Gedichte-Eiland  

Zurück   Gedichte-Eiland > Gedichte > Auf der Suche nach Spiritualität

Auf der Suche nach Spiritualität Religion und Mythen

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
Alt 31.05.2013, 16:40   #1
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.001
Standard Geisterstadt



Wohl tausend Jahre ist es her,
da kam von Nord ein Nebelmeer,
es hüllte alles Leben ein
und legte sich auf Haus und Stein.

Die Menschen flohen nackt und bloß
sie hatten nur noch ihren Schoß,
selbst Riesenbäume lösten sich
von ihren Wurzeln - fürchterlich!

Und als der Nebel fortgezogen,
warn auch die Vögel weggeflogen,
kein Tier, kein Blatt, kein Pilz gedieh,
ein Land, das unter Schmerzen schrie.

So bleibt nur grauer Staub, Verfall,
Zerstörungsreste überall.
Und nie mehr gibt es eine Saat
in der verfluchten Geisterstadt.



__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*

Geändert von Chavali (31.05.2013 um 18:48 Uhr) Grund: *danke* an eKy
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.05.2013, 18:13   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

HI, Chavi!

Erst dachte ich an diese alte Ortschaft an der Nordsee, die im frühen Mittelalter überspült wurde und unterging - der Name fällt mir grad nicht ein...

Aber dann realisierte ich, dass du tatsächlich Nebel meintest und kein Meer aus Wasser. Das verleiht dem Gedicht etwas eher Märchenartiges oder Religiöses (für mich jetzt mal kein Unterscheid...) wie die Vertreibung aus dem Paradies oder die Sintflut.

Abgesehen davon, dass solch ein alles zersetzender Nebel, der unfruchtbare Erde hinterlässt, keine Entsprechung in der Realität hat - zumindest nicht vor tausend Jahren, wie du eingangs schreibst...heutzutage bringen wir das mit einem Supergau oder einer Atombombe ja locker hin - gibt es auch keine entsprechenden Ruinen.

Das Gedicht ist gut geschrieben, bloß der Ausdruck "Amnesie" ist mir zu wissenschaftlich für so ein Gruselgedicht mit lyrischem Duktus. Alternative: "ein Land, das unter Schmerzen schrie."

Gern gelesen, auch wenn ich noch gerner gewusst hätte, welchen moralischen Zweck das Gedicht verfolgt - es bleibt bei der reinen Beschreibung ohne jeden Anhaltspunkt über Ursache, Verursacher oder Motiv, wodurch es doch hintenraus etwas in der Luft hängen bleibt.

Wie gesagt, gern gelesen, aber da sollte vorne wie hinten noch eine erklärende Strophe dran!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.05.2013, 18:47   #3
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.001
Standard

Hi, Erich,

du meintest sicher Atlantis?
Das habe ich hier mal verdichtet:
Atlantis

Dass keine entsprechende Realtität (des Geschehens im Gedicht) vorhanden ist, ist Absicht.
Habe ich doch den Text in dieser Rubrik eingestellt, wo man ein bisschen Fantasie walten lassen kann

Dein Alternativvorschlag für Amnesie gefällt mir sehr gut!
Ich werde ihn übernehmen, danke!

Einen (moralischen) Zweck verfolgt das Gedicht nicht; wie gesagt, reine Fantasie.
Um ehrlich zu sein: Ich hatte so ein PC-Spiel, in dem es um solch einen Inhalt ging -
das hat mich inspiriert

Ob ich das Gedicht noch verlängere - wäre sicher möglich - ich überleg es mir noch.
Mal sehen, vielleicht kommt ja noch ein anderer Hinweis.

Danke dir!
Freut mich!

Lieben Gruß,
Chavali

__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.05.2013, 23:22   #4
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi, Chavi!

Nein, Atlantis kenn ich, keine Sorge. Aber diese Stadt im Friesischen gab es wirklich: Rungholt. Hier ein Link:
http://de.wikipedia.org/wiki/Rungholt

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.06.2013, 14:49   #5
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.001
Standard

Hi Erich,
Zitat:
Aber diese Stadt im Friesischen gab es wirklich: Rungholt. Hier ein Link:
danke, das ist interessant, kannte ich noch nicht.
Mal sehen, vielleicht wird ja auch noch ein Gedicht daraus....?
Obwohl, gegen Detlev v. Liliencron, der das Gebiet schon lyrisch verewigt hat,
käme ich wohl nicht an

Lieben Gruß,
Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*

Geändert von Chavali (01.06.2013 um 14:54 Uhr)
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.06.2013, 18:02   #6
ginTon
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von ginTon
 
Registriert seit: 14.02.2009
Ort: Mainz
Beiträge: 12.422
ginTon eine Nachricht über ICQ schicken ginTon eine Nachricht über Skype™ schicken
Standard

Hi chavilein,,

Ich hatte mir das Werk gestern schon durchgelesen und nun werde ich es auch
kommentieren. Inhaltlich gefällt es mir sehr, fast schon schwarzromantisch, falls
es das nicht sogar ist...

Zitat:
Wohl tausend Jahre ist es her,
da kam von Nord ein Nebelmeer,
es hüllte alles Leben ein
und legte sich auf Haus und Stein.
Fantastisch, finde ich super so...

Zitat:
Die Menschen flohen nackt und bloß
sie hatten nur noch ihren Schoß,
selbst Riesenbäume lösten sich
von ihren Wurzeln - fürchterlich!
Die einzige Zeile, an der ich etwas zu rütteln hätte, wäre die 2. "aus ihren Zimmern und dem Hof" oder ähnlich könnte ich mir vorstellen, aber sie hatten
nur noch ihren Schoß, verstehe ich net wirklich, kann aber auch an mir liegen..ansonsten ist die Strophe gut...

Zitat:
Und als der Nebel fortgezogen,
warn auch die Vögel weggeflogen,
kein Tier, kein Blatt, kein Pilz gedieh,
ein Land, das unter Schmerzen schrie.
waren die Vögel?, hört sich mitunter besser an, was meinst du...

Zitat:
So bleibt nur grauer Staub, Verfall,
Zerstörungsreste überall.
Und nie mehr gibt es eine Saat
in der verfluchten Geisterstadt.
Gefällt mir wieder sehr gut...

gutes Werk, habe mich gerne mit beschäftigt , liebe Grüße ginnie
__________________
© Bilder by ginton

Schtjel Sam Abys Mje Uchiel!

Alles, was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form. (Hopi)


nichts bleibt, nichts ist abgeschlossen und nichts ist perfekt... (Wabi-Sabi)
ginTon ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.06.2013, 19:14   #7
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.001
Standard

hi ginnie,
Zitat:
nur noch ihren Schoß, verstehe ich net wirklich, kann aber auch an mir liegen..ansonsten ist die Strophe gut...
damit ist gemeint, dass die Menschen nur noch ihr nacktes Leben hatten...
Zitat:
waren die Vögel?, hört sich mitunter besser an,
nee, das fällt aus dem Rhythmus:

Und als der Nebel fortgezogen,
warn auch die Vögel weggeflogen,
kein Tier, kein Blatt, kein Pilz gedieh,
ein Land, das unter Schmerzen schrie.

xXxXxXxXx
xXxXxXxXx
xXxXxXxX
xXxXxXxX


Zitat:
gutes Werk, habe mich gerne mit beschäftigt
Danke, das freut mich!

lieben Gruß,
chavi


__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 06:00 Uhr.


Powered by vBulletin® (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.

http://www.gedichte-eiland.de

Dana und Falderwald

Impressum: Ralf Dewald, Möllner Str. 14, 23909 Ratzeburg