Gedichte-Eiland

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Eisenvorhang 08.05.2017 01:22

In der Nacht
 
Es scheint ein Leuchten in die Nacht hinein
und wendet Blatt für Blatt in seinem Glanze,
worauf das Lichterheer im Mondenschein
erwacht zu einem immerschönen Tanze.

Ein süßes Rascheln dringt in meine Ohren
und Eulenblicke lugen aus dem Dunkeln;
die Zeit verrauscht und Neues wird geboren,
verloren tönt nun auch das letzte Funkeln,

den Mantel dieser dunklen Alabaster
rubinrot in den sanften, neuen Morgen.
Wie schön ist jener Anblick, dieses Laster!
Es ist ein buntes Sehen ohne Sorgen.

Überarbeitete neue Version:

Es scheint ein Leuchten in die Nacht hinein
und wendet Blatt für Blatt in seinem Glanze,
worauf das Lichterheer im Mondenschein
erwacht zu seinem immerschönen Tanze.
Ein süßes Rascheln dringt an meine Ohren
und Eulenblicke lugen aus dem Dunkeln,
als würden Sterne im Geäst geboren
verloren liegt darin ihr scheues Funkeln:
im Ruhen dieser dunklen Einsamkeit.

Ich will Dich sehen, liebstes Morgenahnen!
Rubinrot strahlen soll mir nächster Morgen,
entschleichen muss die Nacht in sanften Bahnen
aus diesem dunklen Schlafen ohne Sorgen -
wie schön ist dieser Anblick, dieses Laster,
erhaben zwingt das junge Licht die Nächte,
der Schönheit Mantel wie aus Alabaster,
der jedes Opfer Deinem Antlitz brächte,
Du neuen Tages wahre Heiterkeit.

fee_reloaded 08.05.2017 11:05

Sehr schön, lieber Eisenvorhang!

Ich habe gerade meine Lieblingssommerfrische-Gegend bei Vollmond vor Augen - sanfte Hügel, die in Wald und steilere Berghänge übergehen -
alles getaucht in helles Mondlicht und unter tausenden blinkenden Sternen!

Ein paar Schnitzerchen sind noch drin. Ich darf doch?

Zitat:

Zitat von Eisenvorhang (Beitrag 103046)
Es scheint ein Leuchten in die Nacht hinein
und wendet Blatt für Blatt in seinem Glanze,
worauf das Lichterheer im Mondenschein
erwacht zu einem immerschönen Tanze. kein Beistrich

Ein süßes Rascheln lauscht den sanften Ohren muss das nicht umgekehrt sein...die Ohren lauschen dem Rascheln, oder?
und Eulenblicke schallen aus dem Dunkeln; schallende Blicke...auch diese Wortschöpfung geht für mich nicht auf
die Zeit verrauscht und Neues wird geboren,
nachgiebig tönt nun auch das letzte Funkeln, nachgiebig betont auf Xxx

den Mantel dieser dunklen Alabaster, Alabaster ist m.E. hell
zu einem rubinroten sanften Morgen. x Xx xXxx Xx Xx
Wie schön ist jener Anblick, dieses Laster!
Es ist ein buntes Sehnen ohne Sorgen.


Vorschläge zur freien Entnahme bzw. Anregung:

Nach süßem Rascheln lauschen sanfte Ohren
und Eulenblicke stechen aus dem Dunkeln;
die Zeit verrauscht und Neues wird geboren.
Verblassend tönt nun auch das letzte Funkeln

den Mantel der noch dunklen Alabaster
rubinrot, malt uns einen sanften Morgen.
Wie schön ist jener Anblick; göttlich/himmlisch Laster!
Es ist ein buntes Sehnen ohne Sorgen.


Sehr gerne gelesen und "beklugfummelt".

Lieber Gruß,
fee

Eisenvorhang 08.05.2017 14:46

Hallo Fee

Du darfst!

