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Auf der Suche nach Spiritualität Religion und Mythen

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Alt 04.08.2016, 10:09   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Standard Die jeweils letzte Erkenntnis

Tut kund zu wissen allem Erdenkreise,
dass wir die letzte Wahrheit nunmehr fanden!
Wir haben unsern Daseinszweck verstanden,
und ohne Makel stehen die Beweise!

Zu Ende ist die endlos lange Reise
im Dunkel der Geschichte, in den Landen
des Zweifels und des Abersinns! Bestanden
die letzte Prüfung - wir sind endlich weise!

So tönt es immer wieder aus den Falten
der Zeit, die wir als Kreisende durchaltern,
gezwungen, unsern Wahnsinn zu gestalten.

So manches Buch ward heilig uns entboten
von selbsternannten göttlichen Verwaltern,
die uns mit Hölle und Verdammnis drohten.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (05.08.2016 um 11:39 Uhr)
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Alt 04.08.2016, 10:51   #2
Wodziwob
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Hallo eKy,

wie schon gesagt: Ich lese Deine Gedichte gerne. Das hier zum Beispiel kann ich nur unterschreiben.

Das eigentliche Problem an dem ganzen Dilemma sind die jeweiligen Schubladen. So gut wie jede Gesinnung oder Geisteshaltung ist mit einem Wust an Vorurteilen und Schuldzuweisungen beladen, die noch so berechtigt sein können, mit dem Individuum aber deshalb nicht das Geringste zu tun haben müssen. Hier und nirgendwo sonst ist jedwede Fremdbestimmung zu finden: In den Köpfen.

Liebe Grüße
Wozi
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Alt 04.08.2016, 14:09   #3
Erich Kykal
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Hi Wozi!

Das mit den Schubladen ... Evolutionsgeschichtlich betrachtet eine Notwendigkeit - hätten wir das nicht, wir wären praktisch handlungsunfähig, verlören uns in Details und ständiger Hinterfragung.

Andererseits scheint es keinen Langzeitfilter zu geben, der einmal getroffene Einordnungen ab und zu auf Objektivität oder Verifizierbarkeit im Vergleich zu äußeren Veränderungen überprüft: Einmal verfestigter "Schubladeninhalt" bleibt so oft jahrzehntelang unberührt und vergiftet womöglich schleichend die Persönlichkeit.

Auch mit der moralischen Wechselwirkung zwischen Vorurteil und Bewusstsein scheint es zu hapern: Was einmal für gut oder schlecht befunden wurde, ändert kaum mehr die Rubrik.

Bedauerlich, aber für das Überleben in der Steinzeit waren Gerechtigkeit und objektive Urteilsfindung keine relevanten Parameter! Wer schneller und kräftiger zuhauen konnte, lebte länger und hatte mehr prügelnde Nachkommen!
Okay, überspitzt formuliert - ohne den sozialen Zusammenhalt der Gemeinschaft hätte niemand überlebt - aber diese Gemeinschaft war leider eng begrenzt, und alles außerhalb zählte nicht mehr zur "Menschheit", selbst wenn es der Nachbarclan war, denn Mensch war man damals nicht nach dem Aussehen, sondern vielmehr nach dem richtigen Totem oder Gott!

Dieses Denken im kleinen Kreis führt bis heute zu sinnlosen Konflikten unter weniger denkmächtigen Erdenbürgern ...


Vielen Dank für deine Gedanken!

LG, eKy
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Alt 04.08.2016, 20:37   #4
Erich Kykal
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Hi Wozi!

Mein Steinzeitbeispiel war ohnehin von mir selbst schon relativiert worden, es sollte eher ein Bonmot zu den von mir aufgeworfenen soziopsychologischen Fragen sein.

Nicht nur die Wirkung des Islam ist eine verheerende: Fast alle Religionen sind für unzählige Tote verantwortlich. Der Islam ist nur das augenfälligste (und intoleranteste) neuzeitliche Beispiel.
Mancher mag einwenden, wenn die Menschen sich nicht im Namen ihrer Götter abschlachteten, dann hätten sie wohl andere Gründe dafür gefunden und vorgeschoben, oder man hätte einfach die Wahrheit gesagt: Dass es um Macht und Einfluss geht ...

Dennoch enthebt dies die Konfessionen nicht ihrer Verantwortlichkeit, vom Aufruf der extremen Muslime, alle Ungläubigen mit Frau und Kindern abzuschlachten bis hin zum waffensegnenden Pfarrer des sog. zivilisierten Abendlandes, wenn die Staatsjugend zum Menschentöten auszieht (hatte nie jemand ein Problem damit, dass bei den Gegnern der Weltkriege die Priester DESSELBEN Gottes ebenso die Waffen der Feinde segneten??? Wie schizo ist das denn!)...

