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Ausflug in die Natur Natur- und Tiergedichte

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Alt 21.06.2017, 23:34   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Standard Ruf der Natur

Entgegen kam mir fast wie eine Mahnung
im Walde jener runde, graue Stein,
beinahe wie von Großem eine Ahnung,
das mich umwogte, still und ungemein

verheimlicht durch den Wuchs der alten Bäume,
als wüssten sie in ihrem Aufenthalt
zutiefst verschwiegene und dunkle Räume
wie ein Geheimnis, das, unsagbar alt,

mich überwältigend in seiner Fülle
sich golden ausgoss in den späten Tag;
ein ewig kirchenloser, stiller Wille,
in dem ich wie ein Kind geborgen lag.

Ein grauer Stein nur, ein erloschnes Bildnis
von alten Göttern aus verbrauchter Zeit;
und dennoch darin welch ein Herz der Wildnis
in aller Dämmerungen Ewigkeit!


Überarbeitete Version eines Gedichtes von 2009. Jetzt ist alles 5-hebig.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (06.02.2018 um 23:43 Uhr)
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Alt 22.06.2017, 12:21   #2
juli
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Hey eKy,

Steine erinnern mich daran, das die Erde mal ein glühender Fluß Lava war, und sich im Laufe der Jahrmillionen immer verändert hat. Besonders große Steine sind Anziehungspunkte zum Schauen und Nachdenken. Über die Endlichkeit, warum haben so viele Menschen "Grabsteine"? Über die Schönheit der Steine, die Struktur, und man kann darüber nachdenken wie lange der Stein unverändert da liegt. Es beginnt ein Gefühl der "Zeitlosigkeit", eine Ahnung von der Kürze, der eigenen Existens und dem einfachen Bedürfnis Steine anzufassen. Große oder Kleine Steine..., du erwähnst das Wort " Kirchenlos" ich weiß, du glaubst nicht an einen Gott, oder an eine "Macht", die der Mensch für sich erhofft. Natur und Steine sind Wunder genug! Sie können Herzen erfüllen, und zeigen uns Menschen in unserem Leben, woher wir kommen und wohin wir gehen.

Auch wenn dein Gedicht ein "Oldi" ist, spricht es deine unnachahmliche Art der Lyrik. Sicher fallen dir irgendwann wieder Worte ein, die dich dazu inspirieren sie aufzuschreiben. Auf " Deubel komm raus " kann man nicht schreiben.

Sehr gerne gelesen und gestaunt.

Liebe Grüße sy

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Alt 22.06.2017, 12:35   #3
Laie
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Hallo eKy,

wortgewaltig wie immer! Ich bin dir gern in die tiefen Räume des Waldes gefolgt


Gruß,
Laie
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Alt 22.06.2017, 16:58   #4
Erich Kykal
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Hi Sy und Laie!

Das alte Stück musste etwas überarbeitet werden, da einige Zeile Überlänge hatten und eine zu kurz war. Damals schrieb ich noch rein nach Sprachmelodie und Gehör, zählte mangels Wissen keine Heber.

Vielen Dank für das positive Echo auch für diese "oide Hadern"!

Steine vergehen rascher als man glauben möchte! Selbst eine Lebzeit reicht aus, um dabei zuzusehen, wenn der Stein der rauen Witterung und dem Sonnenlicht ausgesetzt ist! Hier platzt etwas ab, dort wird ein Brocken locker, usw...

Die "steinerne Zeitlosigkeit" ist auch nur eine Illusion! Leider ...

LG, eKy
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Alt 17.07.2017, 11:06   #5
Sidgrani
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Hei eKy,

"nur" ein Stein, dabei hat er schon unvorstellbar viele Jahre auf dem Buckel. Nicht umsonst heißt es "steinalt". Wieviel Zeit wohl vergehen musste, bis ein Stein, der unter einem Gletscher lag, da zum Liegen kam, wo er jetzt liegt? Mit deinem Gedicht hast du eine leicht magische Stimmung hervorgerufen und mich ein wenig sinnieren lassen.