Ich dächte vor "zu" käme grundsätzlich ein Komma. Geirrt :p

Ich muss zugeben, dass ich Silben in ihrer Wichtung doch anders lese.
"Nachgiebig" besitzt für mich drei Silben mit drei verschiedenen Betonungen, wobei die erste der letzten gleich ist. Weswegen ich das Wort wie folgt lese xXx.
Begründung: die Silbe "nach" ist von der natürlichen Betonung, aufgrund des primärvokals "a" tief betont als das "ie" von Silbe 2, die viel höher betont wird.
Die metrischen Gestze besagen ja, man soll die Metrik der naturgegeben wiedergeben.
Wenn ich "nachgiebig" wie folgt betone: Xxx...
Ich müsste mich dazu zwingen es so zu betonen. Für mich absolut unnatürlich.

Das Gleiche gilt für den rubinroten Morgen, den lese ich auch jambisch.

zu einem rubinroten sanften Morgen.

Wie irre die Vorstellung, dass ein Geräusch den Ohren lauscht? :D
Finde ich unglaublich interessant, den Perspektivwechsel. Als würden ein Bedürfnis, um Aufmerksamkeit flehen.

Wieso gehen schallende Blicke nicht auf? Es gibt Menschen, denen wird von Jeansstoff schlecht, die sehen Farben, wenn sie Töne hören, die haben farbige Gefühle etc. pp.
Und durchaus kann man auch Blicke schallend wahrnehmen und sogar noch viel mehr als das. Betrachte es doch einfach als subjektives Stilmittel ;)

Die Wahrnehmung ist so derart relativ, dass es kein "Müssen" und "aufgehen" gibt. Deswegen ist Kunst so schön, weil man da alles darf.

Sei bedankt fürs Beklugfummeln!
Diesmal übernehme ich nur das Komma.

vlg

EV

Chavali 08.05.2017 16:59

Lieber EH,

dass Blicke schallen (Strophe 2 Zeile 2) können, ist zumindest ungewöhnlich :o

Dennoch gefällt mir dein Text ausgezeichnet!
Ein schönes Bild, das sich da vor meinen Augen auftut!

Sehr gern gelesen hat
Chavali

fee_reloaded 08.05.2017 17:11

Das passt schon so, lieber Eisenvorhang. ;)

Ich meine es wirklich ernst, wenn ich sage, du musst dich mit dem wohlfühlen, was letztlich aus deinem Gedicht wird. Dazu gehört auch, Anregungen nicht aufzugreifen. Ich habe damit kein Problem. Ich verweigere mich ja auch manchmal manchem Vorschlag, wenn ich spüre, es ginge durch ihn etwas verloren, das mir wichtig war (wegen Klang oder Assoziation z.Bsp.)

Klar "darf" Kunst irgendwie alles (auch, wenn das eigentlich nicht aufs Handwerkliche bezogen gemeint ist, sondern auf ihre Eigenschaft als Medium zur Gesellschaftskritik). Es kommt nur nicht nicht immer Kunst dabei heraus. lol

Klar kannst du mit gegensätzlichen Bedeutungen von Wörtern spielen und so subjektiv vorgehen bei deren Anwendung, wie es dir Spaß macht.
Objektiv kommt dann nur vieles beim Publikum nicht so an, wie man es selbst für sich als gut und richtig empfindet. Damit muss man rechnen, wenn man sich mit ungezügelter Kreativität der Welt zeigt und bewusst über seit Jahrhunderten gängige Grundstrukturen von Sprache hinwegsetzt.

Es gibt außerdem (nicht von ungefähr) so viele Leseerwartungen, wie es Leser gibt. Auch, wenn die jetzt nicht die Grammatik betreffen, sondern eher den persönlichen Geschmack und Erfahrungshorizont.
Und nicht jeder möchte einen Ratekrimi lesen, wenn er versucht, sich beim Lesen von Gedichten ein wenig Genuss zu verschaffen. :cool:

Betonungsmäßig kann ich dir, fürchte ich, ohnehin nichts in deine Ohren "singen", was du so nicht hören kannst bzw. willst. Also lass ich es. :)


Lieber Gruß,
fee

Erich Kykal 08.05.2017 17:40

Hi EV!

