Gedichte-Eiland

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Lord Skarak 12.07.2011 00:53

Das Wissen des Schlächters
 
Der Schlächter kann nicht Wind in Beutel sperren,
er kennt auch keines Herzens warme Tiefe.
Er wüsste nicht wenn Menschenglück ihn riefe,
an ihm wird niemals ein Gewissen zerren.

Doch weiß er wie versengte Seelen plärren,
entlockt den schönsten Geistern irre, schiefe
Gesänge - wenn er morgen endlich schliefe,
er nähme hundert andre mit zum Herren!

Denn welcher Wind soll die Vernichtung lindern
die wir bei seinen Biographen läsen?
Und einfach leugnen wäre dumm und eitel...

Sein Tod wird das Gejammer nicht mehr mindern:
Man wünscht sich bald, er wäre nie gewesen.
Doch das ist nun wie... ja, wie "Wind im Beutel".

Erich Kykal 04.08.2011 11:29

Was Schlächter tun, beweist:
Es ist kein Sinn im Leben.
Das wirre Schicksal kreist,
es wird kein andres geben.

Und dennoch: Leben ohne Sinn
macht frei, einen zu suchen!
Wenn ich denn sinnlos bin,
was soll ich fluchen!?

Und warum suchen wir,
als wär's Verpflichtung hier,
ständig nach Tiefe?

Wenn sie nicht riefe,
könnten wir glücklich sein,
so ganz allein...?

Lord Skarak 04.08.2011 21:55

Manche, aber gewiss nicht alle...
 
Nicht jeder lebt im Schlächterwahn,
bei vielen scheint das Herz geglückt.
Doch manchen ist es nur "Organ" -
den treuen Geist macht das verrückt.

Und doch, die Schlächter existieren,
haben oft nichts zu verlieren.
Das ist ihr Vorteil: ungebunden
können sie uns leicht verwunden.

Ihr "Sinn" ist eben einfach "Schlachten"
und "andern-nach-der-Seele-trachten".

Erich Kykal 10.08.2011 14:06

Schlächter (Breivik und Konsorten)
 
Ihr Sinn geht so: In Ruhmeshallen
findet sich meist ihr Name nicht.
Talentlos sind sie, dumme Quallen,
für die man keine Kränze flicht.

Doch ohne Größe - wie was werden!?
Wie doch in aller Munde sein?
Kannst du nicht "groß" sein hier auf Erden,
weil du an Herz und Hirn zu klein,

so sei zumindest allen "gräßlich",
verdamme dich zu grauser Tat!
Kannst du nicht schön sein, werde hässlich,
und streue deine kalte Saat

in alle Herzen, die noch schlagen,
wenn du die harten Waffen senkst.
Ihr Todesfürchten wird dich tragen,
wenn du schon lang am Galgen hängst.

Kann man auch nicht Verehrung finden,
Verachtung tut es allemal!
Sie dauern fort in ihren Sünden
und in der Opfer Seelenqual.

Sie ahnen nicht mal, wie bescheiden
solch Ruhm den Weiseren erscheint:
Der Schmerz, den andere erleiden,
macht größer nicht, wie mancher meint.

Und doch erreichen sie die Ziele,
die sie sich setzten für ihr Sein:
Erinnern werden ewig sich so viele
an dieses "gottverdammte Schwein"!

Lord Skarak 12.08.2011 23:00

Die können oftmals leider mehr als mancher "Weise" vielleicht gern hätte...
 
