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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Himmelsflotten


Erich Kykal
25.09.2009, 11:30
Wolken gleiten majestätisch
durch die Lüfte über Land
unter ihren vollen Segeln:
Galeonen aus der Hand
nie erkannter Gottgestalten,
deren himmelweites Spiel
aus verströmten Urgewalten
einst in ihre Obhut fiel.

Wie in Eile, so als triebe
wacher Geist sie rastlos an,
schenken sie ihr Ruheloses
dem, der es erwarten kann;
und dann greift aus zarten Schleiern
weißer Schiffe, wie erwacht,
nach den Seelen, die sie feiern,
ihre ankerlose Macht!

Yave
29.09.2009, 22:45
Ja. Jetzt kann ich dich besser verstehen.
Du machst dir sehr viel Mühe, Poetisches und Elegisches und auch Spirituelles
zu verdichten. Bist vielleicht sogar ein echter Dichter.

Weisst du was ? Wir sollten uns einfach die Aufgaben teilen ! Du wirst ein
berühmter Dichter und schreibst wie ein echter Dichter.
Ich stelle mein Schreiben ein, und suche die Wahrheit weiter !


Darf ich Hobby-Psychogolin spielen ? -Räuspern-
Ich glaube, dass du tatsächlich von dir denkst, ein begnadeter Dichter zu sein.
Und zugegeben sprechen viele deiner Gedichte dafür.
Aber wie alle Dichter von heute musst du verbittert geworden sein. Bist ein
sogenannter "Antiprofi". Weil die Dilettanten heutzutage die Professionellen sind,
und die Berufenen die Bettler. Als wäre das wann anders anders !
Ja. Du schreibst hervorragend. Das ist auch genau mein weher Punkt !
Wie gut der Dichter auch zu schreiben vermag, die Literaten bleiben Ratten.
Und die Menschen auch. Weder kann ein kluger Geist für alle Narren denken.
Noch kann ein kluger Dichter selbst das Wenigste der Gesellschaft nahebringen.
Das muss dich ganz schön fertig gemacht haben, genial zu sein und dennoch
ohne irgendeine Relevanz. Deswegen ist sie auch blind, deine verzweifelte Arroganz.

Perfektes Gedicht geschrieben, aussagekräftig, klangvoll, stark.
Und dennoch wahrscheinlich schon tausend Verlagsbewerbungen hinter dir
und tausend unbedeutende Veröffentlichungen in Lyrikzeitschriften und Anthologien,
ohne nennenswerten Erfolg.

Manchmal, spricht der Dichter seufzend
wär ein Selbstmordattentat
wesentlich wirkungsvoller
für einen entsprechenden Abgang.


Ich fand einige nette Dichter hier drinne ! Dich, Cyparis, a.c.larin. Toll !
Vieles was du schreibst müsste gewürdigt werden in schönem Leinen und
zumindest zehntausend mal verkauft und in besseren Regalen der Deutschen Bibliothek.
Ich verstehe dass du mir abgeneigt bist, weil ich nur ein Amateur bin,
aber ich bin es geworden, weil es selbst für Beste keine Ambitionen gibt.
In einer Welt aus Ratten ist die Ratte König.
Obgleich ich Ratten nicht abwerten will, sie mit Menschen zu vergleichen.

Ein lustiger Satz ist wohl der, passend für deine Situation

"Eine Ratte, die nur Ratte ist, soll Ratte sein.
Doch ein Mensch, der Ratte ist, der ist in Wahrheit klein."


Fahre wohl ! Ich würdige dich.

a.c.larin
01.10.2009, 11:32
lieber erich,

du hast ein wunderschönes gedicht über das schwebende der himmelsphären geschrieben, wie immer klangvoll im reim und tadellos in der metrik!
hinreißend!

es ist schön zu wissen, dass all dieses auch bereits in buchform niedergelegt ist - und wen jetzt der neid darüber fressen mag, der verdient es, gefressen zu werden!
ich gönne dir jedenfalls die freude über dein gelungenes werk und freue mich mit dir! :)

liebe grüße, unbewölkt,
larin

Erich Kykal
01.10.2009, 13:19
@ Yave

Danke für die "Würdigung".

@ larin

Schönen Dank für die Blumen kann ich da nur sagen! Ist eigentlich ein für mich eher atypisches Gedicht, das es die Existenz von Göttern oder Obergottheit impliziert, aber irgendwie entwand es sich mir so und nicht anders, und jede Änderung hätte die "Magie" zerstört.

LG, eKy

Louis Lazar
01.10.2009, 14:35
Hallo auch,

Es steht natürlich ausser Frage, dass du ein Dichter bist. Keine anderen Gedichte hier auf diesem Forum erreichen (in meinen Augen) die Intensität der deinen. Eine Feststellung, die auch auf dieses hier zutrifft. Mir scheint, Schilderungen liegen dir ganz besonders.

Aus reinem Interesse:

Wie lange schreibst du an einem Werk? Und bist du eher der "Arbeitertyp", bzw. einer, der an einem Werk rumknobelt oder fliesst es dir einfach aus der Feder?


