Gedichte-Eiland

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Erich Kykal 25.09.2009 11:44

Ruf der Natur
 
Entgegen kam mir fast wie eine Mahnung
im Walde jener runde, graue Stein,
beinahe wie von Großem eine Ahnung,
das mich umwogte, still und ungemein

verheimlicht durch den Wuchs der alten Bäume,
als wüssten sie in ihrem Aufenthalt
zutiefst verschwiegene und dunkle Räume,
wie ein Geheimnis, das, unsagbar alt,

mich überwältigend in seiner Fülle
sich golden ausgoss in den späten Tag;
ein ewig kirchenloser, stiller Wille,
in dem ich wie ein Kind geborgen lag.

Ein grauer Stein nur, ein erloschnes Bildnis
von alten Göttern aus verbrauchter Zeit;
und dennoch darin welch ein Herz der Wildnis
in aller Dämmerungen Ewigkeit!

Leier 25.09.2009 14:57

Ja,

Steine sagen Dir, was Alter ist.
Was Feuer nicht zefrißt,
bleibt Stein.
Wird dereinst sein,
was am Ende meinen Tag vergißt.
Bleibt rein.

Lieber Erich Kykal -

mehr an Lob fiel mir leider nicht ein.
Die letzte Zeile Deines Gedichts ist - was sonst? - überwältigend.

cyparis

Erich Kykal 28.09.2009 08:33

Hi, cypi!

Wie schön, dass ich dich inspirieren konnte. Dein Werk hierzu ist kurz, aber gehaltvoll! Dies ist in der Tat das höchste Kompliment an den Dichter!

LG ,eKy

a.c.larin 30.09.2009 08:00

lieber erich,

was in sich so geschlossen und ganz ist wie dieses gedicht, kann man nicht einfach in details auseinanderpflücken, ohne das ganze zu beschädigen!

wer könnte auch die schönheit einer rose entdecken, indem er ihr alle blütenblätter auszupft? ( das ist eine sache für analysten , statistiker, system - und andere mathiker :D)

in der kunst geht es um versammelte ganzheiten.
dieses gedicht ist so eine einheit.
ein einziger, unteilbarer block, dem inhalt entsprechend, wie der große, dunkle stein.


sehr gerne gelesen und kommentiert!
larin

Erich Kykal 01.10.2009 13:22

Hi, larin!

Danke für deinen lobenden Kommentar! Vorsicht, sonst machst du, was das angeht, noch Cyparis Konkurrenz!;):D
Scherz beiseite, auch ich bin ein fehlerhafter, bisweilen unsicherer Mensch und freue mich riesig über jeden Zuspruch, der mich zum Weitermachen ermutigt!

LG, eKy

Archimedes 01.10.2009 15:18

Das ausgerechnet jener Stein,
den du gefunden dort im Wald,
dir gab Erfüllung für dein Sein,
für dich Geborgenheit und Halt,

das zeugt von ewger Fantasie,
die ordnend für dich eingegriffen,
zu schöpfen hier als Harmonie,
was oft vom Schicksal abgeschliffen.

Der graue Stein wird zum Symbol
für Standhaft- und Beständigkeit,
sorgt somit für der Seele Wohl,
als Fixstern in bewegter Zeit.

Lieber Erich, du hast hier ein reizvolles Thema aufgegriffen, dem ich mich nicht entziehen konnte. Nachdem in der ersten Strophe schon die Ahnung zum Zuge kam, ist mir die erneute Ahnung in der zweiten Strophe etwas viel. Daher würde ich

verheimlicht durch den Wuchs der Bäume,
als wüssten sie in ihrem Aufenthalt...

schreiben. Deine Thematik und die Lust darauf zu antworten, haben mich hoch erfreut.
Gruß Archimedes ... der Schicksalskreise beschreibt

Erich Kykal 01.10.2009 16:00

Hi, Archimedes!

Dein Einwand ist gut! Diese Wiederholung ist mir selbst nie aufgefallen. Schade. Das "ahnten" passt so gut zum "A" von "Aufenthalt - Stabreim, oder?

Ich ringe mit mir, was mehr zählt. Gib mir Zeit!

Danke für dein Beitragsgedicht. Sehr gelungen! Es freut mich, wenn ich inspirieren kann!

