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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Größer als wir


Erich Kykal
13.04.2013, 10:24
Besieh die Menschen: Immerfort ein Regen,
ein ewig Haschen und ein Glückerbitten.
Doch kommt auf Messers Schneide es geritten,
ist oft des einen Fluch des andern Segen.

Und ach, wie wenig wir dies überlegen!
Um Nichtigkeiten wird erbost gestritten,
und drum gestorben oder arg gelitten:
Erträumte Gottgestalten, die wir hegen.

Was bleibt als eines Traumes Überwinden,
und selbst noch dieses eine: Ach, wofür,
wenn nichts bestehen kann für Ewigkeiten?

Und doch, was wir in diesem Taumel finden,
es öffnet unsern Herzen eine Tür,
durch die wir still in etwas Großes schreiten.

Falderwald
07.10.2013, 19:17
Servus Erich,

von nichts kommt nichts, wäre eine mögliche Antwort auf das erste Quartett, und wo gehobelt wird, da fallen Späne, eine Entgegnung auf das zweite.

Was nützt das ganze Jammern, fragen wir uns im ersten Terzett, wenn unserem Herzen das zweite doch eine Tür in die Ewigkeit öffnet.

Ich denke, es ist alles relativ und offen für das jeweilige Individuum und seine persönliche Konstruktion.

Die einen glauben religiös an ein Leben nach dem Tod, die anderen suchen ihr Heil in philosophischen Gedanken.
Und wieviele Milliarden haben schon vor uns diesen Weg beschritten und wieviele werden noch folgen?

Es ist und bleibt der Weg das Ziel. Darauf läuft alles letztendlich heraus.

Wo dieser Weg hinführt?
Ich will es gar nicht wirklich wissen...;)


Ein sehr schönes und nachdenkliches Sonett.


Gerne gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Dana
07.10.2013, 20:07
Lieber eKy,

ein tiefgreifendes Sonett, dass mich für einen Augenblick für den Augenblick leben ließ.;)
Schürften wir so tief in Augenblicken, wenn uns die Ewigkeit nicht ewig im Wege stünde?

Dort, wo wir still in etwas Großes schreiten (für den Augenblick) und es für uns (für eben diesen Augenblick) wahrnehmen, ist unsere Ewigkeit eigentlich schon geschehen. Ganz so, wie es deine letzte Sonettstrophe besagt.:)
Nicht nur spirituell - tief philosophisch - mehr haben wir auch nicht.;)

Ein wunderbares Sonett, das offene Türen schließt um die letzte Weisheit im Denken zu (er)finden.

Liebe Grüße
Dana

Erich Kykal
07.10.2013, 20:15
Hi, Faldi, Dana!

Ich kann mich nur immer wieder für euren herzlichen Zuspruch und euer Bemühen um meine "versunkenen Werke" bedanken! Beides wird erkannt und geschätzt!

Ich sage immer: Für derlei sprachlich eher komplex geschnitzte Gedankenspiele muss man in der richtigen Stimmung sein, wie für wesenstiefe Gefühlslyrik andererseits auch. Wenn's gepasst hat: Umso besser!:)

LG, eKy

Narvik
24.06.2014, 14:14
Hallo Erich Kykal,

es gibt so viele Dinge, die größer sind als wir, das wir das alles gar nicht erfassen können. Allerdings gibt es ebensoviele Dinge, die kleiner sind als wir, mit denen es sich genauso verhält.
Alles was dem Menschen allerdings wichtig ist, bedeutet im Grunde nichts, denn es ist nur sein persönliches Streben. Und doch eröffnet dies ganz neue Dimensionen, denn wer außer dem Menschen kann sich nur in seiner Fantasie ganze Welten erschaffen? Seine Vorstellungskraft ist in der Lage, alle grenzen zu sprengen, die heute noch unüberwindbar erscheinen.
Diese Einzigartigkeit macht uns zu dem, was wir sind, nämlich kreative Wesen, die sich selbst in einer Welt von Raum und Zeit finden.
Dein Sonett hat mir gut gefallen.

Herzliche Inselgrüße

Narvik

Erich Kykal
24.06.2014, 18:48
Hi, Narvik!

Erneut vielen Dank für's Stöbern!:)

Ich halte dies für eines meiner eher durchschnittlichen Werke, gewisse sprachmelodische wie satzkonstruktivistische Mängel im Detail vermindern meine Freude daran. In das nächste Buch wird es dieses Sonett also eher nicht schaffen. Mal sehen, vielleicht hab ich mal Lust, es umzuschreiben...:rolleyes:

LG, eKy