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Alt 28.10.2011, 19:13   #1
wüstenvogel
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 30.08.2011
Ort: Wetzlar/Hessen
Beiträge: 446
Standard Noch (Ein Jahr) - 2. Teil

Juli

Noch streift Sommerwind
sanft durch goldgelbes Getreide
Konrnblumen und Kamille
blühen am Wegesrand
Kühe liegen faul auf der Weide
über allem des Himmels blaues Band.


August

Noch glühen Sommers
Farben und Hitze
Tage trocken und heiß
sitze im Schatten und schwitze
bestelle ein großes Eis.

Sommer hält noch eine Weile
den Atem an
Herbst hat keine Eile
seine Zeit
kommt heran.


September

Noch grünen Wald und Wiesen
Sonnenstrahlen wärmen mit aller Kraft
Tage noch klar
da zum Genießen
des Jahres Arbeit
noch nicht geschafft.


Oktober

Noch hängen Früchte
schwer am Baum
Mais steht noch hoch
auf den Feldern
Sonnenstrahlen wärmen kaum
Pilze wachsen in Wäldern.


November

Noch leuchten Blätter
in rot, gelb und braun
Nebelschwaden nur langsam vergehen
Wind bläst stärker
in den Auen
Sonnenlicht
kaum noch zu sehen.

Herbst hält noch eine Weile
den Atem an
Winter hat keine Eile
seine Zeit
ist nicht mehr weit.


Dezember

Noch droht Winter
mit seiner Gewalt
des Jahres Arbeit
endlich getan
Sonne scheint klar und kalt
die heilige Zeit bricht an.

So schließt sich nun
des Jahres Kreis
ein neuer bricht an
mit Schnee und Eis
was mag er bringen
wie wird er gelingen
(k)einer, der das alles weiß.
wüstenvogel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.11.2011, 08:41   #2
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Stimme der Zeit
 
Registriert seit: 15.03.2011
Ort: Stuttgart
Beiträge: 1.836
Standard

Guten Morgen, wüstenvogel,

dank deiner Erklärung in Noch (Ein Jahr) - Teil 1 kenne ich den Grund, warum bestimmte Monate zwei Strophen haben. Mir kam dabei der (persönliche) Gedanke, dass es für mich aber auch genau diese Monate sind, die mir "gefühlt" am längsten vorkommen - ob nun im positiven oder im negativen Sinne. Was mich zu der Frage bewegt, ob ich mit diesem "Gefühl" alleine bin oder ob es auch andere so empfinden. "Wirkt" der Übergang von einer Jahreszeit zur nächsten auf einer tieferen, emotionalen Ebene "länger"? Das gilt auch für den Dezember, denn in ihm geht das "alte" Jahr in das "neue" über. Nur so eine Überlegung.

Zitat:
Sommer hält noch eine Weile
den Atem an
Herbst hat keine Eile
seine Zeit
kommt heran.
Diese Strophe gefällt mir am besten, besonders die Formulierung "hält den Atem an". Danach die "Ahnung", dass der Herbst zwar noch "keine Eile hat", aber bereits klar ist, dass er kommen wird. Hier ist der "Übergang" besonders "fließend" dargestellt.

Mir fiel auf, dass in jeder Strophe bestimmte Farben sowie Pflanzen Erwähnung finden. Im August hingegen spricht das Gedicht nur von "Farben" an sich, und im Dezember, das ist passend, finden sich Schnee und Eis. Im Dezember "schläft" das Pflanzenleben. Allerdings frage ich neugierhalber, warum im August kein "Pflanzenbezug" zu finden ist, sondern ein lyrisches Ich, das ein Eis bestellt.

Eine "Gegenüberstellung" bzw. auch eine "Verbindung" (Eis) von August und Dezember? Der Dezember wird von vielen als der "typische Wintermonat" angesehen (Weihnachten, Silvester) und der August ist "der" Sommermonat. Ob ich mit dieser Interpretation deiner Intention nahe komme, kann ich nicht sagen, aber ich möchte das gerne erwähnen.

