Gedichte-Eiland

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juli 15.03.2016 12:21

Hallo eKy,

Ich werde langsamer, noch langsamer, ich ziehe hier um die Häuser. Aber ich weiß hier warten schöne Gedichte auf mich deswegen: Jetzt gehts los!


56) Dogwood (Albert Bierstadt, 1875)


Das Bild, zeigt eine Waldlichtung, ein Reh ist zu sehen. Ich war schon oft im Wald, und es ist selterer Anblick. Um so Etwas zu sehen, muß man sich in den Wald intregrieren, damit die Natur so sein kann, wie sie ist.

Dein Sonett! Beschreibt die Wirklichkeit in der Natur, ungeschönt. Es ist ein Fressen und Gefressen werden. Leben und Tod hängen nah beieinander, und die Überlebensregeln gelten. Es ist ein ehrliches Sonett, das den Leser nicht schont, es regt zum Nachdenken an. Ein klasse Gedicht!:Blume::):Blume:

Beides zusammen, verbindet das Bild, das auf dem ersten Blick idyllisch aussieht, und zum romantisieren verführen könnte. Das Gedicht zeigt die Wirklichkeit auf, und fügt beides zu einem neuen Werk zusammen. Die Wahrheit der Natur wird gezeigt, mit all ihrer Schöpfungskraft, und dem Werden und Vergehen.



57) Felsige Klippe (Asher Durand, 1860)


Das Bild, zeigt einen Felsvorsprung. Er ist massig, wehrhaft und in den Wald eingebunden. Über Jahrtausende sind Regentropfen an dem Stein hinuntergeflossen, und haben sein Gesicht verändert. Wer hat wohl auf diesem Podest gestanden und in die Ferne geschaut? Tiere, Menschen?

Dein Sonett, beschreibt den Felsvorsprung, der in den Wald eingebunden ist poetisch. Mir gefällt auch das Abschweifen in die Märchenwelt. Felsen regen die Phantasie an, weil sie unerschütterlich sind, und nur sehr langsam ihr Gesicht verändern. Du beschreibst die Natur undd die Stille, die dort zu finden ist. Diese Ruhe kann der Mensch mitnehmen und wieder neu in den Tag starten.

Beides zusammen, erinnert daran wie alt die Erde schon ist. Es gibt Orte, wie dieser Steinvorsprung, der die Menschen daran erinnert, wie klein sie sind, und wie kurz die Lebenszeit ist. Der Mensch sollte häufiger nachdenken auf sich selbst besinnen, und nicht so sinnlose Sachen machen.

Beide Sonette beschreiben die Natur, sie erinnern daran, das wir Teil der Natur sind und keine Herrscher! Die Idylle gibt es auch nicht, sondern ein schlichtes Werden und Vergehen.....;)


Liebe Grüße aus Schleswig - Holstein, beide Gedichte sind eine Augenweide, sy

Erich Kykal 15.03.2016 14:41

Hi, Sy!

Um Rehe zu sehen, brauche ich nur morgens oder abends aus dem Fenster zu sehen. Zehn Meter hinter meinem Haus beginnt der Wald, mein Grund reicht 15 Meter weit hinein. Oft kommen Rehe, manchmal auch ein Böckchen, um am Waldrand zu äsen - das Gras bei mir ist besonders grün!:) Zudem gehe ich selten hinters Haus, die Tiere bleiben weitgehend ungestört.


Von solchen Felsen - allerdings aus Granit - sind Mühl- und Waldviertel voll! Eine Zauberwelt für spielende Kinder!:)


LG, eKy

Chavali 17.03.2016 17:02

Lieber Erich,

Bild 57 liegt wieder ganz auf meiner Wellenlänge und dein Sonett dazu ist wie immer ein Gedicht :)

Bild 59 sieht echt bedrohlich aus, aber der Meister hat die wütende Natur wunderbar gemalt und
du hast es fantastisch bedichtet.

60 und 61 mag ich als Bild nicht so gern - eigentlich gar nicht :o
trotzdem sind deine Gedichte dazu natürlich absolut lesenswert.

Eine schöne Arbeit stellst du uns hier immer wieder vor, dafür mal ein :Herz:liches *danke*

Lieben Gruß,
Chavi

Erich Kykal 17.03.2016 17:43

Hi, Chavi!

Danke für die Blumen!:)

Ich wähle die Bilder danach aus, was sie in mir anregen/bewegen. Manchen springt geradezu das Sonett aus den Farben! Bilder, die ich auch sehr schön finde, die mir aber keine Geschichten erzählen, kommen hier nicht vor.

Aber mir gefallen sie alle, die hier bedichteten. Für ein Bild, das mir selbst nicht gefällt, würde ich mir die Mühe nicht machen, zudem wäre das Risiko groß, dass es für den Künstler beleidigend wäre, was ich dazu zu sagen habe ...:rolleyes::Aua

LG, eKy

Falderwald 20.03.2016 16:42

Servus Erich,

das Sonett über die Zypressen hat mich beeindruckt, weil du hier den Dichter direkt ansprichst und seiner Kunst würdig huldigst.

Beim ersten Blick auf dieses Gemälde sieht es recht einfach aus, doch wenn man es vergrößert betrachtet, erkennt man erst richtig, wie der Künstler hier gearbeitet hat.
Jeder Pinselstrich wurde Schicht für Schicht aufgetragen und in der Betrachtung der Details verliert man sich in einem scheinbaren Chaos.

Die Gesamtheit aber ist es, die dieses Bild zu einem wahren und "ewigen" Kunstwerk macht, einfach großartig.

Den Vergleich mit grünen Flammengarben finde ich äußerst gelungen, denn genau wie ein Feuer lodern diese Zypressen gen Himmel.

Und van Gogh hätte es sicherlich als sehr schönes Lob und Ehrung verstanden, wenn ein Dichter ihm Gedichte in den Pinsel legt.

Das ist eine sehr schöne Hommage an diesen Künstler und vor allem an sein beschriebenes Werk. :)


Arabischer Friedhof hingegen ist ein tief philosophisches Werk, sowohl das Bild als auch das Sonett.

Das Bild ist "grober" gemalt und besticht durch seine leuchtenden Farben, die dennoch eine angemessene Harmonie der dargestellten Szene entwickeln.

Dein Text besticht durch Ruhe und eine Einsicht, die sich alle Gläubigen und Nichtgläubigen zu eigen machen sollten. Dann gäbe es keine Konflikte mehr zwischen verschiedenen Religionen und es herrschte zumindest in dieser Beziehung Frieden auf unserer Welt.
Denn genau das Beschriebene ist es, was alle Menschen eines Tages erwartet. Und was der einzelne glaubt oder nicht, soll ihm überlassen sein, solange er die Weltanschauung der anderen dabei toleriert.


Ich kann dir nur sagen, dass mir beide Sonette und die dazugehörigen Bildwerke auf ihre ganz individuelle Art und Weise gefallen haben.
So erfahre ich nebenbei auch noch ein wenig, über die Kunst der Malerei.


In diesem Sinne gern gelesen und kommentiert, mit dem Versprechen, mich hier auf jeden Fall wieder zu melden. :)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald



juli 21.03.2016 10:53

Lieber eKy,

Hier wird es allmählich Frühling, die Sonne hat Kraft, um die Frühlingsblumen hervor zu locken.

Ich bin gespannt, was mich erwartet.:)


59) Sturm in den Bergen (Albert Bierstadt, 1870)

Das Bild, ich bin schwer beeindruckt! Ich komme ja aus Schleswig - Holstein, dort kann man so eine beindruckende Landschaft mit Bergen und den düsteren Wolken nicht beobachten. Man sieht ein grünes Tal, in der Ferne durch ein graues fast schwarzes Tunnelwolkengewölbe sieht man einen schneebedeckten Berggipfel. Das Grün des Tales ist satt, die Bäume tiefgrün und es finden sich auch gelbe Wiesen. Dort kommen ein paar Sonnenstrahlen durch. Wie klein ist der Mensch, im Angesicht der Natur! Wie schön ist es zu leben im Angesicht von Naturkräften, die wir Menschen nicht beeinflußen können. Mir gefällt dieses Bild.

Dein Sonett, mahnt daran, wie klein wir sind. Und wie beeindruckend der Berg ist, im Auge des Unwetters. Jetzt kenne ich auch das Matterhorn. Dein Gedicht unterstreicht das schöne Bild! Klasse!

