Gedichte-Eiland

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charis 05.12.2015 19:35

Ich will es wagen
 
Ich will nach nie Erzähltem fragen
Entschlossen in den Himmel ragen

Die dunkelblauen Sommernächte
Gleich dir als Seidenkleider tragen

Ich will, wenn blind die Stürme wüten
Mich biegsam neigen ohne Zagen

An frostig kurzen Wintertagen
Die Nacktheit mit Grandezza tragen

Ich will den Jahresringen lauschen
Geborgen unter zarten Lagen

Von Raureif deine Träume teilen
Gelassen aller Welt entsagen

Geduldig, bis die Knospen springen
Ich will den steten Wandel wagen

Erich Kykal 06.12.2015 11:07

Hi, Charis!

Versuchst du dich mit einer Ghasel? Schön das!

Ein paar Tipps:

Ich will nach nie Erzähltem fragen
Entschlossen in den Himmel ragen

Die dunkelblauen Sommernächte
Gleich dir als Seidenkleider tragen Hier gefiele mir sprachmelodisch ein "gleich dir wie" besser.

Ich will, wenn blind die Stürme wüten
Mich biegsam neigen ohne Zagen

An frostig kurzen Wintertagen Ist hier nicht ein Reim zuviel für das Ghaselmuster? Mir gefällt's, aber ob's richtig ist?
Die Nacktheit mit Grandezza tragen

Ich will den Jahresringen lauschen
Geborgen unter zarten Lagen

Von Raureif deine Träume teilen
Gelassen aller Welt entsagen

Geduldig bis die Knospen springen
Ich will den steten Wandel wagen


Eine Version mit korrekten Satzzeichen:

Ich will nach nie Erzähltem fragen,
entschlossen in den Himmel ragen,
die dunkelblauen Sommernächte
gleich dir wie Seidenkleider tragen.
Ich will, wenn blind die Stürme wüten,
mich biegsam neigen ohne Zagen,
an frostig kurzen Wintertagen
die Nacktheit mit Grandezza tragen.
Ich will den Jahresringen lauschen,
geborgen unter zarten Lagen
von Raureif, deine Träume teilen,
gelassen aller Welt entsagen,
geduldig, bis die Knospen springen.
Ich will den steten Wandel wagen.

So würde ich es gern lesen ... ;) Mit eingeteilten Sätzen verschwindet auch das "Leiernde" fast völlig, das meines Erachtens mehr der Präsentationsform geschuldet ist, die du gewählt hast.

Sehr gern gelesen!:)

LG, eKy

charis 06.12.2015 18:36

Ja ich habs versucht, lieber Eky,

Danke für deine anerkennenden Worte. Ob in der Mitte der Doppelreim "richtig" ist, ist mir ehrlich gesagt ziemlich egal. ;)

Das "wie" klingt schöner, aber ich wollte nicht vergleichen sondern konkret sein, auch wenn das natürlich eher Fantasy ist. ;)

Am Anfang war es so ähnlich wie deine Version, aber dann haben mich die vielen Satzzeichen gestört - zuviel Unruhe - , deshalb habe ich diese "äußere Form" gewählt. Auch das beruhigende, klare Bild der großen Anfangsbuchstaben, die ich normaler Weise nicht mag, hat mir hier irgendwie gefallen, ebenso die "Pausen", also die Stropheneinteilung.

Lieben Gruß
charis

juli 08.12.2015 17:24

Hallo charis,

Das liegt auf meiner Wellenlinie. Hier im Forum gibt es jetzt jede Menge Ghasele, und deines hier macht Gute Laune. Es sind optimistische Bilder. Es sprüt von Lebenslust und macht Mut mal fünfe Grade zu machen.

Sehr gerne gelesen und jetzt gehe ich mit frischem Schwung in den Abend.:)

Liebe Grüße sy

:Blume::Blume::Blume:

Chavali 08.12.2015 17:32

Liebe charis,

was für ein schönes Ghasel :)
Es verbreitet Optimismus und erweckt zustimmendes Nicken und Lächeln.

Prima gelungen!

Lieben Gruß,
Chavali

Lailany 09.12.2015 01:33

Liebe charis,
ich kann mich den lobenden Worten der Vorkommentatoren nur anschließen.
Sehr poesievoll, mein absolutes Highlight ist der 4. Zweizeiler in seiner filigranen, hauchzarten Erotik. Aber auch die Stärke des LI lässt du durchschimmern.
Das hast du wunderbar eingefangen.

