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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 02.01.2018, 10:44   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Ort: Österreich
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Standard Nachruf auf den Winter

Ein warmer Wind lässt alte Blätter tanzen,
der karge Schnee entrückt in Waldrandschatten,
um dort sich elend schwitzend zu verschanzen
vor lauer Brise über grünen Matten.

Ein grauer Wolkenteppich deckt die Tage
so regnerisch und unnatürlich milde -
wo blieben all die Winter aus der Sage,
da dickes Weiß bedeckte die Gefilde?

Wo blieb der Januar der Kinderjahre,
als klirrend kalt die klaren Tage waren
und eine Schneeballschlacht das einzig Wahre,
wenn Flocken tanzten in Gestöberscharen?

Verloren und vorbei die alten Zeiten,
als man noch zitterte vor Frostgewalten!
Der Schlitten ruht - das wunderweiße Breiten
bleibt nur in Bilderbüchern uns erhalten.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 02.01.2018, 14:29   #2
Laie
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Ort: Oberpfalz
Beiträge: 539
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Hi eKy,

es ist wirklich eine traurige Sache, die du hier sehr gelungen beschreibst. Ich erinnere mich noch an weiße Weihnachten. Jetzt muss man schon zufrieden sein, wenn es um den Jahreswechsel unter 10°C hat. Der Januar startet auch viel zu mild. Aber wie sagt ein gewisser orangefrabener Präsident angesichts extremen Wetters: "Wo ist diese Erderwärmung, wenn man sie braucht!"


Gutes neues Jahr,
Laie
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Alt 02.01.2018, 16:22   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
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Hi Laie!

Verschone mich mit Trump - bei einem solchen orangenhäutigen Schiachpercht wundert es nicht, wenn sich der Winter verzieht! Wahrscheinlich müsste er nur in die Kältegebiete fliegen - und schon wäre am nächsten Morgen Tauwetter!

Nun, der Jänner war bei uns von jeher der "Hochwinter", die kälteste Winterphase überhaupt, und der Schnee hielt sich öfter bis in den April hinein! Fasching im Schnee war damals nichts weiter Tragisches, und die Masken wärmten ja zusätzlich!

Heute haben wir hier bei mir vielleicht alle 10 Jahre einen schneereich(er)en Winter, soll heißen, so wie früher mal fast jeder Winter war! Mittlerweile geraten die meisten zu einer Art feucht-kaltem Dauerherbst, modrig, schmoddrig, neblig - wahrlich deprimierend!

Bis vor einigen Tagen war es hier bei mir völlig weiß, aber innerhalb von zwei Föntagen verschwand fast alles, nur an den Waldrändern der Nordhänge (Schattenlage) blieb ein wenig davon bis gestern ein wenig länger liegen, das hat mich hierzu inspriert.

Vielen Dank für deine Gedanken!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
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Alt 08.01.2018, 09:33   #4
Kokochanel
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am Symbol des Winters hast du berührend beschrieben, lieber Eich, wie das Alte sich wandelt. Uns bleiben nur die Bilderbücher im Kopf.
Ich persönlich trauere den klirrend kalten Wintern nicht nach. Aber auch für die Natur wäre es besser.
LG von Koko
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Alt 08.01.2018, 17:17   #5
Eisenvorhang
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Hallo Erich

ein wundervolles Gedicht und nach wie vor, bin ich ein stiller Bewunderer Deiner Schreibe.

Vor allem gefällt mir:

"das wunderweiße Breiten"

Was mir nicht ganz gefällt ist:

"da dickes Weiß bedeckte die Gefilde?"

Es wirkt gepresst und unruhig auf mich, was zum Rest des Gedichtes nicht passt. Vielleicht gewollt? Die kleine Inversion?

Mein Vorschlag:

wo blieben all die Winter aus der Sage?
Erhaben schlief das Weiß jener Gefilde.

Danke für das Gedicht!

vlg

EV

Geändert von Eisenvorhang (08.01.2018 um 17:29 Uhr)
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Alt 08.01.2018, 19:20   #6
Erich Kykal
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Hi Koko!

Vielen Dank für den Zuspruch!

Hi EV!

Es stimmt, die Zeile ist inversiv und etwas sperrig, aber etwas Besseres ist mir da nicht eingefallen.
Zur Zeit bin ich wieder mal so gar nicht lyrisch "bestrahlt", da mag ich gar nicht drüber nachdenken - wär wahrscheinlich eh noch schlimmer!

LG, eKy
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Alt 09.01.2018, 18:54   #7
juli
Gast
 
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Lieber Erich,

Der Winter ist hier im Norden bisher ausgefallen. Ich mag Schnee und Kälte. Die Kinder zukünftiger Generationen müssen vielleicht mit Wasser ohne Ende leben. Ein Herbst ohne Ende....Schlitten werden im Museum landen.

Das sagt ein Norddeutscher Klimaexperte Zitat:

Klimaexperte: Mehr Niederschläge im Winter
Diese Beobachtung teilt auch der Klimaforscher Mojib Latif. Er ist Experte für Maritime Meteorologie am Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel: "Wenn's regnet, dann wirklich aus Kübeln. Das macht den Landwirten Probleme - vor allem im Herbst war es in diesem Jahr viel." Das sei eine Folge des Klimawandels, meint Latif. Generell würde es trockenere Sommer geben, die durch sintflutartige Regenfälle unterbrochen werden. Die Winter werden feuchter mit mehr Niederschlägen. Dabei gebe es allerdings starke Schwankungen. Die Prognose würde nicht für jeden Jahr gelten. "Man sagt ja, Klima ist das, was man erwartet und Wetter ist das, was man bekommt. Dieser Spruch gilt."


Deine Worte sind eindringlich, deine Sprache wundervoll *Schneemannsmiley*

Liebe Grüße sy

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Alt 09.01.2018, 21:55   #8
Erich Kykal
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Hi Sy!

Seit dem Wochenende ist bei uns Fön - es fühlt sich an wie Anfang April! Heute war ich im kurzen Hemd unterwegs, ohne mich unwohl zu fühlen ...

Und das Anfang Januar - hätte ich sowas vor 40 Jahren prophezeit, man hätte mich lauthals ausgelacht! Der Jänner war bei uns immer die kälteste, frostklirrenste Zeit, wo am ehesten dicker Schnee lag!

LG, eKy
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