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Alt 02.01.2018, 14:02   #1
Laie
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Standard Morgen in Berchtesgaden

Es wehen Wolkenfahnen von den Flanken
der Berge und ein Regenvorhang hängt
noch vor dem Morgen, der sich nur in schwanken
und grauen Schemen aus dem Dunkel zwängt.

An finstre Wälder kauernd angeschmiegt
und matt und traurig harren alle Wiesen;
und eine Klage hält sich über diesen,
als ob ein Herbst mit tausend stummen Krisen
schon tief versteckt in allen Dingen liegt.


Neue Fassung:

Es wehen Wolkenfahnen von den Flanken
der Berge und ein Regenvorhang hängt
noch vor dem Morgen, der sich nur in schwanken
und grauen Schemen aus dem Dunkel zwängt.

An finstre Wälder kauernd angeschmiegt
und blass und traurig harren alle Matten;
und Schwermut will dem Tag kein Licht gestatten,
fast so, als ob ein Herbst mit tausend Schatten
schon tief versteckt in allen Dingen liegt.

Geändert von Laie (03.01.2018 um 11:26 Uhr)
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Alt 02.01.2018, 17:01   #2
Erich Kykal
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Hi Laie!

Wie immer stilsicher und souverän geschrieben.

Einziger Kritikpunkt von meiner Seite: Der Reim "Wiesen/Krisen". Vor allem letzterer Ausdruck scheint mir eher in ein Wirtschaftsblatt zu passen denn in eine gehobene Lyrikzeile zur Landschaftsbeschreibung. Der Begriff erscheint mir zu "modern" für das damit Beschriebene.
Zusätzlich wirkt der "schrille" "i"-Vokal der sanften Sprachmelodie für so eine verinnerlichende Beschreibung entgegen. Zusammen mit der Härte des Wortes (vor allem der Beginn auf "Kr") würgt diese Wortwahl - zumindest für mich - die zuvor augbebaute kontemplative Versenkung in die Szene zumindest teilweise quasi ab.

Meine Alternative:

An finstre Wälder kauernd angeschmiegt
und matt und traurig harren alle Matten;
und eine Klage hält sich über diesen,
als ob ein Herbst mit tausend stummen Schatten
schon tief versteckt in allen Dingen liegt.

Das hier gebrauchte "a" passt viel besser in das allgemeinene "Klangbild" deiner Verse hier - soweit meine natürlich rein subjektive Ansicht. Das "matt" eingangs S2Z2 müsstest du durch ein anderes Wort ersetzen, wenn du meinem Vorschlag folgst (Vorschlag: "trist", das passt gut zu "traurig", oder: "müd", "blass", "bleich", ...).

Allergernst gelesen - wie alles aus deiner Feder!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (02.01.2018 um 17:10 Uhr)
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Alt 02.01.2018, 17:30   #3
Laie
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Hi eKy,

vielen Dank für deine Rückmeldung! Bei “Krise“ dachte ich persönlich an seelische Krisen. Aber du hast ganz klar recht, die Wirtschaftskrise kommt mir beim Lesen jetzt auch sofort in den Sinn. Deinen Vorschlag werde ich übernehmen, sobald ich eine passende Formulierung für den Vers dazwischen gefunden habe


Gruß,
Laie
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Alt 02.01.2018, 20:17   #4
Erich Kykal
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Hi Laie!

Ach - diese Reimzeile hatte ich übersehen! Sorry.

Möglich wäre:

"die mit leise Klagendem sich gatten,"

"die mit Klagendem sich seltsam gatten,"

Oder so ...

LG, eKy
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Alt 03.01.2018, 11:25   #5
Laie
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Hi eKy,

viele Dank für die Vorschläge. Das Wort "gatten" war mir bis jetzt unbekannt, auch dafür meinen Dank
Habe mich jetzt für eine andere Variante entschieden. Die Urfassung lasse ich aber auch mal stehen, da ich sie irgendwie noch nicht gänzlich verwerfen kann


Gruß,
Laie
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Alt 03.01.2018, 13:39   #6
juli
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Beiträge: n/a
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Hallo Laie,

Ich habe beide Fassungen gelesen, und mir ist zu "Krisen" nicht die "Wirtschaft(skrise)" eingefallen. Von daher finde ich diese Fassung auch gut. "Matten" ist hier im Norden ein unbekannter Begriff. Das Wort"Wiesen" ist viel geläufiger.

Egal, ich finde Beide Fassungen Superb

Sehr gerne gelsen von sy

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Alt 03.01.2018, 18:56   #7
Laie
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Hi sy,

ich kann mich bisher auch noch für keine Fassung entscheiden. Schön ist es daher, dass dir beide gefallen

Hab vielen Dank!


Gruß,
Laie
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