Nein, Religionen sind so dumm und pervers wie jene, die sie erfinden und/oder missbrauchen. Dabei ist die schlimmste Lüge jene der Güte und Barmherzigkeit: Sicher, viele Gläubige haben ihr Leben der Nächstenliebe verschrieben und unendlich viel Gutes getan - aber taten sie dies wegen ihres Gottes, oder vielmehr (was ich für wahrscheinlicher halte) wegen ihrer altruistischen Persönlichkeitsstruktur!? So arbeiten die Mütter Theresas dieser Erde naiv und brav den Berechnenden in die Hände.
So macht sich eine Religion das Gute und Soziale im Menschen zunutze, indem sie es zum alleinigen Wirken ihres Gottes erklärt - so als könnte es im Menschen ohne den Glauben nichts Moralisches und Anständiges geben. Das zeigen auch die sog. 10 Gebote: Regeln eines funktionierenden Zusammenlebens - für solch einen Konsens zum Wohl eines größeren Ganzen ist kein mahnend erhobener göttlicher Zeigefinger notwendig. Die Pfaffen haben die Moralität der Menschheit einfach in Geiselhaft genommen und zu ihrem persönlichen Verdienst erklärt!

Sebst bei uns löst man sich nur langsam von diesen Vorstellungen - in der doktrinären islamischen Welt beinahe unmöglich: hier wird die Machtposition der Herrschenden seit Jahrhunderten mittels des Glaubens zementiert. Nord-Korea auf religiöser Basis! Ohne Imam ist dort scheinbar kaum noch jemand denk- oder handlungsfähig ...
Vom kulturellen Verlust (Bilderverbot, Musikverbot, Kino- und Theaterverbot und und und ...) ganz zu schweigen ... Sogar an antiken musealen Stätten toben diese Deppen ihre hirnrissige Zerstörungswut aus. Dahinter steht eiskaltes Kalkül: ein Volk ohne kulturgeschichtliche Vergangenheit VOR dem Islam, ohne Bildung, vor allem aber ohne Möglichkeiten der Mitteilung und Verbreitung neuen Wissens ist dem Diktat des Glaubens hilflos ausgeliefert, allein schon, weil es sonst praktisch keine geistigen Lebensziele gibt.
Dank Internet ist das in den letzten Jahren schwieriger geworden, die interne Kritik junger intellektueller Generationen wächst, anonym im Netz verbreitet. Leider gibt es in weiten Teilen der islamischen Welt keinen Strom, und wenn, dann nicht für jeden, von Computern oder verbotenem Internet ganz zu schweigen.

Wie gesagt, der Islam ist das augenfälligste Beispiel, aber ein würdiger Antipode ist das Christentum beileibe nicht! Man sollte auch keinesfalls so schwarzweiß denken ...

LG, eKy
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Alt 04.08.2016, 23:12   #5
Wodziwob
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Zitat:
Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
- so als könnte es im Menschen ohne den Glauben nichts Moralisches und Anständiges geben.
Hi eKy,

ein absurder Gedanke.

Gute Nacht
Wozi

Geändert von Wodziwob (19.11.2016 um 15:15 Uhr)
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Alt 05.08.2016, 00:12   #6
Erich Kykal
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Hi Wozi!

Du verbindest Atheismus mit der politischer Aussage derer, die ihn sich zunutze machen wollten. Dass Diktatoren und totalitäre Systeme mehrheitlich atheistisch waren/sind, heißt im Umkehrschluss nicht, dass der Atheismus selbst falsch oder unmoralisch sei.

Moral hat mit dem Vorhanden- oder Nichtvorhandensein von Religion/Staatsdoktrin grundsätzlich nichts zu tun. Hier spielen Erziehung, Sozialisation, Kindheitserlebnisse eine prägende Rolle, bis zu einem gewissen Grad auch die genetische Disposition.

Der Atheismus wird von Machthabern sozusagen als "liberale Fassade" missbraucht, indem sich das System so nach außen modern und aufgeschlossen gibt. Im Gegensatz zu Religionen oder Diktaturen war der Atheismus aber nie eine von sich aus treibende oder missionierende Kraft.

LG, eKy
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Geändert von Erich Kykal (05.08.2016 um 11:39 Uhr)
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Alt 05.08.2016, 08:53   #7
Thomas
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Lieber Erich,

es hat mich gereizt ein Wenig zu "basteln", angefangen hat es damit, dass ich für "Wahrsinn" der Zeit "Unsinn" setzen wollte, weil es ja eigentlich um sie Sinnlosigkeit geht...