Beides zusammen, bereichert sich. Und für mich als Norddeutsche wird noch klar: das ist das Matterhorn.:Blume::Kuss



60) Zwei Akrobaten mit Hund (Pablo Picasso, 1905)


Das Bild, ist überwiegend hellblau, türkis.Ich she einen Jungen an seiner Seite schmiegt sich ein Hund, und einen Harlekin. Beide Menschen gucken in die Ferne, ich finde sie gucken mehr in sich hinein. Die Blicke wirken ein wenig leer. Nur der Hund sucht Körperkontakt. Der Größere scheint die Verantwortung für den Kleineren zu haben.

Dein Sonett, beschreibt das Schicksal von Zirkussmenschen, die von Ort zu Ort zeihen. Sie besitzen scheinbar das Glück dieser Erde, die Freiheit überall und Nirgends zu sein. Es ist ein zweischneidiges Schwert. Die Menschen gehören zu keinem Ort, deswegen wird über die Fahrenden schlecht geredet wie: Das ist doch nichts Halbes und nichts Ganzes. Dein Gedicht fordert zum nachdenken auf über Freiheit, Kunst, Reiselust, Abenteuer und Naturverbundenheit.

Beides zusammen: dein Sonett gibt meinem Denken ein Schubbs in eine Richtung. Zuvor erschienen mir die beiden Zirkusmenschen eher leer und nichtssagend. Deine Worte sind beeindruckend!



61) Totenbett (Edvard Munch, 1895)


Das Bild, zeigt ungeschönt, wie es ist auf einem Totenbett zu liegen. Die Farbe Schwarz dominiert, und dazu die Brau und Rottöne, sie bilden einen scharfen Kontrast. Es ist eine Szene der Trauer und Hilflosigkeit. Worte spielen hier keine Rolle. Das Schweigen füllt den Raum aus. Der Tote schweigt ja für immer.

Das Sonett, ist auch ohne das Bild ergreifend, tief philosophisch und nachdenklich. Es rührt einem richtig das Herz um. Denn die Endlichkeit überrascht jeden einmal, und der Respekt vor dem Tod ist groß. Ein Leben gibt es ja nur einmal, und die Frage: was wäre wenn - ich noch gelebt hätte ? Kann man sich ja als Toter nicht mehr stellen. Ein tiefgründiges, zu Herzen gehendes Sonett!:Herz::Blume:

Beides zusammen, diesmal muß ich dir sagen: das auch ohne das Bild, dein Sonett herausragend ist. Sehr lyrisch und poetisch!

Auch bei diesen drei Sonetten kann ich sagen: Es ist beeindruckend, welche Worte du findest und sie in die Form gießt. Ich sage das gerne.

Liebe Grüße sy

Erich Kykal 21.03.2016 17:21

Hi, Faldi!

Van Gogh wollte mit dem grünen Gewusel auf die innere Unrast und Fiebrigkeit hinweisen, die ihn in seinen letzten Jahren antrieb und - möchte man sagen - verbrannte! So gesehen kommt das Feuerartige nicht von ungefähr.
Wir sehen diese Gemälde heute als große Naturkulisse, ihm war es wohl eher trockene Sommerglut und innerer Brand. Dennoch wurde so Großes geschaffen!

Kandinsky kannte ich dem Namen nach. Erst bei der Suche im Netz nach neuen Bildern für die Sonette, fand ich ihn sozusagen. Die starken Farben und Kontraste, die dennoch insgesamt harmonieren, haben mich beeindruckt.


Hi, Sy!

Bierstadt ist einer der bekanntesten Landschaftsmaler des 19. Jhdts, hier und in Amerika, wo er auch viele Naturkulissen malte. Er war kein reiner Naturalist, sondern gefiel sich darin, das Geschaute im Bilde noch zu überhöhen, wie es für die Romantiker damals üblich war.

Picasso gefällt mir nur in der Frühphase wirklich gut, die blaue und die rosa Periode, als er meist Zirkusleute malte. Seine Figuren atmen eine fast greifbare Distanz und Schwermut, einen Lebensernst, der die plumpe Oberflächlichkeit ihrer bunten Kostüme konterkariert.

Zu Munch kann man stehen, wie man will. Ich persönlich halte ihn,was reines Handwerk betrifft, für bestenfalls Mittelmaß. Die Farben wirken allzu erdig, unrein und verwaschen, so als hätte er nie den Pinsel gereinigt. Seinen Bildern fehlt oft Tiefe, und er macht perspektivische und anatomische Schnitzer, die ungewollt passiert wirken, nicht wie ein Stilmittel. zB ist der Schatten des Mädchens im Bild "Pubertät" (kommt später) eigentlich nur eine formlose "Blase".
Dennoch wohnt seinen Darstellungen - bei aller Naivität in der Ausführung - mitunter eine Kraft inne, die man so nicht vermuten würde. Interessanterweise halte ich von seinem berühmtesten Werk ("Der Schrei") recht wenig - vielleicht habe ich es zu oft gesehen, aber es gefiel mir schon beim ersten Mal nicht, da ich es sah, sagte mir nichts als: Boah, das sind aber viele Streifen! eigentlich besteht alles aus Streifen! (Ich war 12:D)


Euch beiden vielen Dank für eure Gedanken zu Bildwerk und Wortwerk!:)

LG, eKy

juli 22.03.2016 10:38

Lieber Erich,

Nach Munch, muß ich doch mal gucken, welches Bild danach kommt.



62) Bauernhaus in der Normandie (Berthe Morisot, 1865)

Das Bild, zeigt einen Waldausschnitt. Der Himmel ist klein und fast weiß. Das Grün ist tiefgrün bis fast Schwarz, also starke Kontraste. Das Gras ist strohig, und deutet darauf hin, daß es Sommer ist. Der Regen fehlt. In einer Lichtung liegt fast versteckt ein helles Haus. Wer mag da wohl wohnen? Auf jeden Fall hat der Mensch, der dort wohnt Natur pur um sich herum. Das Haus liegt in Frankreich, vielleicht ist das Licht deswegen anders.....

Das Sonett, beschreibt die Gedanken eines Betrachters. Das Haus zieht den Blick auf sich, und regt die Gedanken an. Es ranken Geschichten um das Haus. Mir fällt "Ganghofer" ein, aber das ist ja wohl ein Drama. Das muß es ja nicht unbedingt sein. Der Alltag und eine Familengeschichte sind spannend genug.

Beides zusammen, erinnert an Geborgenheit in einem Haus, und der Menschlichkeit, die dieses Haus mit Leben füllt, oder gefüllt hat.




63) Kinder (Valentin Serov, 1899)


Das Bild, zeigt zwei kleine Kinder, die so um die 5 - 6 Jahre jung sind. Beide sind gleich gekleidet, ein weisses Hemd und eine kurze blaue Hose. Sie stehen auf einer Anhöhe, und schauen aufs Meer. Jedenfall der Junge in dem Vordergrund, der Hintere schaut den Maler direkt an. Beide scheinen auf urlaubsreise zu sein. Das Bild erinnert mich daran, daß meine Eltern mich mit nach Hamburg genommen haben, und ich an der Binnenalster stehe, und aufs Wasser gucke. In der Nähe gab es ein Cafe, und nach dem Spazieregehen, gab es immer Kuchen mit Brause, auch eine immer gerne gewählte Kombination.

Dein Sonett, erinnert an die Erziehungsmethoden um 1899, meine Oma ist so groß geworden. Ich weiß sie ist sehr alt, aber ich bin ja ein Nachkömmling. Kinder mußten damsl funktionieren. Sie wurden wie kleine Erwachsene behandelt. Eine freie Meinung wurde nicht geduldet. Mein Opa hat immer gesagt:" Wer schnell ißt, der arbeitet auch schnell!" damit meinte er mich. Ich esse immer noch schnell. Dein Sonett erinnert daran, das Kindsein nicht immer so frei sein bedeutet wie es jetzt ist. Jetzt ist schon fast das Gewenteil der Fall, die Kinder brauchen mehr Struktur. Aber ich schweife ab.....

Beides zusammen, lenkt den Blick ins Nachdenkliche, über Generationen hinweg praktizierte Erziehung, und wie die sich gewandelt hat. Darauf muß man erst mal kommen, so ein Sonett zu schreiben.

Sehr gerne gelesen, auch wenn ich etwas abschweife, es ist ja nur deswegen, weil mich die Gedichte dazu anregen....:Blume::)

Liebe Grüße sy

Erich Kykal 23.03.2016 16:28

Hi, Sy!