Liebe Grüsse,
Louis Lazar

Yave
01.10.2009, 14:56
Darf ich widersprechen ? Ich muss einfach, auch wenn ich dem Herrn Kykal
gesagt habe, zukünftig Kommentare etc zu unterlassen !

Das ist nicht gesagt, Herr Louis Lazar, dass der Herr Kykal ein Dichter ist.
Auch ich habe in den Gedichten des Herrn Kykal viel Gutes gelesen !
Allein von den Gedichten her mag er ein guter Dichter sein !
Das steht ausser Frage... aber...
machen den Dichter wirklich nur seine Gedichte aus ?
Macht nur den Menschen aus, wie Einer auszusehen ? Wie Einer zu sprechen ?
Nein. Der Mensch wird durch sehr viel mehr zum Menschen, darum gibt es ja
so wenige davon. Der Dichter wird durch sehr viel mehr zum Dichter, und darum

gibt es keine mehr. Ich kenne viele sogenannte "Lyriker" oder "Dichter", die
sich so nennen, und bislang war ich der Meinung, der Herr Kykal dürfe sich
auch berechtigterweise so nennen, aber wie es mal ein Engel sagte
"Nein das Schwein kommt mir nicht rein !".
Viele Schreiberlinge heissen sich Lyriker oder Dichter, sinds aber nicht.
Und leider muss ich sagen, voller Neid, Angst, und bitterstem Unbehagen,
wenn es nach Herrn Kykals Sangeskunst ginge, wäre er ein begnadeter Dichter,
geht es aber nach seinem freien Intellekt, oder den geistigen Lorbeeren,

dann ist er keiner, denn er folgt seinem Werk nicht. Nicht einmal das.
Ein wahrer Dichter aber lässt sein Werk weit hinter sich, und dominierts,
aus einem heiligen Elysium. Ich muss gestehen, es befriedigt mich sehr zu sehen,
dass der Herr Kykal bei all seinen künstlerisch äusserst wertvollen Werken
im Irdischen verbleibt. Natürlich gibt es viele Menschen und Dichter, die sich
für gross erachten ! Intellektuell, geistig, herzlich, begabt, begnadet.
Aber das sind immer nur die Anschauungen aus ihrer niederen Nichtigkeit.
Wer den Berg nicht kennt, nennt den Hügel so. Aber das macht den Hügel nicht zum Berg.

Sondern den Betrachter nur umso kleiner... das befriedigt mich sehr.
Dass nicht Jeder das erhält, das leuchtet... dass bei all der Fassade der
sogenannten Menschen viel Hohles herauskommt, das schmerzt mich zutiefst.
Aber dass der Gott nur den Wenigen, den Guten, das Wahre zuteil werden lässt,
und tief prüft, das ist gerecht ! Wäre der Herr Kykal mit der Tiefe gesegnet,
er wäre dank seiner Tiefe und seiner daraus entstehenden Höhe ein Alles
überragender Superdichter, dessen Werke davon Zeugnis geben.
Aber auch er erreichte die Tiefe nicht, aus einer Schwäche heraus,

und das befriedigt mich. Dass hinter dieser schönen Fassade doch nur ein Mensch steht.
Leider. Denn ich liebte das Göttliche, das dahinter wohl besser stünde...

Erich Kykal
01.10.2009, 15:56
Hi, louis!

So hoch hat mich ja noch keiner bejubelt! Wow! Danke!!! (Obwohl ich es gern höre, glaube ich doch, du solltest mich 2-3 Regale tiefer stellen...)

Zu meinem "Schaffen": Es funktioniert meist nur in der richtigen Stimmung. Dann überfällt mich eine Art kontemplativer Trance, und meist geht es dann rasch, innerhalb von 10 Minuten oder so. Nach einer Weile lese ich es dann mit Abstand und feile an Wortwiederholungen, grammatikalischen Feinheiten, Metrik und Sprachmelodie. Das kann dann - je nach Härte der Nuss - bis zu 2 Stunden dauern, wenn nötig.
Ich veröffentliche praktisch alles, was ich schreibe, dann im Eigenverlag, will heißen, ich bezahle erst mal selber die ganze Auflage und verscheuere die Bücher dann selbst, meist zum Selbstkostenpreis.
Am wichtigsten ist beim Schreiben die Verinnerlichung des zugrundeliegenden Gefühls, das das Thema trägt. Unter jeder Zeile muss diese Grundstimmung spürbar bleiben. Ein falsches Wort schon, das dazu nicht passt, kann das Bild zum jähen Einsturz bringen.

LG, eKy

Leier
01.10.2009, 16:30
Lieber Erich Kykal,

um mich nicht immer und immer und immer wieder zu wiederholen:
Ich stimme L. Lazar aus vollstem Herzen zu.

Und ich bin sehr stolz und glücklich, im Besitz Deiner Gedichtbände zu sein!


Entzückten Gruß
von
cyparis

Louis Lazar
01.10.2009, 16:42
Ich bin's nochmals,


Obwohl ich es gern höre, glaube ich doch, du solltest mich 2-3 Regale tiefer stellen...