LG, eKy

Dana 07.10.2009 21:37

Lieber eKy,
dein Gedicht ist ein interessanter, sehr interessanter Stein - und wohl dem, der ihn in die Hand (vor die Augen) nehmen kann.:)
In sich geschlossen und "dicht".
Als Steinsammlerin bin ich sehr von deinem Werk angetan. Keiner ist wie der andere und jeder erzählt mir Geschichten in grenzenloser Andacht und Phantasie.
Ein Bestes von deinen Besten.;)

Liebe Grüße
Dana

Der Vorschlag von Archi -wüssten- ist gut, trotz der passenden Aa's. Die große Ahnung in der 1. Strophe ist so gewaltig, dass sie einer Wiederholung nicht mehr bedarf. (Nur meine Meinung)

Erich Kykal 08.10.2009 10:30

Hi, dana!

Halb war ich ja schon überzeugt. Nun denn, es sei! Zumal es einen Stabreim mit "Wuchs" in Z1 bildet, also nun " wüssten"!
Interessant übrigens eure Einordnung hinsichtlich Qualität:
Nach meinem persönlichen Geschmack und Empfinden war dieses Werk in etwa im "Mittelbereich", aber sicher nie eins der besten. Naja, de gustibus non est disputandum, nicht wahr?

LG, eKy

Lena 08.10.2009 17:54

Lieber Erich.

Bei mir, als Leidenschaftliche Steinsammlerin läufst du offene Türen ein.

Wenn ich von mir und meinen Steinen erzählen würde..

Dein Gedicht hat mich nicht nur wegen des Inhaltes angesprochen, sondern vorallem wegen der Stimmung die du erzeugst.

Wunderbar geschrieben!

Liebe Grüße an dich

Lena :)

ginTon 09.10.2009 21:04

lieber erich kykal,,

das Werk ist wirklich sehr gut und gefällt mir außerordentlich gut...ich hoffe du verstehst mich nicht falsch wenn ich etwas sagen möchte,, was jetzt aber nichts mit dem Werk zu tun hat,, ich mag die moderne lyrik sehr und eigentlich erschafft es in meinem Herzen einen Stein, wenn ich dazu deine Signatur lese..sag, ist es nicht richtig, dass dies im Grunde selbst eine Kriegserklärung darstellt? warum eigentlich? was ist an der modernen lyrik verkehrt? na ja nichts desto trotz finde ich das ein schönes Werk :)

liebe grüße basse

Erich Kykal 12.10.2009 11:56

Hi, basse!

Das ist eine lange Geschichte! Hauptsächlich reduziert es sich allerdings darauf, dass ich oft gezwungen war, meine "altbackene, verstaubte, überkommene, usw..." Art des Dichtens, wie sie mir charmant tituliert wurde, zu verteidigen: Nur, weil es "schon mal da" war, heißt das noch lange nicht, dass es unwürdig sei. Viele "moderne" Schreiber stellten es mir aber so hin, also beschloß ich irgendwann - zumindest augenzwinkernd - mal Paroli zu bieten.

Da gewisse onomatopoetische "Werke" der Moderne (zB Jandl und Co.), vor allem aber Ungereimtes aller Art mir ohnehin meist profan und entzaubert rüberkommen, war es letzthin nicht weit bis zu dieser Signatur.
Ich ersuche dich nur, sie mit demselben Augenzwinkern zu lesen, mit dem ich sie ursprünglich verfasst habe.
NATÜRLICH gibt es auch echt gute reimlose Lyrik - ICH würde sie bloss nicht als solche bezeichnen - eher als "strukturierte Prosa" oder so. Ist eben letztlich Geschmacksache!

LG, eKy

ginTon 12.10.2009 16:26

lieber erich kykal,,

das habe ich mir denne schon gedacht..na ja was soll man sagen, man weiß nicht mehr wann es anfing, wahrscheinlich :)

ok also für mich ist es dann besonders schwer, weil ich scheinbar zwischen die Fronten geraten bin,, nun ja..ich war und bin immer dafür, dass für mich einzig und allein die Kreativität zählt und an der liegt mir es diese zu fördern oder eben auch nicht...das du sozusagen Kreativität besitzt musst du ja keinem beweisen, dies ist ja offensichtlich..:)

nun ja manches auf der Welt hat aber auch andere Hintergründe..lies dir zB Baudelaires Albatros durch,, eigentlich der Begründer der Moderne, falls es nicht schon vorher losging, und der sich auf die Sonettform spezialisierte,, in diesem Albatros geht es eben um den Dichter an sich und seinen Platz in dieser Welt...