62) An diesem Bild gefielen mir besonders die leicht verblassten, weißgrünen Farbtöne, die den fortgeschrittenen Sommer kennzeichnen.

63) Serov's Bild ist relativ bekannt. Ich dachte bei den adretten Matrosenanzügen daran, wie man Kinder früher wie Modepüppchen ausstaffiert und "Gassi" geführt hat, um mit dem so sichtbaren Wohlstand anzugeben. Die Kinder hatten zu gehorchen und zu funktionieren - gesehen, aber nie gehört, wie die Rede ging. Erst mit dem Fortgang des 20. Jhdts änderte sich dies langsam, und erst nach dem 2.WK wurde eine Kindheit in begüterten Kreisen - wenn man Glück hatte - lockerer und "kindgerecht"er.
Von den Armen und der Arbeiterklasse schweigen wir lieber: Bis weit ins 19. Jhdt hinein war Kinderarbeit von bis zu 10 Stunden täglich allgemein verbreitet! Ausbeutung und Gewalt waren dort alltäglich und es gab kaum ein Entkommen! Viele, schon in jüngsten Jahren in Bergbau und Fabriken verschlissen und/oder vergiftet, wurden kaum älter als 30! (Dennoch nannte man sich "das zivilisierte Abendland"!:Aua:mad:)


LG, eKy

Falderwald 23.03.2016 18:33

Nr. 7
 
Servus Erich,

wie du siehst, habe ich jetzt im Titel angefangen, die Sonette und die Bilder zu numerieren, das ist nur, damit ich nicht immer suchen muss. :rolleyes:

Bordighera ist ein kleines Städtchen an der italienischen Riviera.

Den Moment, den Monet hier eingefangen hat, empfinde ich als erhabend.
Genau wie er schauen die Bäume nach Bordighera, ihre Stämme sind wie sich windende Schlangen gemalt, die sich alle in diese Richtung wenden, um das zu sehen, was der Maler dort einfangen will.
Ein tolles Gemälde. Ich hätte da noch einen Link zu einem etwas größeren und angenehmeren Bild --> klick mich

Ich finde auch, dass das Sonett seine Wirkung erzielt, denn hier beschreibt ein Protagonist aus seiner Sicht die Eindrücke, welche das Bild auf ihn gemacht hat und kommt prinzipiell zum gleichen Schluss, dass der Maler sich quasi in die Natur hineinversetzt und aus ihrer Perspektive heraus die Stadt in seinem Bild eingefangen hat.
Der Betrachter ist quasi mit in diesem Szenario gefangen und erfährt auf visuellem Wege verschiedene Sinneseindrücke.
Wie in einem Traum eben, aber dennoch erfahrend.

Das hat mir gut gefallen...:)


Gern gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald



Erich Kykal 23.03.2016 19:26

Hi, Faldi!

Interessant, dein Link: Dasselbe Motiv, dieselbe Technik - und doch: Ein anderes Bild!
Ich weiß nicht, ob Monet das Motiv mehrmals gemalt hat, aber falls nicht, haben wir es hier mit einer Kopie zu tun.

Mich lockten das südliche Flair dieser Vegetation und die Art der Darstellung, die mich hier ganz leicht an van Gogh erinnert.

Vielen Dank für deine Gedanken!:)

LG, eKy

Dana 25.03.2016 20:40

Lieber eKy,

inzwischen ist es viel mehr als ein Sonett-Band.:)
Hier wird "geredet", bewundert und interessiert gemacht. Du hast wirklich geschaffen.:Blume:

Eines interessiert mich besonders und ich weiß nicht, ob schon jemand nachgefragt hat.
Schaust Du Dir die Bilder an und lässt Deine Gedanken fließen oder hast Du Dich vorab auch informiert, was der Maler ausdrücken wollte?

Das hier und jetzt in Kürze. Zu den mich faszinierenden Bildern und Sonetten komme ich noch einmal.

Liebe Grüße
Dana

Erich Kykal 25.03.2016 20:49

Hi, Dana!

Im Grunde lasse ich nur die Bilder auf mich wirken und bin guten Mutes, die Intention des Malers richtig zu erfassen.
Falls nicht, so erfährt das Gemälde zumindest eine andere, vielleicht neue Deutung. Auch nicht so übel.
Bei manchen Künstlern weiß ich natürlich als Zeichenlehrer und am Rande Kunstinteressierter über deren Ideen dahinter Bescheid, und zuweilen fließt das mit ein, zB. bei van Gogh.

Vielen Dank für's Reinschauen und wiederkommen Wollen!:):Kuss

LG, eKy

charis 28.03.2016 11:38

Lieber Eky,

Ich habe wieder einmal nachgelesen. Erstaunlich in welch gleichbleibend hoher Qualität du schreibst! Wieder ein paar Eindrücke:

70) betonte Auftakte: interessant! Auch die Betrachtung; das Kreuz musste ich erst suchen. Die Schwestern haben keine Gesichtszüge - oder?

73) gefällt mir besonders gut! Das "blähen der Segel" irrierte mich irgendwie :)- passt zwar klanglich wunderbar, aber vielleicht wäre doch "bauschen" oder ähnliches irgendwie "unverfänglicher".

86) ganz erstaunlich, was du da siehst!

88) das Gedicht wird diesem Grauen, dass aus dem Bild spricht gerecht:
toll:
"Wer andere verwundet wird zur Wunde"

89) toll: "schattengraudurchschossen"

90) auch hier finde ich die transportierte Stimmung wunderbar. Besonders gefällt mir: "Geschnitzt aus schmalen Licht ..."

94) Ja, bestimmte Dinge bleiben manchen im Leben versagt - aber vielleicht bleiben einem dadurch einfach nur andere Sorgen und Schmerzen erspart. Das letzte Terzett macht mich betroffen: Diese Resignation und das schnell wieder verdrängen der Wehmut; das LI ist geübt darin, sich nicht darauf einzulassen, wenn etwas schmerzt. Ich frage mich, ob dieses Sich-von-sich-selbst-distanzieren-können der Segen oder der Fluch des Älterwerdens ist?


Und bei 100 soll das tatsächlich schon aufhören, ein bisschen geht schon noch! ;)

Lieben Gruß :Blume::Blume::Blume:
charis

Erich Kykal 28.03.2016 13:22

Hi, Charis!

Danke für deine Überlegungen und das Lob!:)

Ja, hundert - ehrlich gesagt suche ich jetzt schon händeringend nach Bildern, die noch etwas in mir auslösen! Wenn man keine spezifischen Namen hat, im Internet schwer zu finden!

Das mit der gleichbleibenden Qualität erachte ich als selbstverständlich - aber ich habe durchaus meine persönlichen Favoriten und halte manches für weniger gelungen. Andere sehen das oft ganz anders ... :rolleyes:

Aber natürlich gefallen sie mir alle! Sonst stünden sie nicht hier.

LG, eKy

juli 30.03.2016 10:52

Hallo eKy,

"In meiner Pause hier", ich bin ja sonst immer deinen Gedichten den Nummern gefolgt, hab ich es nicht mehr geschafft nicht zu lesen. Ich habe geluschert, und jetzt weiß ich, daß hier noch viele Perlen auf mich warten.


64) Junge mit Hund (Edouard Manet, 1861)

Das Bild, zeigt einen Jungen mit einem Hund. Beide schauen sich tief in die Augen. Der gemeinsame Blick verschmilzt zu Liebe, der Hund fragt den Jungen: Hast du ein Leckerli für mich?! Ich weiß, weil ich einen Hund besitze, das es nicht NUR um das Leckerli geht.


Das Sonett, ja! Du beschreibst die Liebe der Beiden! Ich mag das Gedicht. Feines Teil.:Blume::)

Beides zusammen, bereichert sich. Das Sonett ohne das Bild ist sehr aussagekräftig, die Liebe zwischen Hund und Mensch ist auf den ersten Blick zu erkennen. Es ist ein schnörkelloses Gedicht, daß die Einfachen Dinge des lebens beschreibt.


65) Rote Rehe II (Franz Marc, 1912)


Das Bild, kenne ich. Es zeigt rote Rehe, die in kraftvollen Farben gemalt wurden. Das Grün der Landschaft ist satt und der blauweisse Himmel gibt dem Gemälde Kraft. Das Bild gefällt mir.


