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Walther
05.04.2017, 21:44
Syrien 2017


Beim Kampf schaut man sich nicht mehr ins Gesicht:
Da herrschen – anzugsweis gestählt – Gestalten,
Die bloß ein Smartphone in den Händen halten;
Sie sitzen über Kinder zu Gericht;

Die Mütter, deren Bitten still verhallten,
Beschweren diese coolen Mörder nicht.
Sie weinen hungernd in dem halben Licht,
Als Gas und Bomben ihres Amtes walten.

Und während in den Städten Angst verhalten
Durch Schutt und Asche taumelt, liegt ganz dicht
Der Nachtdunst überm Tal und will erkalten.

In den Palästen, wo’s an nichts gebricht,
Kann man von Krieg auf wilde Party schalten:
Der Spaß am Leben ist Tyrannenpflicht.

Sanssouci
06.04.2017, 10:16
Hallo Walther!

Eindrucksvoll uns stark ist dein Sonett.
Kein Wort zu viel, kein Wort zu wenig. Alles gesagt.

Gruß, Sanssouci

Walther
06.04.2017, 12:35
Lb Sanssouci,

danke vielmals.

es fiel in mehrfacher hinsicht schwer, dieses sonett zu schreiben. zum einen ist das sujet, das nicht zum verweilen einlädt. zum anderen ist es die form, deren komposition bis zum richtigen ton des endreims das sujet aufnehmen sollte. und zum dritten ist da die sprache, die dem thema angemessen und in der form klingend gebettet sein sollte.

nun weiß man als dichter nie/nicht, ob das, was angemessen und erhofft war, erreicht ist. der zweifel bleibt so in doppelter hinsicht erhalten - thematisch und poetisch.

lg W.