Ohne die Kommis meiner Vorkommentatoren gelesen zu haben:


Es scheint ein Leuchten in die Nacht hinein
und wendet Blatt für Blatt in seinem Glanze,
worauf das Lichterheer im Mondenschein
erwacht, zu einem immerschönen Tanze. Unbedingt Komma entfernen nach "erwacht"!

Ein süßes Rascheln lauscht den sanften Ohren Komma am Zeilenende.
und Eulenblicke schallen aus dem Dunkeln; Sind diese beiden Zeilen absichtlich so verkehrt formuliert? Welches Ziel verfolgt diese Sinnverkehrung? In einem Wortspiel- oder Scherzgedicht originell, aber hier?

"Ein feines Rascheln findet wache Ohren,
und Eulenblicke blitzen aus dem Dunkeln,"

die Zeit verrauscht und Neues wird geboren,
nachgiebig tönt nun auch das letzte Funkeln, "nachgiebig" möchte auf Silbe 1 beont sein. Hier also eher ungeeignet, da unnatürlich betont. "verloren" würde passen.

den Mantel dieser dunklen Alabaster, Alabaster ist eine Gipsart. Was soll das Wort hier bedeuten? Kein Komma am Zeilenende.
zu einem rubinroten sanften Morgen. Senkungsprall "einem rubin...". Altern.: "zu einem sanft rubinrothellen Morgen.".
Wie schön ist jener Anblick, dieses Laster! Bei Vergleichen wie hier würde ich ein doppeltes "dieses" nicht scheuen.
Es ist ein buntes Sehnen ohne Sorgen.

Fakt zu S3Z2: "Rubin" wird immer auf der 2. Silbe betont, auch in Zusammensetzungen!


Die erste Str. ist richtig gut! Wahre Vollblutlyrik!

In S2 stört mich nur die Sinnverkehrung in den ersten beiden Zeilen.

In S3 fällt die seltsame Verwendung von "Alabaster" auf. Gibt es da eine Bedeutung des Begriffes, die mir ungeläufig ist?

Die sonstigen kleinen Fehlerteufelchen sind leicht behoben.

Sehr gern gelesen! :)

LG, eKy

Dana 08.05.2017 19:54

Hallo Eisenvorhang,

mir gefällt Dein "In der Nacht" sehr gut. Die einzelnen "Nachbesserungsvorschläge" sind aber nicht von der Hand zu weisen und würden Dein Werk "aufpolieren".
Dein Gedicht transportiert Bilder, die wunderschön sind - doch sprachchlich und lyrisch ist noch viel mehr drin.
Ich würde unbedingt daran arbeiten.

Liebe Grüße
Dana

Eisenvorhang 08.05.2017 21:10

Hallo zusammen

Vielen Dank fürs Vorbeischauen - ich werde eine Version 2 ohne Verdrehungen mal optimieren, mal sehen was dabei rum kommt!

Zu den Verdrehungen, ich verdrehe doch so gern :D
Einfach weil... Ja, warum auch nicht? Dümmer wird man davon nicht.
Die Neugier im Detail!


@Erich - Dein "verloren" als Vorschlag übernehme ich, weil es unmissverständlich jambisch ist. Und schön und danke, dass Dir die erste Strophe zusagt.

Warum würdest Du ein doppelt "dieses" nicht scheuen? Das würde mich interessieren.