Das Sonett, fühlt sich in die Denkweise von Rehen hinein. Es ist ein bezauberndes Tiergedicht. Bezaubernd muß nicht kitschig sein, es beschreibt die Realität der Wildtiere, die ständig auf der Hut sein müssen, denn der Jäger schießt sie ab. Du beschreibst die Rehe beim Äsen, wie sie in die Landschaft eingebettet sind und welche Gefahren dort lauern. Es ist nicht hur Sonnenschein da....:Blume::)

Beides zusammen, mag ich, da mir das Bild und und das Sonett gefallen. Deine Tiergedichte finde ich sowieso alle klasse, weil sie so herzlich und realistisch sind.:Kuss

Liebe Grüße sy

Bis bald...

Erich Kykal 30.03.2016 14:31

Hi, Sy!

Den Tieren fühle ich mich verwandt: Den Menschen ausgeliefert und gezwungen, mit ihnen auszukommen!;):rolleyes:

Im Hundebild erkannte ich in den Blicken dasselbe, was mich mit meinen Katzen verbindet - der Rest war einfach.;)

Immer wieder auf's Neue sei bedankt für deine Geduld und Akribie, mit der du wirklich JEDES Werk hier beschreibst und ihm nachfühlst! Wie gesagt, nicht viele nehmen derlei auf sich!

Aber sei getrost: Das Ende ist in Sicht! Heute habe ich das einhundertste und mithin letzte Sonett in diesem Faden geschrieben! Mehr wird es also nicht mehr werden ... ;):Kuss


Dankbare Grüße, eKy

juli 01.04.2016 11:01

Lieber eKy,

Heute scheint hier die Sonne, sie hat Kraft und der frühling kommt endlich. Sorry, der Wetterbericht mußte sein, weil ich den Winter jetzt nicht mehr leiden kann.

Ich sehe schon, ein Pissarro, so nun ein Klick, dann das Bild;)


66) Landschaft mit Bauernhäusern (Camillo Pissarro)


Das Bild, die Landschaft sieht nach Urlaub aus. Das Licht ist wie im Sommer, die Wolken sehen nach Schönwetterwolken aus,und in der Ferne am Horizont ist das Meer. Ich kenne das Bild nicht, aber ich tippe auf eine französische Landschaft. Sie ist hügelig, der Mann am linken Rande mit dem Strohhut, und die Frau, sie ist sehr klein, passen in die Landschaft. Ich merke, ich brauche Urlaub. Die Ferne lockt! *Wo ist der Sonnensmiley*?:D

Dein Sonett, versteh ich so, daß der Blick in das sommerliche Bild, Freude schaffen soll. Du beschreibst die Schönheit des Sommers, und die Lust am Leben. Ich weiß nicht was die "Bundeslade" da soll. Was meinst du damit?

Beides zusammen, erinnert an die schönen Seiten des Lebens. Leben und Leben lassen, den Tag und die Sonne genießen!


67) Haus in der Provence (Paul Cézanne, 1885)


Das Bild, zeigt ein gelbes ( senffarbenes) Haus in einer grünen mit Steinen durchsetzten Landschaft. Der Himmel ist blaugrau, es deuten dich Wolken an. Es ist eine wilde Landschaft, klettern müßte man hier. Man kann auch die Abgeschiedenheit genießen. Steine erzählen von der Erdgeschichte, das Haus gibt die Geborgenheit und die Ruhe.


Dein Sonett, beschreibt die "Trutzburg", das Haus. Es ist eine Festung, die von den Menschen geschaffen wurde, um in dieser kargen Landschaft zu wohnen. Dazu gehört eine Portion Schaffenskraft, Durchhaltevermögen und Liebe zu diesem Fleckchen Erde. Dein Gedicht ist schnörkelos, fast schlicht für deine Verhältnisse, aber es fokossiert den Blick auf das Wesentliche: Das Haus!

Beides zusammen, berichtet von dem Willen des Menschen, in einer Landschaft zu wohnen, in der es nicht bequem ist. Hier haben andere Vorlieben den Vorzug: Es geht darum ein Haus zu bauen, das in dieser Landschaft hält, und das auch über die Jahrzehnte weiterlebt.


68) Im Moulin Rouge (Henri de Toulouse-Lautrec, 1895)


Das Bild, man sieht eine Kneipengemeinschaft. Der Alkohol steht auf den Tisch, die Nasen der Menschen werden zusammengesteckt, und es wird über Dinge des Lebens geredet, die sonst nicht auf den Tisch kommen. Der Alkohol hat die Zungen und die Festigkeit des Denkens gelockert. Es ist eine verschworene Gemeinschaft. Im Hintergrund sind Frauen und Männer zu erkennen, ihre körperhaltungen sind so, als würden sie zu Hause sein. Hier trifft sich Derjenige, der über die grenzen der Allgemeinheit schauen und fühlen will.

Dein Sonett, beschreibt die Lebenshaltungen der "Kneipengänger", auch ohne dieses Bild, ist dein Gedicht für besondere Orte und deren Besucher gültig. Du klagst nicht an und entertest nicht. Es ist einfach, wie es ist. Besonders stark finde ich diese beiden S.

Ein stilles Einverständnis mit der Leere,
die diese Leben zeichnet, siegelt ihre
versonnenen und abgenutzten Mienen,

als würde eine ungenannte Schwere
die Züge schließen, die wie tote Tiere
verschweigen sollen, welchem Geist sie dienen.


Dazu läßt sich nichts sagen, es ist eine Milieustudie, ungeschönt, doch ich weiß, das hier die Menschenseelen brach liegen und ertränkt werden. Ich will mich hier nicht als Alkoholfeindlich outen, nein gegen einen guten Tropfen habe ich nichts, oder ein leckeres Bier.

Beides zusammen, ich finde dein Gedicht besser als das Bild. Weil dein Gedicht auch in unserer Zeit Gültigkeit hat.


Du hast schon dein 100 Gedicht geschrieben. Hut ab! Welch ein Schaffensdrang! Genieße jetzt deine Pause, der Frühling kommt bald.:Blume::)

Liebe Grüße sy

Erich Kykal 01.04.2016 15:10

Hi, Sy!

66) In der Ferne sieht man nicht das Meer, sondern einen fernen Hügelkamm, dessen Grün ob der Ferne schon ins Blau geht - einen so gekrümmten und hohen Horizont hätte man damals nicht gewagt.

"Bundeslade" heißt der Kasten, in dem das "auserwählte Volk Gottes" die Schrifttafeln von Moses verwahrte (Siehe "Indiana Jones 1";):D). Es war das Allerheiligste des Volkes, machte unbesiegbar.
Dementsprechend heißt "etwas zu seiner Bundeslade zu machen", dass man es als heiliges Gut ins Gedächtnis tut.

68) Hier verstehe ich dieses Wort nicht: "Du klagst nicht an und entertest nicht."

Erneut vielen lieben Dank für deine profunden Gedanken zu meinen Werken!

Du hast recht - die Pause habe ich mir jetzt verdient! Ich hätte natürlich immer weitermachen können, aber mir gingen schon die "beeindruckenden" Bilder aus, und zum Ende hin hat es nicht mehr so richtig Spass gemacht, wenn ich ehrlich bin.

LG, eKy

Falderwald 01.04.2016 21:48

Nr. 8
 
Servus Erich,

du bist ja wahnsinnig. :D

Die 100 sind voll, dann hat der Platz ja doch gereicht. ;)

Und ich bin erst bei Nr. 8...:eek::o


Ich habe mir das Bild angeschaut und es gefällt mir auch recht gut.
Allerdings vermag ich mich in diese Szene nicht ganz so enthusiastisch hineinzuversetzen, wie du es mit deinem Sonett vermochtest.
Wenn ich mir vorstelle, ich könnte ganz einfach mit einer Zeitmaschine in diese Zeit zurückkehren und dann dort durch diesen Garten gehen, dann käme ich mir doch schon irgendwie verloren vor, denn so viel Betrieb ist da ja auch nicht. ;)

Das soll aber jetzt keineswegs deinen Text schmälern, doch es gibt eben Bilder, die sprechen mich mehr an und andere weniger.

Aber zum Schluss bin auf jeden Fall wieder ganz mit dir auf einer Linie, weil dein Sonett dann doch noch die Kurve kriegt und das Erzählte relativiert.

Jeder lebt eben zu seiner Zeit und ist darin gefangen. Alles andere bleibt der Fantasie überlassen, die ja auch durch solche Gemälde angeregt wird.

In der letzten Zeile hast du "kaum entrinnen" geschrieben.
Das lässt eine Möglichkeit offen, den Klauen der Zeit doch entrinnen zu können.
Müsste das nicht besser dort "nie entrinnen" heißen?


