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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 25.11.2016, 15:36   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Standard Die letzten Tage

Ermattet jäh am Kreisen der Gedanken
verbirgt der Herzschlag müde sich am Grunde
der letzten Hoffnung, die aus aller Munde
ihm eingeflößt mich bittet, nicht zu wanken,

wo alle Welt noch brandet an die Tage,
die kühler mir bereits und fahler scheinen,
und jeden Abend höre ich beweinen,
was ich an Ende ihm entgegen trage.

Doch jeder Morgen wächst mir hell entgegen,
als wollte er mein allerschönster werden,
wie um zu tilgen, was mir hier auf Erden

zu Dunkelheit vergor, die mich bestreitet,
und schenkte mir als einen letzten Segen
das sanfte Licht, das meinen Tod begleitet.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 26.11.2016, 09:56   #2
Kokochanel
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Guten Morgen, Erich,

der Tod als Erlösung, als friedvolles Ende eines Lebens, das anstrengend war, zu anstrengend vielleicht und schwierig für den Protagonisten.
Bei schwerer Krankheit denkt man daran. ja, den Tod kann man durchaus so sehen.
Worgtneuschöpfung: die Dunkelheit, die mich bestreitet, ?

Gerne gelesen mit lG von Koko
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Alt 26.11.2016, 15:14   #3
Erich Kykal
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Hi Koko!

"Bestreiten" hier im Sinne von "ableugnen", "negieren".


Deine Deutung ist korrekt, auch wenn ich nicht unbedingt an Erlösung dachte, sondern eher als ein Hinnehmen des Unvermeidlichen in heiterer Gelassenheit, quasi aus dem geistigen Refugium des abgeklärten Weisen heraus, der seinen Spass im und am Leben durchaus gehabt hat.
So würde ich selbst gern abtreten können und hoffe, ich mache mir dereinst diesbezüglich keine Schande!

LG, eKy
__________________
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Alt 26.11.2016, 17:13   #4
Dana
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Lieber eKy,

ich finde, wenn man ein Leben gelebt hat, das man versöhnt annehmen kann, dann ist diese Betrachtung auf das Unumgängliche eine sehr schöne.
Allerdings sollte dieses Leben auch eine gute Anzahl von Jahren beinhalten.
Ich kenne und kannte wenige "Uralte", die diese Fähigkeit besaßen. Sie betonten immer wieder, jeden geschenkten Tag dankbar zu genießen.

Aber hier - mehr als Frage zum Verständnis:

Zitat:
Zitat von Erich Kykal
und jeden Abend höre ich beweinen,
was ich an Ende ihm entgegen trage.

Und jeden Abend höre ich ihn beweinen, was ich zum Ende ihm entgegen trage.

Oder höre ich jeden Abend ein Beweinen dessen, was ich am Ende ihm entgegen trage.

Ich weiß auch um die lyrische Sprache und kann es wie oben stehend gelten lassen.

Sehr gern gelesen.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 26.11.2016, 18:14   #5
Erich Kykal
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Hi Dana!

"Was ich an Ende ihm entgegen trage" in der gleichen Bedeutung wie "was ich an Schmerz ertrage" oder "was ich an Freude zu schenken vermag" usw.

Vielen Dank für die abrundenden Gedanken!

LG, eKy
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Alt 27.11.2016, 10:36   #6
juli
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Hallo eKy,

Das Gedicht beschreibt die letzte große Herausforderung des Lebens. Wer wünscht sich nicht einen friedlichen Tod? Und ein Licht was dem Menschen auf dem Weg vom Leben in etwas Andres hinüberleuchtet ist etwas wunderbares. Deine Worte nehmen einen mit an die Hand, sie wirken durch die leisen Töne, und durch die Nachdenklichkeit. Es ist ein Hin – und - Her zwischen Dunkelheit und Licht. Mir gefällt, dass du das Licht mit in die letzte Zeile genommen hast, damit der Tod erhellt wird, und damit ihm ein Teil seines Schreckens genommen wird.

Liebe Grüße sy

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Alt 27.11.2016, 11:07   #7
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi Sy!

Ich habe das mit dem Licht durchaus doppeldeutig gemeint: Für Christen und andere Jenseitsgläubige ist es natürlich das Licht, das die Seele "hinübergeleitet", für alle anderen - wie mich - ist es einfach eine freundliche, milde Lichtstimmung am Morgen, die einem die letzte Szenerie erhellt.
Ich persönlich glaube nicht an die Existenz einer ominösen "Seele", von welcher nicht einmal die Gläubigen genau sagen können, was sie eigentlich ist, wenn "Geist" oder "Persönlichkeit" für sie etwa anderes bezeichnen. Für mich ergebt sich da nichts über die nackten Funktionen des Gehirns: Wenn die graue Masse in unseren Köpfen nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird, enden wir. Punkt und aus. Das mag wenig tröstlich sein für jene, die "ewig" leben wollen (welch ein übergroßes Wort!), aber man kann es auch so sehen: Wenn du erst mal geendet hast, und es gibt dich dann tatsächlich nicht mehr, ist es dir ohnehin egal!

LG, eKy
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