Im Herz sind sie zwar wirklich schwach,
Doch meist - das blendet "Mensch" gern aus -
ist ihr GEHIRN erschreckend wach!
Dass die was "können" ist ein Graus;
doch hilft es nichts, zu ignorieren!
Den klugen Feind hältst du für dumm?
Dann wirst du gegen ihn verlieren!
So reden wir nicht drum herum:
Auch Breivik wusste was er tat.
Das Argument des Anwalts ist
ein rabulistischer Spagat,
ist wirrer Advokatenmist.
Die Verteidigerversion:
"Er-glaubt-er-sei-im-Krieg"-Gelaber,
wo "Krieg" fast Halluzination
und Breivik "krank" genannt wird - aber:
Der Mann ist nicht "verrückt", nur böse.
Er hat es BILDLICH "Krieg" genannt.
Doch will die Advokatenmöse
so tun als fehlte der "VERSTAND".
Doch auch in Breiviks Buch scheint klar:
er war gefasst und rational.
Das ist ja grade so bizarr:
Ihn "dumm" zu nennen wär' fatal!
Er nutzt sein Können für Vernichtung;
doch dass er KANN ist nicht nur Dichtung!
Und dass er "klug" ist MUSS gesagt sein.
Denn sonst versteckt sich solch ein Mistschwein
doch hinter "Dummheit" und "Umnachtung"
und trübt die rechtliche Betrachtung...

Erich Kykal 17.08.2011 13:39

Ihn lesen und nicht "dumm" zu nennen,
das kann ich nicht! Für mich steht fest:
Zu herzkalt ist sein Welterkennen,
zu unduldsam sein "Manifest".

Der kleine Prinz schon wusste dieses:
Man sieht nur mit dem Herzen gut!
Doch dieser Schlächter ist ein mieses
und dummes Hirn, das nur aus Wut,

aus Angst, verletzten Eitelkeiten
so grausam und so ehrlos war!
Er sieht sich "für das Gute" streiten -
so dumm ist er, so wenig klar

erkennt er, was schon Kinder wissen:
Was du nicht willst, das man dir tut,
soll'n andre nicht erleiden müssen
durch deinen Hass und deine Wut.

Sag selbst - wer sich so wenig fühlte,
so wenig von sich selbst verstand,
wer so im eignen Schmutze wühlte,
und so gequält "von eigner Hand"

so ärmlich nur zu wirken wusste -
nennst du so einen ehrlich "klug"?
Ich kann das nicht. Seine Verluste
sind auch zugleich sein Selbstbetrug!

Lord Skarak 17.08.2011 14:43

Klugheit wird gemeinhin überschätzt...
 
Nur "klug" - mit Gänsefüßchen, Erich.
Und herzensschwach, ein Mensch zum prellen.
Doch Klugheit ist - da bin ich ehrlich -
mit Menschlichkeit nicht gleichzustellen.

Denn "klug" ist nicht gleich "weise", "herzlich".
Der Mensch vermischt leicht solche Sachen
ist er erzürnt und sieht er schmerzlich
dass auch die "Klugen" Böses machen.

"Verblendet" ist er - leicht zu sehen.
Und "gut" wird er wohl niemals werden.
Verblendung kann mit Klugheit gehen -
doch nicht mit Weisheit hier auf Erden.

Stimme der Zeit 17.08.2011 14:45

Und was ist mit den Opfern?
 
Nur allzu oft ist "Krankheit" sehr bequem,
wie leicht macht sie aus Tätern arme Tröpfe!
Natürlich kann der Ärmste nichts dafür,
er hatte einfach den Verstand verloren.
Akribisch wurde alles vorgeplant,
kein einziges Detail dabei vergessen.
Die Schuld? Sie wird den Opfern zugemessen!
Wer wird an seiner Stelle abgemahnt,
stattdessen wohl als schuldig auserkoren?
Im Anwaltsplädoyer erklingt die Kür:
Die Schulen, die gesellschaftlichen Zöpfe,
die Freunde trieben ihn bis ins Extrem!

Er wird in eine Anstalt eingewiesen,
dort wird sich richtig gut um ihn gekümmert.
Zehn Jahre später wird er dann entlassen,
um froh im Leben wieder Fuß zu fassen;
und hat er wieder Lebensrecht zertrümmert,
darf er erneut das Kurkonzert genießen ...


Überschnitten ... ich hoffe, es passt trotzdem "dazu".

Erich Kykal 18.08.2011 11:26

"Mord"-Gedanken
 
Der Mensch, der vor den Scherben steht,
er möchte wissen: Ach, WARUM
ist dieser Täter so verdreht,
so weltentfremdet und so dumm?

