Sommerabend
Der Nachmittag veratmet letzte Sonnenglut.
Kaum Wind. Am Horizont nur rosa Berge aus Wolkenschaum. Sinds Feen, Riesen, Zwerge? Die Mücken schwärmen aus. Die Arbeit ruht. In Winkeln, wo sich fahles Dämmerlicht erhebt, lässt erste Kühle schon ein wenig schauern. Die Tagesneige lächelt. Mit Bedauern sinkt still herab der Rose Blütenkleid. Es webt ein erster, silberner Altweiberfaden sein zartes Band durchs Sommerabendlicht. Die Bauern kehren von den Feldern, fruchtbeladen. Da wachsen aus den Wäldern lange Schatten, den Weg entlang, bedecken Wiesen, Matten. Der Tag verklingt, verhüllt sein müdes Angesicht... |
Liebe Larin,
ich möchte jetzt den Sommer genießen!!!!!! Dein Sonett lässt schon den Herbst aufkommen :eek:. Sehr, sehr stimmungsvoll und friedlich empfinde ich Deinen Text; die Bilder sind Dir ganz hervorragend gelungen! Dein Versuch, ein Sonett zu schreiben, ist Dir mit winzigen Fehlerchen gelungen, es klingt sehr schön. Die Technik erscheint mir noch nicht ganz perfekt: Es ist besser, einheitliche Kadenzen zu benutzen, also entweder weibliche oder männliche. Dadurch wird die Aussage deutlicher. Die Silbenanzahl sollte sich durchgängig nach den Kadenzen richten. Bei weiblichen 11, bei männlichen 10 Silben. Obwohl ich Enjambements sehr mag, sie sind beim (klassischen!) Sonett nicht erwünscht (ich konnte sie auch nicht immer umgehen :eek:). Deine sind sehr schön und locker. Nur der Zeilenübergriff zwischen den beiden Terzinen erscheint mir etwas unrhythmisch. Mir gefällts! Herzliche Grüße, Medusa. |
liebe medusa,
danke fürs korrektur lesen. bei dem zeilen übergan zwischen den terzinen bin ich mir auch nicht sicher gewesen, ich hatte es es zuerst anders . vielleicht stelle ich das auch noch mal ein- zum Vergleich. männlich kadenzen , da heißt , die zeilen, die auf - ut, -ebt enden, müsste ich kürzen? na, mal sehen... leibe grüeß,larin |
Nee Larin,
nichts kürzen, dranhängen! Männliche Kadenzen sind, wie Du schreibst, die zeilen, die auf - ut, -ebt und noch viele mehr enden......:). Sie klingen stumpf und fordernd. Weibliche Kadenzen hingegen klingen und wirken weicher, beispielsweise -anen, -enen, -inen, -onen, -unen usw. Ich weiß, das ist nicht einfach. Aber warum sollen wir nicht auch mal was Ernst nehmen :)? Ich wünsche Dir viel Glück. Liebe Grüße, Medusa. |
Liebe larin, |
liebe chavali,
vielen dank fürs lesen und mitschwingen - hier hab ich wirklich mal lange gegrübelt, um das allmähliche ausklingen des sommerabends in die rechte form zu bringen, denke, das ist gelungen. hab nun medusa als formenexpertin um hilfe gebeten, ob das auch formal richtig geworden ist. liebe medusa, jetzt weiß ich nicht , wer von uns beiden anders zählt. ich zähle so: 1.zeile: 12 silben, männlich ( also müssten zwei weg) 2.zeile: 11 silben, weiblich 3.zeile: 11 silben, weiblich 4.zeile: 10 silben,männlich 5.zeile: 12 silben, männlich (also müssten zwei weg) 6.zeile: 11 silben, weiblich 7.zeile: 11 silben, weiblich 8 zeile: 12 silben , männlich ( also müssten zwei weg) 9.zeile: 11 silben, weiblich 10.zeile: 10 silben ,männlich 11.zeile: 13 silben ,weiblich ( auch zu lang, also zwei weg) 14.zeile: 11 silben , weiblich 15.zeile: 11 silben, weiblich 16.zeile: 12 silben, männlich (auch zwei weg) also gehts doch eher um verkürzung als um verlängerung? der übergang der beiden terzinen gefällt mir immer weniger, da wird mir wohl noch was einfallen müssen... ich rätsle die ganze zeit darüber, wieso mein gedicht herbstliche assoziationen bei dir geweckt haben könnte. vielleicht was es die "schauerliche kühle" im zweiten quartett? aber ich kenne durchaus sommerabende im hochgebirge, bei denen die tageshitze fließend übergeht in eine erfrischende, kühle nacht. (nicht so wie bei uns großstädterin, die im hochsommer tag und nacht in der heißen bratpfanne weiterschmoren....!) also könnte man dieses sonett auch "bergsommerabend" nennen, wenn es dann für dich treffender ist.. (die berge hab ich nur gleich in der zweiten zeile an den horizont gestellt, nö, das geht wohl auch nicht....) liebe grüße larin |
