Der schöne Faden liegt schon viel zu lange brach, drum möchte ich ihn wieder aufleben lassen mit einem Werk von R.M.Rilke.
Der Panther Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe so müd geworden, daß er nichts mehr hält. Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe und hinter tausend Stäben keine Welt. Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte, der sich im allerkleinsten Kreise dreht, ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte, in der betäubt ein großer Wille steht. Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille sich lautlos auf - dann geht ein Bild hinein, geht durch der Glieder angespannte Stille - und hört im Herzen auf zu sein. Wer bei einem Gedicht noch nie geweint hat, der lasse die letzte Zeile ins Gemüt einsinken. So schlicht, so banal die Wortführung und dennoch beinhaltet sie die stumme Trauer und das Leid aller gequälten Kreaturen dieser Welt. Dieses Werk von Rilke kannte ich noch nicht, hab es eben erst entdeckt und gleich bei meinen Lieblingsgedichten eingereiht. |
Ja, Lai, *Der Panther* ist auch eines meiner Lieblingsgedichte :) |
ein schöner Faden,:) in dem ich gerne mal wieder schnuppern werde.
Der Panther ist auch mein Lieblingsgedicht, ich hätte ihn auch eingestellt. Sehr schön finde ich auch die Gedichte von Kalkreuth. da muss ich noch mal stöbern! und natürlich alles von Rilke, was Erich eingestellt hat. LG von Agneta |
Fresko Sonett an Christian S. von Heinrich Heine
II. Gib her die Larv', ich will mich jetzt maskieren In einen Lumpenkerl, damit Halunken, Die prächtig in Charaktermasken prunken, Nicht wähnen, ich sei einer von den Ihren. Gib her gemeine Worte und Manieren, Ich zeige mich in Pöbelart versunken, Verleugne all die schönen Geistesfunken, Womit jetzt fade Schlingel kokettieren. So tanz ich auf dem großen Maskenballe, Umschwärme von deutschen Rittern, Mönchen, Kön'gen, Von Harlekin gegrüßt, erkannt von wen'gen. Mit ihrem Holzschwert prügeln sie mich alle. Das ist der Spaß. Denn wollt ich mich entmummen, So müßte all das Galgenpack verstummen. |
Da ich neben Rilke immer auch schon eine Schwäche für satirische Humoristen hatte, mochte ich immer auch Eugen Roth .
Hier eines meiner Lieblinge von ihm: "Immer höflich - von Eugen Roth Ein Mensch grüßt, als ein Mann von Welt, wenn man ihm einmal vorgestellt. Er trifft denselben äußerst spärlich, wenn´s hochkommt, drei- bis viermal jährlich und man begrinst sich, hohl und heiter, und geht dann seines Weges weiter. Doch einmal kommt ein schlechter Tag, wo just der Mensch nicht grinsen mag. Und er geht stumm und starr vorbei, als ob er ganz wer andrer sei. Doch solche Unart rächt sich kläglich: Von Stund an trifft er jenen täglich! ------- |
Caspar Hauser singt
Als schlichter Waise, reich genug an meiner Augen stillem Scheine, kam ich zur Stadt, fremd und alleine, die Männer fanden mich nicht klug. Mit zwanzig Jahren wurde ich im Feuer der verliebten Sinne der Weiber süßer Schönheit inne: doch freilich schön fand keine mich. Wenn auch in keines Königs Sold, ich Heimatloser Ruhm erworben, wär' gern ich doch im Krieg gestorben, doch hat der Tod mich nicht gewollt. Kam ich zu früh, kam ich zu spät in diese Welt voll herber Trauer? Was soll mir, ach, des Lebens Dauer? Denkt an mich Armen im Gebet! Paul Verlaine Übertragung von Wolf von Kalckreuth La Chanson de Gaspard Hauser Je suis venu, calme orphelin, Riche de mes seuls yeux tranquilles, Vers les hommes des grandes villes : Ils ne m’ont pas trouvé malin. À vingt ans un trouble nouveau Sous le nom d’amoureuses flammes M’a fait trouver belles les femmes : Elles ne m’ont pas trouvé beau. Bien que sans patrie et sans roi Et très brave ne l’étant guère, J’ai voulu mourir à la guerre : La mort n’a pas voulu de moi. Suis-je né trop tôt ou trop tard ? Qu’est-ce que je fais en ce monde ? Ô vous tous, ma peine est profonde : Priez pour le pauvre Gaspard ! |
Danke @Lailany - Der Panther ist auch mein großer Favorit.
