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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 16.09.2017, 08:58   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Der alte Mann lebt seltsam fortgenommen
aus aller Welt, von innen abgeschieden,
das Leben meidend und von ihm gemieden,
als hätten sie einander nie vernommen.

Er wirkt verloren, irgendwie verschwommen,
als wäre vage, was von ihm hienieden
im Sein verblieb - als hätte er entschieden,
verreist zu sein und nicht mehr angekommen.

Der alte Mann verrührt in seiner Tasse
Erinnerungen langsam mit Kaffee
und blickt hinaus in seine schmale Gasse.

Die Tage sind gezählt, und ihren Stunden
tun alte Schulden nicht mehr gar so weh.
Sein Frieden wirkt, als wäre er gefunden ...
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 16.09.2017, 14:48   #2
Chavali
ADäquat
 
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Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 12.994
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Lieber Erich,

das sind so Fälle, die einem das Herz stocken lassen, weil man immer damit damit rechnen muss,
selbst einmal so gesehen zu werden von der Umwelt....

Sehr berührend und auf den Punkt gebracht beschrieben.
Menschen, die nichts mehr vom Leben erwarten und auch nicht erwarten können durch Krankheit -
so mögen sie ihre letzte Zeit verbringen.

Du hast das sehr gut beobachtet und in einfühlsame Worte gefasst.
Von daher gern glesen!

Lieben Gruß,
Chavali


__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 16.09.2017, 16:51   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi Chavi!

Da muss nicht mal unbedingt eine Krankheit dahinter stehen! Manche verbringen ihr halbes Restleben so: Jahr um Jahr des "Nichtsmehrgeschehenlassens", eingesponnen in liebe Gewohnheiten und sinnlos gewordene Rituale.

Vielen Dank für deine Gedanken und deine Freude am Lesen meiner Lyrik!

LG, eKy
__________________
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Alt 17.09.2017, 09:53   #4
Kokochanel
Gast
 
Beiträge: n/a
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wieder einmal ein berührendes Werk, was Melancholie, Einsamkeit und doch einen versöhnlichen Denkansatz führt.
Die alten Menschen, das habe ich schon oft gedacht, werden nur noch gegenwärtlich wahrgenommen. Wenn man jemanden kennenlernt, der nicht alt ist, kommt schnell die Frage: "Was machst du, arbeitest du , ect." Bei Alten stellt kaum einer diese Frage, so wie du schreibst:
"das Leben meidend und von ihm gemieden,
als hätten sie einander nie vernommen."
als habe er gar kein Leben vor dem Alter gehabt.
Obwohl gerade dieses Leben ihn doch ausmacht.
Mich interessiert das immer, aber ich stelle fest, jetzt, wo ich bald 60 bin, dass mich auch keiner mehr danach fragt. Seltsam ist das, als wäre es ein Cut.

Allerdings erwachsen daraus auch Möglichkeiten, sich selbst und den inneren Frieden zu finden ohne jede Verpflichtung. oder sich noch an anderen "messen zu müssen".

Gerne drüber nachgedacht und mitphilosophiert mit lG von Koko
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Alt 17.09.2017, 10:13   #5
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Beiträge: 8.570
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Hi Koko!

Früher war die Weisheit des Alters gefragt, weil die Welt jahrtausendelang dieselbe geblieben war - der Erfahrungsschatz der Alten war wertvoll!

Heute ändert sich die rasch fortschreitende Welt so rasch innerhalb weniger Jahrzehnte, dass viele der Lebenserfahrungen der Alten sich nicht mehr auf die neuen Verhältnisse anwenden lassen. Wozu ihnen also noch zuhören, wozu ihren Worten noch Bedeutung zumessen?

Ihre Leben fanden quasi in einer anderen Welt statt!

LG, eKy
__________________
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