Gedichte-Eiland  

Zurück   Gedichte-Eiland > Gedichte > Ausflug in die Natur

Ausflug in die Natur Natur- und Tiergedichte

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
Alt 11.08.2017, 12:35   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard Buchenfrieden

Wie überströmt mich sanfter Seelenfrieden
im wolkenfeuchten Lichte meiner Buchen,
denn selbst im Regen will ich sie besuchen -
nur dort ist mir Erleichterung beschieden.

Es ist kein Ort so voller Fühl hienieden
wie unter diesen grauen Borkenriesen.
Kein Dauern kann ich schöner mir erkiesen
als hier, vom Lärm der Trubelwelt gemieden.

Wie geht ein Rauschen durch die hohen Kronen
so himmellind, und in der Schattenkühle
darunter ein verträumtes Sichbewohnen,

wenn draußen in der grellen Sommerschwüle
verschwitzte Geister ihre Sinne schonen
und nicht begreifen, was ich hier erfühle!
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (13.08.2017 um 13:57 Uhr)
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.08.2017, 10:53   #2
Kokochanel
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Feines Sonett, lieber Erich von einem, der sich gefunden hat und seinen Platz, wo er sein kann...
Sehr gerne gelesen mit lG von Koko
  Mit Zitat antworten
Alt 12.08.2017, 10:53   #3
mallarme
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 20.03.2017
Ort: Ostsachsen
Beiträge: 299
Standard

Lieber Erich,
ich find Deine Sonette schon toll keine Frage, sie sind ziemlich
perfekt und haben meist auch eine interessante Aussage, wäre
froh wenn ich nur viertels so gut schreiben könnt.
Allerdings ähneln sie sich meist schon sehr, allein duch die etwas
antiquierte Sprache oder zumindest die Wortkonstruktionen die
an eine solche erinnern. Das läßt mich immer ein wenig an Rilke
denken, den ich sehr schätze und auch immer wieder gern lese.
Aber es fehlt mir ein wenig Experimentiefreude. Ich bin überzeugt,
auch wenn ich Deine Meinung kenne, das Du in anderen Genres
dieses Forum auch bereichern könntest. Nimm es als Anregung,
nicht als Kritik!!
Gern gelesen Dein Werk, vielleicht kommen wir ein wenig in Diskussion.
Beste Grüße
mallarme
mallarme ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.08.2017, 11:26   #4
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Hi eKy,

Ich habe schon viele Gedichte von dir gelesen, die Bäume beschreiben. Ich erinnre mich an die Föhre.
Wenn ich dieses Sonett lese, bin ich im Wald, man merkt die Verbundenheit des Dichters mit der Natur. Am Ende des Gedichtes kommt ein Schuß Weisheit / Nachdenklichkeit und ich denke, ein Waldspaziergang löst viele einfachen Ungereimtheiten des Lebens.

Baumgrüße von sy

  Mit Zitat antworten
Alt 12.08.2017, 13:42   #5
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi Koko, Sy!

Vielen Dank für eure freundlichen Worte!


Hi mallarme!

Rilke ist mein großes lyrisches Vorbild, keine Frage. Die Ähnlichkeiten liegen zum Teil auch daran, dass einem nach 10 Jahren des Schreibens so langsam die Themen ausgehen, die einen inspirieren, und man kehrt vermehrt zu den besonderen Lieblingsthemen zurück. Dabei muss man sehr aufpassen, sich nicht auch verbal zu wiederholen - die möglichen Vokabeln und Phrasen sind eben leider nur endlich kombinierbar ...

Meine Lieblingsthemen sind eben Natur (und dabei vor allem Dämmerung, Bach/Fluss und Wald), Stadt (meist kritisch und/oder negativ beschrieben) und Menschen - und das in allen nur erdenklichen Variationen und Paarungen. Dazu kommt, dass ich mich im Grunde weniger für Thematiken interessiere als vielmehr für die Schönheit und Perfektion der Sprache an sich und wie man sie erreichen kann.

Da ich sehr isoliert lebe (ich spreche, abgesehen von meinem Beruf, vielleicht einmal oder zweimal wöchtentlich ein wenig mit einem anderen Menschen) und sehr selten das Haus verlasse, kommen mir auch nicht mehr so viele Inspirationen unter, da ich zumeist täglich dasselbe sehe. Mit zunehmendem Alter bemerke ich, dass sich mein Leben mehr und mehr im Kopf abspielt denn in der wirklichen Welt. Nicht dass mich das störte ...

