar eine Marke als Hilfspolizist, die er nutzte, um auf dem Bahnhof gestrandete unbegleitete Jugendliche zu "verhaften", um sich auf seine Weise ihrer anzunehmen!
Die Polizei versuchte im Nachhinein alles, um ihr Versagen, ja ihre träge, arrogante Beihilfe zu vertuschen - keine Spur von Reue oder Einsicht in der Beamtenschaft.

Das mit dem "freien Willen" wird stark überbewertet. Weniger als 10% unserer Entscheidungen sind zuvor bedacht und bewusst getroffen - meist liefert unser ach so toller Verstand nur noch die Rechtfertigung für ein bestimmtes Handeln, damit wir uns dabei dann besser fühlen!
Zudem: Ein Wille müsste schon fast übermenschlich eisern sein, um eine fixierte Begierde lebenslang zu kontrollieren, und wenn es zudem an Gewissen oder Schuldeinsicht mangelt, dann geschehen eben solche Grausamkeiten!

Niemand wird mit dem Vorsatz eingeschult, ein Mörder oder Triebtäter zu werden - aber wenn gewisse Eigenschaften durch unselige Begebnisse in den Jahren der Prägung verstärkt werden, kann es zu Psychosen und Empathieverlust kommen: ein Psychopath entsteht.
Bei weniger als einem Prozent dieser Soziopathen kann man sich allerdings bis dato nicht erklären, wie es zu ihrer charakterlichen Fehlbildung kommen konnte - diese wenigen könnten tatsächlich "böse" geboren sein, obwohl das ein zu oberflächlicher Begriff ist. Sie sind nicht "böser" als ein Raubtier auf der Jagd, das alles tut, um Beute zu machen. Der Mangel an Gewissen wird nur deshalb von uns als "böse" empfunden, weil er zu in unseren Augen bösen Taten führt.
Aber wer die Katze hasst, weil sie Mäuse fängt, ist wohl auch seicht genug, um einfach an das "Böse" zu glauben ...

Das soll weder solche Taten rechtfertigen noch die Täter in Schutz nehmen! Sie SIND Monster, die entfernt werden müssen, eben WEIL sie sich nicht beherrschen können oder wollen.

LG, eKy

Zum "Totmacher" kann ich dir empfehlen: "Haarmann" - die Graphic Novel
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Geändert von Erich Kykal (13.02.2019 um 16:30 Uhr)
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Alt 10.09.2016, 19:29   #9
Wodziwob
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Der Totmacher, eKy, genau.

Ja mei, das Böse... da ist man im Nuh im Okkulten, ansonsten sollen sich Gehirnforscher, Psychologen und Philosophen damit die Zeit vertreiben, was ich damit sagen wollte, ist nur, dass Triebtäter und Lustmörder sehr genau wissen, was sie tun. Auch ein simpler Tropf wie der Haarmann.

Und der bei der Kripo hoch geschätzte Schriftsteller mit Augenklappe, selbst Missbrauchsopfer, sprach ja nun von Verbrechern der obersten Verdienstklasse in Machtpositionen, die genau wie die Nazibonzen sehr wohl wissen, was sie tun. Die böse Tat ist letztendlich der einzige Beleg des Bösen, ob man es nun personifiziert oder sonst wie zu definieren versucht, es ist durch die Tat realexistent, und ob der Täter selbst diese als böse empfinden kann oder will, vollkommen irrelevant. Allein durch Beobachtung muss er wissen, dass es böse ist, wenn er anderen willentlich Schaden zufügt, er ist eben keine Katze, sondern ein denkender Mensch, auch als gefühlsindifferenter Psychopath.

Aber wie gesagt, da kann man Bücher mit füllen, ohne recht viel mehr zu wissen.

Der Totmacher... so hieß der.

Liebe Grüße
Wozi
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Alt 10.09.2016, 19:57   #10
Erich Kykal
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Hi Wozi!

Per definitionem ist "böse" alles, was andere bewusst beschädigt oder ausnutzt, sei es psychisch oder physisch.
Je unschuldiger und wehrloser die Opfer sind, bzw. je höher der Grad der Beschädigung oder Ausnutzung ist, als desto böser wird eine Tat empfunden.

Die bei weitem meisten "bösen" Taten wurden und werden übrigens von Menschen begangen, die sich im Recht glauben, ja, dass sie gar Gutes täten:

Der Führer, der ganze Völkerscharen ermordet, um die Welt zu "verbessern".
Der Fanatiker, der zum Ruhm seines Gottes mordet.
Der Politiker, der im Namen seiner Sache lügt und intrigiert.
Der Lehrer, der seine Schüler durch Erniedrigung und psychische Folter zu Höchstleistungen treiben will, um sie "für's Leben zu stählen".
Der Vater, der sein Kind prügelt, um ihm "beizubringen, worauf es ankommt".

Serienmörder sind medienwirksam, weil ihre Gleichgültigkeit gegenüber verbindlichen sozialen Werten so deutlich und gruselig zutage tritt. Nur die für alle sichtbare Spitze des Eisbergs ...

LG, eKy
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