Gedichte-Eiland

Gedichte-Eiland (http://www.gedichte-eiland.de/index.php)
-   Denkerklause (http://www.gedichte-eiland.de/forumdisplay.php?f=15)
-   -   Die Todsündengedichte (http://www.gedichte-eiland.de/showthread.php?t=12190)

Chavali 19.07.2014 15:45

Die Todsündengedichte
 


Hochmut (Todsünde Nr. 1)

Du schaust auf alle hernieder,
dein Blick ist eitel und stolz!
Doch wisse: Dummheit und Hoffart
entstehen auf moderndem Holz.

Dein Dünkel ist unerträglich,
wie sind wir doch darin so gleich!
Das kleine Gehirn unbeweglich,
es spielt dir so manchen Streich.

Du bist mit dir selbst zufrieden,
erkennst nicht des Lasters Gefahr!
Am Ende wirst du gemieden,
bist einsam wie Greisenhaar.




Geiz (Todsünde Nr.2)


Der Geizhals zählt täglich sein kostbares Geld
mit gierigen Augen in ärmlicher Kammer.
Um ihn und sein Leben ist's traurig bestellt,
er hat nichts davon, ist ein Bild voller Jammer.

Er kann es nicht teilen, hat niemals genug.
In Kargheit verlebt er die lastenden Tage,
er bechert nur Wasser zum trockenen Brot.
Die Seinen verkümmern in Sorgen und Not.

Bisher siegte Habgier wohl über den Tod,
er raffte und schaffte die Taler herbei,
doch nun sieht er schwächelnd das Morgenrot:
ein Atemzug nur noch - und dann ist er frei.



Neid (Todsünde Nr.3)


Sie geben sich locker und sind doch verkrampft
in ihrem ureignen Begehren,
pro domo die Wahrheit wird einfach zerstampft,
wobei sie die Lügen vermehren.

Sie schleimen und flöten aus sicherem Loch
und scheinen dich ganz zu verstehen.
Sie lächeln dich an und würden dich doch
am liebsten von hinten nur sehen.

Denn eitel sind sie wie nichts auf der Welt
und wähnen sich vorrangig vorne,
der Neid zerfrisst sie und hat sie gefällt
und sticht und bestärkt sie im Zorne.



Zorn (Todsünde Nr.4)


Er frisst sich durch sämtliche Stände und Schichten,
lässt schorfige Wunden und Narben zurück.
Er kann nicht auf seine Vergeltung verzichten,
braucht täglich vom Kuchen der Rachsucht ein Stück.

Die Wut ist gewaltig und raubt den Verstand,
gräbt schwelende Löcher im Hort der Vernunft.
Sie quillt aus der Tiefe wie schwärender Brand,
ein rasender Dämon der dunkelsten Zunft.

Der Zorn lässt den Menschen bedenkenlos sein,
die Normen und Regeln, sie sind ihm egal!
Er zürnt und verhärtet zu fühllosem Stein,
so muss er zerstören und hat keine Wahl.



Wollust (Todsünde Nr.5)

In heißen Gelüsten wälzen sie sich
und geben dem Drängen nach,
wann immer sie wollen, lagern sie sich
in jedwedes Schlafgemach.

Gefühle der Demut verströmen sie nicht,
auch keine Bedenken und Scham,
die Triebe beherrschen, das wollen sie nicht
und steigern sich in ihren Wahn.

Sie ziehen so ruchlos und frevelnd ins Land,
die Keuschheit ist ihnen fremd,
und lästerlich greifen sie nach der Vision,
die gar keinen Anstand kennt.

Verlogen erscheint diese Eigenschaft,
die ach so Moralisches predigt,
doch trunken sich badet in teuerstem Wein.
Das Volk ist vom Durste geschädigt.



Völlerei (Todsünde Nr.6)

Endlos und maßlos stopfen sie sich
haltlos die gierigen Bäuche voll.
Selbstsucht und Wahnsinn treiben sie an,
und die größte Wampe hat der Kaplan.

Der Völlerei wird maßlos gefrönt!
Kein Gedanke wird daran verschwendet,
dass eine Welt stirbt an Elend und Harm,
durch Fresssucht sind sie geblendet.

Jene, die haben, geben nichts ab,
wichtiger ist ihr höchsteignes Befinden,
gierig erraffend, was habhaft erscheint,
hören sie nicht, wenn ein Hungerkind weint.

Überfluss ist heute hoch angesagt
in dieser modernen, gefräßigen Welt!
Kaufen und Horten bringt noch mehr Geld,
soziales Verhalten ist da nicht gefragt.




