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Walther
31.10.2018, 11:47
Kontrafaktisch

Der Wind zaust diese Hecke. Regen tropft.
Den Schal geschlungen steht der Mensch und hofft,
Dass es bald wärmer würde. Wie verkopft
Kann ein Mensch sein? In seinem coolen Loft

Hat er die Sonne strahlen sehen! Sie ging,
Als die Alexa einen Titel aus
Der Playlist spielte: „Blues nur, keinen Swing!“,
Sprach sie, und sie verließ erst Loft, dann Haus.

Nun steht er an der Ecke, Mantel hoch,
Den Schal rasch festgezurrt, die Taxe kommt
Schon um die Ecke. „Ich vermiss sie doch!“,
Ruft er in diesen Herbsttag. Ob’s ihm frommt?

Er ist nicht fromm, er ist modern, ist praktisch.
Und doch: Er hofft. Denn Liebe ist nicht faktisch.

Sebastian
03.11.2018, 17:46
Ich glaube ich habe selten ein Liebesgedicht gesehen, dass so modern daher kommt und unseren Zeitgeist so einfängt wie dieses und das nicht nur durch die Inhalt sondern auch die Form - besonders die teils fließenden Übergänge. Gefällt mir wirklich sehr gut.

Walther
04.11.2018, 11:12
Ich glaube ich habe selten ein Liebesgedicht gesehen, dass so modern daher kommt und unseren Zeitgeist so einfängt wie dieses und das nicht nur durch die Inhalt sondern auch die Form - besonders die teils fließenden Übergänge. Gefällt mir wirklich sehr gut.hi Sebastian, danke vielmals! wofür so ein uraltes gedichtformat wie das engl. sonett alles gut sein kann! es ist immer wieder spannend, sich die sache aus dem blickwinkel eines anderen zu betrachten ... lg W.