Zitat:
Zitat von eKy
Steine vergehen rascher als man glauben möchte! Selbst eine Lebzeit reicht aus, um dabei zuzusehen, wenn der Stein der rauen Witterung und dem Sonnenlicht ausgesetzt ist!
Du siehst allerdings nur einen Bruchteil seiner Lebensdauer. Und dass die Zersetzung in unserer Zeit leider viel schneller voranschreitet, als noch vor ca. zweihundert Jahren, hast du ja ausreichend erklärt.

Ich las mal ein Cartoon, in dem ein Junge einen Kieselstein ins Meer wirft. "Oh nein", seufzte der Stein, wo ich doch über einhunderttausend Jahre gebraucht habe, um endlich aus dem Wasser zu kommen!"

Gerne gelesen und ein wenig drüber nachgedacht.
Liebe Grüße
Sid
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»Erich Kästner«
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Alt 17.07.2017, 12:25   #6
Chavali
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Servus, Erich,

das hatte ich ja noch gar nicht gesehen

Ich mag Gedichte über Steine, sind sie doch die Zeugen der Vergangenheit schlechthin.
Du hast eine wunderbare Geschichte um das alte Felsstück gewebt, dass es ein Genuss ist,
darüber zu lesen.


Sehr gern eingetaucht in die fantasievolle Welt des Dichters.


Lieben Gruß,
Chavali
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Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 19.07.2017, 15:14   #7
Erich Kykal
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Hi Sid und Chavi!

Als ich dieses Werk (so in etwas 2006 oder so) schrieb, dachte ich an einen alten verwitterten Keltenstein oder eine noch ältere heilige Opferstelle im Wald mit Schalenstein und/oder grob behauenem Steinaltar.

Als ich als Kind und Bursche so durch die Wälder streunte, kam ich oft an Plätze darin, die wie heilige Orte anmuteten und eine eigene Magie, einen alten Zauber auszustrahlen schienen, der mich gefangennahm und berückte. Alte, wie mit lebendiger Haut flechtenüberzogene und bemooste Granitfelsen zwischen hohen Bäumen haben es mir immer schon angetan ...

LG, eKy
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Alt 20.07.2017, 13:26   #8
Kokochanel
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ein Werk, das Gänsehaut macht, lieber Erich. Durch die 5 Hebungen hat es wirklich gewonnen, wirkt viel stärker.
Ein bisschen mystisch- sehr schön!
LG von Koko
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Alt 20.07.2017, 16:15   #9
Erich Kykal
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Hi Koko!

Das Gedicht war ursprünglich auch fünfhebig, aber weil ich damals von Hebungen oder vom Silbenzählen keine Ahnung hatte und rein nach Gefühl und Sprachmelodie taktete, waren eben einige Zeilen zu kurz/lang nach Silbenzahl oder hatten einen Heber zu viel oder zu wenig.
Das habe ich nunmehr behoben - so war das gemeint.

LG, eKy
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Alt 20.07.2017, 20:38   #10
Dana
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Lieber eKy,
wenn man genau hinhört (hinschaut oder hinträumt) raunt die Natur uns ständig etwas zu. Dein Gedicht zeigt es wunderschön auf.
Der "wilde Garten" hinter unserem Haus war vor 100 Jahren stufenförmig angelegt. Ich stoße beim Gärtnern teilweise auf Steinbrocken, die man kaum oder gar nicht heben kann. In mühsamer Arbeit habe ich einige freigelegt und dabei liefen für mich ganze Filme ab: Woher er kam, wie viele Hände ihn schon bewegt haben oder Menschen die darauf gesessen haben, um Pause zu machen. Diese Gedanken habe ich auch bei kleineren, viel kleineren Steinen und Steinchen. Nicht weniger haben es mir alte, uralte Bäume angetan.
Herz der Wildnis hat mir besonders imponiert - aber auch "kirchenloser, stiller Wille.

Gern gelesen uns länger verweilt,
liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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