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plotzn
06.12.2015, 16:29
Erich Hasse, seines Zeichens
Lektor im Verlag ›Das Buch‹
sagt zum Autor: »Bitte reichen's
dieses Werk als Endversuch

bei der Konkurrenz ›Ich mach es‹
ein, denn die verlegt sogar
ein vom Aufbau her so schwaches
Manuskript als Exemplar.«

Lektorierend dachte Hasse:
Genial! Doch angesichts
so viel Tiefgangs: Für die Masse
(für die breite) ist das nichts!

Agneta
06.12.2015, 19:57
da hast du mit schwarzem Humor die gespaltene Zunge und Stift von Verlagen karrikiert, lieber Plotzn.:Blume:
Der Selbstverlag wird immer verlacht, wobei der "gute Verlag" selbst nur auf Verkauf und Masse geht.
Genau auf Grund dieser Tatsache habe ich mein erstes Buch im Selbstverlag gemacht...:).
Schön böse geschrieben, Vorurteile aushebelnd.
LG von Agneta

Erich Kykal
06.12.2015, 20:35
Hi, plotzn!

Erich heiß ich auch, aber ansonsten verbindet mich zum Glück nichts mit dem arroganten Lektor - hoff ich!:rolleyes:

Natürlich müssen diese "Betriebsleser" den Prämissen ihres Geschäfts dienen: Es muss sich breit genug verkaufen lassen!
Nur sehr große Verlage oder gaaanz kleinwinzige Nischenverlage, die kaum gewinnorientiert agieren, können sich Gedichtbücher, sprich "Kultur" leisten - zumal obendrein womöglich welche von nicht sattsam bekannten und erprobten Namen!:rolleyes::Aua

Die Selbstgefälligkeit allerdings, mit der obiges Exemplar dieser Gattung darüber verfügt, was der "breiten Masse" zu gefallen habe, widert mich an. Mag sein, man spricht aus Erfahrung - dennoch gehen viele seiner Zunft allzu leichtfertig mit den Herzenszeilen jener um, die ihr Allerbestes ihrem Urteil bang anheimstellen!

Sehr gern gelesen!:D

LG, eKy

wolo von thurland
07.12.2015, 10:28
Hallo plotzn

Ich mag dieses "reichen's" als Reimwort. Darum würde ich "schreibt dem Autor" durch "sprach (spricht/sagt) zum Autor" ersetzen. Kannst du mich verstehen?

Natürlich mag ich auch den Reim "mach es/schwaches" sehr. Super auch die Klammer nach "für die Masse" auf der neuen Zeile!

Was die Lektoren angeht, möchte ich doch darauf hinweisen, dass wir dank Lektorierung zu sorgfältig gemachter Literatur kommen, welche nicht für die breite Masse ist. Vieles davon wurde durch die Kürzungen und Zurechtrückungen seitens des Lektors nicht schlechter!
Und wie gut dem Selfpublishing-Markt das Lektorieren tun würde, kann man immerhin vermuten.

Schönen Tag
wolo

plotzn
07.12.2015, 15:03
Liebe Agneta,
Verlage sind wirtschaftliche Unternehmen und müssen so handeln, dass sie an den Veröffentlichungen verdienen. Ich wollte mit dem Gedicht den inneren Spagat aufs Korn nehmen, den ein Lektor hat, wenn er ein gutes Manuskript vor sich liegen hat, von dem er aber glaubt, dass es einen zu kleinen Markt dafür gibt.
Für uns Hobbyschreiber ist ein Selbstverlag eine gute Alternative. Dort sind die Modalitäten von Anfang an klar: Man muss sich selbst um die Vermarktung kümmern und die Chance auf Reichtum ist nicht viel höher als beim Lottospielen ;)


Servus Erich,
nimm's mir nicht übel, dass ich Deinen Vornamen missbraucht habe. Noch dazu, weil ich dem Lektor mit seiner Wortwahl nicht gerade einen sympathischen Anstrich gegeben habe. :eek:
Literatur ist halt ein knallhartes Geschäft, das sich bei geringen Margen mehr Romane als Romantik leisten kann.


Servus wolo,
meinst Du, dass der direkte Kontakt (spricht) besser zum umgangssprachlichen "reichen's" passen würde als der geschriebene Antwortbrief? Jedenfalls gefällt mir Dein Vorschlag und ich baue ihn gleich mal ein.
Was die Lektoren anbetrifft, hast Du natürlich Recht. Auch wenn sie beim Hobbyschreiber so unbeliebt sind wie die Türwächter einer Disco, haben sie im Literaturbetrieb eine wichtige Funktion und kommen in meinem Gedicht zu schlecht weg.


Besten Dank Euch Dreien und liebe Grüße!
Stefan

Bodo Neumann
07.12.2015, 20:39
Hallo plotzn,

manche Comedians unter den Dichtern finden innovative Reime, manche eine gute Story. Die einen eine flotte Erzählweise, andere eine treffende Pointe.
Aber du, naja, du fährst fast immer auf allen Rädern gleich gut. Ich wiederhole mich, ja, aber dann wiederhole ich mich eben. Basta.:)

Und ja, Wolos Vorschlag macht die Sache stimmiger. Ein Lektor würde niemals "reichen's" schreiben, auch wenn er einen noch so tiefen Dialekt spräche.

lg Bodo

Lailany
08.12.2015, 08:09
Lieber Plotzn,
beim Verlag, der sich "Das Buch" nennt, rannte ich sofort um die Gießkanne.:D
Köstlich!
Jedoch nix für Leser mit Stauballergie... :D

Ein Bekannter von mir hat sich kürzlich eine ziemlich große Yacht gekauft, ich fragte ihn, wie er sie benannt hat...
ja, du ahnst es schon: "Boat" :Aua
Ist bestimmt mit dem Besitzer des Verlages "Das Buch" verwandt.:rolleyes:
Tja, manche mögens originell.

