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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ein Rosenblütenblatt


Erich Kykal
21.08.2013, 12:01
Des Welkens müde bist du, Rosenblütenblatt, gefallen,
liegst unbeweint im Gras, schon dunkel an den zarten Rändern.
So scheint in deinem Gang erfüllt, was letztlich in uns allen
an jenen letzten Schritt sich neigt, den keine Tränen ändern.

Steht fürder uns das Leben noch in prunkenden Gewändern,
die, Sommers einer Rose gleich, in Windes Wogen wallen -
ein kühler Herbst bleicht bald die Farbe aus den bunten Bändern
und lässt die Echos ihrer Schwerelosigkeit verhallen.

Und doch erscheint in diesem Blatte, langsam sich zersetzend,
ein stiller Tropfen Trost uns heilig und zutiefst empfunden,
des Sterbens heiße Wundgedanken zärtlich uns benetzend,
bis wir zuletzt davon erlöst sind und der Welt entwunden.

So haben wir in diesem Rosenbilde wohl gefunden,
was uns zutiefst bescheiden macht, die späte Blüte schätzend.
Mag sein, ein stummes Schicksal zählt bereits die letzten Stunden,
jedoch sein Dorn ist nicht so grausam mehr und so verletzend.

Chavali
21.08.2013, 18:24
Hi, Erich,

das ist ein Hexameter? :o
Jedenfalls haben die Zeilen 15 Silben.

Schön, wie du ein Rosenblatt als Gleichnis zum Altern und Weiserwerden des Menschen benutzt.
Die Jugend hat das Vorrecht des Verschwendens, des Ausschweifens.
Das Alter wird bescheidener.

Und trotzdem - vielleicht kann man im Alter bzw. im Herbst des Lebens viel mehr,
viel intensiver genießen als in der Jugend.
Im Frühling des Lebens ist alles viel zu flüchtig.

Dein Gedicht hat mich sehr berührt!

Lieben Gruß,
Chavali

Erich Kykal
21.08.2013, 18:39
Gi, Chavi!

Hexameter? Da darfst du MICH nicth fragen! Ich schreib einfach so vor mich hin.

Wenn ich dichte, legt meist die erste Zeile fest, wieviel Heber es sein werden, das Reimschema ergibt sich aus dem Fluss des roten Fadens, der mir mit etwa einer Zeile Vorsprung vorauseilt. Mehr Planung ist da meist nicht. Auch dies hier wurde "ad hoc" und - bis auf die Sprachfindung, mein kleines Extratalent - intuitiv geschrieben, d.h., als ich begann, hatte ich keine Ahnung, wo es enden würde. Oft legen auch die verfügbaren Reime erst den weiteren Gang eines Gedichtes fest.

Dies hier hat sich eben so ergeben. Keine Geheimnisse, schon gar keine literarische Vision dahinter!

Vielen Dank für dein Berührtsein!:)

LG, eKy

Angélique Duvier
21.08.2013, 18:58
Hallo Erich,
die schönsten Gedichte sind die, die aus dem Bauch und aus dem Herzen kommen, wenn sie dann auch noch fließend geschrieben sind und eine Aussage haben, sind sie mir die liebsten! Ich befasse mich beinahe jeden Tag mit Gedichten. Daher mag ich die "Freien Formen" sehr.

Liebe Grüße,
Angélique

Erich Kykal
21.08.2013, 22:34
Hi, Angelique!

Mit "freien Formen" verbinde ich ja eher die sog. "moderne" Lyrik ohne Reime, oft überhaupt ohne innere Struktur. Am schlimmsten finde ich die "Werke", wo der Autor einfach freiflottierend aus dem Unterbewussten "abtropfen" lässt, was ihm grad so durch die Birne geht!
Bin halt altmodisch, was meinen lyrischen Geschmack angeht....:rolleyes: - bitte das nicht persönlich zu nehmen, ich weiß gar nicht, wie du schreibst! Wenn du modern schreibst, sei es dir von Herzen vergönnt - bloß für mich ist das eben nix!;)

Du scheinst mit "freien Formen" aber schon alles zu meinen, was kein Sonett ist, kann das sein? Wer liegt nun richtig?

Wie auch immer, sei bedankt für deinen netten Kommi!

LG, eKy