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Ausflug in die Natur Natur- und Tiergedichte

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Alt 18.08.2017, 14:07   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard Die letzten Sommertage

So scheint der Gang der letzten Sommertage:
Dass schon ein Trauriges in ihnen wohne
und an dem frohen Bilde heimlich nage,
verhalten fragend, ob der Blick noch lohne.

So geht ein Atem durch die gelben Ähren,
der fahl sie bleicht in überreifter Glut,
um endlich eine Ernte zu gewähren
auf stillem Felde, das im Mittag ruht.

So scheint das Licht in plötzlich klaren Schatten
zu frieren, doch im Sonnenschein zu gären,
als wüchsen auf den blütenmüden Matten
den wunden Gräsern blasse Eiterschwären.

So schmeckt die heiße Luft bereits nach Lüge,
als wüsste sie, dass sie im Sterben liegt
und nicht mehr fände, was ihr Glühen trüge,
sobald der Herbst in diesem Spiel obsiegt.

So weht ein Weh durch alle Wonnestunden,
die schon sich neigen nach geheimen Zeichen,
der Abkehr seltsam eingedenk verbunden -
und Wolkenspiegelbildern auf den Teichen.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (10.09.2017 um 09:51 Uhr)
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Alt 18.08.2017, 17:16   #2
Chavali
ADäquat
 
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Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 12.994
Standard

Lieber Erich,

na, da ist dir ja wieder ein wunderschönes Stück Lyrik gelungen!
Gefällt mir sehr!
Die Beschreibung des sterbenden Sommers im letzten Aufbäumen seiner Sonnenkraft -
wie wortgewaltig und bildhaft!
Eine wahre Wortkunst!

Besonders gut gefallen mir die Strophenanfänge.
Wie ein Gleichnis und wie eine Intensivierung setzt du das Wort so ein.

Die letzte Strophe ist mein Favorit:
Zitat:
So weht ein Weh durch alle Wonnestunden,
die schon sich neigen nach geheimen Zeichen,
der Abkehr seltsam eingedenk verbunden -
und Wolkenspiegelbildern auf den Teichen.
Lieben Gruß,
Chavali




__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.08.2017, 19:43   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi Chavi!

Vielen Dank für das Lob!

LG, eKy
__________________
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
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Alt 21.08.2017, 09:14   #4
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
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Lieber Erich

Hier klingt viel Wehmut, doch ich sehe auch das Wunderbare, den Sommer! Ich mag den Sommer! Aber das in feinster Lyrik.

Die Naturbeschreibungen sind gelungen, und ich folge sehr gerne mit Schwinden der Strahlen. Die Sonne sinkt wieder. Jahr für Jahr und doch ist es jedesmal anders, weil wir Menschen uns im Laufe der Jahre verändern. Und mancher Blickwinkel, der neu war und der als wichtig betrachtet wurde, vergänglich wird.

Neue Blickwinkel, Sichtweisen werden wichtig. Ich schweife ab...

Dieses geschriebene, gemalte Bild vom Sterben des Sommers habe ich sehr gerne betrachtet.

Sehr gerne und das auch schon mehrfach gelesen

Liebe Grüße sy

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Alt 21.08.2017, 09:27   #5
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi Sy!

Dieses Werk scheint in den letzten Tagen hier ein wenig untergegangen zu sein. Schön, dass du es kommentierst!

Vielen Dank für das begeisterte Lob und die weiterführenden Gedanken!

LG, eKy
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
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Alt 21.08.2017, 22:46   #6
Kokochanel
Gast
 
Beiträge: n/a
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ein zauberhaftes Gedicht, lieber Erich mit Bildern zum Träumen und wohlfeilem Wortklang "blütenmüde Matten".
Es ist ein Werk für die, die den Sommer lieben und im Herbst eher das Vergehen von etwas sehen.
Dies ist nicht meine Sichtweise. Ich liebe den Herbst mit seinem goldenen Licht, mit den roten Blättern und der unterschwelligen Melancholie der Farben. Der Sommer ist mir zu heiß, zu grell.
Auch im Herbst blühen Blumen und dies ohne zu vertrocknen, die Erde duftet würzig nach den Regenfällen.
Auch den Frühling mag ich mit ähnlichem Lichterspiel, aber der Aufbruchstimmung ins Neue.
Du aber hast mit diesem schönen Werk dem Sommer eine Ode gewidmet und der Wehmut seiner Vergänglichkeit. Schön so.
Sehr gerne und mehrfach ohne die Zeit zum Kommentieren zu finden gelesen mit lG Koko
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Alt 22.08.2017, 14:09   #7
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi Koko!

Du hast mein Vergehen des Sommers wunderbar kommentiert - bei gleichzeitiger Wahrung der Wertschätzung des kommenden Herbstes. Eine schöne und willkommene Abrundung des Gedankens!

Vielen Dank!

LG, eKy
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