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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Gefühlsleben


Erich Kykal
05.11.2014, 09:43
Was treibt den Tag voran nach kalten Nächten,
die ohne Träume sind und heiße Tränen?
Die Stunden, die wir überwunden wähnen,
bedrückten uns, wenn wir sie weiterdächten.

Was darf ein Leben ohne Fühl und Fehlen
denn noch bedeuten als ein leeres Zimmer,
in dessen Ecken bloß ein letzter Schimmer
Berührtes klebt, von dem wir uns erzählen?

Denn sind wir nicht zuallererst am Leben,
wenn uns das Herz zerrissen wird vor Sehnen,
Momente sich zu Ewigkeiten dehnen,
da sie sich uns und ganz einander geben?

Wir wachsen und wir schwinden an Gefühlen,
doch ohne ihre Fülle sind wir nichts,
das ein Erwärmen trägt und angesichts
der Kälte nicht verzweifelt am Erkühlen.

Lailany
07.11.2014, 10:37
Kia ora Eky,
wieder ein sehr inniges Gedicht aus Deiner Feder.
Eins der vielen, die so tief berühren, dass alle Worte, außer den Deinen, nichtig oder unpassend wirken.

Es fällt mir daher nur ein Satz ein, der als roter Faden das Werk für mich umschließt, durchzieht und interpretiert: Auch Schmerz ist Glück.

'ein Leben ohne Fühl und Fehlen'.... wunderbar formuliert vom Seelenwörterschmied. :)

Auch, wenn der Kommi nur kurz ist, zum Verinnerlichen Deines Textes nahm ich mir viel Zeit. Und er war jede Sekunde wert.

Sehr gern gelesen.

HG von Lai :Blume:

Chavali
07.11.2014, 11:56
Servus Erich,

da kann ich mich Lais lobenden und berührten Worten nur anschließen.
Du verstehst es wie kein anderer, gelebte und nichtgelebte Gefühle gleichermaßen poetisch zu verdichten.

Auch am Schmerz erkennt man, das man lebt. Ein Schmerz kann süß oder bitter sein.
Der stärkste Seelenschmerz ist wohl Sehnsucht - wonach auch immer.


Ein wunderbares Werk, das auch zum Nachdenken zwingt: Was will ich, was habe ich, was brauche ich?
Wie geht es mir damit? Kann und will ich etwas daran ändern? Wenn ja, wie und was.....?


Sehr gern gelesen!

LG Chavali

Erich Kykal
07.11.2014, 15:25
Hi, lai, Chavi!

Danke für eure Kommis zu diesem Gedicht, dass ich persönlich für das gelungenste der letzten Zeit halte und das mir darob dementsprechend wichtig ist.
Umso schmerzlicher ward es also empfunden, dass es zwei Tage unkommentiert blieb...:(

Dank auch für eure - ebenso - poetischen Worte zu meinen Zeilen, die mich sehr gefreut haben!:Kuss:)

LG, eKy

Dana
07.11.2014, 19:50
Lieber eKy,

wann wird dir endlich bewusst, dass du ausschließlich sehr gute und dann auch mal gute Gedichte schreibst?:mad:!!!!:Kuss

Nur angenommen, es gäbe unter uns Menschen nur vereinzelt welche, die ohne Gefühle auskämen (auskommen) und deren Leben so "beneidenswert" sorglos (dann aber auch glücklos) verliefe - wollten wir tauschen?

Dein Gedicht gibt die Antwort. Es ist großartig und überzeugt. So sehr, dass wir das leere Zimmer fürchten lernen und uns darum für ein zerrissenes Herz entscheiden - auf der gesamten Gefühlsebene, die Leben bedeutet.

Liebe Grüße
Dana

Erich Kykal
07.11.2014, 22:39
Hi, Dana!

Vielen Dank für Zuspruch und Lob! Es ist eine Frage des Standpunkts - verglichen mit dem allgemeinen Forendruchschnitt bin ich sicherlich obenauf, zumindest in meiner "altmodischen";) Domäne.
Verglichen mit Rilke's Schaffen allerdings bin und bleibe ich Mittelmaß.

Mich verwundert nur dein erster Satz ein wenig, denn diesmal hatte ich mein Licht doch gar nicht unter irgendeinen Scheffel gestellt?! :confused:

LG, eKy

Dana
08.11.2014, 18:28
Hi, eKy,

mein erster Satz ist (sollte sein:o) ein Riesenkompliment. Er fiel mir nach dem Lesen als erstes ein, weil ich so überwältigt war. :)
(Vielleicht, weil ich schon mit einer "ernüchternden" Antwort von dir gerechnet habe ;) - "Ach, das fiel mir eben nur so ein, ....)

Bitte, richtig verstehen. Bin nun mal ein Fan deiner Werke.

Liebe Grüße
Dana

Erich Kykal
08.11.2014, 19:43
Hi, Dana!

Ich fühle mich geschmeichelt...:Kuss:Blume::Herz:

Wenn also dein Satz als Frage gemeint war, so will ich ehrlich antworten:

Hoffentlich nie! Einerseits öffnen allzu nassforsches Selbstbewusstsein und Stolz der Hybris Tür und Tor, andererseits hört man allzu gern auf, sich weiter zu bemühen, wenn man der Ansicht ist, "wirklich gut" zu sein.;)

Lass mir also meine Bescheidenheit - ich weiß aus leidiger Erfahrung, wie unerträglich ich werden kann, wenn ich meiner selbst allzu sicher bin...:rolleyes::Aua

LG, eKy

juli
09.11.2014, 19:09
Kompliment:):):)

Ist das anrührend, berührend und gleichzeitig traurig und liebevoll.
Gefühle sind im Leben das Salz in der Suppe. wer niemals die Liebe erlebt hat, weiß nicht was Schönheit, Empfinden, Traurigkeit und pure Lebenslust ist.:)

Aber was rede ich ?:confused::rolleyes::)

Du hast das hier innig beschrieben.

Sehr sehr gerne gelesen:Blume::Blume::Blume:

Liebe Grüße sy

Erich Kykal
09.11.2014, 20:52
Hi, Sy!

In meinem Leben hatte ich nie viel Glück mit der Liebe (eigentlich nie!), und rückblickend frage ich mich immer öfter, ob ich mir die wenigen Male, da ich innig zu fühlen glaubte, diese Gefühle nicht bloß nachhaltig selbst eingeredet habe, um mich selbst endlich als einigermaßen normales und funktionierendes Mitglied der Gesellschaft betrachten zu können...:rolleyes:
Irgendwie funktioniert das mit der Empathie bei mir nicht, zumindest nicht dauerhaft. warum ich dennoch sowas schreiben kann? - Keine Ahnung!:confused:

LG, eKy