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Liebesträume Liebe und Romantik

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Alt 01.05.2011, 16:39   #1
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.001
Standard Manchmal



M
anchmal denk ich noch an dich,

wenn Lindenbäume hellgelb blühn,
an Augen braun und unergründlich,
an Liebeswiesen bunt und grün.

Manchmal hör ich deine Stimme,
fragend, fordernd, leis, bestimmt,
wie ein Brausen auf den Bergen,
wie ein Hauch im Sommerwind.

Manchmal spür ich deine Hände,
die mich formten in der Nacht,
wie ein Zeichen aus der Ferne,
das die Liebe mir gebracht.

Manchmal denk ich, es war gestern,
manchmal ists so lange her,
manchmal will mir Sehnsucht flüstern,
manchmal wird mein Herz so schwer.


__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*

Geändert von Chavali (01.05.2011 um 19:02 Uhr)
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Alt 01.05.2011, 17:14   #2
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
Standard

Liebe Chavali,
das ist so zärtlich, wehmütig und romantisch,
dass ich auch gleich mitmachen muss......

Manchmal - ich kann mich erinnern-
war ein Lied in meinem Sinn,
Wunderweiser Klang im Innern!
Innig zogs mich zu dir hin.

Manchmal - wie ein fernes Hoffen -
träum ich noch den süßen Traum,
und der Himmel steht mir offen
unter unserm Lindenbaum.......


Wäre ein so schwer in der letzten Zeilen vermessen?
Ich glaube zu wissen, das es das ist, was das LYRICH fühlt:
Die Tiefe und Schwere des Abschieds.......

Von Wehmut berührt,
larin
a.c.larin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.05.2011, 17:25   #3
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Stimme der Zeit
 
Registriert seit: 15.03.2011
Ort: Stuttgart
Beiträge: 1.836
Standard

Hallo, liebe Chavali,

das Erste, was ich dachte, war: Ist das schön. Das also zur "unmittelbaren Wirkung" bzw. dem ersten Eindruck, den dein Gedicht auf mich gemacht hat.

Ich hoffe, ich liege richtig: Das Stilmittel heißt hier Anapher, oder?

Hier sorgt das "Manchmal" bei mir für eine Intensivierung des Gefühleinsdrucks, als ob der Wehmut des LyrIchs damit noch "nachgeholfen" würde. Ich bin fasziniert, dass ein im Grunde genommen eher "einfaches" Mittel eine starke Wirkung entfalten kann. Ich behalte das mal "im Hinterkopf" ...

Dass "Manchmal" in der 4. Strophe in allen vier Versen am Anfang wiederholt wird, kannte ich bisher noch nicht. Hat diese Gedichtform einen speziellen Namen?

Zitat:
Manchmal denk ich, es war gestern,
manchmal ists so lange her,
manchmal will mir Sehnsucht flüstern,
manchmal wird das Herz mir schwer.
Strophe 4 hat auf mich die emotional intensivste Wirkung. Mir wird regelrecht das eigene Herz gleich mit schwer - besonders bei "manchmal ists so lange her". Für mich sprechen Wehmut, Sehnsucht und Traurigkeit aus jeder Zeile, das LyrIch vermisst das LyrDu so sehr. Für mich entsteht der Eindruck, dass es um den Tod eines geliebten Menschen geht, dem Partner bzw. der Partnerin.

Aber ganz persönlich gefällt mir Strophe 2 am besten, mir hat es Vers 2 angetan:

Zitat:
Manchmal hör ich deine Stimme,
fragend, fordernd, leis, bestimmt,
wie ein Brausen auf den Bergen,
wie ein Hauch im Sommerwind.
Der Wechsel zeigt (symbolisch) das langjährige Auf und Ab in einer Beziehung an, vor allem einer Beziehung, die sicher lange Zeit über Bestand hatte. Es herrschte "manchmal" ein sanfter Wind, aber "manchmal" gab es wohl auch heftige Stürme.

Zitat:
Manchmal denk ich noch an dich,
wenn Lindenbäume gelblich blühn,
an Augen braun und unergründlich,
an Liebeswiesen bunt und grün.
Strophe 1 setze ich absichtlich an den "Schluss", da es hier für mich zwei Punkte gibt, die ich nicht unbedingt kritisieren, aber anmerken möchte:

Das Wort "gelblich" assoziiere ich irgendwie mit "kränklich" und "Gesichtsfarbe", geschieht ganz unbewusst, vielleicht fällt dir ein nun ja, irgendwie "blütengemäßeres" Wort ein? Das ist aber nur mein persönliches Empfinden, kann ja sein, dass es bewusst gewählt ist.

Inhaltlich komme ich beim "Bezug" von Vers 3 auf Vers 1 "durcheinander", ich musste erst ein zweites Mal lesen, um die "braunen und unergründlichen Augen" auf das "Denken" zu beziehen. Wenn ich es nochmal lese, passiert es mir wieder: Ich bekomme immer den Eindruck, dass "Lindenbäume gelblich an braunen und unergründlichen Augen blühn" - verstehst du, was ich sagen möchte? Irgendwie habe ich den Gedanken, dass Vers 2 an die Stelle von Vers 3 gehört, was reimtechnisch natürlich nicht geht ...