Interessant, dass im Dezember ein "Bruch" stattfindet, denn das Wort "anbricht" assoziiere ich hier mit etwas beinahe "Hartem". Nun ja, der Wechsel erfolgt im Grunde genommen ja auch ziemlich "aprupt", von einer "Sekunde auf die andere" sozusagen ...

Das Jahr wird hier als Kreis beschrieben, der sich am Ende schließt. Danach beginnt ein neuer Kreis. Das passt gut zur Überschrift: Noch (ein Jahr) - Noch (ein Kreis). Der Kreislauf der Jahreszeiten, der immer wieder von neuem beginnt.

Zitat:
was mag er bringen
wie wird er gelingen
(k)einer, der das alles weiß.
Das können wir nicht wissen, nur hoffen und wünschen. Allerdings können wir doch etwas beeinflussen bzw. bewirken, ganz "machtlos" sind wir nicht. Wir können (und sollten!) selbst aktiv werden und auf ein Gelingen hinarbeiten. Ich selbst bin nicht gläubig, aber ich möchte hier, bezugnehmend zur letzten Zeile im Gedicht, einmal meine Urgroßmutter zitieren (die ihrerseits gläubig war): "Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott. Er ist kein Selbstbedienungsladen, der die Erfüllung der Wünsche vom Himmel wirft. Wir müssen schon selbst etwas tun!"

Ja, wir müssen selbst etwas tun. Das trifft in jedem Fall zu, unabhängig davon, woran man glaubt.

Gerne gelesen und kommentiert.

Liebe Grüße

Stimme
__________________
.

Im Forum findet sich in unserer "Eiland-Bibliothek" jetzt ein "Virtueller Schiller-Salon" mit einer Einladung zur "Offenen Tafel".

Dieser Salon entstammt einer Idee von unserem Forenmitglied Thomas, der sich über jeden Beitrag sehr freuen würde.


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Alt 01.11.2011, 21:58   #3
wüstenvogel
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 30.08.2011
Ort: Wetzlar/Hessen
Beiträge: 446
Standard Noch (Ein Jahr) - 2. Teil

Hallo, Stimme der Zeit, schön, dass dir der zweite Teil des Jahresgedichts auch gefällt.
Vielleicht hast du recht, dass es gerade die Monate vor dem Wechsel der Jahreszeiten sind, die uns besonders lang vorkommen. Auf jeden Fall werden sie intensiv empfunden, mag sein, dass man den (unvermeidlichen) Übergang von einer Jahreszeit in die nächste gerne noch etwas verzögern will.
Außer beim Übergang vom Winter in den Frühling, denke ich.
Dass ich im August keinen "Pflanzenbezug" hergestellt habe, ist reiner Zufall. Irgendwie wollte ich das Gedicht ein wenig "auflockern". Da ich im Sommer gerne in der Eisdiele in unserer Nähe sitze, ist mir diese Idee beim Monat August gleich gekommen.
Deine Interpretation mit dem "Bruch" im Dezember gefällt mir sehr gut, allerdings habe ich beim Schreiben nicht daran gedacht. Aber das ist ja das Schöne an Gedichten - manchmal findet man darin als Leser etwas von sich selbst wieder, wird angeregt, (sich selbst) zu entdecken. Mit geht das bei sehr vielen Gedichten so.
Deine Urgroßmutter war ein sehr weiser Mensch. Natürlich müssen wir daran arbeiten den "Himmel auf die Erde zu holen" (Das ist mir gerade eingefallen, als ich die Bemerkung deiner Urgroßmutter gelesen habe.)
Von selbst, nur durch beten und glauben, ändert sich nichts.
Wenn ich die Natur betrachte, kann ich mir nicht vorstellen, dass alles nur zufällig entstanden ist. Für mich hat die Natur etwas "Göttliches", ist Teil eines unfassbaren "Plans", von wem auch immer.
Vielen Dank für deine anregenden Gedanken,

LG wüstenvogel
wüstenvogel ist offline   Mit Zitat antworten
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