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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 10.05.2014, 17:40   #1
Chavali
ADäquat
 
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Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.004
Standard Das alte Haus

So einsam steht es dort am Waldesrand,
die Eingangstür von Unkraut überwuchert,
die kleine Stufe abgewetzt und schief getreten,
im grauen Putz der Abdruck einer Hand.

Es scheint, als wär die Zeit hier ausgeufert,
als hätten Geister Einlass sich erbeten
für Menschen, die sie allzu gut gekannt;
die nichts als Liebe zur Natur verband.

Der Wanderer steht stumm davor und sieht
das Elternhaus und die Vergangenheit;
den jungen Mann, der vor dem Vater kniet
und gehen muss, weil der ihm nicht verzeiht.

Denn tief, ja viel zu tief saß die Verletzung,
die er den Seinen damals zugefügt.
Was blieb ihm noch, was war noch von Bedeutung,
wenn Trauer seine Zuversicht besiegt.

Das alte Haus verfällt am Waldesrand.
Ein Eichenbaum hebt knorrig seine Äste.
Nur Troll und Geister tanzen Hand in Hand.
Der Wanderer starrt lange auf die Wand:
Ihm ist, als ob sich etwas in ihm löste.




alte Version:

So einsam steht es dort am Waldesrand,
die Eingangstür von Unkraut überwuchert,
die kleine Stufe abgewetzt und schief getreten,
an grauer Wand der Abdruck einer Hand.

Es scheint, als wär die Zeit hier ausgeufert,
als wären Geister hier und Trolle angetreten,
als hätten sie die Menschen hier gekannt,
die nichts als Liebe zur Natur verband.

Der Wandersmann kommt nun zurück und sieht
das Haus der Ahnen dort verfallen stehn.
Er denkt daran, wie er dereinst gekniet,
Vergebung zu erlangen und erflehn.

Doch viel zu tief saß die Verletzung,
die er den Seinen damals zugefügt.
Was war für ihn noch für Bedeutung,
wenn Trauer seine Zuversicht besiegt.

Das alte Haus verfällt am Waldesrand.
Ein Eichenbaum hebt knorrig seine Äste.
Nur Troll und Geister tanzen Hand in Hand.
Der Wandersmann starrt lange auf die Wand:
Es war, als ob sich in ihm etwas löste.



__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*

Geändert von Chavali (18.05.2014 um 15:21 Uhr)
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Alt 10.05.2014, 21:04   #2
Dana
Slawische Seele
 
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Standard

Liebe Chavali,

ich las und hatte sofort meine geliebten "Suhltrauerbilder".
Ich war sofort drin, habe dein Gedicht kopiert und nach eignem Gefühl verändert.
Schau bitte hin, ob....
Es geht mir nicht darum, ob du übernimmst - ich schrieb eins für mich.
Hat mir sehr, sehr gefallen - auch wenn ich es förmlich "umgemodelt" habe.
Die ganz eigene Reimart ist mir natürlich aufgefallen.

Liebe Grüße
Dana


So einsam steht es dort am Waldesrand,
die Eingangstür von Unkraut überwuchert,
die Stufen abgewetzt und schief getreten,
im grauen Putz der Abdruck einer Hand.

Es scheint, als wär die Zeit hier ausgeufert,
als hätten Geister Einlass sich erbeten
für Menschen, die sie allzu gut gekannt;
die nichts als Liebe zur Natur verband.

Der Wanderer steht jetzt davor und sieht
das Elternhaus und die Vergangenheit;
den jungen Mann, der vor dem Vater kniet
und gehen muss, weil er ihm nicht verzeiht.

Doch tief, ja viel zu tief saß die Verletzung,
die er den Seinen damals zugefügt.
Was blieb ihm noch, was war noch von Bedeutung,
wenn Trauer seine Zuversicht besiegt.

