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Justin 13.10.2010 13:37

Hallo Chavali,

so wie über jeden Kommentar habe ich mich auch über Deinen gefreut und danke Dir dafür vielmals. Es besteht kein Zweifel, daß Du selbst schnell in eine andere Sprache hineinwachsen würdest, zumal Dich keiner dazu zwingen müßte und das Interesse daran die Richtung vorherbestimmt.

Es wäre interessant, sich über das Thema Fremdsprachen Gedanken zu machen. Sprache besteht aus Wortschatz und Grammatik. Untersuchungen haben ergeben, daß Mädchen dabei vielfach erfolgreicher sind, weil sie eine andere Strategie verfolgen als Jungen. Diese wollen nämlich gleich alles mit der Grammatik richten, was nicht gut möglich ist. Mädchen hingegen lesen im Gegensatz dazu gleich von Anfang an viel lieber kleine Texte im Sinne von: "Lies ganz einfach und versuche, zu verstehen". Dadurch wird ihnen im Laufe der Zeit Grammatik immer vertrauter, wodurch die anfängliche Unnahbarkeit schwindet und plötzlich sogar Spaß macht.

Es gibt 2 unterschiedliche Aussagen, die sich nicht ausschließen:

"The best way, to learn a language is to speak it".

Es heißt aber auch:

"A large vocabulary is more important than a correct pronunciation".

Über eine Sprache Bescheid zu wissen, heißt nicht unbedingt, sie nur sprechen zu müssen. Wer sie weniger spricht, kann trotzdem über gute Kenntnisse verfügen. Das Max-Planck-Institut hat den Wert der Schriftsprache bei untertitelten Filmen untersucht und hervorgehoben. Die Merkfähigkeit für Sätze ist mit Untertiteln größer als ohne und kommt dem Erlernen einer anderen Sprache sehr gelegen.

In Deinem Gedicht sprichst Du dich für die Akzeptanz einer 2. Sprache aus, und auch ich sehe es so, daß man sich dieser Hinwendung nicht verschließen sollte. Ebenso falsch wäre es, Eigeninitiative von außen her zu unterbinden. Du sagst richtig, daß Dein Text vom April aus heutiger Sicht noch nicht so brandaktuell gewesen ist. Durch die Thesen eines Sarrazin ist viel Öl ins Feuer gegossen worden. Auch bei Migranten gibt es nicht nur die Sprachverweigerer, sondern auch die positive Kehrseite der Befürworter. Das wird jetzt durch pauschale Aussagen nicht mehr oder viel weniger wahrgenommen. Es ist an der Zeit, sich zu fragen, wie wir es mit der Erinnerung halten. Denken wir nur an das "Sommermärchen 2006", als alle Welt vom weltoffenen Deutschland sprach und scheinbar nichts mehr vom Schatten der Vergangenheit übrig geblieben war. Unter den begeisterten Fans befanden sich auch viele Türken und andere Migranten, die ihrem Land zujubelten, in dem sie leben. Es ist kaum anzunehmen, daß es sich hierbei um Sprachverweigerer gehandelt hat. Und wie muß sich heute erst die bunt zusammengewürfelte Schar der Spieler vorkommen? Sie besteht nämlich zu einem Großteil aus Ausländern.

Was wir jetzt erleben ist grotesk, weil es nicht zum Bild paßt, das damals vermittelt wurde. Diejenigen, die einem Sarrazin bedenkenlos zustimmen, jubeln gleichzeitig über Mesut Özil und bemerken noch nicht mal den schreienden Widerspruch.

Schon vor 4 Jahren habe ich diesen unbedachten Optimismus eher skeptisch verfolgt, weil ich mir recht gut vorstellen konnte, wie schnell die Stimmung kippen kann. Und sollte recht behalten.