Liebe larin,
was soll ich da noch schreiben? Zum Verneigen schön! Auch wenn Dir ein "r" entwischt ist. Ach, wenn ich so schreiben könnte! Lieben Gruß von cyparis (enjambementlüstern) |
Schau mal, liebe Larin,
ich hab was für Dich: Sonette schreiben leicht gemacht |
liebe larin,
das ist mit abstand eines der bildreichsten, weichsten, wärmsten und melodiösesten sonette, das ich je gelesen habe. die bereits erwähnte "friedlichkeit" und "sanftheit" lassen die stimmung eines perfekten spätsommerabends beinah zum greifen nah werden. eine eindringlichkeit, die ganz ohne wortgewalt oder zu starke bilder auskommt und vermutlich genau deshalb so starke wirkung entfaltet. wunderwunderschön! und was mich angeht, würde ich kein fitzelchen ändern. die melodie fließt einwandfrei und die paar "wendungen", die der sprachfluss macht, gleichen fast einem tanz, der hin- und herwiegt, bevor er in die nächste drehung geht. danke für dieses großartige stück lyrik! ich hab es sehr genossen! liebe grüße, fee |
liebe cyparis, liebe fee,
danke für euer beider lob! auch wenn - laut medusa - von den silben her noch nicht alles stimmt, diese stimmung des sommerabends, der von der hitze in die kühlung schwindet- wollte ich doch vor allem einfangen.... liebe medusa, deine beispielsonette sind sehr hilfreich,danke! (ich weiß trotzdem immer noch nicht, wie du bei meinem sonett auf die genannte silbenanzahl kommst - wenn ich genau nachzähle, müsste ich kürzen) aber an der mathematik wollen wir uns jetzt nicht auseinanderdividieren! das "zurück" der letzten terzine hab ich abgewandelt auf "ins Heim" - weil es so weicher klingt. liebe sommerabendliche grüße, lairn |
Liebe Larin,
jetzt erst verstehe ich, was Dich verwirrt ;). Ich meinte doch nicht, dass an die Verse weitere Silben gehängt werden sollten, ich meinte die Kadenzen :D! Manno, da hatte ich ein Brett vorm Kopp! Tut mir leid :). "Ins Heim" ist keine gute Lösung, es hat einen üblen Beigeschmack. Was hälst Du von "nach Haus"? Ich hab noch eine andere Idee: Die Bauern kehren von den Feldern, fruchtbeladen, Die Bauern kehren heim, sind fruchtbeladen, ins Heim. Da wachsen aus den Wäldern Schatten, schau an (:eek:), es wachsen aus den Wäldern Schatten, Vielleicht kannst Du damit was anfangen? Gute Nacht, Medusa. |
liebe medusa,
ach so - jetzt bin ich beruhigt , dachte schön , ich könnt nicht mehr zählen:confused: den übergang der beiden terzinen hatte ich ursprünglich so: [I]Die Bauern kehren von den Feldern, fruchtbeladen. Da wachsen aus den Wäldern lange Schatten den Weg entlang, bedecken Wiesen, Matten,....[I] Aber dann dachte ich : kehren alleine klingt irgendwie nach Besen. deshalb: zurückkehren, heimkehren außerdem fiel mir dann auf, dass sich lange Schatten in unmittelbarer nähe zu entlang befindet , und für dieses wort fällt mir beim besten willen kein anderes ein. also, was tun ? das kleinere übel schien mir das emjambement. aber diese stelle hakt wirklich. und : nach haus kehren ist mir als formulierung auch nicht so geläufig, (genau genommen ist auch nach heim - kehren blöd.) weiter grübeln... danke aber fürs mitdenken, larin |
Hallo Larin!