Das alte Haus verfällt am Waldesrand.
Ein Eichenbaum hebt knorrig seine Äste.
Nur Troll und Geister tanzen Hand in Hand.
Der Wanderer starrt lange auf die Wand:
Ihm ist, als ob sich etwas in ihm löste.
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 11.05.2014, 13:47   #3
Chavali
ADäquat
 
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Standard

Liebe Dana,

wir sind beim gemeinsamen Spaziergang im Wald auf das alte Haus gestoßen und haben zufällig
den Wandersmann beobachtet.
Daraus ist dann dieses Gedicht entstanden mit kleinen Abweichungen in jeder Version

Danke, dass du mitgekommen bist
So habe ich noch ein paar Anregungen für diese und jene Verbesserung bekommen.
Das freut mich!

Ich wollte erst was ganz Langes daraus machen, so eine Art Ballade.
Wollte noch einiges in die Geschichte einfügen, z.B. noch ausführlicher über den Verfall des Hauses schreiben
oder noch näher auf die Verfehlungen des Wanderers in jungen Jahren eingehen...

Was würdest du davon halten?


Ganz liebe Grüße!
Chavi

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Alt 11.05.2014, 18:51   #4
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Hi Chavi,

dann will ich mir mal dich, äh, dein altes Haus anschauen.

Der Text handelt aber jetzt nicht von Ulli Hoeneß, nicht wahr?

Nein, Spaß beiseite, aber man macht sich natürlich zuerst Gedanken darüber, ob der Protagonist eine bestimmte Person oder eine rein fiktive Gestalt ist.
Ich gehe mal von Letzterem aus.

Da kommt also jemand nach langen Jahren der Abwesenheit wieder an sein Elternhaus und findet es verlassen und verwahrlost vor.
Die Zeit, scheint ihm, ist übergequollen und die magischen Mächte der Natur, mit denen die ehemaligen Hausbewohner verbuden waren, haben das Kommando dort übernommen.
Der Protagonist steht vor dem verfallenden Gemäuer und erinnert sich, wie er vor langen Zeiten dort war, um nach Vergebung bei ihnen zu suchen.
Die ist ihm aber nicht zuteil geworden, weil seine Taten oder Handlungen zu schwerwiegend oder vielleicht noch zu frisch waren. Er war wohl voller Zuversicht, dass man ihm dieses Mal nach so langer Zeit endlich verzeihen würde, stattdessen musste er traurig die Verhältnisse dort erfahren.
Vor dem alten, verfallenden Hause steht eine Eiche und hält beschützend ihre Äste über das Haus. Die Geister und Trolle werden hier weiter tanzen. Der Protagonist schaut lange auf die Szene und schließlich löst sich in ihm eine Spannung, er ist erleichtert.
Denn vielleicht hat er sich gedacht, wenn niemand mehr da ist, den er um Vergebung bitten kann, dann gibt es auch nichts mehr zu vergeben.

Das ist wirklich eine kleine Ballade. Ob du sie nach dieser Interpreation weiterführen möchtest, kann ich nicht entscheiden. Ich finde, es hat auch seine Reize, wenn einiges im Ungewissen bleibt. So kann sich jeder selbst seine Gedanken darüber machen, um welche Vergehen es sich z. B. gehandelt hat. Auch glaube ich nicht, dass noch weitere Zustandsbeschreibungen des Hauses von Nöten sind. Allerdings wäre eine Ausschmückung der magischen Geschehnisse eine schöne Möglichkeit. Doch dann ist es wieder zu schwerlastig für die Denkerklause.
Mach, was du gerne möchtest.

Allerdings kommst du ohne Mecker nicht weg.

Lies dir bitte mal Strophe drei, Zeile vier und fünf durch, wenn ich sie dir prosaisch präsentiere:

Er denkt daran, wie er dereinst gekniet, Vergebung zu erlangen und erflehn.

Hm, wie soll ich es sagen? Es ist nicht wirklich schön, oder?

Lies das mal metrisch:

Er denkt daran, wie er dereinst gekniet hat, um Vergebung sich dort zu erflehn.

xXxX,xXxXxXx,xXxXxXxXx

Er denkt daran, wie er dereinst gekniet
hat, um Vergebung sich dort zu erflehn.

Das passt auch metrisch voll aufs Auge. Vielleicht gefällt es dir ja.