Sehr schönes Sonett, dass ich gern gelesen und kommentiert habe...:)


Liebe Güße

Bis bald

Falderwald



Erich Kykal 01.04.2016 22:22

Hi, Faldi!

Naja, ein wenig entrinnen kann man mitunter schon, in Träumen und in der Fantasie ... ;):D

Ganz lieb, dass du weiterhin kommentierst, aber darf ich dich ersuchen, künftig den Titel des Bildes zu erwähnen? Bei 100 Bildern zur Auswahl sagt mir die Zahl nach Monaten wenig, und ich muss immer nach vorn klicken und scrollen, um mich zu erinnern, um welches Bild, um welchen Maler es eigentlich geht!:rolleyes::D

Vielen Dank für deine wohlwollenden Gedanken!:)

LG, eKy

charis 02.04.2016 15:52

Zitat:

Zitat von Erich Kykal (Beitrag 93685)
Ja, hundert - ehrlich gesagt suche ich jetzt schon händeringend nach Bildern, die noch etwas in mir auslösen!

Ja, da hätte ich vielleicht noch eins für dich :)

Lieben Gruß
charis

Erich Kykal 02.04.2016 16:01

HI, Charis!

Ja, ein Beispiel früher als selbstverständlich geltende Tierquälerei! Man nahm es gar nicht als solche wahr, denn der gute Christ machte sich ja auf seines Gottes Geheiß "die Erde untertan", und das beinhaltete, mit Tieren verfahren zu dürfen, wie's einem beliebte.

Du hast recht, das Bild bewegt mich - aber ich hab jetzt erst mal Dichterurlaub!;):D

LG, eKy

charis 02.04.2016 16:19

"Dichterurlaub"!? :confused::eek: So etwas gibt es nicht! :)

Erich Kykal 02.04.2016 16:49

Doch - wenn man ihn sich erdichtet!;):Kuss:D

juli 06.04.2016 10:39

Hallo eKy,


Du bist schon bei dem 100ertsten angelangt. Ich weiß jetzt nicht in wieweit, du dich jetzt zurücklehnst und Abstand nimmst, nichtdestotrotz schreibe ich dir hier sehr gerne. Ich bin schon beim 69. Gedicht. Los gehts!;):D:Aua


69) Landschaft am Meer (Edvard Munch, 1918)

Das Bild, upps, Munch ist bunt! Naja ich kenne auch nur "den Schrei" von ihm und das Bild mit dem Totenbett, das du hier beschrieben hast.Die Landschaft liegt wie ein buntes Tuch, vor dem Meer, das Blau des Meeres ist Himmelblau, ich meine kräftig. Es liegt fast wellenlos da.Das Bild von Munch gefällt mir am Besten bisher. Es ist leicht surreal.

Dein Sonett, du beschreibst den Frühling! Das paßt jetzt zur Jahreszeit. Du meinst es ist der FRrühling des Nordens?! Die Heimat Munchs ....
Das Gedicht finde ich klasse, du hast die bunte Stimmung vom Frühling gut eingefangen.

Beides zusammen, gibt mir einen neuen Blick auf den Maler Munch, der von seinem Bild
" Der Schrei" dominiert wird. Dieses hier zusammen Bild und Gedicht tragen zu einer guten Stimmung bei. Der Frohsinn ist der Frühling.:Blume::)



70) Schlafsaal im Hospital in Arles (Vincent van Gogh, 1889)


Das Bild, zeigt ein Krankenhaus. Die Privatsphäre war eingeschränkt, und das Leid des Anderen war nicht auszublenden. Das Gebäude und die Zimmer, nein Halleneinrichtung ist schlicht. Im Vordergrund sitzen Menschen an einem kleinen Ofen, der für die Riesenhalle da war. Wärme war also ein Luxus im Krankenhaus. Die Menschen haben auch Pullover an und Mützen auf. Es ist kein Krankenhaus für Reiche. Van Gogh wußte bestimmt von solchen orten, er war ja arm.

Dein Sonett, beschreibt das Unglück in dieser Zeit so sein zu sein, daß man in ein Krankenhaus muß. Die Schwestern begleiteten die Kranken, wie am Fließband, dadurch das hier so viele in einer Halle lagen. Ihre Funktion, da hast du Recht, war eher die eines Wärters. Ich glaube, wenn man in solcher Umgebung arbeitet, bei so viel Leid und Not, kann man nur als Pflegende, sein eignes Inneres schützen, indem man abhärtet. Das wäre nicht mein Ding. Dein Gedicht zeigt in schonungslosen Worten die damalige Realität auf.

Beides zusammen, spiegelt die damalige Zeit wieder. Beides wirkt erschütternd.

Bisher jedes Gedicht hatte auch mir etwas zu sagen, deswegen bleibt die Reise hier spannend. Ich sage, das wie immer gerne.:Blume::):)

Bis bald, und liebe Grüße sy

Erich Kykal 06.04.2016 16:58

Hi, Sy!

Munch ist rein handwerklich Durchschnitt, manchmal naiv geradezu in der Darstellung von Perspektive und Details, aber seine Bildwahl und Art der Darstellung haben oft eine eigene Magie. Das gefällt mir. Was mich stört sind seine oft recht unsauberen, erdigen, ja nachgerade schmutzig wirkenden Farben - seine Bilder, wiewohl in Öl gemalt, wirken bisweilen wie die eines Aquarelleurs, der nie seine Pinsel auswäscht!;):D:rolleyes: In diesem Bild aber hat er mal aufgepasst und die Pinsel geputzt!:D


Das van Gogh-Bild zeigt das Hospital in Arles, ein einfaches Landkrankenhaus, betrieben von einem Nonnenkloster, wie damals üblich. Einzelzimmer gab es nur für besonders ansteckende Fälle. Die Patenten trennte nur ein Vorhang, Toiletten gab es keine (Bettpfanne), höchstens Plumpsklo im Hof!
Vor der Entdeckung der Bakterien und Viren wusch sich kaum ein Arzt die Hände vor oder zwischen den Patienten, Bettwäsche wurde einfach weiterverwendet, solange sie nicht (zu) flohverseucht oder besudelt war.
Über viele Krankheiten wusste man nicht Bescheid, oder es gab keine Heilung, bestenfalls etwas Linderung!
Hygiene war ein Fremdwort! Schmerzmittel gab es nur aus der Natur! - Ein Graus, damals krank oder verletzt zu sein! Jeder Schnitt mit einem Werkzeug oder Messer konnte das Ende bedeuten oder den Verlust des ganzen Gliedes: Blutvergiftung (Sepsis), Entzündung (Wundbrand), Nekrose, usw...
Bei Operationen oder Amputationen gab es natürlich auch keine Narkose! Lachgas war zwar schon geläufig, wurde aber erst in den großen Kliniken der Städte eingesetzt, denn es kostete.
Krankenversicherung gab es natürlich auch noch nicht. Wer arm war, konnte nur auf Barmherzigkeit hoffen.
Soviel für die Romantiker, die dazu neigen, "gute alte Zeiten" zu verklären!:Aua:rolleyes:

Vielen Dank für deine profunden Zeilen - wie immer sehr erfreut darüber,

LG, eKy

Dana 10.04.2016 18:58

Lieber eKy,

der Band steht (fast) - es fehlt nur noch der Einband.;)

Ein großartiges Werk eines großartigen Dichters.:Blume::Blume::Blume:

Auch wenn ich mich wiederhole. Es ist ein "Erlebnis" darin zu lesen und zu schauen. Bin zutiefst beeindruckt.

Ich stelle mir immer wieder eine Ausstellung mit eben diesen Bildern (es müssen ja nicht die Originale sein:cool:) vor und neben jedem Bild Dein Sonett. Vielleicht kommt ja ein Verleger auf diese Idee.
Die Besucher wären bestimmt fasziniert, ob der Kunst an der Kunst und bekämen ein Art "Hilfestellung" zur Betrachtung. Zusätzlich entstünde noch eine Begeisterung für Lyrik.

Ich will die Bilder nicht nach Gefallen und Nichtgefallen bewerten, denn jedes gewinnt für meinen Geschmack durch das dazugehörige Sonett. Man schaut erneut hin, weil neue und/oder bestätigte Gedanken sich darin vertiefen wollen.

Du hast sprachlich durchgehend meisterlich gearbeitet.

Ganz besonders berührt haben mich die Sonette 73. Das kleine Boot, 80. Sonnenuntergang am Meer, 81. Pubertät und 86. Aktstudie.

Danke für einen ganz besonderen Genuss.:Kuss Ich werde immer wieder lesen.

