Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Die Farben von Chiapas
Seeräuber-Jenny
01.09.2009, 16:24
http://www.cig.canon-europe.com/ph/OPA/aig/3mIkMJRnKrCq0cac1o03ksK1pmMw0003kskXLxCLw9IlN.jpg
Schwarz der Zopf der jungen Frau,
darin leuchten bunte Bänder.
Sonnengelb und Himmelsblau
webte sie in die Gewänder.
Auf dem Markt gibt’s gelbe Früchte,
rote Bohnen, blaue Fische.
Blassgelb brutzeln die Tortillas
überm Feuer in der Küche.
Wie Smaragde und Türkise
schimmern Wasserfall und Meer.
Sattes Grün, maisgoldne Süße
lasten auf den Gipfeln schwer.
Der Hibiskusblüten Flammen,
feuerrot, orange und blau.
Blumen, wundersam die Namen,
tragen Farbenpracht zur Schau.
Klein und grün die Papageien,
groß und braun das Krokodil.
Aus dem Urwald dringt das Schreien
gelber Jaguare schrill.
Schildkröten, die moosgrün funkeln,
Schmetterlinge flattern bunt.
Oft begegnet mir im Dunkeln
noch ein ockergelber Hund.
Einen Rock so weiß wie Schnee
trägt der greise Kirchendiener.
Kiefernzweige grün wie Klee,
drauf grellrot das Blut der Hühner.
Grün das Land der Lakandonen,
golden der Madonna Kleid.
Land, auf dem die Götter thronen,
trotzig bunt in all dem Leid.
a.c.larin
01.09.2009, 17:15
hola jenny,
ist das schön!
du verstehst es, deine reiseeindrücke in aller farbenpracht und lebensfreude zu vermitteln! das flair des fernen landes schwebt zwischen deinen zeilen.
wie gerne tauche ich mit dir ein in diese bilder, stimmungen und gerüche....!
eine klitzeklitze-kleinigkeit würde ich abändern :
"Blumen mit seltsamen Namen" in
Blumen, seltsam sind die Namen,..... ( weil "seltsam" auf der ersten silbe betont wird.)
verzauberte grüße,
larin
Liebe Jenny,
ich lasse mich auch gern verzaubern von all der Pracht für Augen und Nase.
Gut verstehen kann ich, dass du dir diese Eindrücke von der Seele schreiben musst.
Diese Zeile machte mir ein wenig Angst ;)drauf grellrot das Blut der Hühner.aber du meinst sicher die Farbe so rot wie Blut, oder schlachten sie die Hühner frisch...? :confused:
Trotzdem ein eindrucksvolles Gedicht über ein interessantes Land.
Gern gelesen!
Lieben Gruß,
Chavali
Klatschmohn
01.09.2009, 19:46
Oh, Jenny wie zauberhaft und wunderschön.
Dein Gedicht transportiert die gelebte Atmosphäre in aller Fülle,.
voller Buntheit und Leben. das Bild gehört auch einfach dazu. Toll!
Ich beneide Dich um das Erlebte.
Ich muss gleich weg, sonst hätte ich noch mehr geschwärmt.
Herzliche Willkommensgrüße,:)
Klatschmohn
Seeräuber-Jenny
01.09.2009, 22:26
Ahoi larin,
ich freue mich, dass dich mein Gedicht verzaubern konnte, führte mich doch meine große Fahrt in ein magisches Land.
Deine Anregung habe ich gerne aufgegriffen. Besagte Zeile lautet nun: "Blumen, wundersam die Namen..."
Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny
:)
Ahoi Chavali,
diese Zeile macht dir zu Recht Angst. In den großen weißen Kirchen der Mayadörfer, die mit Kiefernzweigen ausgelegt sind, brennen unzählige Kerzen, und hinter den Antlitzen der Heiligenfiguren verbergen sich die Götter aus alter Zeit: Hunabku, der Schöpfer des Kosmos, der Sonnengott Itzamná, der Fledermausgott Camazotz, der gefiederte Schlangengott Kukulcan. Die Kranken flehen ihre Götter um Hilfe an, und der Medizinmann bestreicht ihre Wunden mit Hühnerblut. Qualvoll das Schreien der sterbenden Tiere.
Die Sitten waren früher noch grausamer: Dem Regengott wurden Menschenopfer dargebracht. Und die Azteken glaubten, dass die Sonne Blut als Nahrung braucht, um am nächsten Morgen aufzugehen.
Leuchtend und grell sind die Farben dieses Landes, und die Erde ist blutrot gefärbt. Der Boden in Chiapas befindet sich in den Händen weniger Großgrundbesitzer, welche die Mayas auf den Plantagen für Hungerlöhne schuften lassen. Vor goldbeladenen Kirchen und prachtvollen Palästen betteln hungrige, schmutzige Kinder. Der Regenwald ist größtenteils zerstört, und nachts marschiert das Militär durch die Straßen.