Dein Gedicht hat mich sehr angeregt darüber nachzudenken und konnte mir gefallen.


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 11.05.2014, 20:44   #5
Chavali
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Huch Faldi,

wie kommst du denn auf den Steuersünder?
Davon war doch wirklich nicht auszugehen

Deine Interpretation ist ja schon die Geschichte, die hinter dem Text steckt.

Ok, es war ja bloß so eine Idee, dass man die Story weiterführen könnte.
Über deinen Hinweis, dass man die Geisterpassage ausbauen könnte, denke ich nach
und auch über die Hinweise bezüglich des Textes in S3.

Ich habe kein Problem damit, noch Veränderungen und Verbesserungen durchzuführen.
Dana hatte ja auch für S 2&3 Fingerzeige gegeben.

Ich werde den Text, die halbe Ballade, überarbeiten, versprochen


Danke und liebe Grüße,
Chavi
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Alt 11.05.2014, 21:11   #6
juli
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Standard Hallo Chavali

Deine kleine Ballade vom Wandersmann und dem verlassenen Haus gefällt mir gut.

Ich dachte bei dem Wandersmann, das er vielleicht früher in dem Haus wohnte und er steht davor, und die Erinnerungen an früher überkommen ihm.

Ich finde es gut, das Du dem Leser den Freiraum gibst für eigene Geschichten. Die Geister und Trolle geben dem Gedicht das Phantastische.

In der 2ten S. steh zweimal als, das würde ich auf jeden Fall ausmerzen.


Sehr gerne gelesen und kommentiert

Liebe Grüße sy

PS: wenns weitergeht bin ich gespannt!
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Alt 12.05.2014, 13:21   #7
Chavali
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Zitat:
In der 2ten S. steh zweimal als, das würde ich auf jeden Fall ausmerzen.
Liebe sy,

das war eigentlich so gewollt - ich mag Wiederholungen, wenn es passt.
Und Dana und Faldi haben es ja auch nicht beanstandet

Aber ich kann ja nochmal drüber nachdenken...
Zitat:
PS: wenns weitergeht bin ich gespannt!
Darüber auch...


Zitat:
Sehr gerne gelesen und kommentiert
Danke dir

Lieben Gruß,
Chavali
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Alt 14.05.2014, 15:35   #8
poetix
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Beiträge: 206
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Hallo Chavali,
dein Gedicht ist gefühlvoll, fast zum Weinen. Die Reimstruktur ist eigenwillig und passt zum Text. An der Stelle
HTML-Code:
und gehen muss, weil er ihm nicht verzeiht.
finde ich den Text etwas missverständlich. Wäre es nich klarer, wenn da stünde
HTML-Code:
und gehen muss, weil der ihm nicht verzeiht.
mit "der", um darauf hinzuweisen, dass es der Vater ist, der nicht verzeiht. Hat mir sehr gefallen.
Viele Grüße
poetix
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Lineam rectam sequere
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Alt 15.05.2014, 17:42   #9
Chavali
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Hallo poetix,

deinem Hinweis bezüglich Zeile 4 in Strophe 3 bin ich prompt gefolgt
Du hast recht, so ist verständlicher, dass der Vater gemeint ist.

Vielen Dank dafür und fürs Lesen und Gefallen.

Lieben Gruß,
Chavali

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Alt 15.05.2014, 18:48   #10
Dana
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Beiträge: 5.637
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Liebe Chavali,

ich komme noch auf deine Frage zurück.

Ja, man kann das Werk noch wunderbar "verlängern".
Gerade nach der letzten Strophe:

Zitat:
Zitat von Chavali
Der Wanderer starrt lange auf die Wand:
Ihm ist, als ob sich etwas in ihm löste.
Ab hier könntest du mehr verraten. Andeuten oder erzählen, was einst geschah und dann die "Kurve" zu einer Art Versöhnung finden.
(Mir läge daran, dass der Wanderer (Sohn) "Erlösung" findet, dass er sich selbst und dem Vater verzeihen kann.)
Wie du siehst, geht meine Fantasie wieder mit mir durch.

Liebe Grüße
Dana
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(Frederike Frei)
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