Ab und zu experimentiere ich durchaus: Wenn du das obige Sonett betrachtest, wirst du bemerken, dass es sich nicht an die geltenden Sonettregeln hält: Der umarmte Reim in den Quartetten wird nicht wiederholt. Ich spiele also durchaus mit den Formen, nur vielleicht nicht so auffallend wie junge Leute, denen ich das Anrennen gegen Bewährtes gern überlasse (weil es mir zumeist eben auch nicht gefällt, was dabei so rumkommt!).
Und wenn du mein Archiv mal ein wenig querliest, wirst du feststellen, dass es viele Nichtsonette und zum Teil recht eigenwillige Formen darunter gibt, vor allem je weiter man zurückgeht.

Ansonsten halte ich mich ans reimliche Dichten mit Rhythmus und Strophenstruktur, einfach weil mir das optimal zusagt und am besten gefällt in Sachen Wortkunst. Ich habe als Teenager sogar mal ein paar Wochen versucht, "modern" zu schreiben - es gefiel mir immer weniger, je länger es dauerte! Also ließ ich es wieder. Danach ließ ich mich von "Experten" ins Bockshorn jagen, die mir erzählten, für die klassische Dichtkunst würde sich heutzutage (in den Achtzigern) keiner mehr interressieren - also hörte ich 24 Jahre lang ganz auf zu schreiben! Erst 2005 stolperte ich zufällig über meine "Jugendsünden", erinnerte mich und begann - mit gehörig mehr Lebenserfahrung und elaborierterer Sprachhabung - erneut zu dichten. Et voilá - es war viel besser als mein damaliges naives Halbstarkengeschreibsel! - Dennoch habe ich dank meiner Gutgläubigkeit und der Arroganz von Besserwissern 24 potentiell produktive Jahre unwiederbringlich verloren.

Ich hoffe, ich konnte einiges damit erkären.

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (12.08.2017 um 14:11 Uhr)
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.08.2017, 22:47   #6
mallarme
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 20.03.2017
Ort: Ostsachsen
Beiträge: 299
Standard

Lieber Erich,
danke Dir für die ausführliche Schilderung zu meinen, vielleicht etwas
provokativen Gedankenspielen. Wie gesagt, sollte ja keine Kritik sein.

Aber was mir nochmal durch den Kopf gegangen ist sind die 24 Jahre.

Vielleicht war es garnicht so schlecht, Du sagts selbst Du schautest
die Dinge von damals mit ganz anderen Augen an.

Wenn Du damals weiter geschrieben hättest wärst Du vielleicht ganz
auf der Strecke geblieben und hättest, ob andere Dinge die Lust verloren.

So bist Du gereift an den zweiten Start gegangen und hast Erfolg.
Siehs vielleicht unter diesem Gesichtspunkt.

Beste Grüße
mall
mallarme ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.08.2017, 09:44   #7
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 12.994
Standard

Lieber Erich,

was, hier hab ich noch nicht kommentiert?
Schande über mich

Ein sehr schönes, intensives Gedicht. Hineißende Wortkombinationen!
Aber wem sag ich das....

Ich hab auch die Kommentare gelesen und der letzten Antwort von mallarme
kann ich mich nur anschließen.

Liebe Grüße!
Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.08.2017, 10:04   #8
Laie
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Laie
 
Registriert seit: 17.11.2015
Ort: Oberpfalz
Beiträge: 539
Standard

Hi eKy,

wie immer gehe ich an ein Sonett eher negativ voreingenommen heran. Aber wieder einmal hast du mir aufgezeigt, wie schön Sonette sein können. Da wird dem Leser die kleinste Seele ganz groß.

Spät, aber sehr gern gelesen!


Gruß,
Laie
Laie ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.08.2017, 12:11   #9
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi Mall!

Wer kann sagen, was gewesen wäre ... - vielleicht wäre ich mittlerweile im ganzen deutschen Sprachraum bekannt, hätte den Literaturnobelpreis gewonnen usw. (Kicher!) und könnte mich vor Einladungen zu Kulturevents nicht mehr retten! Na ja, wer's braucht ...

Macht nichts - es kam, wie es eben kam, und es war mein Leben und gut so.

Danke für den freundlichen Zuspruch!


Hi Chavi!

So sorry! Habe eure Kommis glatt übersehen - ich habe nicht damit gerechnet, dass mehr als eine Person an dieser späten Reaktivierung des Themas beteiligt gewesen ist, darum habe ich auf die Einträge über dem aktuellsten gar nicht erst geachtet! Mea culpa!

Vielen Dank für die lieben Worte!


Hi Laie!

So denn ebenfalls späten, aber um nichts weniger tief empfundenen Dank für deinen freundlichen Besuch hier!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (29.08.2017 um 15:20 Uhr)
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 
Themen-Optionen
Ansicht

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 15:13 Uhr.


Powered by vBulletin® (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.

http://www.gedichte-eiland.de

Dana und Falderwald

Impressum: Ralf Dewald, Möllner Str. 14, 23909 Ratzeburg