Er möchte gerne ganz erfassen,
was solchen Lumpen dazu drängte.
So überlegt er: War sein Hassen,
all das, was seine Seele engte,

vielleicht von jenen gar verschuldet,
die er im Zorne totgemacht?
Hat er zu lang den Spott erduldet,
der seine ganze Wut entfacht?

So fragen sich so manche Leute,
die ratlos in den Trümmern stehn.
Sie denken falsch, damals wie heute,
doch so sind Menschen: Sie verdrehn

so manches, weil sie innig wollen,
dass alles leicht erklärbar sei.
Zu selten sind die Anspruchsvollen,
den meisten ist es einerlei,

wenn sich nur endlich die Erklärung
für all das Grauen ihnen weist!
So wird der Irrtum bald zur Währung,
die tröstlich ihr Vergessen speist.

Bedenkt: Er hat verträumt gelächelt,
als er die Kugeln dort verschoss!
Als er, von seinem Wahn umfächelt
der Unschuld warmes Blut vergoss.

Solch Tun steht jenseits aller Heilung!
Egal, was solch ein Wesen ritt -
Solch eine tiefe Selbstzerteilung
heilt nur ein noch viel tiefrer Schnitt!

Für solche Monster gelte solches:
Er sei aus dieser Welt entfernt -
Doch ohne Hass! Den Hieb des Dolches,
den führe einer, der gelernt,

dass man nicht Furcht mit Furcht vergelte,
nur dass man tut, was nötig ist:
Der Weg, den dieses Wesen wählte,
sei, was ihm nun die Buße misst!

Man soll es nicht als "Strafe" sehen -
nur, dass die Menschen besser dran,
wenn weiter sie durch's Leben gehen
im Wissen, dass ein solcher Mann

nicht weiter mehr ihr Sein versehret
mit seinem Wahnsinn, seinem Wort,
womöglich andere belehret
in seinem Sinne - er ist fort!

Vergesst nur nicht, was dazu führte,
dass es ein solches Wesen gab!
Es gibt so viele! Sie berührte
noch niemals Liebe, nur das Grab

versäumter Chancen. Ihre Tränen
ertränkten lang schon ihr Gebet
nach Wärme, Nähe - wie Hyänen
sind sie, und ihr Gejaule geht

wie kalter Hauch durch alle Sinne!
Wehrt ihrer Lockung, wo sie klingt!
Bedenkt euch wohl und haltet inne,
sonst werdet ihr, wie sie schon sind!

Lord Skarak 18.08.2011 15:47

Zitat:

Zitat von Erich Kykal
Für solche Monster gelte solches:
Er sei aus dieser Welt entfernt -
Doch ohne Hass! Den Hieb des Dolches,
den führe einer, der gelernt,

dass man nicht Furcht mit Furcht vergelte,
nur dass man tut, was nötig ist:
Der Weg, den dieses Wesen wählte,
sei, was ihm nun die Buße misst!

Du hast ein klares Wort gesprochen;
ich stimme zu - man bleibe kühl.
Der Austausch ist längst abgebrochen
verstirbt lebendiges Gefühl.

Was bleibt noch? Nur Evolution.
Er spricht nicht unsre Sprache, nein.
So kann nur kalte Selektion
der Konsens dieser Sache sein:

Sein Kampfestrieb ist nicht zu dämpfen,
so kommt es dass er uns bekriegt.
Vielleicht kann er auch besser kämpfen;
nur sind wir mehr - er unterliegt.

Sein Ende fordern jene häufig
aus deren Seelen Blut nun fließt.
Doch ihnen ist wohl auch geläufig
dass das nicht ihre Wunden schließt.

Und nützt sie was für Prävention?
Die klassische Exekution?
Wenn ja, so sollte man's bedenken.
Wenn nein - vielleicht doch Leben schenken?

Doch wäre ich ein Opfer dort,
ich forderte den Tod - sofort.


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