Dieses Land ist ein Paradies, und ich wünsche seinen Bewohnern von Herzen, dass sie endlich in Frieden leben und sich an den Schönheiten ihrer Natur erfreuen können.
Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny
:)
Ahoi Klatschmohn,
aye, in Chiapas und anderswo in Mexiko trifft man auf das pralle Leben. Jeder Abend ist eine Fiesta. Ein Fest voll beschwingter Musik, knallender Feuerwerkskörper, küssender Pärchen. Eine Freundlichkeit, bei der einem das Herz aufgeht. Eine Lebensfreude, von der wir Wohlstandsbürger uns ein Scheibchen abschneiden können.
Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny
a.c.larin
01.09.2009, 22:31
ahoi jenny,
die "wundersamen" blumen passen aber jetzt perfekt!
ich hoffe, du "erzählst" und noch mehr von deiner reise!
larin
Seeräuber-Jenny
01.09.2009, 22:35
Aye, liebe larin. Es werden noch lustige und besinnliche Gedichte folgen.
Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny
Ahoi und Aloa Jenny!
Ein wunderschönes Gedicht!
Wenn man um die Hintergründe des Trotzes weiß, ist es doppelt schmerzlich.
Und es kommt so zart, bunt und malerisch daher, Dein Gedicht! So leuchtend wie die Farben auf der Photographie.
Ich kann mich nur allen Lobrednern anschließen!
Lieben Gruß
von
cyparis
Aloa Jenny,
danke, dass du mich in puncto Hühnerblut aufgeklärt hast.
Das ist ja wirklich eine grausame Geschichte.
Aber nur wir empfinden sie als grausam und nicht mehr zeitgemäß.
Die Ureinwohner sind sicher noch ganz der alten Tradition verwachsen.
Ich freu mich schon auf deine weiteren eindrucksvollen Schilderungen.
Lieben Gruß und ahoi :)
Chavali
Seeräuber-Jenny
02.09.2009, 22:08
http://www.bilder-space.de/thumb/02.09ZzwQS8DG8zvp71d.jpg (http://www.bilder-space.de/show.php?file=02.09ZzwQS8DG8zvp71d.jpg)
Aloha cyparis,
die leuchtenden Farben von Chiapas lassen sich nur unzulänglich in Worte fassen.
Zu den schmerzlichen Hintergründen später mehr.
Danke für dein Lob.
Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny
http://www.bilder-space.de/thumb/02.09IQ21mtCzh70w7QX.jpg (http://www.bilder-space.de/show.php?file=02.09IQ21mtCzh70w7QX.jpg)
Aloha Chavali,
du hast recht. Die Ureinwohner dieses Landes halten an ihren Traditionen fest. Das Huhn ist Bestandteil der Medizin. Auch wir geben ja unseren Kranken Hühnersuppe zu essen.
Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny
http://www.bilder-space.de/thumb/02.096PJpKOeO9aJFgvw.jpg (http://www.bilder-space.de/show.php?file=02.096PJpKOeO9aJFgvw.jpg)
PS: Die Fotos könnt ihr größer sehen, indem ihr sie anklickt.
Aloha, Jenny:
Das erste Bild (Bananen?) ist wunderschön!
Die Federn auf dem zweiten tun mir in der Seele weh.
Das dritte kann ich leider nicht übersetzen.
Aber Du hast gewiß einen Riesenrucksack voller Eindrücke mit nach Hause gebracht!
Und Dein Engagement:
Hut ab!
Lieben Gruß
von
cyparis
Seeräuber-Jenny
02.09.2009, 23:37
Ahoi cyparis,
bei der Pflanze auf dem ersten Bild handelt es sich um eine Helikonie, und zwar um die Heliconia rostrata, auch Papageienblume genannt. :)
Federn waren in den alten Indianerkulturen sehr wertvoll. Die von den Azteken unterworfenen Stämme mussten ihren Tribut u. a. in Federn entrichten. Der Aztekenkönig Moctezuma II. trug eine prachtvolle Federkrone, als er Hernán Córtez gegenübertrat. Heute sind diese Federn und die Vögel, die sie schmücken, z. B. der Quetzal, sehr selten geworden, weil der Regen- und Nebelwald, der als Lebensgrundlage dient, zum großen Teil zerstört ist. :(
Auf dem dritten Foto ist eine Heilpflanze der Maya abgebildet. Pharmafirmen aus aller Welt betreiben im artenreichen Chiapas Biopiraterie. Sie suchen nach traditionellen Heilpflanzen und den dazugehörigen Heilverfahren, um sie zu patentieren und gewinnträchtig zu vermarkten. Das kann selbst Seeräuber-Jenny nicht gut heißen! :mad:
Aus dem Rucksack habe ich meine Indianerkleider, die Digitalkamera und das Notizbuch gekramt. Es gibt noch viel zu tun! :rolleyes:
Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny
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