Liebe Grüße
Dana

Erich Kykal 10.04.2016 19:32

Hi, Dana!

Ausstellung klingt gut, aber:

Derlei Ideen werden zumeist posthum umgesetzt, wenn der Dichter (so er Glück hat, wenn auch nicht zu Lebzeiten) einen bekannten Namen hat.

Mir wären schon die Druckkosten für die Bilder (so eine großformatige Farbkopie ist nicht billig) zuviel, wenn ich bedenke, dass sich sehr wahrscheinlich nur sporadisch Betrachter in die Veranstaltungsräumlichkeiten verirren würden! (Werbung ist nämlich auch sehr teuer!)

Eine Diashow oder ein Stick und Beamer, das Gedicht wird zum jeweiligen Bild gelesen - das könnte ich mir eher vorstellen, vor allem, weil ich damit mobil wäre und überall Lesungen halten könnte. Ist mir aber wahrscheinlich auch zuviel Aufwand!

Vielen Dank für dein freundliches Feedback!:)

LG, eKy

juli 11.04.2016 11:45

Lieber eKy,

Ich freue mich auf die nächsten Bilder und Gedichte.


71) Das Zimmer van Goghs in Arles (Vincent van Gogh, 1889)

Das Bild, zeigt ein kleines Zimmer. Es ist ein Bett da, zwei Stühle, ein kleines Tischchen mit Waschutensilien drauf. Das Fenster ist zum Lüften geöffnet. Es hängen Bilder an der Wand. Sicher sind das Verwandte. Das Zimmer ist in Hellblau gehalten, es wirkt schlicht und die paar Gegenstände zeugen dafür, daß derjenige, der darinnen wohnt, nicht reich ist. Es reicht zum Schlafen und zum Denken.

Dein Sonett! beschreibt, die Ärmlichkeit, aber du beschreibst auch das Genie dieser seele, die hier in dem Zimmer wohnte. Es ist ein würdevolles, herzliches Sonett für van Gogh. Das gefällt mir sehr.

Beides zusammen, läßt in eine kreative Seele blicken. Van Gogh war dem Wahnsinn immer nahe, aber seine Schaffenskraft war auch sein Anker zur Wirklichkeit. Die Bilder zeugen von Kraft, gemalt mit Leidenschaft und Liebe zu den Farben.:Herz::Blume:



72) Murnau, Kohlgruberstrasse (Wassily Kandinsky, 1908)


Das Bild, ist ein abstraktes Bild. Ich sehe eine Landschaft mit kräftigen Farben gemalt. Es überwiegt Blau. Ich erkenne Felder im Vordergrund, und eine kleine Stadt, wenn ich mich nicht irre, rechts mittig. Es könnte auch von Kinderhand gemalt sein, aber der Künstler wird wohl weit aus berühmter sein. ( Ja ist ja auch Kandinsky):Aua:o:)

Dein Sonett, oh, wie schön!:Kuss Und das zu diesem Bild! Es beschreibt die Landschaft mit der Stadt, die deftigen Farben. Auch ohne dieses Bild ist es ein Genuß. Es ist lebensfroh, beschreibt das Wetter, und auch die Gefühle.

Beides zusammen, ist eine Überraschung. Es bereichert sich. Wunderschön auch das abstrakte Bild.

Wenn mir nach wunderschönen Gedichten und Bildern ist, brauche ich nur hier hineinzugucken und ich werde belohnt.

...gestaunt und sehr gerne geschrieben

liebe Grüße sy

PS: Hier scheint die Sonne und die Vögel zwitschern.

Erich Kykal 11.04.2016 16:19

Hi, Sy!

Auch bei mir ist es heute schön! (Dennoch sitz ich drinnen am Computer!:rolleyes::Aua)

Van Gogh war ein schwieriger Mensch, aber der "Wahnsinn" - so es überhaupt einer war - ergriff erst sehr spät von ihm Besitz, immer in Schüben auftretend.
Eher eine Psychose, würde man heute sagen.
Seine Briefe an Bruder, Familie und Freunde in den Jahren zuvor und auch zwischen den Anfällen sind höchst eloquent, poetisch geradezu! Das ist kein verwirrter Geist!
Nach dem ersten Anfall (Ohrläppchen ab) wurde er von aller Welt in die Schublade "verrückter Künstler" gesteckt, und er passte sich an, immer versuchend, der Welt zu gefallen.
Erst als die Anfälle zuletzt immer öfter kamen und immer heftiger wurden, wählte er den Freitod. Bis heute rätseln die Fachleute, ob sein Leiden psychischer oder physischer Natur war - oder beides.
Am Ende schien es ihm sogar besser zu gehen - es war wohl vor allem die Angst vor einer neuen Verwirrung, die ihn zu seiner Tat trieb. Aber er ging klaren Geistes!

Kandinsky's Bild ist nicht (ganz) abstrakt, man nennt sowas "abstrahierend gemalt", denn Landschaft, Häuser, Straße und Hügel sind noch eindeutig als solche erkannbar, also gegenständlich. Allerdings in Form und Farben simplifiziert und verfremdet - also abstrahierend gemalt!
Abstrakt wäre, wenn man gar nicht mehr "erkennt", was es sein könnte!;)


LG, eKy

juli 13.04.2016 11:20

Hallo eKy,
Danke für deine ausführliche Beschreibung van Goghs. Mit dem Begriff "Verrückt" muß man sowieso vorsichtig sein. Denn es sind oft die besonderen Menschen, die nicht so dem Mainstream unterliegen, die etwas Besonderes Außergewöhnliches schaffen. Die der Welt, das heißt der Masse, etwas mitzuteilen haben. Ohne sie wäre die Welt pures Mittelmaß und damit langweilig. Erst die Künstler, die Mutigen und somit die Außergewöhnlichen bereichern unsere Welt, Sie machen das Leben bunter. Van Gogh ist kein verwirrter Geist! Dein Beitrag, das er poetisch war, wußte ich so noch nicht.:):Blume:

Deine Erklärungen zu meinem Geschriebenen ist mir sehr wertvoll, weil meine Bildung nicht so wie deine ist. Aber ich lerne sehr gerne dazu und bin für Alles offen.



73) Das kleine Boot (Albert Edelfelt, 1884)


Das Bild, zeigt zwei Jungs, die auf einem Baumstamm ins spiegelglatte Wasser schauen. Das Bild, wirkt fast wie ein Foto, der Himmel spiegelt sich. Am Rande links ist ein Segelschiff. Aber der Fokos ist auf die beiden Jungen gerichtet, die verträumt ins Wasser schauen. Beide verbindet eine Innigkeit, man sieht die Freundschaft zwischen den ihnen. Vielleicht sind es auch Geschwister. Es ist eine Szene, der Verbundenheit und des gemeinsamen Augenblickes.

Dein Sonett, ist ein wehmütiges Gedicht. eines das der Jugend und der damit verbundenen Unbekümmertheit hinterherblickt. Es ist ein besinnliches Sonett. Eines das mit zunahmendem Alter in einem wächst. Du hast die Stimmung gut eingefangen, und der Leser kann sich gut einfühlen. Die Szene der beiden Jungen, die in ihrer Phantasiewelt tauchen, kann nicht aufs älterwerden übertragen werden, weil die Lebensziele ganz andere sind. Ein ergreifendes Sonett. Auch wieder wunderschön!:Blume::)

Beides zusammen, Das Bild gibt den Anlass, sich in den Augenblick der Jungend hinein zu versetzen. Dein Gedicht relativiert den Augenblick und läßt eine weit aus ältere SAtimme sprechen. Es berührt sehr.



74) Metsälampi (Eero Järnefelt, 1894)


Das Bild, erinnert mich an Finnland. Und wenn ich mir den Titel des Bildes anschaue, dann ist das vielleicht auch ein finnischer Maler. Ich google nicht. Obwohl dort ein See ist, ist fast kein Blau zu sehen. Der See spiegelt zu fast 100% den grünen Wald wieder, und gibt dem Bild ein Tiefe. Der Himmel ist hellblau, er steht im Kontrast zu dem Wald. Alles sieht urwüchsig aus, wild und unberührt. Hier könnten noch Bären leben, oder Wölfe jagen. Das Bild ist nicht fotographisch genau gemalt, die Konturen sind leicht verschwommen. Das finde ich gut. Es erzeugt Ungewißheit, und läßt Platz für Phantasie.