Wahrlich gelungen gewortet.:)

LG von Lai:Blume:

Falderwald 10.12.2015 18:16

Servus charis,

ich kann mich da auch nur anschließen und dir sagen, dass dies ein sehr schöner Ghaseltext ist.

Die von Erich vorgeschlagene und von dir umgesetzte Änderung hat dem Text gut getan, das liest sich jetzt wirklich sehr gut.
Wahrscheinlich entspricht die doppelt gereimte Zeile in der Mitte tatsächlich nicht den Vorgaben eines Ghasels, aber ich muss auch sagen, da kann man in diesem Fall drauf pfeifen, es passt und hört sich gut an.

Also alles in allem ein gelungener Text, den ich gern gelesen und kommentiert habe...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald



Erich Kykal 10.12.2015 20:05

Hi, Faldi!

Soweit ich sehe, hat Charis nicht einen einzigen Vorschlag von mir umgesetzt. Wovon sprichst du?

LG, eKy

Falderwald 10.12.2015 20:18

Servus charis und Erich,

stimmt, da habe ich zu schnell gelesen.

Ich war der Meinung, charis habe diese Stelle nach Erichs Anmerkung geändert:
Zitat:

"Gleich dir als Seidenkleider tragen"
Hier gefiele mir sprachmelodisch ein "gleich dir wie" besser."
Da habe ich zu schnell gelesen und als ich den Änderungsvermerk las, dachte ich, charis habe das umgesetzt.

Also diese Aussage bitte aus dem obigen Kommentar gedanklich streichen.

Tut mir leid...:o


Liebe Grüße

Falderwald



Erich Kykal 10.12.2015 21:57

Hi, Faldi!

Schon gut - ich wollte dich nur ein wenig triezen!;) Wem von uns ist derlei hier noch nie passiert??:Aua

Schade übrigens, dass Charis nicht auf mich hört (Schluchzend in tragische Pose werf!).
Mit der von mir vorgeschlagenen Einteilung in ordentliche Sätze und der Auflösung der Doppelzeilenstruktur könnte sie den "Leiereffekt" nahezu beseitigen!

Schließlich ist nicht vorgeschrieben, ein Ghasel so starr zu präsentieren (wie dein eigenes Beispiel zeigt).

LG, eKy

Agneta 10.12.2015 22:19

Agneta?:)
Das ist nicht mein Gedicht, also kann ich auch nichts ändern:)?Hattest du schon ein paar Glühwein, so wie ich beim Heilige Momente-Gedicht, Falder?:D

Zum Gedicht kann ich mich kurz fassen,liebe Charis:
das doppelte tragen.
Insgesamt fehlt mir der resummierte Schluss, denn der Wandel ist nicht unbedingt in den vorhergenannten Fakten impliziert. Wenn DAS so wäre, dann wäre die Ghasele genial.;)
So wie es ist, kommt es mir etwas wie eine Aufzählung daher, allerdings in den Einzelbildern recht poetisch. Da könnte man also noch etwas feilen auf einen Resumeepunkt hin...
LG von Agneta

Falderwald 11.12.2015 05:17

O je, man kann auch manchmal zu blöde sein.

Aber es lag definitiv nicht am Glühwein, war wohl eher "ghaselblind". ;)

Habe es geändert.

Liebe Grüße

Falderwald



charis 11.12.2015 08:03

Viel los hier! Ich freu mich!

Liebe Sy, liebe Chavali

Es freut mich sehr, dass ich euch zum Lächeln bzw. in Schwung bringen konnte. Genau so war es gedacht.

Liebe Lai,

Zitat:

Sehr poesievoll, mein absolutes Highlight ist der 4. Zweizeiler in seiner filigranen, hauchzarten Erotik. Aber auch die Stärke des LI lässt du durchschimmern.
Es freut mich besonders, dass du auch Erotik in den Zeilen erkannst hast, das war durchaus Absicht, denn es ist ja eine "verliebte Rede". Die Stärke des LI kommt wohl von der Spiegelung des starken "Geliebten". Ich hoffe, es ist nicht nur eine Momentaufnahme.;)

Lieber Faldi,

Alles ok. Ich danke für deine positive Beurteilung. Ich bin ganz zufrieden, dass du irrtümlich meintest, es sei deshalb gut, weil ich Ekys Änderungen übernommen hätte. Dann kann mein (fast) unverändertes Original ja nicht ganz so daneben sein. ;)

Lieber Eky,

Zitat:

Schade übrigens, dass Charis nicht auf mich hört (Schluchzend in tragische Pose werf!)
**tröstend über das Köpfchen streichelnd**: Eky, ich hab das Komma nach "geduldig" übernommen und das war sehr wichtig!