Liebe Grüße
Thomas

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verehrt von ihren nützlichen Idioten.
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© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
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Alt 05.08.2016, 11:20   #8
Erich Kykal
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Hi Thomas!

Eine ausgesprochen gute und schön lesbare Variante! S2Z4 hatte ich zuvor auch so ähnlich, wollte dann aber das "endlich" aus S1Z2 nicht wiederholen. Ich werde das aber doch noch umbasteln, deine Version ist so schön rund ...

S2Z1 werde ich genau so übernehmen!

Deine Aussage in S3Z3 ist - wiewohl sprachlich wunderbar formuliert - mir zu brav, da will ich heftiger sein.

Deine Conclusio ist allerliebst und ebenso gut wie die meine, wenn nicht klanglich sogar harmonischer, aber das Bild der aggressiven Bedrohung von seiten der Überzeugten kommt da nicht heraus.

Vielen Dank für das Aufzeigen von Möglichkeiten!


LG, eKy



Hi Wozi!

Ich lehne Religionen nicht aus Intoleranz ab, sondern weil ich sie für gelebte Dummheit/Bildungsferne halte, nix für ungut. Abgesehen von den moralischen und sozialen Werten, die sie vereinnahmt haben, sind diese Welterklärungsmodelle abstrusester Natur, seit Jahrhunderten logisch widerlegt oder naturwissenschaftlich ausgehebelt.
Bei allem, was wir mittlerweile über das Universum und seine Funktionen herausgefunden haben, wäre es eigentlich ein Gebot des gesunden Menschenverstandes, auf derlei Krücken endlich zu verzichten und sich innerlich frei und unabhängig zu machen, die Wahrscheinlichkeiten objektiv und innerlich unabhängig zu gewichten.
Aber immer noch wird mit dem Pfund der Gemeinschaft gewuchert - als ob es die und ihren Zusammenhalt nicht auch ohne Gottgestalt geben könnte! Mit dem Pfund der Barmherzigkeit - als ob man ohne Gebet keine Gnade und kein Mitgefühl für andere finden könnte! Mit dem Pfund der Verdammnis - dazu erübrigt sich jede Diskussion!
Pures Mittelalter in den Köpfen so vieler innerlich und/oder äußerlich Unfreier! Oder eher gar Bronzezeit, wenn man nach denen geht, die die heiligen Bücher immer noch wortwörtlich glauben wollen!

Soviel Borniertheit und aktive bis aggressive Wissens- und Einsichtsverweigerung macht mich einfach nur wütend und es beschämt mich darob, ein Wesen der gleichen Art zu sein! Das ist meine Sicht der Dinge - ist nun mal so.

Wenn es also ums Glauben geht, dann glaube ich lieber den wissenschaftlich beweisbaren Fakten als irgendeinem hanebüchenen Gottesbild, das sich irgendein des Trostes und des Schutzes Bedürftiger vor Jahrtausenden aus den Fingern gesogen hat, nur um letztlich andere mit seiner Bedürftigkeit anzustecken - und das seither neben vielen anderen ähnlicher Natur im Grunde (fast) nur dazu benutzt wird, die Menschen innerlich klein, unterwürfig und gehorsam zu halten! Denn wer sein Haupt devot vor einem Gott senkt, der erhebt es auch nicht, wenn sein abgesandter Priester spricht, oder vor dem König von Gottes Gnaden, der im Namen seines Ruhmes Heiden schlachten will, oder vor dem hasssprühenden Imam unserer Tage...

Du hast insoweit recht, dass Glaube wie Atheismus beide als Denkmodelle von Mächtigen missbraucht werden können, aber der gravierende Unterschied (neben der augenfällig höheren Wahrscheinlichkeit der Nichtexistenz von Göttern für objektive Geister) ist eben - wie schon erwähnt, dass Religionen irgendwann alle aktiv bis aggressiv missionieren, mit aller damit verbundenen Intoleranz, Arroganz, Grausamkeit und Verstiegenheit ihrer Propheten und Kreuzritter, während die Einsicht der Gottlosigkeit nie zu einer sektenartigen Gemeinschaft wurde. Atheismus verlangt keinen Gehorsam, keine Unterwerfung. Kirchen tun das.
Die Idee als solche mag wohl auch aus Kalkül missbraucht worden sein, aber es gibt keine fanatischen und gewaltbereiten Jünger, keine Tempel oder Kirchen, keine Gebete - ein Zeichen von gehobenem und reiferem Intellekt, wie ich meine ...
(... und komm mir jetzt nicht mit dem Argument, dass du deinen Glauben ja auch liberal leben könntest - denn dann sind wir wieder bei der Idee, die du den Muslimen per definitionem ihrer Lehre energisch und pauschal absprichst ...)