Dein Sonett! Ich werde bereichert. Es ist phantasievoll, und nimmt den See als Spiegel. Ich weiß gar nicht was ich hervorheben soll... Das ist ein zauberhafter Bilck in die Natur mit Nachdenklichkeit und Phantasie gepaart.

Beides zusammen, gibt wieder ein neues Kunstwerk!

Nun habe ich diese beiden Gedichte gelesen und mir die Bilder angeschaut. Es sind zwei völlig verschiedene Künstler. Du verbindest Beide mit deinen Sonetten, indem du deine Gedanken offenbarst. Wunderbar!

Liebe Grüße sy

Hier scheint die Sonne, der April ist nicht launenhaft. Bis bald.

Erich Kykal 13.04.2016 14:01

Hi, Sy!

Für dieses Buch habe ich mich diesmal verstärkt bei den skandinavischen Malern umgesehen.

Die beiden Buben spielen mit einem kleinen Segelboot, das der eine durch das Wasser schiebt. Es ist klein, darum fällt es nicht sehr auf.
Die kurzen Hosen und bloßen Füße haben mich an die eigene Kindheit erinnert, wo man auf dem Lande auch noch so herumlief, zumindest, als ich klein war.

Das Bild vom See ist ein Aquarell, also nass in nass gemalt (Aquarellfarben sind normalen Wasserfarben, wie sie jeder Schüler verwendet, sehr ähnlich) - eine schwierige Kunst, die hier meisterhaft gezeigt wird (ebenso wie bei dem Bild "Fluss unter alter Steinbrücke").

Vielen Dank für deine freundlichen Gedanken!:)

LG, eKy

juli 20.04.2016 10:04

Lieber eKy,


Der PC hat mich angelockt, nun schaue ich hier bei dir und ich bin neugierig.:)


75) Heimkehrende Bacchanten (Lovis Corinth, 1898)

Das Bild würde ich mir nicht ins Wohnzimmer hängen, aber darum geht es hier ja auch nicht. Es zeigt nackte Menschen ungeschönt, hemmungslos auf dem Weg nach Hause. Sie feiern noch und haben letzte Hüllen, auch die inneren Schameshürden über Bord geworfen. Was genau Bacchanten sind, gucke ich gleich nach. Man mag gar nicht hingucken und guckt doch! Es ist die Zügellosigkeit die fasziniert, fast so als wenn man bei einem Autounfall zuguckt. Aber ich schweife ab....

Dein Sonett, bewegt mich, es zeigt was passiert, wenn ein Mensch sich aufgibt, um im Alkohol seinen Sinn zu suchen. Der Rausch beherrscht sein Leben und nicht mehr er selbst. Es ist niederschmetternd, wenn man verfolgen kann, wie ein Mensch sich durch Hemmungslosigkeit und Abhängigkeit zu Grunde richtet.

Beides zusammen, ist keine leichte Kost! Aber es macht nachdenklich und rüttelt auf.



76) Fluss unter alter Steinbrücke (Anders Zorn, 1884)

Das Bild, zeigt eine Steinbrücke, sie wirkt stark und unerschütterlich. Eingebunden ist seie in eine grüne Landschaft, Farne ragen von der Brücke bis zu dem kleinen Fluß hinunter. Blätter ragen auch über die Brüstung der Brücke und neigen sich dem Fluß zu. Es sieht verwunschen oder verwildert aus, je nach dem was man für eine Stimmung hat. Der Himmel spiegelt sich licht im Fluß und gibt dem Bild einen silbernen Tatsch ( wie schreibt man das ?) Insgesamt ist es ein Hingucker!


Dein Sonett, oh wie schön! Ich wiederhole ich mit dem Ausruf, ich weiß. Er ist aber ehrlich gemeint. Es ist zauberhaft! Und spiegelt die Stimmung sehr gut wieder.:Herz:

Beides zusammen, ist magisch aber ganz und gar nicht kitschig! Es nimmt einen gefangen und ich muß gleich noch mal gucken und lesen!:Blume::)

Ich bin begeistert, und gehe in dieser Ausstellung sehr gerne weiter.

Liebe Grüße von der Krabbe sy

Erich Kykal 20.04.2016 17:37

Hi Sy!

Man schreibt "Touch", es ist ein englisches Wort.:Aua

Bacchus ist ursprünglich die lateinische Form von Bakchos (griechisch Βάκχος), einem Beinamen des Dionysos, des Gottes des Weines und des Rausches in der griechischen Mythologie. Bacchus wurde bei den Römern als Name von Liber pater, des ursprünglichen italischen Gottes des Weines und der Fruchtbarkeit, gebräuchlich.
Demgemäß sind Bacchanten feiernde, dem Wein zusprechende Menschen.;):D

LG, eKy


PS:

Extra für dich! Ein Bild von mir aus alten "Rocker"tagen (ich auf meinem Bike):

http://www.funbiker-john.at/Bilder-2...n08.2009-d.jpg

Es gibt bessere, aber die find ich grad nicht...

Dana 21.04.2016 19:23

Lieber eKy,
ich wandere immer wieder in Deiner Galerie von Bildern und Sonetten.:Blume:
Hier ist es Dein Sonett, das berührt und dem Bild eine ganz besondere "Wertung" verleiht.
Jeder Vers gibt ein Leben wieder, wie es stattfindet und meist ohne jede Analyse vergeht. Es geht nicht darum eine "Schuldfrage" zu klären. Das Ungesagte, die Unfähigkeit eine Frage zu beantworten, die aus Unfähigkeit nie gestellt worden ist - Mutter und Kind.
Jede Zeile sitzt und bestätigt - gekonnt lyrisch und leider vergebens.
Ich habe hier eine unsagbare Tiefe entdeckt und muss dennoch davon ausgehen, dass sie unentdeckt bleiben wird.
Ganz banal: So ist das Leben.

Liebe Grüße
Dana

Zitat:

Zitat von Erich Kykal
Die abgewandten Blicke treiben bleiern
in Fernen, die das Ungesagte tragen,
mit stummer Blässe ihre Mienen schlagen,
als wüssten beider Herzen nichts zu feiern.

Versonnen lauschen sie in trauter Kühle
den Klang entlang, der ihre Seelen leitet,
als wäre, was die wunden Stunden weitet,
ein Nachhall nie erwiderter Gefühle.

So trostlos sind die auferlegten Gesten,
als würden aneinander sie erfrieren:
Gestrandete am Ufersaum des Lebens.

Und Träume, die verdarben und verwesten,
belagern sie, bis sie sich ganz verlieren
in welker Pose, wunderlich vergebens.


Erich Kykal 21.04.2016 21:09

Hi, Dana!

Tiefen tun das meistens: Sie bleiben unentdeckt ... ;):rolleyes::o

Vielen Dank für deinen so tief und lyrisch mitempfindenen Kommentar!

Du meinst dieses Bild: Nr. 32 "Mutter mit Kind" von Pablo Picasso: https://upload.wikimedia.org/wikiped..._Stuttgart.jpg

Natürlich ist meine Deutung des Bildes subjektiv und nur eine von vielen - ich empfand es eben so, vielleicht weil es mir teilweise mit den eigenen Eltern so erging: Sie liebten mich wirklich, aber sie waren beide nur bedingt fähig, dies so zu kommunizieren, wie ein Kind das wohl braucht. Viel lief über Unausgesprochenes.
Gesten und Symbole, und über vieles waren sie gar nicht fähig zu sprechen: Tabuthemen! Da gab es Ausflüchte oder Schweigen.
Ich habe erlebt, was die Unfähigkeit, miteinander zu reden, anrichten kann.
Das Bild, die abgewandten Gesichter, das Beieinandersein ohne Gemeinsamkeit - all das atmet für mich dieses stumme aneinander Abgleiten, dieses Schweigen, in dem alles Ungesagte und Unsagbare letztlich zugrunde geht.

Aber vielleicht sind sie auch nur müde nach einem anstrengenden Tag und beobachten bloß einen Moment lang verschiedene Dinge? Wer weiß ...

Vielen Dank für deinen kundigen Besuch!:)

LG, eKy

juli 26.04.2016 10:39

Hallo eKy,

Jetzt bin ich schon bei Sonett 77, und der Titel, läßt Düsternis vermuten.
Nun ja, jetzt aber drauf los....


