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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ungeliebte Zeit


Galapapa
24.01.2012, 16:01
Wie lebensmüde, dichte Kerkerluft
klebt Unbeweglichkeit in meinen Räumen,
und die Gedanken träger Geistesgruft
verirren sich in bunten Tulpenträumen.

Ein Wolkengrau vernebelt den Verstand,
so wie an zähen Eisenkugelketten
liegt schweres Wetter auf dem toten Land,
der Pioniergeist schläft in warmen Betten

Im Streben lebt die Marter Ungeduld,
die Zeit hat ihre gnadenlose Ruhe
und Zuversicht ist ohne jede Schuld,
sie schnürt dem Aufbruch schon die leichten Schuhe.

Chavali
24.01.2012, 16:14
Lieber Galapapa,

bevor ich jetzt hier was zum Gedicht schreibe, nur mal soviel:
Warum dieses schöne Werk in der Experimentier-Küche?
Verkehrt eingestellt?

Bis später und vorerst lieben Gruß,
Chavali

Galapapa
24.01.2012, 18:05
Liebe Chavali,
danke dass Du das ansprichst!
Es war allerdings schon Absicht, weil ich überhaupt nicht wusste, wo das reinpassen könnte.
Ich muss aber gestehen, ich war noch nie in dieser Abteilung und weiß auch gar nicht, was da eigentlich reingehört.
Da bräuchte ich jetzt wirklich etwas Hilfe, vor allem für die "Umsiedlung".
An wen muss ich mich denn da wenden?
Liebe Grüße an Dich!
Galapapa

Chavali
24.01.2012, 19:02
Lieber Galapapa,

das ist doch ein wunderschönes Gedicht der Abteilung Denkerklause :)

Du hast einige ungewöhnliche Wendungen in deinem Text, die ich zum Teil noch nie
in diesem Zusammenhang gelesen habe.
Vielleicht dachtest du, deswegen sollte das Gedicht in dem Experimentierfaden stehen.

Wenn du magst, verschiebe ich ihn in die Denkerklause.


Lieben Gruß,
Chavali

a.c.larin
24.01.2012, 20:58
hallo galapapa,

mir fällt da spontan nur ein:
ich glaube, du bist gerade im begriff, dich vom dichter zum poeten zu entwickeln! ( frag mich aber jetzt bloß nicht, wo da der unterschied ist! :p)

es ist nur so: da liegt so viel klang und stimmung in deinen zeilen, ich kann nur staunen!
"experimentell" ist daran für mich gar nichts - ich würde sagen es ist bereits "elaboriert", in sich gerundet und ganz. chapeau!

derzeit selber sowohl klang-, als auch stimmungslos,
larin

Galapapa
24.01.2012, 22:32
Liebe Chavali,
danke fürs Lob!
Wenn Du das verschieben kannst, dann tus bitte für mich.
Da hätte ich eigentlich selber draufkommen können.
Ich war ob der etwas "abstrakten" Sprache verunsichert.
Entschuldige, wenn ich Dir Mühe gemacht habe und lieben Dank vorab!:):)
Mit herzlichen Grüßen!
Galapapa

P.s.: Wie der Smilie da oben hinkommt ist mir ein Rätsel. Von mir ist er nicht bewusst und weg krieg ich ihn auch nicht.
Entschuldige bitte!

Liebe larin,
schön, mal wieder von Dir zu lesen und auch Dir lieben Dank für Dein Lob!:)
Ich hatte gerade das Gedicht "Calw" geschrieben, das mich ungewöhnlich lang (fast 1 1/2 Stunden) im Atem gehalten hat, weil ich mich sehr angestrengt habe. Schließlich ging's um meine geliebte Heimatstadt. Zwei Strophen habe ich komplett neu geschrieben und ich hatte danach das Bedürfnis, einfach nochmal den Gefühlen freien Lauf lassen zu können. Allein, mir fehlte die Idee.
Aber in der Not...; ein Blick hinaus in diesen trostlosen "Jahrhundertwinter" hat dann gereicht. Zehn Minuten später konnte ich mich dann wohltuend entspannen.
Den Unterschied zwischen Dichter und Poet kann man glaube ich nur beschreiben, wenn man beide Begriffe vorher definiert hat.:D
Als Experiment habe ich es auch nicht empfunden, ich wusste nur einfach nicht, wohin damit.:confused: Chavli wird's verschieben, so hoffe ich.
Eine Entwicklung spüre ich allerdings schon irgendwie seit einigen Wochen. Wär auch ein Jammer, wenn's anders wäre.
Kreative Nullstrecken habe ich auch immer wieder und mir ist's dann, als wär ich von einem geliebten Menschen (oder gar von Gala:D) getrennt.
Der Sehnsuchtstau richtet's dann meistens wieder.
Oft ist man halt auch in zu vielen Pflichten, ob hausgemacht oder von außen, eingezwängt.
Ich bin sicher und wünsche Dir, dass bald auch bei Dir wieder ein Tulpentraum einschwebt.;):)
Herzliche Grüße an Dich!
Galapapa

