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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Begegnung auf dem Kirchhof


Galapapa
20.02.2012, 10:04
Am Friedhof, unter hohen, alten Trauerweiden,
hab ich an einer Sandsteinmauer ihn entdeckt,
den alten Mann; im Innern fühlte ich sein Leiden.
Er sprach zum Grabstein, sein Gesicht blieb mir versteckt.

„Warum bist du so wortlos in der Nacht gegangen?
Warum nur ließest du mich mit dem Schmerz allein?“
Dies seine Worte, die in meine Ohren drangen.
Auf seinem weißen Haar lag Abendsonnenschein.

Mir war mit einem Mal so trauerschwer zumute,
ich spürte tief im Herzen jene Einsamkeit.
Berührende Ergriffenheit floss mir im Blute,
Bedrückung hüllte mich in dunkles Trauerkleid.

Ein lauer Wind bewegte sacht die Weidenzweige,
geräuschlos wogten sie im fahlen Dämmerlicht.
Ganz langsam ging der Tag am Horizont zur Neige.
Es war, als ob ein altes Leben still zerbricht.

Thomas
20.02.2012, 21:17
Hallo Galapapa,

das ist ein schönes und sehr ergreifendes Gedicht.

Ich habe ein paar Vorschläge, die zu einem einheitlichen Metrum in allen vier Strophen führen würden:
S1 V1 'alten' ersetzten durch 'viel zu alten'.
S1 V2 vor ihn das Wort 'stehend' einfügen.
S2 V4 'erglänzte' ersetzen durch 'schien'.
und eine Inhaltliche Änderung: S1 V3 'im Innern fühlte ich sein' ersetzen durch 'gebückt durch Seelengram und tiefes'. Da es besser ist, wenn du selbst erst in Strophe 3 erscheinst. Außerdem würde ich das 'es war' in der letzten Zeile durch das unmittelbarer 'mir war' ersetzten.

Das sind nur Vorschläge und vielleicht findest du noch bessere Lösungen. Auf alle Fälle denke ich, dass es sich lohnt die Anzahl der Versfüße in den ersten beiden Strophen dem der letzten beiden anzugleichen. Es ist nur eine Kleinigkeit, denn auch wenn du alles so lässt, wie es ist, ist es ein schönes Gedicht.

Viele Grüße
Ralf

Galapapa
20.02.2012, 22:14
Hallo Thomas,
danke für Dein Lob und Deine Vorschläge.
Als ich Deinen Kommentar gelesen habe, hatte ich den Text allerdings schon überarbeitet, weil mir jemand gesteckt hatte, dass kein druchgängiges Metrum vorliegt.
Ich habe daraufhin alles in einen sechshebigen Jambus umgeschreiben.
Schau mal, ob Dir das auch zusagt, denn ich bin gern bereit auch über Deine Vorschläge nachzudenken.
Das mit S1-V3 hab ich nicht ganz verstanden; das lyrische Ich ist ja schon im 2. Vers der ersten Strophe präsent und nur in der letzten nicht.
"Mir war" im letzten Vers würde eine Doppelung mit S3-V1 bedeuten.
Vielen Dank nochmal und herzliche Grüße!
galapapa