77) Junge mit Schädel (Magnus Enckell, 1893)


Das Bild, berührt vom ersten Moment an. Es ist erschütternd, weil hier ein
nackter Junge mit einem Knochenschädel abgebildet ist. Der Schädel liegt auf dem harten Boden, der Junge hat beide Hände fast an ihn gelegt. Der Junge wirkt so hilflos, durch seine Nacktheit, er schaut den Schädel an, als wenn er in einen Spiegel schaut, aber das ist meine Sichtweise, wer weiß "was er da sieht", Auf jeden Fall ist dieses Blicken intensiv und wirkt wie ein Zwiegespräch. Die Farbe des Bildes, ist in Grau - Brauntönen gehalten, das unterstreicht die Szene der Aussage. Es ist ein erschütterndes Bild!

Dein Sonett, ist tief philosophisch. Der Sinn, das man schon bei der Geburt dem Ende geweiht ist, steckt da drinne. Das ganze Leben mit dem Glück, was wir empfinden können, und auch den Hindernissen, dem Unglück. Es ist egal wie lange unser Leben dauert, denn das Ende war von ersten Tag mit vorbestimmt. Mit dem Tod verlieren wir alles, und wir verschwinden für immer als Mensch von dieser Erde. Was nach uns kommt, ist reine Spekulation. Es ist ein Gedicht über das Leben und dem Tod. Sehr philosophisch!:Herz:

Beides zusammen macht nachdenklich, ist Philosophie und bewirkt im Inneren des Schauenden, in sein eigenes Leben zu blicken. Was bleibt, wenn wir nicht mehr da sind...Was machen wir, wenn wir noch Leben, aus unserem Leben? :rolleyes::Herz::Kuss


78) Tänzerinnen (Edgar Degas, 1890)

Das Bild, zeigt Tänzerinnen, die in grünem Tüll gekleidet sind. Sie sind im Wald? Es wirkt leicht unbeschwert, sie bereiten sich auf etwas vor, vielleicht einen bevorstehenden Tanz. Vielleicht ist es aber auch eine Kulisse, und ihr Stück soll gleich aufgeführt werden. Die Tänzerinnen sind jung und natürlich. Die Farben des Bildes sind warm, das Grün der Kleider beeindruckt mich. Sie gehen in sich.

Dein Sonett, du beschreibst sie vor dem Auftritt! Es ist ein Sonett das einen Moment betrachtet. Es läßt die Vorbereitungen der Tänzerinnen ahnen, die sich dem Glanz der Aufführung hingeben. Ein wunderschönes Sonett.

Beides zusammen, wirkt munter, es hat auch was Nachdenkliches, aber der Moment des Lebens zählt. Der Moment vor der Aufführung. Denn gleich können die Tänzerinnen zeigen, was sie können, sie ernten Applaus für ihre Mühen, dem harten Training. Sie sind jung und der Tanz gehört Ihnen!

eky, besonders gefällt mir das Sonett 77) Junge mit Schädel (Magnus Enckell, 1893), weil es so eindringlich ist. Es hinterläßt den Leser mit vielen eigenen Fragen des Lebens.
Verzeih mir meine Schreibfehler hier, sie sind wie Sand am Meer,:Aua:D aber was solls, ich schreibe hier sehr gerne.

Hier hat es heute geschneit, das gefällt mir gar nicht!

Liebe Grüße sy

Erich Kykal 26.04.2016 18:57

Hi, Sy!

Ach was, du machst kaum Fehler - hauptsächlich ein paar kleine Kommata zuviel, aber sonst ... ;):Kuss


Interessantes Detail am Rande:
Das von mir gewählte Bild ist eine spätere Version, eine Kopie, die der Künstler abänderte. Auf diesem Bild "Junge mit Schädel" waren ursprünglich zwei Knaben zu sehen, die den Schädel betrachteten.
Enckell retuschierte den kleineren Jungen komplett weg, entweder weil er erkannte, dass das Bild so viel eindringlicher wirken würde, während das andere eher wie eine beliebige Aktstudie rübergekommen wäre, oder weil er nicht mit Vorwürfen päderastischer Natur konfrontiert werden wollte (er war schwul). Wenn man weiß, wo man suchen muss, erkennt man die retuschierte Stelle, und der gelöschte Knabe erscheint im vagen Umriss wie ein Geist!

Hier das ursprüngliche Bild: https://upload.wikimedia.org/wikiped...o_%2801%29.jpg


Bei den Tänzerinnen gefiel mir dieser Eindruck des "Mitten-im Leben-Seins", der sich hier aufdrängt. Eine Momentaufnahme von Intensität, gefüllt mit vibrierender Vorfreude/Aufregung, professionellem Sichvorbereiten, in Spannung setzen usw.! Ein Moment des Überganges, wie ich sie liebe!


LG, eKy

juli 29.04.2016 10:19

Hallo eKy,

Das Foto, der beiden Jungs ist interessant, da kann man mal sehen, wie ein Künstler so denkt, und sich für etwas Anders entscheidet. Das Ergebnis mit nur einem Jungen ist viel intensiver. Wer sexistisch gucken will, kann das immer machen, davor ist kein Akt sicher. Hier bei diesem Bild ist ein philosophisches Denken gemeint, das meine ich jedenfalls.
Für mich wird dieses Bild, 34) Hausengel (Max Ernst, 1937) in Erinnerung bleiben. Nicht weil sie schön sind, sondern, weil sie mich berühren.


79) Rosa la Rouge (Henri de Toulouse-Lautrec, 1887)


Das Bild, hat keine grellen Farben, es zeigt eine rothaarige junge Frau in einem Raum, das Licht ist gedämpft. Durch die Fensterscheiben scheint ein zartes Gelb - Beige. Das Bild ist mit warmen Tönen gemalt. Die junge Frau hat eine weiße Bluse an, sie umhüllt sie und ist dabei leicht geknittert, es wirkt leicht, lebensnah und nicht gestellt. Ihre Hose ist schwarz. Ich finde das besondere an diesem Bild ist, dass sie nicht dem Maler anschaut, sie blickt nach rechts, dabei zeigt sie ihr Profil und ihre zum Pferdeschwanz gebundenen Haare. Man sieht einen langen Pony, die nase ist wohlgeschwungen, und die Konturen von ihrem Kinn sind jung und grazil. Es ist ein Bild, das auffordert genau hinzuschauen. Ihre Körperhaltung ist so, als wenn sie sich gleich wegdrehen würde. Es ist ein Moment der Abgewandheit. Der Unentschlossenheit. Sie ist eine schöne Frau, auch in dieser alltäglichen Situation.

Dein Sonett,verstehe ich so, das sie eine Tänzerin ist. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich das richtig sehe. Auf jeden Fall kommt eine neue Perspektive hinzu.

Die Beschreibung gefällt mir:

Die Schultern hängend. Wie gebeugt von Lasten
ihr Hals, der eben noch das Haupt bewegte,
als ob sie etwas prüfte, das sich regte.
Die müden Blicke, die zur Seite tasten,

verborgen hinter unfrisierten Haaren,
das Hemd leger, die schlanken Hände bündig
an dunklem Stoff, wie keiner Pose fündig,
gelernt und wiederholt in vielen Jahren,


Beides zusammen, bereichert sich, es zeigt, das aller Glanz einmal vergeht, und doch etwas Schönes bleibt.


80) Sonnenuntergang auf dem Meer (Thomas Moran, 1906)


Das Bild, oh ein Meerbild! Und was für Eines! Es zeigt die See, wie sie vom Sturm gepeitscht wird. Die Wellen haben Gischt und tiefe Täler. Am Horizont sieht man einen Fleck Himmel, der mit wenig Orange umrundet einen blauen ruhigen Himmel andeutet. Sonne in all dem Sturm, vielleicht das ruhige Auge... Die Wellen beeindrucken, sie zeigen eine Naturkraft, die die Menschen in ihre Schranken verweist. Ein Schwimmer würde untergehen und ein Kapitän hatte mit all seiner Erfahrung zu kämpfen. Kommt aufs Schiff drauf an. Aber ich schweife ab.:):Blume:

Dein Sonett,..... alleine schon deswegen lohnt es sich hier zu gucken! Ich mag ja Meeresbilder und Meeresgedichte. Du beschreibst das Meer, den Sturm und das Wetter mit deinem Sonett. Wunderbar!:Blume::)

Beides zusammen, fügt sich zu einer neuer Kunst. Man muß es gesehen und gelesen haben.

Gut das ich wieder hier war. Deine Gedichte bereichern meinen Tag. Morgen fahre ich an die Ostsee, und ich schaue aufs Meer, höchstwahrscheinlich wird es ein "Aprilbild" sein. Wechselhaft mit Sonne, Regen, Hagel, Wind der mäßig pustet. * Wo ist der *MEERSMILEY*?:D

Liebe Grüße sy


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