Alabaster ist ein Calciumsulfat und wie du richtig sagtest ist es Gips, der in der Regel hell ist. Die Struktur von Alabaster ist wunderschön und erinnert mich konturenhaft an die Nacht respektive an die Formen, die sich nächtens verändern. Und Gips ist formbar, wandelbar. Wie die Dinge sich im Verlauf von Tag und Nacht wandeln - in einer Intensität, dass ich sagen könnte, es wäre fast substanzhaft. Da könnte man nun eine philosophische Frage herausformulieren, ob natürliche Veränderungen nicht nur die Wahrnehmbarkeit von Objekten und Subjekten verändert, sondern auch ihre Stofflichkeit. Was wirklichkeitshinterfragend wäre. Nunja. Ich denke, den Alabaster darf man gern im Sinne der Monadologie verstehen. (leibniz)

Alle Eigenschaften dieser Gedanken münden im Alabaster, nur das der nicht schwarz ist. Ja, Herr Gott - isser halt dunkel.

vlg

EV

Dana 08.05.2017 21:31

Hallo Eisenvohang,

bin gerade dabei, abzutreten und lese Deine Antwort und die Änderung.
Super!!!

Nur das:
Zitat:

Zitat von Eisenvorhang=
den Mantel dieser dunklen Alabaster,
zu einem rubinroten sanften Morgen.
Wie schön ist dieser Anblick, dieses Laster!
Es ist ein buntes Sehnen ohne Sorgen.

den Mantel dieser dunklen Alabaster
rubinrot in den sanften, neuen Morgen.
Wie schön ist dieser Anblick, dieses Laster!
Es ist ein buntes Sehen ohne Sorgen.

xXxXxXxXxXx
xXxXxXxXxXx
xXxXxXxXxXx
xXxXxXxXxXx

Erneut gefallen mir Gedicht und die konstruktive Besprechung.

Liebe Grüße
Dana

Eisenvorhang 09.05.2017 12:19

Huhu Dana

Deine kleine Umstellung gefällt mir!
Sei bedankt!

Dein Feedback und die Kritik gefällt mir, ist gekauft! :]]

vlg

EV

Erich Kykal 09.05.2017 17:09

Hi EV!

In diesem Fall dies:

Ein direktes Gleichsetzen passt nicht ins Bild, es sollte als Vergleich formuliert sein: ein "Wolken/Himmel/... wie Alabaster".

Ohne dieses "wie" denkt sich der Leser: wie kommt der Gips ins Bild, wenn von Tönung, Funken, Morgen die Rede ist?

Und zur Formulierung des Satzes: Es wird aus deinem Satz nicht ersichtlich, welche Rolle Mantel und Alabaster hier spielen.

Bleiben wir bei den wesentlichen Zeilen:

verloren tönt nun auch das letzte Funkeln, WAS tönt das Funkeln? In der weiteren Ausführung sollte das beschrieben werden. Kein Komma.
den Mantel dieser dunklen Alabaster Aha - den Mantel tönt das Funkeln also. Welchen Mantel? Und die folgende Phrase hat offenbar den falschen Fall, es sollte heißen: "tönt ... den Mantel wie aus dunklem Alabaster". Das ergäbe Sinn.
rubinrot in den sanften, neuen Morgen.

Leider erfahren wir so immer noch nicht, in welchem Sinnzusammenhang hier ein Mantel erwähnt wird. Das könnte man so logisch fundieren:

verloren tönt nun auch das letzte Funkeln
der Wolken Mantel wie aus Alabaster
rubinrot in den sanften, neuen Morgen.

Jetzt bliebe noch nachzufragen, woher das "letzte Funkeln" kommt in einem Bild der Nacht? Müsste es nicht "das erste Funkeln" (des neuen Tages) heißen? Und wäre das dann "verloren"? Wohl eher nicht. Und ob man etwas "in" etwas (hinein)"tönen" kann?

Das endgültige Konstrukt würde dann also so lauten:

erhaben hebt nun auch das erste Funkeln
der Wolken Mantel wie aus Alabaster
rubinrot in den sanften, neuen Morgen.