Zitat:

Das ist eine lange Geschichte! Hauptsächlich reduziert es sich allerdings darauf, dass ich oft gezwungen war, meine "altbackene, verstaubte, überkommene, usw..." Art des Dichtens, wie sie mir charmant tituliert wurde, zu verteidigen: Nur, weil es "schon mal da" war, heißt das noch lange nicht, dass es unwürdig sei.
schon mal dagewesen :eek: wiso hast du sie 1:1 kopiert, ich hoffe doch nicht denn das sind dann Urheberrechtsverletzungen...solltest du jedoch meinen aus einer alten Form, ein neues Gedicht geschrieben haben, dann finde ich dies in Ordnung,, je nachdem was man eben ausdrücken will, klanglich natürlich auch..

Zitat:

Viele "moderne" Schreiber stellten es mir aber so hin, also beschloß ich irgendwann - zumindest augenzwinkernd - mal Paroli zu bieten.
nun ja ich denke mal, dies kam aus der Tatsache heraus, das viele Menschen Schwierigkeiten haben, die absolute Metapher, Metaphern an sich oder auch Montagen oder Absurdität zu verstehen..demnach hatten es die modernen Dichter sicherlich auch nicht einfach...nur weil man etwas nicht versteht muss es ja nicht unbedingt falsch sein..nehmen wir zB den Sinn eines Koans, eines der ältesten Verse, manche werden dazu nie Zugang finden..usw.

Zitat:

Da gewisse onomatopoetische "Werke" der Moderne (zB Jandl und Co.), vor allem aber Ungereimtes aller Art mir ohnehin meist profan und entzaubert rüberkommen, war es letzthin nicht weit bis zu dieser Signatur.
Ich ersuche dich nur, sie mit demselben Augenzwinkern zu lesen, mit dem ich sie ursprünglich verfasst habe.
nun ja dies war aber auch der Sinn dieser Lyrik, da die Welt durch die Industrialisierung und alles weitere Weltkriege usw. sehr entzaubert war und die Verarbeitung einiger Themen eben nur ohne gängigen Rhythmus usw möglich wäre/war...der Ausdruck spiegelt den Inhalt und die Welt draußen..

Zitat:

NATÜRLICH gibt es auch echt gute reimlose Lyrik - ICH würde sie bloss nicht als solche bezeichnen - eher als "strukturierte Prosa" oder so. Ist eben letztlich Geschmacksache!
ja du hast in dem Punkt mitunter Recht..das Lyrik von der Leier abgeleitet ist, jedoch gibt es ja auch in der Musik durchaus ungeordnetere Kompositionen..yazz usw...aber ich verstehe dich schon

nun gut ich als zwischengleid würde natürlcih gerne, dass sich alle wunderbar vertragen, da ich mich auch nicht unbedingt zu einer Seite hingezogen fühle, sondern eher beidseitig agiere...vllt sollte man schlußendlich von dem Gesichtspunkt ausgehen, dass beide Seiten kreativ oder künstlerisch aktiv sind...in dem Sinne :)

liebe grüße basse

Erich Kykal 30.10.2009 11:20

Hi, basse!

Grade habe ich die Expressionisten gelesen: Sagt dir Ball was? Oder war es Arp? Egal! Als ich diese nur noch aus sinnlosen klangmalenden Silben bestehenden "Gedichte?" las, konnte ich nur den Kopf schütteln:
Offenbar fiel manchen einfach wirklich nichts anderes mehr ein als solch eine - sag ich mal - Verarschung und Ausverkauf all dessen, was Lyrik groß und schön macht!
Ich verstehe natürlich die intellektuelle Idee dahinter, dennoch fühle ich mich - und alle großen Namen der Vergangenheit - durch die Bezeichnung "Lyrik" für solches onomatopoetisches Treiben herabgewürdigt!
Ich weiß, nur ein Empfinden, aber eben meins!

LG, eKy


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