Ein schönes Gedicht, wo auch der Lesefluss nicht stockt. Gerade bei anspruchsvollen Gedichten sehe ich immer wieder bei manchen Leuten, wie sie bei aller inhaltlicher Pracht leider das Fließen auf der Strecke bleibt. Die Aufzählung Feen, Riesen, Zwerge und noch als Frage, stört mich etwas. Du schreibst ja, es sind rosa Berge. Ein Berg ist kein Hügel und somit für mich auch kein Zwerg, sondern ein Riese. Was hälst du davon? Der Nachmittag veratmet letzte Sonnenglut. Gemächlich ziehn aus Wolkenschaum die Zwerge und Riesen über leuchtend helle Berge. Die Mücken schwärmen aus. Die Arbeit ruht. Wenn mir noch was einfällt, melde ich mich nochmal. Gruß R.H. |
lieber haselberger,
das fließen kann man sich erhalten , wenn man sich das eigene produkt oft und oft und oft vorliest - dann hört man, ob es irgendwo stockt... habe mich sehr darum bemüht, darum freut ist mich ,wenn es gelungen ist... die "berge" am horizont sind ja nicht echt, sondern aus rosa wolkenschaum - da könnte man schon allerhand formen in sie hinein sehen.... (daher auch das fragezeichen) ich wills mal doch so lassen ,wies ist. danke auch dir für deinen kommi, larin |
liebe larin,
also dieses Werk ist wirklich wunderschön, mit den eingebauten Zeilenbrüchen wirkt es um so mehr ..vor allem der Übergang zwischen dem Vier- und Dreizeiler hat mir sehr gut gefallen...es ist von chavi denke ich berechtigter Weise zu einem der besten Gedichte des Monats gewählt worden, yip auch mir gefällt es sehr..:) liebe grüße basse |
lieber basse,
wenn jemand, der sich so wie du lieber in freieren formen der lyrik findet , einem gedicht in der strengen sonettenform etwas abgewinnen kann, dann heißt das doch nur, dass ein brückenschlag gelungen ist - und darüber freu ich mich ganz besonders..... danke auch dir, larin |
hallo larin,
auch mir gefällt dein Sommerabendgedicht sehr gut, ob Sonett oder nicht. Du hast uns ein stimmungsvolles Sommerbild geschenkt, welches zum Träumen einlädt. Allein der Hinweis auf den nahenden Altweibersommer stimmt mich ein wenig wehmütig. Sind wir schon so weit? Eine Kleinigkeit ist mir aufgefallen. In Strophe schreibst du Die Bauern kehren von den Feldern, fruchtbeladen M. E. müsste es korrekt heißen: Die Bauern kehren von den Feldern, fruchbeladen heim (zurück). Ich weiß, dann passt die Silbenzahl wiederr nicht. vielleicht findest du ja eine Lösung. Gern gelesen. Viele Grüße ruhelos |
liebe ruhelos,
danke für deine anerkennenden worte. mit gutem gespür hast du natürlich gleich die stelle gefunden, mit der ich selber noch nicht ganz zufrieden bin. hatte dort auch schon eine andere lösung,nämlich: Die Bauern kehren von den Feldern, fruchtbeladen, zuürck. Da wachsen aus den Wäldern Schatten.... (hat mir aber auch nicht wirklich besser gefallen.) na, ich werd noch weitergrübeln... liebe grüße, larin |
Liebe Larin, obwohl du schon so viele Lobesworte lesen konntest, will ich auch meine Verehrung für dieses Werk nicht verschweigen. Besonders die erste Strophe hat es mir angetan, erinnert sie mich doch an ein Chorstück von Mendelssohn "Ruhetal". Es heißt da:
Wenn im letzten Abendstrahl gold'ne Wolkenberge steigen, und wie Alpen sich erzeigen, frag ich oft mit Thränen: liegt wohl zwischen jenen mein ersehntes Ruhethal? Da haben wir doch eine Analogie zu deinem wunderbaren "rosa Wolkenschaum". Eine Kleinigkeit möchte ich noch anmerken: mich stört das "wo" nach dem Komma. Man könnte schreiben_ In Winkeln, wo sich fahles Dämmerlicht erhebt, ( , dort sich) oder(, weil sich ) lässt erste Kühle schon ein wenig schauern. Großartiges Stück und Danke fürs Genießen Gruß Archimedes ... der mit den Anerkennungskreisen |
lieber archimedes,
vielen dank für die netten zeilen und den text des chorstückes von mendelssohn! ja, du hast recht: darin spiegelt sich eine ähnliche ruhe wieder, wie an dem von mir beschriebenen abend. deine anregung bezüglich des "wo" nach komma ließ ich mir durch den kopf gehen - nach meinem sprachgefühl wüsste ich mir aber ( immer noch) kein geeigneteres wort. ( mich persönlich stört das "wo" überhaupt nicht) "wo" ist lokal gemeint, das trifft meine aussageabsicht - zu begründen gibt es dabei nichts (daher kein "weil") . auch "dort" trifft sich nicht mit meinem sprachgebrauch - kann damit eigentlich nur wenig anfangen , der satz fühlt sich dann irgendwie unfertig an..... aber das sind vielleicht auch nur winzige regionale unterschiede. danke auch dir für die auseinandersetzung mit meinem gedicht! larin |
Liebe larin, du hast dir meinen Vorschlag durch den Kopf gehen lassen und bist zu einem anderen Schluss gekommen. War ja nur eine Kleinigkeit und tut dem schönen Gedicht keinen Abbruch.
Ich wollte den Dichter noch nachreichen: "Ruhetal" von Ludwig Uhland Gruß Archimedes ...dem gerade so kreismäßig nichts einfällt |
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