Für mich ergäbe es so einen Sinn und wäre stringent formuliert. Es sagt sinngemaß: Das erste Funkeln (des kommenden Tages) hebt das Alabaster der Wolken (die die Szenerie wie ein Mantel umhüllen) rubinrot in den sanften, neuen Morgen.

Ich weiß nicht, was du aussagen wolltest. Die erste Zeile deiner letzten Strophe ergibt für mich so keinen Sinn, fügt sich nicht ins Bild und scheint falsch konstruiert, zumindest mit Fallfehler.

Diese Stelle solltest du dir nochmal gut ansehen - wäre schade um so ein tolles Gedicht! :)

LG, eKy

Dana 09.05.2017 19:40

Hallo Eisenvorhang und eKy,

ich verstand "gefühlsmäßig" unter Alabaster nichts Gipsartiges. Mir kam sofort:

Alabasterhaut – Wikipedia
https://de.wikipedia.org/wiki/Alabasterhaut
Alabasterhaut bezeichnet: eine sehr helle, ebenmäßige, alabasterfarbene Haut mit samtigem Glanz, die im Barock als Schönheitsideal adliger Damen galt ...


eine ganz eigene "Schönheit" in den Sinn. Weil es Nacht ist, passte meines Erachtens "dunkler Alabaster" sehr gut. "Das Funkeln tönt den Mantel dunkler Alabster." Das Dunkle wird durch das Funkeln ebenmäßig auf die "Nachthaut" (den Mantel) verteilt.
Dieses "Verstehen" entstand schon beim ersten Lesen ohne Kommentare.

Belehrt mich, wenn ich zu frei von "Gips" kommentiere.;)

Liebe Grüße
Dana

Erich Kykal 09.05.2017 20:06

Hi Dana!

Also ich wäre beim Lesen nicht drauf gekommen, dass der "Mantel dunkler Alabaster" ein Euphemismus für die Dunkelheit sein soll.

Aber du hast recht, wenn man es so versteht, liegt kein Fallfehler vor. Allerdings stört das von EV verwendete "dieser" in S3Z1 diese Auslegung.

LG, eKy

Eisenvorhang 09.05.2017 20:16

Hallo Dana

"Alabasterhaut" kannte ich bisher noch nicht, ich weiß aber sehr wohl, dass die Struktur von Alabaster sehr schön ist! Optisch, sowie haptisch.
Und so war es auch gemeint - die Nacht als Alabaster... Weil es zwischen beiden "Stoffen" viele Verbindungen gibt, jedenfalls für mich.

@eky

"dieser Anblick, dieses Laster!"
Ich hatte deinen Vorschlag mit "dieses/dieser" so verstanden und habe es hinterfragt, was Du damit meinst, bist aber nicht darauf eingegangen. Offensichtlich habe ich es missverstanden.

Aber schlecht finde ich es nicht, weil es verstärkend bezeichnend wirkt.
Werde es allerdings wieder umändern, weil mir Version 1 besser gefiel.

Davon ab: ich finde deine Denke interessant und werde mir definitiv noch Gedanken darüber machen. Eine Version ist schon in Arbeit. Nur seit gestern keine Lust :D Aber kommt noch!

vlg

EV

Erich Kykal 09.05.2017 20:47

Hi EV!

Als ich ansprach, ein doppeltes "dieser" zu wagen, meinte ich durchaus diese Stelle: "dieser Anblick, dieses Laster".

Wenn du nämlich schreibst: "jener Anblick, dieses Laster" - wirkt es so, als wäre nicht mit beidem das Gleiche gemeint, da "jener/dieses" ansonsten unterschiedliche, verschiedene Beispiele differenzieren. Hier ist allerdings dasselbe gemeint, und in einer Aufzählung kann man das "dieser" durchaus wiederholen, ohne dass es gleich unlyrisch wirkt.