S1 und 2 aus einem Guss! Prima. :)

Ein echter Plotzn... vielen Dank für den Lacher.

HG von Lai:Blume:

plotzn
08.12.2015, 20:34
Servus Bodo,
ich versuche, die Stützräder immer schön am Boden zu lassen ;).
Gut, dass Du mich an wolos Vorschlag erinnert hast. Gestern schrieb ich noch "ich baue ihn gleich mal ein" und dann hab ich's glatt vergessen :Aua. Ist jetzt nachgeholt.

Liebe Lai,
schick mir doch bitte ein Foto von Dir und der Gießkanne :D.
"Boat" ist zwar nicht sonderlich originell (obwohl, vielleicht gerade wegen der Banalität originell...), aber immerhin ein wenig Understatement - er hätte sein Schmuckstück ja auch "yacht" taufen können. ;)

Danke euch beiden und liebe Grüße!
Stefan

Falderwald
10.12.2015, 20:00
Moin plotzn,

dann war der Lektor Hasse aber nicht auf langfristige Sicht tätig.
Aber so ist es nun mal, der Stoff, aus dem die Träume sind, muss sich auch verkaufen lassen.

Ich hoffe ja sehr, dass der Verlag "Ich mach es" dieses außerordentlich tiefsinnige Werk für die Nachwelt festhalten konnte, denn mancher Autor kam schließlich erst posthum zu den entsprechenden Ehren.

Wie auch immer, dein Text wird auf jeden Fall zeitlos bleiben, denn mit den Problemen hatten wohl Autoren und Lektoren aller Zeiten zu kämpfen.

Herrlich direkt und geradeaus und die entsprechende Doppelmoral karrikiert.


Sehr gern gelesen, gelacht und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

plotzn
11.12.2015, 16:10
Servus Falderwald,

auf die Gefahr hin, Dich zu desillusionieren: Der Verlag "Ich mach es" ist ein DZV, bei dem der Autor die kosten und das Risiko trägt. :D
Ich schäme mich auch ein wenig dafür, den Lektor in Namen und Beschreibung so negativ wegkommen zu lassen :o, aber über political correctness hat noch selten jemand gelacht. :rolleyes:

Dank Dir und liebe Grüße!
Stefan

Bodo Neumann
11.12.2015, 17:37
"Ich mach es" ist ein DZV, bei dem der Autor die kosten und das Risiko trägt :confused:
Lieber Stefan,
zwar ahne ich (aus dem Kontext heraus), um was es sich bei einem DZV handeln könnte, oute mich aber dennoch kleinlaut (und hoffe, dass es sonst keiner hier mitkriegt) als einer, dem diese Abkürzung nicht geläufig ist...:o Aber dafür gibt es ja Suchmaschinen im Netz.:) Meine hat mir folgende Angebote unterbreitet:

Deutscher Zahnärzteverband (wird wohl nicht gemeint sein, denn da trägt ja der Patient Kosten und Risiko)
Deutscher Zentralverein homöpathischer Ärzte (die Auflagenzahlen bei "Ich mach es" bewegen sich in homöopathischen Dosen?)
Deutscher Zigarettenverband ("Ich mach es" verlegt ausschließlich Ratgeber mit Tipps, endlich das Nichtrauchen zu überwinden?)
Direktzahlungsverordnung an die Landwirtschaft des Schweizerischen Bundesrates ("Ich mach es" hat also sein Konto in der Schweiz, trägt damit Kosten und Risiko selbst? Klingt halbwegs plausibel)
Deponiezweckverband (erscheint mir von allen am einleuchtendsten: das Werk wird erstmal auf Halde gelegt bis es entweder als Kleinod mit hohen Gewinnspannen [wie neuerdings seltene Erden aus alten Mobiltelefonen] mit viel Aufwand wieder hervorgepuhlt oder [als Sondermüll mit hohen Folgekosten] endgültig in ein noch zu findendes Endlager [jetzt auch vielleicht in Bayern] überführt wird)


Ist ein Treffer dabei?

Hoffend grüßend
Bodo

plotzn
12.12.2015, 10:01
Lieber Bodo,

verzeih mir bitte diesen ärgerlichen Tippfehler und die Mühe, die ich Dir dadurch bei Deiner aufwändigen Internetrecherche gemacht habe. :o

Es muss natürlich DEZV heißen (Deutscher Erbsenzähler Verein) - auch bekannt als "Die 5 K" (Kooperation kleinkarierter Korinthenkacker). ;)

Nun wirst Du mir entgegenhalten, dass ein so kleinlicher Verlag das Manuskript zwar mit Rotsift ausgiebig verzieren aber niemals annehmen wird. Und was soll ich sagen - auch da hast Du Recht! Ich fürchte, es wird wohl niemals erscheinen...

Mit lieben Grüßen und vorsichtig zurückfragend: Ist ein Treffer dabei?

Stefan