Liebe Grüße

Justin

Hans Beislschmidt 06.12.2010 14:22

hey Chavali,

dein Thema spricht mich an, wenn auch auf eine gewisse treuherzige Art. Leider ist es nicht so einfach, denn Ausländer sind genau so unterschiedlich wie wir auch. S2 deutet auf eine muslimische Adresse hin und hier muss ich sagen, wird es meiner Meinung nach noch ein paar hundert Jahre dauern, bis die ethnischen und auch sprachlichen Barrieren gefallen sind ... wenn überhaupt. Es hat sich längst eine Parallelgesellschaft gebildet mit eigenem Fernsehen, Banken, Geschäften etc. und die Folge davon ist, das "die" uns eigentlich nicht brauchen. Also wozu sich bemühen, sagt sich ein Großteil ... mit Recht?

Gruß vom Hans

LyTau 17.12.2010 08:49

Hallo Chavali,
dein Gedicht weist eine interessante Form auf. In der 1-2. Str. reimen sich jeweils die 1.,2. Zeile,
dann 3. Z.1.Str. mit der 4.Z. 2.Str..
In der 3.-4-. Str. jeweils nur die 3. Zeile,
in der 5. Str. reimt sich die 2.Z. mit der 2.Z. 3.Str.
Ich kann da kein System erkennen, aber ich gebe zu, ich kenne mich mit den Formen noch nicht ausführlich aus. Wie siehst du es?
Betrachtest du dein Gedicht als ein Reimgedicht oder als Vers Libre?
Bitte, verstehe meine Frage nicht als Kritik, sondern als eine interessierte Frage, die dein Gedicht in mir erweckt.

Inhaltlich spricht dein Gedicht eine Integrationsfrage an, mit der sich Deutschland – m.E. – etwas zu spät - beschäftigt.
Ich persönlich bin davon überzeugt, jeder Gast in einem Land, das ihn aufgenommen hat und eine Chance auf ein besseres Dasein gegeben hat, dem Gastland verpflichtet ist, zumindest die Sprache des Gastlandes zu lernen und die Gesetze und Traditionen und religiösen Überzeugungen zu achten und zu respektieren.
Was natürlich eine eigene religiöse Zugehörigkeit nicht ausschließt. Wie es mir scheint, missbraucht man heute die Vergangenheit Deutschlands nur dazu,
damit man den Islamismus in Deutschland ungehindert und rücksichtslos verbreiten kann. Das bedauere ich sehr.
Den Inhalt der 3-4.Z der 5. Str. sehe ich nicht so ganz logisch. Eis symbolisiert für mich etwas Fertiges, Unverrückbares, Totes.
So verstehe ich die Islamische Religion nicht. Ich sehe sie eher als ein lebendiges Zeugnis, in dessen Kern ein atomarer Sprengstoff gelegt wurde. Und der aus diesem Grunde auch in dem Sinne entsprechend (machthungrig, unversönlich, zerstörerisch) wirkt.

Hmmm.... Gerne gelesen.

viele Grüße
LyTau

Chavali 25.02.2011 17:05

Hallo Justin,

ich muss sagen, ich bewundere dich, wie du dir über den Text oder die Aussage des Textes Gedanken gemacht hast.
Ich stimme dir in Vielem zu und kann mich nur noch bedanken für deine Ausführungen.

Hallo Hans,

auch dir danke ich für deinen Beitrag.
Dieses Thema wird immer aktuell bleiben - vielleicht aktueller denn je nach den
neusten Entwicklungen in Nordafrika.

Hallo LyTau,

auch du hast dich auf interessante Weise mit dem Text auseinandergesetzt,
dafür danke ich dir herzlich.
Zitat:

Betrachtest du dein Gedicht als ein Reimgedicht oder als Vers Libre?
Vielleicht als eine Mischung aus Beidem.
Du hast recht, der Text ordnet sich keinem Muster unter, das war aber so gewollt.
Ich mochte bei diesem Thema keine harmonische Melodie erschaffen.



Vielen Dank nochmals und liebe Grüße,
Chavali


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