Das "dieser" in S3Z1 ist für mich für die erwünschte Bedeutung der Phrase an sich kontraproduktiv, wie ich bereits an Dana ausführte. Das würde ich verständlicher umformulieren, sodass die jeweiligen Bezüge klarer zu Tage treten. Sowohl Dana als auch ich davor haben Beispiele genannt.

LG, eKy

Eisenvorhang 09.05.2017 23:16

Jetzt überkam es mich doch noch.

Eure Kritik und mein Empfinden und Vorstellen gemischt.
Hoffentlich eine Schnittmenge respektive ein Lernfortschritt und nun sollte auch jeder etwas davon haben. Interpunktion nach Gefühl, die jeweils letzte Zeile in einer männlichen Kadenz, was aber bewusst geschah, weils abschließen und abrunden soll.

Die Form ist etwas anders geworden. Aber ich denke jeder wird happy sein.

In der Nacht

Es scheint ein Leuchten in die Nacht hinein
und wendet Blatt für Blatt in seinem Glanze,
worauf das Lichterheer im Mondenschein
erwacht zu seinem immerschönen Tanze.
Ein süßes Rascheln dringt an meine Ohren
und Eulenblicke lugen aus dem Dunkeln,
als würden Sterne im Geäst geboren
verloren liegt darin ihr scheues Funkeln:
im Ruhen dieser dunklen Einsamkeit.

Ich will Dich sehen, liebstes Morgenahnen!
Rubinrot strahlen soll mir nächster Morgen,
entschleichen muss die Nacht in sanften Bahnen
aus diesem dunklen Schlafen ohne Sorgen -
wie schön ist dieser Anblick, dieses Laster,
erhaben zwingt das junge Licht die Nächte,
der Schönheit Mantel wie aus Alabaster,
der jedes Opfer Deinem Antlitz brächte,
Du neuen Tages wahre Heiterkeit.

Erich Kykal 10.05.2017 19:37

Hi EV!

Sehr gelungene Überarbeitung! :)

Ein paar Winzigkeiten:

Es scheint ein Leuchten in die Nacht hinein
und wendet Blatt für Blatt in seinem Glanze,
worauf das Lichterheer im Mondenschein
erwacht zu einem immerschönen Tanze. Schöner vielleicht: "zu seinem"?
Ein süßes Rascheln dringt in meine Ohren Schöner viell.: "dringt an meine"? Komma am Ende.
und Eulenblicke lugen aus dem Dunkeln Komma am Ende.
als würden Sterne im Geäst geboren Bindestrich oder Komma am Ende.
verloren liegt darin ihr scheues Funkeln:
im Ruhen dieser dunklen Einsamkeit. Es ist nicht falsch hier, aber nach Doppelpunkt beginne ich lieber groß.

Ich will Dich sehen, liebstes Morgenahnen!
Rubinrot strahlen, soll mir nächster Morgen Kein Komma nach "strahlen", dafür am Zeilenende.
entschleichen muss die Nacht in sanften Bahnen
aus diesem dunklen Schlafen ohne Sorgen -
wie schön ist dieser Anblick, dieses Laster,
erhaben zwingt das Licht sich durch die Nächte,
der Schönheit Mantel wie aus Alabaster,
der immer wieder dieses Antlitz brächte:
die nie versiegend wahre Heiterkeit. Auch hier nach Doppelpunkt groß - aber das ist Geschmackssache.
__________________


Was hältst du von diesem Ende:

"erhaben zwingt das junge Licht die Nächte,
der Schönheit Mantel wie aus Alabaster,
der jedes Opfer Deinem Antlitz brächte,
Du neuen Tages wahre Heiterkeit."

Diese letzten 4 Zeilen sind nämlich die einzigen, die mir noch nicht ganz auf demselben hohen lyrischen Niveau erscheinen wie der Rest - aber das ist mein persönliches subjektives Ermessen ...

