05.10.2015, 21:49 | #1 |
/ Bil-ly /
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Vertrieben
Im fahlen Licht die Brasserie,
die Straßen sind noch menschenleer, der Sommer liegt in Agonie erdrückt von Wolken regenschwer. Ein Lied klingt leis mir durch Äonen in Worten, die ich längst vergaß, erzählt von Riesen und Dämonen und Schätzen, die ich einst besaß. Ich klammer mich an deine Hände, dein Brief und ich im Ringelreihn. In öden Straßen wächst das Fremde, aus ockergelber Erde: Wein - so süß der Duft von den Spalieren, ein alter Baum, die Schaukel schwingt. Wie konnte ich das Bild verlieren, nicht hören, wie der Wind dort singt? Die weichen Schwünge jener Weite vor dunstverhangnen Bergen - schroff und wild - und du an meiner Seite, ist Tag für Tag, was ich erhoff. Der Kellner wischt die leeren Tische, und diese Stadt wird mir so fremd. Ich bin der Bettler in der Nische und rieche dein verschwitztes Hemd. Der Schmutz klebt zwischen bloßen Zehen, du läufst mir nach, ich lache laut. Es legt sich Staub und ich kann sehen, wie über Nebeln Himmel blaut. Stets war ich diesem Land verbunden aus dem ein Dämon mich vertrieb. Vergessen heilt nur scheinbar Wunden. Nun weiß ich, dass ich immer blieb. Ich stelle noch dieses eine hier ein und verspreche, das Eiland dann eine Zeitlang nicht mehr mit meine Gedichten zuzuspamen und mich den vielen Werken hier zu widmen, die mich ansprechen. Aber dieses liegt mir angesichts der derzeitigen "Flüchtlingsdiskussionen" einfach am Herzen; es ist eine rein menschliche Sicht - vielleicht kann man es naiv nennen - jedenfalls habe ich es geschrieben, ohne über die gesellschaftlichen und politischen Konsequenzen nachzudenken. Aber ohne eine menschliche Sichtweise und ein grundsätzliches Umdenken werden wir kaum "politische Lösungen" finden. Angeregt ist es von Khalid Hosseini's Roman "Traumsammler". Gute Nacht und bis bald! charis |
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