31.12.2011, 09:26 | #19 | |
asphaltwaldwesen
Registriert seit: 31.03.2009
Ort: österreich
Beiträge: 961
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Zitat:
mache ich bei meinen form-freien gedichten kein fitzelchen anders, lieber erich. dennoch habe ich einen inhaltlichen impuls, mich überhaupt erst an den schreib-platz zu setzen und versuche dann auch diese mischung an gefühl und geplanter aussage zu einem sich-selbst-findenden und dennoch in seinem ausdruck bestmöglich "gelenkten" ganzen zu fügen. ich schreibe nicht um der sprach-"bastelei" und um des "werkelns" mit schönem wortklang willen meine "ernsthaft gemeinten" gedichte. (das gilt nur für meine fingerübungen, wie ich sie nenne. da ist mir dann auch jedes thema willkommen, das mich grade anspringt). ich schreibe, weil ich etwas festhalten und sichtbar machen will - und das auf meine ganz eigene art. ich schreibe wie ich male oder fotografiere - das heißt: ich drücke der welt in der darstellung durch mich meinen stempel auf, meine handschrift, meinen pinselschwung, meine wahl der perspektive. dabei versuche ich gesetzmäßigkeiten in der handhabung der mittel, die ich dazu wähle, zu beachten, die genau DEN ausdruck erzeugen, der auch mein gefühl zu dem "eingefangenen" wiedergibt. das gefühl macht sich oft an der nuance einer kleinen sprach-wendung fest, an einem um ein paar millimeter aus der symmetrieachse verschobenen bildmittelpunkt, an einem gewählten farbfilter, einer ausgefallenen perspektive, die die welt, wie ich sie erlebe und wahrnehme, bewusst "speziell" zeigt. das "fixe rezept" ist also nur sehr grob vorhanden. die haupt-zutaten jedoch sind der inhalt, die "botschaft", wenn man so will. die "geschmacks-hauptnote". die würze dazu und die beilagen bestimmen, wie die hauptzutat ins rechte (geschmacks)licht gerückt wird. darum gehts mir in erster linie. ein zusammenspiel von kontrast-geschmäckern, abrundenden gewürzen, die nicht vorschmecken und dennoch dem gericht eine gewisse "note" geben. und einen - so hoffe ich im besten falle - nachgeschmack, der noch eine weile positiv andauert nach dem letzten bissen. die starren fixe-rezept-dichter gibts. bei den festen formen-rezepte-köchen wie auch bei den vers-libre-köchen. auch für mich wirken derart "erkochte" produkte leblos. man erkennt, welches gericht gemeint ist, doch es wird nicht lebendig, berührt keine geschmacksknospen, ihm fehlt das gewisse "etwas". klar mundet das besser, dem der koch sein eigenes gespür und seine interpretation des gerichts hat angedeihen lassen! ich glaube aber, das war gar nicht gemeint, wenn larin oder ich sagen, der inhalt hat für uns ein wenig mehr gewicht als die "zubereitung" oder form der präsentation. aber wie ich eben lese, hat sie es selbst schon treffend erklärt. mir war in erster linie wichtig, dass hier nicht schon wieder in schwarz oder weiß unterteilt wird beim interpretieren der ausführungen zu "werten", die uns persönlich bei lyrischen werken wichtig sind, um diese überhaupt erst dazu zu machen. und ich lese prosa, wenn ich "lange am stück lesen möchte - um des lesens willen. da darf dann auch der inhalt ein wenig qualitativ zersetzter sein und manchmal ein bisschen schwächeln - wenns nicht über allzu weite etappen geht. wenn ich aber lyrik lese, erwarte ich mir auch und gerade vom inhalt, dass er der verdichtung und wahl der worte entspricht und mich nicht enttäuscht. lieber gruß fee |
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