Sehr gern gelesen! :)

LG, eKy

Eisenvorhang 10.05.2017 19:45

Hallo eKy

Ich habe nichts dagegen einzuwenden, mit Deinen Vorschlägen klingt es weicher und getragener.
Übernehme ich und befinde ich für sehr gut.

Und danke für Deinen Kommentar und Deine Kritik!

vlg

EV

Erich Kykal 10.05.2017 19:58

Hi EV!

Noch ein kleiner Tipp:

Du solltest solche Neufassungen ganz nach oben stellen, gleich unter den Originaltext, vielleicht mit ein paar erklärenden Worten dazwischen.
Viele lesen nämlich die ganzen Kommis gar nicht ausführlich, und der neue Text läuft so Gefahr, gar nicht groß zur Kenntnis genommen zu werden.

Eine Alternative wäre, einen gänzlich neuen Faden dafür zu eröffnen, vielleicht mit einer Erläuterung und einem Link zum Originaltext.

LG, eKy

fee_reloaded 11.05.2017 08:20

Oh ja! Das ist richtig schön geworden, lieber Eisenvorhang!


Die Mühe der Überarbeitung hat sich echt gelohnt. Ein wirklich schönes und lyrisches Werk ist da entstanden.
Find ich cool, dass du so viel Durchhaltevermögen zeigst! Hut ab!

Lieber Gruß,
fee

Eisenvorhang 11.05.2017 18:03

Hallo Fee

wenn ich ein Ziel habe, dann bin ich ehrgeizig :]]
Es freut mich, dass auch Dir die Endfassung zusagt!

Künftig werde ich mir definitiv mehr Zeit nehmen und Gedichtetes vorerst ruhen lassen.

Mal sehen, was als Nächstes kommt!

Danke!

vlg

EV

fee_reloaded 12.05.2017 17:36

Zitat:

Zitat von Eisenvorhang (Beitrag 103159)
Künftig werde ich mir definitiv mehr Zeit nehmen und Gedichtetes vorerst ruhen lassen.

Ja, das klingt nach einem guten Plan, lieber Eisenvorhang.

Ich habe das auch erst "gelernt", bei Gedichten nichts zu übereilen und dass es ihnen oft sehr gut tut, wenn sie ein Weilchen liegen und ich ein wenig Abstand zu ihnen gewinne. Aber anfangs, behaupte ich mal, sind so gut wie alle versucht, ihre Gedichte so rasch wie möglich mit anderen zu teilen. Man möchte ja schließlich gesehen und gelesen werden und Rückmeldung bekommen. Und wenn man dann mit ehrlicher Kritik umgehen kann, macht man ja dabei auch nichts Falsches. Viele aber sind gekränkt und verharren auf dem Standpunkt, dass die anderen alle (!) einfach nicht sehen und verstehen wollen, was ihre lyrische Botschaft und Intentionen sind. Da sind die meisten von uns durchgegangen. Ich nehme mich da nicht aus. lol ;)

Lieber Gruß,
fee

Kokochanel 12.05.2017 18:28

Lieber EV,

da ich ein paar Tage Enkeldienst-abstinent war und mich nicht auf Lyrik konzentrieren konnte, sehe ich dein Werk nun in der bearbeiteten Fassung. Es hat durch die Korrekturen sehr gewonnen, scheint mir perfekt. Poetisch, pathetisch, wortgewandt. Respekt!:Blume::Blume:

LG von Koko

Mondmann 13.05.2017 13:00

Hallo EV!
In S1 war mir als Leser nicht sofort klar, was mit Tanz gemeint ist!
Zitat:

Zitat von Eisenvorhang (Beitrag 103046)

Überarbeitete neue Version:

Es scheint ein Leuchten in die Nacht hinein
und wendet Blatt für Blatt in seinem Glanze,
worauf das Lichterheer im Mondenschein
erwacht zu seinem immerschönen Tanze.


Und jeder Leser soll sofort begreifen, dass damit das Blinken gemeint ist?

