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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Klage des Dichters


Friedhelm Götz
25.09.2015, 08:47
Du kannst der Nachwelt, Dichter, Seit um Seite schenken,
wenn ihren Blick darin nicht mal Gescheite senken.
An deinem Werk wird nicht einmal ein Wicht genesen,
man kennt dich nicht, es ist, als wärst du nicht gewesen.

Agneta
25.09.2015, 11:00
weise geschüttelt, lieber Frido und perfekt wie immer.;)
Klasse.
LG von Agneta

Erich Kykal
25.09.2015, 15:47
Hi, Fridolon!

Wie wahr - dieses Schicksal blüht uns allen, die wir mit Worten versuchen, etwas zu hinterlassen, auch welchen persönlichen Gründen auch immer!

Die meisten von uns erreichen gar nicht erst die Masse, schaffen es gar nicht ins allgemeine Volksgedächtnis.

Aber selbst wenn: Die Jahrhunderte, der Abstand zur realen Existenz, der Abgrund der Zeit und des Vergessens machen dich irgendwann doch zunichte!
Selbst wenn dein Name noch genannt wird - er ist dann nur noch eine Hülse, etwas in der Schule Gelerntes, Allgemeinwissen ohne Tiefe und Bedeutung.

Das Versinken im Nichts verzögert sich zeitgeschichtlich nur ein wenig. Schönes Beispiel: Bis in die 1970er Jahre war im österreichischen Schullesebuch das Rilkegedicht "Der Panther" Standard (- übrigens damals meine persönliche Initialzündung in Sachen Lyrik, als ich 12 war!), und plötzlich war da gar nichts mehr - überhaupt keine Lyrik mehr, so als wäre derlei dem Durchschnittsschüler nicht mehr zuzumuten.
So kennt heute kaum jemand mehr mit schlichter Allgemeinbildung in Österreich noch den größten österreichischen Lyriker aller Zeiten überhaupt: Rilke!
So tilgt man Namen und Vermächtnisse! Stück für Stück.

Traurige Grüße, eKy