Falls jemandem gerade romantisch zumute ist, mir gefällt auch das hier: Der Asra Täglich ging die wunderschöne Sultanstocher auf und nieder Um die Abendzeit am Springbrunn, Wo die weißen Wasser plätschern. Täglich stand der junge Sklave Um die Abendzeit am Springbrunn, Wo die weißen Wasser plätschern; Täglich ward er bleich und bleicher. Eines Abends trat die Fürstin Auf ihn zu mit raschen Worten: Deinen Namen will ich wissen, Deine Heimat, deine Sippschaft! Und der Sklave sprach: Ich heiße Mohamet, ich bin aus Yemmen, Und mein Stamm sind jene Asra, Welche sterben, wenn sie lieben. Heinrich Heine |
Emmanuel Geibel
Hier etwas Passendes zur Jahreszeit: |
DAS kam mir heute zufällig unter die Augen, in denen ich am Ende Tränen hatte: |
Paul Verlaine
Übersetzungen: Wolf von Kalckreuth Wundersame Dämmerung Erinnerung in Dämmerlicht verglühend Zittert und loht am fernen Himmelsrand Der Hoffnung, die geheimnisvoll bald fliehend Bald wachsend flammt, wie eine Scheidewand. Wie mancher Blume farbenbunt Gewand, Wie Dalie, Tulpe, Lilie erblühend, Ein Gitter rings umrankend und umziehend Mit gift'gem Hauch, der all mein Wesen bannt; Voll schweren Wohlgeruchs, der zu mir fand, Aus Dalie, Tulpe, Lilie erblühend, Ertränkend Seele, Sinne und Verstand, Bis mich mit schwerer Ohnmacht übermannt Erinnerung in Dämmerlicht verglühend. Abendsonnen Blass giesst im Verrinnen Auf Felder und Rain Schwermütiges Sinnen Der scheidende Schein. Schwermütiges Sinnen Wiegt flüsternd mich ein, Mein Herz zu umspinnen Im scheidenden Schein. Und fremde Träume Ziehn sonnengleich Über Heiden und Bäume, Rotflimmernd und weich, Endlos durch die Räume Ziehn sonnengleich Sie über das Reich Der Heiden und Bäume. Herbstlied Den Herbst durchzieht Das Sehnsuchtslied Der Geigen Und zwingt mein Herz In bangem Schmerz Zu schweigen. Bleich und voll Leid, Dass die letzte Zeit Erscheine, Gedenk' ich zurück An fernes Glück, Und ich weine. Und so muss ich gehn Im Herbsteswehn Und Wetter, Bald hier, bald dort, Verweht und verdorrt Wie die Blätter. Vom Mondenschein ist Der Wald so blass. Im ganzen Hain ist Ein Flüstern, das Vom Laubdach tönte: O Vielersehnte! Im tiefen Teiche Bespiegeln lind Sich schwarze Sträuche, Es weint der Wind In Weidenbäumen ... Zeit ist zu träumen. Ein zartes Schweigen Scheint sanft und rein Herabzusteigen Vom Dämmerschein Der Sternenrunde ... Das ist die Stunde. Weinlese Die Dinge, die in uns singen, Wann unser Bewusstsein ruhte, Sie tönen in unserem Blute, O fernes, verschwiegenes Klingen! Horcht! Unser Blut ist's, das leidet, Wann unsere Seele entflohn ist, Wie so fremd und seltsam sein Ton ist, Der bald im Schweigen verscheidet. O Blut der rosigen Traube, O Wein der schwärzlichen Venen, Wein und Blut, verklärender Glaube. Singt! Löst unsre Seele in Tränen, Und bis in die Tiefen hernieder Durchbebt unsre armen Glieder. Dies sind wirklich die besten Verlaineübersetzungen in Versform und kommen dem musikalischen Ton des Original am nächsten. |
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