Wie wäre:
erwacht zu seinem blinkend-schönen Tanze
erwacht zu seinem funkeld-schönen Tanze
erwacht zu seinem schönen Funkeltanze

Liegt vielleicht nur an meinem Verständnis.
Davon abgesehen S1 perfekt. Für mich "Goethe tauglich!"

******
Ein süßes Rascheln dringt an meine Ohren
und Eulenblicke lugen aus dem Dunkeln,
als würden Sterne im Geäst geboren
verloren liegt darin ihr scheues Funkeln:
im Ruhen dieser dunklen Einsamkeit.


Würde man nun den höchstens Bewertungsmaßstab anwenden, gäbe es für S2 schon einen Abzug, weil unschön plötzlich alle Zeilen, mit Ausnahme der Letzten, unbetont enden. Mag sein, dass die großen Meister hier und da auch abwichen, aber sehr selten, wie man z.B. bei Goethe sehen kann.

***
Ich will Dich sehen, liebstes Morgenahnen!

Schwache halbe Zeile, aber akzeptabel

Rubinrot strahlen soll mir nächster Morgen,
"Robinrot strahlen"
gefällt mir sehr gut, aber der Satz als Ganzes empfinde ich kränklich, ungewohnt. Mag ja richtiges Deutsch sein, aber drängt sich mir ein
"soll mir der nächste Morgen" auf.


entschleichen muss die Nacht in sanften Bahnen

Akzebtabel. Schöner wäre "Die Nacht entschleicht gewohnt in sanften Bahnen" Aber dann würde sie bereits entschleichen, Zeitform.

aus diesem dunklen Schlafen ohne Sorgen -

Du weißt, du hast "Dunkeln" "dunkler Einsamkeit" und jetzt nochmal "dunklen"
Ginge Todesschlafen? Oder "finstren" ? Den anderen Lesern scheint auch dieses nicht zu stören. Dann lass es!

wie schön ist dieser Anblick, dieses Laster,
erhaben zwingt das junge Licht die Nächte,
der Schönheit Mantel wie aus Alabaster,
der jedes Opfer Deinem Antlitz brächte,
Du neuen Tages wahre Heiterkeit.


Dies fünf Zeilen sind (dank eKys Unterstützung) wieder erstklassig schön.


Lieber EV, natürlich ist keiner von uns ein Goethe und was ich hier schreibe, ist mein persönliches Empfinden.



LG M.




Eisenvorhang 13.05.2017 21:53

Hallo Mann vom Mond :]]

Erstmal vielen Dank für Deine Mühe! Finde ich super nett von Dir!
Ist ja immer wertvolle Lebenszeit was die User hier aufopfern, um zu helfen.

Also das mit dem Tanze - ich denke schon, dass jeder sich unter einem Lichtertanz etwas vorstellen kann. Ich glaube in meiner Schreibe wird es nie vorkommen, dass ich extra beschreiben muss, dass Möhren rot sind.

Wobei... Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung. Muss ich mir nochmal durch den Kopf gehen lassen.

Ja drei Mal dunkel, jetzt wirds aber finster. Ich muss meinen Wortschatz für dunkle Angelegenheiten mal etwas optimieren. Ist ja schlimm hier :D

Ich habe nicht den Anspruch ein Goethe zu werden oder selbst den Vergleich aufzustellen. Mein Ziel ist es solide und relative ordentliche Lyrik zu schreiben. Was mit einem bestimmten Projekt meinerseits zusammenhängt.

An dem Gedicht werde ich allerdings nicht weiter rumwerken. Weil: Tangenz gleich zero, da kommst du etwas zu spät!

Trotzdem.

Lieber Mondmann! Ich weiß es zu schätzen - dank Dir! Alles in allem sind das schon wichtige Punkte und wenn ich das Gedicht nochmal durchlese, hast Du schon nicht ganz unrecht.

@Koko - Danke!

vlg

EV


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