Nun, ein jeder wie er mag oder muss, aus welchen Gründen auch immer!


LG, eKy
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Geändert von Erich Kykal (05.08.2016 um 11:50 Uhr)
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Alt 05.08.2016, 12:03   #9
Wodziwob
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Hi eKy,

das darfst Du ja auch, wenn Du besser damit zurecht kommst im Leben. Und ich werde Dir da zuallerletzt reinreden. Aber in mir sträubt sich alles, das Eine über das Andere zu stellen, und da dreh ich die Hand nicht um.

Stalin war als ehemaliger Priesterseminarist fanatischer Glaubensfeind, sein Hass gegen Religion hatte paranoid diabolische Züge, Mao setzte sich an die selbe Stelle wie einst die römischen Kaiser und Inkakönige, die eines Gottes nämlich. Hitler gründete sein Tausendjähriges Reich als Gegenmodell zu dem in der Johannes Offenbarung verheißenen. Was kam dabei heraus?

Ich kann und will mich nicht gegen ein urmenschliches Grundbedürfnis stemmen und kann keinen Sinn darin erkennen, Jahrtausende alte Spiritualität in vielerlei Gestalt und Ausprägung für Null und Nichtig zu erklären, nur weil das Weltall ein wenig größer geworden ist. Da beraube ich mich freiwillig eines großen Teils menschlicher Entwicklungsgeschichte und zeitloser grenzüberschreitender Erfahrung. Wozu? Ist es nicht eine Form von Kasteiung und Reduzierung, nur das zu glauben, was man "sehen" kann? Gott ist Geist. Steht irgendwo geschrieben. Geist ist wissenschaftlich nicht zu erklären, lediglich die Voraussetzungen dafür sind nachweisbar (im menschlichen Gehirn). Ohne "meditative Mitte", wie ich es immer nenne, wäre mein Leben sinnentleert. Auf die Bewältigung seiner nichtigen Spanne hinuntergezwungen. Ist mir zu wenig, um dafür geboren worden zu sein. Absolut zu wenig, und dagegen kann nun ich nichts tun.

Jede Religion macht ihre demagogisch menschenverachtenden Phasen durch, weil sie von Menschen gedeutet wird, missbraucht, zurechtgelegt, den eigenen Wünschen angepasst und dorthin zurecht gebogen, und das mit brachialer Gewalt. Die militante Speerspitze des Islam überschlägt sich grade regelrecht dabei, das Christentum hat sich bis ins letzte Jahrhundert hinein bis zur völligen Unglaubwürdigkeit überschlagen, nur... was zum Teufel hat das mit mir zu tun? Ich nehme mir die Freiheit, die Exzesse und Pervertierungen der monotheistischen Weltreligionen von mir und meinen Erfahrungen zu trennen. Und es sind Erfahrungen.

Wir wollen Alles, und wir wollen es jetzt. Hat Jim Morrison gesungen. Warum soll ich die Hälfte davon links liegen lassen, nur weil sie der Logik meines Begriffsvermögens nicht unbedingt entgegenkommt und sich nicht immer deckt mit dem Fassungsvolumen der "reinen Vernunft"? Da wäre ich ja schön blöd, sorry, aber ich rede von mir. Wie's andere damit halten, ist mir vollkommen wurscht, so wie's mir wurscht ist, wenn der Moslem seine Gebetszeiten einhält. Ja, es ist mir sogar wurscht, wenn andere glauben, mich deshalb für blöd erklären zu müssen. Ist das mein Problem? Never ever.

Ich jedenfalls halte Atheisten nicht für blöd. Sie werden schon ihre Gründe haben. Geht mich im Grunde nichts an. Ich stell grundsätzlich keinem Menschen die Gretchenfrage, auch wenn ich ihm täglich begegne. Vielleicht interessiert's mich ja gar nicht, wie er's mit dem Glauben hält. Die Erfahrung, dass genau dieser sein Glauben zu Komplikationen im unbefangenen Umgang miteinander führen kann, hab ich oft genug gemacht. Brauch ich nicht. Wirklich nicht. Und ebenso wenig mit Atheisten.

Leben und leben lassen. Die goldene Regel. Der Rest ist Schweigen.

Liebe Grüße (keine Floskel)
Wozi
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Alt 05.08.2016, 18:23   #10
Erich Kykal
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