Aber ansonsten gefällt es mir wunderbar. Ich werde hier noch zur Romantikerin, wenn das so weitergeht.

Sehr gerne gelesen - trotz Heuschnupfen. (Ja, Lindenblüten und Brennesseln auch.)

Liebe Grüße

Stimme der Zeit
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Dieser Salon entstammt einer Idee von unserem Forenmitglied Thomas, der sich über jeden Beitrag sehr freuen würde.


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Alt 01.05.2011, 18:07   #4
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Liebe Chavi,

ich kann mich meinen Vorschreiberinnen nur anschließen, was die Stimmung im Gedicht angeht.
Sehr schöne romantisch melancholische Verse sind das, die einen Nachklang im Leser hinterlassen.

Dabei ist es eigentlich schon fast egal, ob es um eine "verflossene" Liebe oder den Tod einer geliebten Person geht, klar ist nur, daß hier eine rückblickende Reflektion erfolgt, die den Verlust einer Liebe in melancholischen Gedanken nachvollzieht.

Ich weiß, daß du hier kein einheitliches Metrum gewählt hast.
In Strophe 1 fällt es noch gar nicht so sehr auf und stört daher auch nicht weiter, weil es sich in zwei aufeinander folgenden Zeilen wiederholt, doch in S3/Z4 wirst du als Leser direkt aus dem Rhythmus geworfen, weil dieser einzelne Jambus den Lesezug dort regelrecht entgleisen lässt.
Das ließe sich aber leicht umgehen und brächte direkt noch einen Vorteil mit sich:
"das die Liebe mir gebracht"
Denn irgendwie passt m. E. auch das "beigebracht" hier nicht richtig rein, weil es sich ja auf das "Zeichen" in der vorhergehenden Strophe bezieht. Ein Zeichen das von der Liebe beigebracht wird? Das wird wohl eher gebracht, was meinst du?

Alles in allem ein melancholisch stimmungsvoller Text, den ich gerne gelesen und kommentiert habe...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 01.05.2011, 19:00   #5
Chavali
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Liebe larin,

du hast zwei wunderbare Strophen dazu gedichtet, die auch tatsächlich noch passen würden.
Ich hatte noch einiges mehr stehen, was ich aber dann doch weggelassen habe.
Zitat:
Wäre ein so schwer in der letzten Zeilen vermessen?
Nein, gar nicht, ich könnte die Zeile wie folgt abändern:

manchmal wird mein Herz so schwer.
Zitat:
Ich glaube zu wissen, das es das ist, was das LYRICH fühlt:
Die Tiefe und Schwere des Abschieds.......
Das ist eine gute Interpretation, ich danke dir!


Liebe Stimme,

dein Kommentar ist so reichhaltig, dass ich mich fast schäme, nur relativ kurz darauf antworten zu können.
Zitat:
Das Stilmittel heißt hier Anapher,
Ja, dieses Stilmittel liegt mir, ich wende es öfter an.
Für mich wirkt dadurch ein Text noch intensiver.
Zitat:
Ich bin fasziniert, dass ein im Grunde genommen eher "einfaches" Mittel eine starke Wirkung entfalten kann
Genau

Was die Farbbezeichnung der Lindenblüten betrifft: Sie haben doch hellgelbe Blüten? Deshalb denke ich, dass das passt.
Wenn jedoch ein Leser eine Assoziation zu etwas "Kränklichem" hat, nun ja, das
kann man dann als Verfasser nicht verhindern...
Die Reihenfolge der Strophen könnte man u.U. verändern, mal sehen.

Zitat:
Aber ansonsten gefällt es mir wunderbar. Ich werde hier noch zur Romantikerin, wenn das so weitergeht.
Das freut mich und ich danke dir herzlich! Da bist du bei mir an der richtigen Adresse


Lieber Faldi,

deine Kritik an dem (unsäglichen) beigebracht ist völlig angebracht
Ich werde deinen Vorschlag
Zitat:
das die Liebe mir gebracht"
übernehmen! Danke!

Auch über deinen Kommentar hab ich mich sehr gefreut.



Liebe Grüße an euch alle,
Chavali
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Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.05.2011, 19:37   #6
ginTon
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liebes chavilein,,

das hast du sehr gut geschrieben..gefällt mir sehr...im Grunde bekommen ja in
dem Gedicht die Versanfänge sowie die Versenden eine gewisse Form von
Reimen, zwar sind sie in den Versanfängen Wiederholungen, aber treffend
gesetzt,

der text hat einerseits etwas unbestimmendes verträumtes an sich und
dennoch irgendwie eine form von leichtigkeit, mitunter gerade durch die Form..

haste gut geschrieben , liebe Grüße gin
__________________
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Alles, was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form. (Hopi)


nichts bleibt, nichts ist abgeschlossen und nichts ist perfekt... (Wabi-Sabi)
ginTon ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.05.2011, 18:59   #7
Chavali
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lieber ginnie,

oh danke für die lobenden Worte, das ist Balsam auf die Seele
Zitat:
der text hat einerseits etwas unbestimmendes verträumtes an sich und
dennoch irgendwie eine form von leichtigkeit, mitunter gerade durch die Form..
Mir gefällt, wie du meine Zeilen beurteilst.
Danke dir!

Lieben Gruß,
Chavali
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