Wie du meinst. Natürlich gibt es einige Dichter hier, die ich genau so gerne lese und deren Werke manchmal nicht minder ansprechend sind. Aber die "qualitative Konstante", die sich durch alle deine Werke zieht, ist m.E. in diesem Forum unerreicht und äusserst beeindruckend. Soll heissen, alle Gedichte bewegen sich durchwegs, ohne grosse Streuung, auf einem sehr hohen Niveau, wenn du verstehst, was ich meine.

Kurz: Du triffst einfach meinen Geschmack. :D

Hast du einen...Trick, wie du diese "richtige Stimmung" erreichst?

Liebe Grüsse,
Louis Lazar

Yave
01.10.2009, 16:45
Hm.
Mir wird gerade sehr begreiflich, dass ihr nie verstehen werdet, was ich gerade
gesagt habe...

bislang dachte ich noch, wir seien allesamt Egomanen und von uns überzeugt,
weil wir allesamt was Göttliches in uns tragen. Aber das kennt ihr anscheinend nicht...
nichtmal der Herr Kykal, so gern ers hätte. Das sehe ich durch allen Granit.

Erstaunlich. Dass es Egomanen gibt, nur aufgrund ihrer banalen Existenz...

a.c.larin
01.10.2009, 18:22
ich finde dieses gedicht wunderbar
und sein urheber ist jemand, der sich um die feinheiten der sprache bemüht und auch wirklich etwas zu sagen hat!

larin

Erich Kykal
02.10.2009, 09:54
@ cypi und larin

Merci! Ich glaube, Mr. Y sieht zuviel Philosophisches im Schreiben an sich - wir wissen, dass wir's tun, weil wir's schlicht GERNE tun, so wie ein Maler eben Farben nimmt, so setzen wir die Worte. Irgendwelche hirnschwangere Überlegungen bezüglich Sinn und Zweck des Ganzen sind ausgesprochen sekundär und stellen sich dem eigentlich gar nicht, der der inneres Bedürfnis stillt.

@ louis

Ein Spaziergang durch die Natur, eine Szene in einem Film, der berührt, eine interessante Doku...
Vieles versetzt in Stimmung. Es überfällt einen manchmal, und manchmal reift es in dir wie eine Frucht, von der du geraume Zeit vorher weißt, dass du sie pflücken wirst.
Meine "Sprache" ergibt sich aus dem Fühlen quasi eigenständig. Dass ich mit einer Unmenge Büchern aufgewachsen bin, hat sozusagen meine Vielseitigkeit und mein Vokabular geschult. Die Sprachbilder tauchen dann auf wie Blasen in einem Teich - aus einem Grund, den ich nicht kenne. Seltsam, aber es ist so.
Selten, dass ich derlei wirklich "konstruiere", und meist wird's dann ein ziemlich verkrampfter, gekünstelter Schmarrn. George schreibt so in meinen Augen: Begnadet, aber nicht berührt!
Das Gegenteil - mein Vorbild - ist Rilke: Bei allen Resentiments gegen seine tiefe Gläubigkeit hat er in allen seinen Themen doch eine solche Verinnerlichung erreicht, dass seine Sprachkunst nicht "gekünstelt" wirkt, weil er nicht von der Sprache selbst ausgeht (wie George), sondern (wie auch ich) vom Gefühl, das ihn bewegt. Darin eifere ich ihm nach, allerdings ohne Anspruch, seine Genialität je zu erreichen.
Wenn man so will, ist dies mein Fluch: Der Fluch des Allrounders - vielseitig begabt, aber nirgendwo wirklich genial! Dafür darf ich alle Bereiche erforschen und auskosten (- im Rahmen meiner Möglichkeiten): Malerei, Bildhauerei, Literatur, Musik.

LG, eKy

a.c.larin
02.10.2009, 10:18
lieber erich,

die frage nach dem warum des schreibens erinnert mich an eine geschichte, die vor 40 jahren mal in der "micky maus" stand: da wollte daniel düsentrieb, der geniale erfinder, wissen, warum ein vogel auf dem baum sitzt und singt. zu diesem zwecke musste er ihn an den lügendetektor anschließen. der vogel entwischte ihm aber immer wieder. erst nach einer sehr langen, zeitaufwendigen und für düsentrieb verlustreichen jagd gelangen es ihm, das tier einzufangen.
und was sprach das vögelchen schließlich, als es am lügendetektor hing, auf die frage: "warum sitzt du auf dem baum und singst?"

der vogel meinte: "vielleicht bin ich bedrückt, vielleicht bin ich beglückt, vielleicht auch ein bisschen verrückt."
eine treffendere aussage über die kunst habe ich nirgendwo mehr wieder gefunden!

liebe grüße, larin

Erich Kykal
02.10.2009, 13:50
Hi, larin!

Als bewanderter Carl Barks - Fan (und Kenner der göttlichen Übersetzungen der englischen Texte von Frau Erika Fuchs - einer Lehrerin übrigens...) kenne ich natürlich diese Story aus der frühen Zeit des Autors.
Ein schönes Beispiel für obige Argumentation! Vielen Dank.

LG, eKy