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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 02.02.2013, 08:39   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard Meine Hügel

In meinen Hügeln hängt der kalte Nebel,
der Blick vom Fenster geht ins Weiße bloß.
In meinem Herzen sitzt ein Tag am Hebel,
der sich nicht wiederkennt in meinen Augen,
die wie des blinden Teiches Spiegel groß
am Schemenhaften aller Formen saugen.

In meine Hügel bin ich hingegangen,
als wollte ich sie immer neu betrachten,
als käme all mein blasses Hinverlangen
nach neuem Fühlen auf den alten Wegen,
die stets mich an die alten Ziele brachten,
mir wie ein unverhoffter Freund entgegen.

Aus meinen Hügeln bin ich heimgekommen,
und zog ins Herz mir auch der Nebel ein
und machte es wie zage und beklommen -
es fühlt sich besser an als jene Leere,
die mir darin mein unentdecktes Sein
so fühlbar macht, wo immer ich sie quere.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (02.02.2013 um 15:25 Uhr)
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Alt 11.02.2013, 18:48   #2
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.908
Standard

Servus Erich,

dein Protagonist spricht die Worte eines Menschen, der nicht in der Lage ist, die Hügel in seinem (Lebens)Weg zu überwinden.

In seine Hügel ist er hingegangen und aus seinen Hügeln heimgekommen, doch nirgendwo wird erwähnt, ob er sie je erklommen oder gar überstiegen hat.

Auf jeden Fall erscheinen ihm seine Hügel im Nebel und somit auch alles, was dahinter liegen könnte, sie werden für Letzteres sogar selbst zu einer Art Nebel.

Zwar weiß er, daß die Welt nicht hinter seinen Hügeln aufhört, scheint jedoch die Risiken zu fürchten, die eine Überwindung dieser mit sich brächten, obwohl die Sehnsucht dazu durchaus vorhanden zu sein scheint.

Das ist ein Dilemma, in dem sich der Protagonist da befindet, denn ihm scheint etwas zu fehlen, von dem er wünschte, es wäre da, sein unentdecktes Sein.

Das scheint eine schier ausweglose Situation zu sein.

Ein trauriges Gedicht, fürwahr, es lässt den Leser gekonnt mitfühlen, und doch bleibt am Schluss nur eine Moral übrig, die jeder für sich selbst ziehen muss.

Meine sieht so aus:

Die Welt wird sich (in absehbarer Zeit) nicht verändern.
Ich habe nur dieses eine Leben und wenn sich das ändern soll, so kann ich das nur, wenn ich mich selbst verändere.
Ansonsten bleibt alles, wie es ist.
Und solange darf ich mich nicht beklagen, denn ich weiß ja, wer verantwortlich dafür ist.


In diesem Sinne gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 11.02.2013, 19:37   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi, Faldi!

Danke für deine raumgreifenden Gedanken!

Wie du weißt, lasse ich mir meine Gedichte eher "zustoßen" - ich fange mit irgendeinem Bild oder Gedanken an (in diesem Fall ein Blick aus meinem Stubenfenster in den Nebelmorgen) und lasse dann einfach das Unterbewusste ans Steuer, während ich die Zeilen reime. Oft genug bin ich selbst überrascht, wo das hinführt. Das bedingt natürlich, dass bei mir fast alles autobiographisch ist - oder zumindest eindeutig in dieser Richtung angehaucht.
Ich erkenne auch durchaus meinen Hang zu Metabotschaften, da ist dieses Gedicht ein gutes Beispiel: Es kann auch bloß die Beschreibung eines Nebelspazierganges sein. Mein Unterbewusstsein schafft es aber irgendwie fast jedesmal, mehr draus zu machen, eine höhere, verborgene, psychologische Ebene einzuflechten, und so wird ein harmloser Nebelspaziergang zu einer seelischen Zustandsbeschreibung. Die Grenzen sind fließend.
Überlegungen bezüglich der Moral, die ein Leser später möglicherweise daraus zieht, also dahingehend, welche Gedanken und Einsichten ich nun eigentlich vermitteln möchte, habe ich eigentlich kaum, ausgenommen die eher spärlichen sozialkritischen Gedichte.
Ich dichte eher aus einem inneren Bedürfnis heraus, das keinen tieferen Sinn spezifiziert. Ich habe meist keine Botschaft als eigentlich nur die Schönheit der Sprache. Natürlich freut es mich, wenn sich in meinem Geschreibsel dennoch so viele tiefgründige Gedanken finden lassen - das schmeichelt mir und der Illusion, ich sei weise...

LG, eKy
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Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
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Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (11.02.2013 um 19:42 Uhr)
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Alt 11.02.2013, 21:11   #4
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Beiträge: 9.908
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Zitat:
Zitat von Erich
Natürlich freut es mich, wenn sich in meinem Geschreibsel dennoch so viele tiefgründige Gedanken finden lassen - das schmeichelt mir und der Illusion, ich sei weise...
Nein, das war's nicht, ich wollte nur rücksichtsvoll erscheinen...


LG

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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