Deine Version steht ja auch da. So ist das mit den Schülern, die entwickeln doch glatt ihren eigenen Kopf. Sprich: du bist mir ein guter Lehrer.

Liebe Agneta,

Das doppelte "tragen" ist ganz bewusst gewählt.

Zitat:

Insgesamt fehlt mir der resummierte Schluss, denn der Wandel ist nicht unbedingt in den vorhergenannten Fakten impliziert. Wenn DAS so wäre, dann wäre die Ghasele genial.
Ja, wenn dem so ist, dann habe ich wohl etwas falsch gemacht. Ich dachte es geht deutlich hervor, wer dieser Geliebte des LI ist und was ich da beschreibe. Ich erkläre es jetzt ganz bewusst nicht, denn vielleicht mag noch der eine oder andere Leser noch ein bisschen rätseln.


An Euch alle einen herzlichen Dank für eure Einträge!

Lieben Gruß
charis

Agneta 11.12.2015 11:30

Hm... weshalb hast du denn das "tragen" bewusst doppelt eingesetzt?
Als Stilmittel macht es wenig Sinn, weil ein Seidenkleid tragen und Nacktheit tragen hat dieselbe Aussage von tragen.
Wäre es nun im doppeldeutigen Sinne, also ein Echoreim mit tragen, sein Schicksal tragen z.B. oder im Sinne von ertragen, wäre es etwas anderes.
Als umrahmenden Schluss und Anfang könnte ich es mir auch in einer Wiederholung vorstellen- auch das wäre dann ein Stilmittel.
Hier will sich mir das nicht als Stilmittel erschließen...:)
LG von Agneta

charis 11.12.2015 15:33

Liebe Agneta,

Danke, dass du dir so viele Gedanken über meine Zeilen machst!

Zitat:

Als Stilmittel macht es wenig Sinn, weil ein Seidenkleid tragen und Nacktheit tragen hat dieselbe Aussage von tragen.
Nein, es ist nicht dieselbe Aussage, wenn man die Entwicklung bzw. die dazugehörigen Verse in das Gedankenspiel miteinbezieht.

Zitat:

Wäre es nun im doppeldeutigen Sinne, also ein Echoreim mit tragen, sein Schicksal tragen z.B. oder im Sinne von ertragen, wäre es etwas anderes.
Ja, so ist es: Das leichte Sommerkleid trägt man einfach - in einer lauen Sommernacht. Die (winterliche) "Nacktheit" dagegen, muss man ertragen.

Lieben Gruß
charis

Claudi 11.12.2015 15:40

Hallo Charis,

sehr schön, dein Ghasel. Hier kommt die Geschlossenheit der einzelnen Verse durch die Großbuchstaben wunderbar zum Tragen. Das hätte ich genauso gemacht, obwohl ich mich sonst auch eher für Kleinschreibung am Versbeginn entscheide.

Das Tragen im Nacktvers hat für mich durchaus eine andere Bedeutung als das Tragen der Kleidung. Der Baum erträgt die vorübergehende Nacktheit eben auch mit Grandezza.

Kompliment! Das ist für mich ein feines, gelungenes Werk. :)

LG Claudi

Edit: Oh, ich seh gerade, wir haben uns überschnitten.

charis 11.12.2015 16:12

Liebe Claudi,

Zitat:

Oh, ich seh gerade, wir haben uns überschnitten.
Das heißt also, du hattest meine Erklärung noch gar nicht gelesen, dann freut es mich umso mehr, dass du meine Intention erkannt hast und diese dann offensichtlich auch herauszulesen ist. Ich denke oft, meine Gedankengänge sind zu verquer. :Aua

Vielen Dank für deine Beschäftigung damit und dein großes Lob! :Blume:

Lieben Gruß
charis


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