Geschwisterseelen

[Galapapa]

In der Jugend sind wir Seit an Seit gegangen.
haben uns geliebt und auch gehasst,
im Familienbund als Kinder noch gefangen,
waren wir uns Stütze, manchmal Last.

Schließlich hat das Leben diesen Bund zerrissen,
du gingst deinen, ich ging meinen Weg.
Schmerzlich die Erfahrung, plötzlich das Vermissen,
die Entbehrung, -für die Liebe ein Beleg.

All die Jahre haben wir uns nie verloren,
waren uns so fern und nah zugleich,
jedes Wiedersehen neu uns eingeschworen
und der Abschied war stets tränenreich.

Beide sind wir zwischenzeitlich reich an Jahren.
Nunmehr mit Distanz betrachtet scheint,
dass wir stets getrennt auf unsren Wegen waren,
doch die Seelen blieben fest vereint.

Heut, am Grabstein, habe ich herausgefunden,
Mutters Sorge war es, deren Kraft
hat uns all die Zeit so innig fest verbunden,
liebevoll und wahrlich zauberhaft.

[a.c.larin]

hallo galapapa,

man erfährt oft erstaunliches über sich, seine familie und das unsichtbare band, das die einzelnen mitglieder zusammenhält.
oft verändert und vertieft sich dadurch noch einmal die eigene sicht der dinge.

wie du den geschwisterlichen lebensweg beschreibst in all seinem facettenreichtum, das kommt von und geht zu herzen, und so muss es ja auch sein, denn: im ursprung sind alle seelen miteinander verbunden!

ergriffen und berührt,
larin

[Galapapa]

Hallo larin,
hab lieben Dank für Dein schön formuliertes Lob!
Es ist in der Tat, so glaube ich, eine ganz wichtige Erfahrung, mit Geschwistern aufzuwachsen und zumindest einen Teil des Lebens zu teilen. Das muss aber nicht heißen, dass Einzelkinder einsam oder benachteiligt sein müssen.
Ich bin davon überzeugt, dass dieses "Band", das Du erwähnst, ganz entscheidend von den Eltern erzeugt und geprägt wird.
Ich habe selbst die Erfahrung gemacht, dass erst mit der Trennung und der Entfernung diese Zusammengehörigkeit und Bindung richtig erkannt und erfahren wurde.
Es freut mich, dass mein Text Dich berühren konnte!
Einen herzlichen Gruß an Dich!
Galapapa

[Dana]

Lieber Galapapa,

weißt du, was dein Gedicht bewirkt?
Es berührt tief in der Seele, leitet die Gedanken zu Geschwistern und das Besondere: Er löst keine Traurigkeiten aus.

Ich werde meinen Bruder anrufen. Wenn nicht bald, dann lese ich dein Gedicht noch einmal und noch einmal.

Du hast den Bund wunderschön erfasst, auch mit den Beteuerungen, sich öfter zu sehen, was dann doch ausbleibt. Das macht aber nichts. Man geht eigene Wege ohne je an der Verbundenheit zu zweifeln. Im Gegenteil - sie wird vertieft und tiefer gefühlt und verstanden.

Nicht nur liebe Grüße - auch danke,

Dana

[Galapapa]

Hallo Dana,
schön, wieder von Dir zu lesen!
Danke für Deinen lobenden Kommentar!
Mit Deinem Satz am Schluss hast Du Die Situation genau und treffend beschrieben. Dieses "Ich-meld-mich-bald" oder "Anfang-nächsten-Monat-komm-ich-bestimmt" und es passiert doch nichts, das klingt schlimm, stört aber diese Verbundenheit in keiner Weise. Das ist bei meiner Schwester und mir genauso. Wir sehen uns oft ein Jahr nicht, doch wir sind ein Herz und eine Seele, wie man so schön sagt.
Ich danke Dir, liebe Dana, und grüße Dich ganz herzlich!
Galapapa