Chavali
25.01.2012, 09:47
Lieber Galapapa,
Liebe Chavali,
danke fürs Lob!
Wenn Du das verschieben kannst, dann tus bitte für mich.
Da hätte ich eigentlich selber draufkommen können.
Ich war ob der etwas "abstrakten" Sprache verunsichert.
Entschuldige, wenn ich Dir Mühe gemacht habe und lieben Dank vorab!So, nun steht dein Gedicht in der Denkerklause.
Die abstrakte Sprache finde ich toll, weils ungewöhnlich ist und doch jeder weiß, worum es geht.Wie lebensmüde, dichte Kerkerluft
klebt Unbeweglichkeit in meinen Räumen,
und die Gedanken träger Geistesgruft
verirren sich in bunten Tulpenträumen.Ein toller Einstieg.
Man spürt den Stillstand der Gedanken, aber auch den Willen, sich davon zu befreien.Ein Wolkengrau vernebelt den Verstand,
so wie an zähen Eisenkugelketten
liegt schweres Wetter auf dem toten Land,
der Pioniergeist schläft in warmen BettenEine faszinierende Wortwahl!Im Streben lebt die Marter Ungeduld,
die Zeit hat ihre gnadenlose Ruhe
und Zuversicht ist ohne jede Schuld,
sie schnürt dem Aufbruch schon die leichten Schuhe. Dass Ungeduld eine Marter sein kann, weiß ich nur zu gut.
Allzuoft bin auch ich davon betroffen :rolleyes:
Die Conclusio ist tröstlich: Der Protagonist versucht einen Weg zu sich selbst und
zurück ins Leben zu finden...


Galapapa, das Verschieben hat keine Mühe gemacht, es sind nur 3 Klicks ;)
Das mache ich doch gerne und dafür ist die Moderation ja auch da.


Herzlichen Gruß!
Chavali

Sidgrani
25.01.2012, 18:29
Hallo Galapapa,

auch mir gefallen deine ungewöhnlichen Bilder, die man sogar für leicht schizophren halten könnte.

Es herrscht eine ziemlich düstere Stimmung, die nur durch die "bunten Tulpenträume" (die ich an der Stelle nicht richtig zuordnen kann) und die "leichten Schuhe" (es geht wieder aufwärts) ein wenig aufgehellt wird.

Gerne und mit Bewunderung gelesen.
Liebe Grüße
Sidgrani

Galapapa
25.01.2012, 19:36
Liebe Chavali,
danke für Deinen ausführlichen Kommentar und Dein schönes Lob!
Deine Interpretation würde ich voll unterschreiben, wenngleich es auch andere Möglichkeiten gäbe: Als Wintergedicht z.B.; Sehnsucht nach dem Frühling, Winterverdruss...
Hierzu passen dann wiederum die Tulpenträume; auch das ist ein Weg zurück ins Leben.
Danke nochmal fürs Verschieben und liebe Grüße an Dich!:)
Galapapa

Hallo Sidgrani,
auch Dir danke fürs Lesen und Kommentieren und für Dein Lob!
Wenn Du dem Gedicht das Thema "Winterverdruss" unterstellst, dann machen die Tulpenträume einen Sinn.
Die Gedanken verlieren sich in Trostlosigkeit, bleiben stehen, um sich dann in Tulpenträume zu verirren. So betrachtet geht es um die Sehnsucht nach dem erwachten Frühlingsgarten mit den Tulpen.
Ich kauf mir bald wieder welche. Wenn sie auf dem Tisch stehen, kann man den Frühling riechen.:p
Herzliche Grüße an Dich!:)
Galapapa

Dana
22.03.2012, 22:30
Lieber Galapapa,

dass die "Ungeliebte Zeit" an mir vorüber gegangen ist, liegt wohl daran, dass ich im Kerker ein Einzelzimmer bekommen habe. Ihr alle hattet Ausgang, habt euch ausgesprochen und ich harrte (und harre) in der gnadenlosen Ruhe.:(

Weil diese "Ungeliebte Zeit" jahreszeitenunabhängig kommt und doch einen eigenen Rhythmus hat, gefallen mir die Tulpen und leichten Schuhe als Metaphern besonders gut.:)

Für mich ist dein Gedicht zugleich ein Hoffnungsträger.:) Die im Herbst gesteckten Tulpenzwiebeln wollen blühen, vielleicht schon zum Wochenende.
Leichte Schuhe trage ich längst - jetzt fehlen mir nur noch Verse. Ob sie bald aufbrechen?:confused:

Gefällt mir sehr.

Liebe Grüße
Dana

Galapapa
24.03.2012, 10:07
Liebe Dana,
danke für Deinen lobenden Kommentar!
Das mit dem Kerker habe ich nicht ganz verstanden. Ich hoffe nur, es ist nichts Schlimmes.
Ausgefresen hast Du bestimmt nichts; da schätze ich Dich sicher richtig ein.:D
Bleibt mir nur noch eine Krankheit zu vermuten und in diesem Falle Dir gute Besserung zu wünschen.
Oder ist es der Kerker der inneren Leere und Sprachlosigkeit?
Keine Sorge, mit dem Lenz kommen auch die Verse zurück!
Wie auch immer, ich wünsche Dir alles Gute und grüße 'Dich herzlich!:):)
Galapapa