Trägheit (Todsünde Nr.7)


Träge und ehrlos zerfließen die Tage,
Arbeit und Mühe als Fremdwort begriffen;
Faulheit und Feigheit - für sie keine Frage,
Würde und Stolz sind schon lange vergriffen.

Trauriges Leben, behäbig und dumm,
Wille getrübt, ohne Tatkraft und Mut!
Helfende Hand und das Wort bleiben stumm,
selbst wenn sie könnten, bleibt kalt faules Blut.

Schwermut des Hirnes wird sie zerfressen,
Wegesgefährten, sie wenden sich ab;
mit ihnen stirbt, was sie einstmals besessen
und finden die Ruhe, die letzte, im Grab.




edit:


Diese Gedichte sind aus 2008.

Ich habe sie, leicht überarbeitet, hier noch einmal im Ganzen eingestellt,
um einen Vergleich zu schaffen.

Wenn ich dachte, sie sind ganz gut gelungen, schaue sich Erich Kykals Version an
als Sonettzyklus

Dagegen kann wohl kaum jemand mithalten.













Erich Kykal 19.07.2014 17:57

Hi, Chavi!

Danke nochmal für die lobende Erwähnung hier!:Kuss

Deine Gedichte - ich entsinne mich ihrer noch - haben allerdings damals durchaus dazu beigetragen, dass ich mich überhaupt mit dieser Thematik befasste. Auslöser war - neben spätmittelalterlichen Bildwerken - sicher der Thriller "Sieben", aber deine und andere Gedichte dazu hier in den Foren ließen über Jahre in mir den Gedanken reifen, mich mal selbst da dranzuwagen.

Nun zu deinen Werken:

Hochmut (Todsünde Nr. 1)

Du schaust auf andre hernieder, Für Takt und Sprache sauberer: "alle" statt "andre".
dein Blick ist eitel und stolz!
Doch wisse: Dummheit und Hoffart
entstehen auf mürbendem Holz. "moderndem" wäre klarer. Gibt es den Begriff "mürbend" überhaupt? "Mürbe" ja, aber so?

Dein Dünkel ist unerträglich,
wir sind doch alle gleich! Betonter Beginn bei sonst unbetonten Auftakten. Korrektur: "wie sind wir doch darin so gleich!"
Das kleine Gehirn unbeweglich,
es spielt dir so manchen Streich.

Du bist mit dir selbst zufrieden,
erkennst nicht des Lasters Gefahr!
Am Ende wirst du gemieden,
bist einsam im Greisenhaar. Wäre ein "wie" statt des "im" hier nicht eleganter?


Später mehr zu den anderen Gedichten.

Sehr gern (wieder) gelesen!

LG, eKy

ginTon 19.07.2014 18:36

Hi chavilein,,

manno, du hättest mal die werke einzeln einstellen sollen. so fange ich dann
auch mit dem ersten werk an, dies da lautet: hochmut

inhaltlich finde ich den stoff sehr interessant. :) ich habe, denke ich, auch ein zwei stellen gefunden, die mir so nicht ganz klar werden und werde dir diese erläutern. :o


Zitat:

Du schaust auf andre hernieder,
dein Blick ist eitel und stolz!
Doch wisse: Dummheit und Hoffart
entstehen auf mürbendem Holz.
"andre" finde ich im gegensatz zu erich kykal sehr gut, da "alle" impliziert, dass ein hochmütiger auf wirklich alle herab schaut, was ich mir schwerlich vorstellen kann. ich bin auch, wie erich, über die letzte zeile gestolpert, da ich nur den begriff "zermürben" oder "moderndem" kenne. es könnte sich aber auch um einen neologismus handeln, deswegen? ;)


Zitat:

Dein Dünkel ist unerträglich,
wir sind doch alle gleich!
Das kleine Gehirn unbeweglich,
es spielt dir so manchen Streich.
diese strophe finde ich sehr gut. kleines gehirn lese ich als metapher für kleingeistigkeit, ohne die größe des gehirns anspielen zu wollen, die ja, so denke ich durchschn. bei jedem in etwa gleich ist..natürlich denkt derjenige, welcher sich auch gedanken über andere macht in einem größeren rahmen, fraglich also, ob der ausdruck so präzise gewählt ist, dass dies interpretierbar ist, was du ausdrücken möchtest.

vllt hast du auch das kleinhirn gemeint? "dein kleinhirn macht dich unbeweglich"


Zitat:

Du bist mit dir selbst zufrieden,
erkennst nicht des Lasters Gefahr!
Am Ende wirst du gemieden,
bist einsam im Greisenhaar.
auch diese strophe gefällt mir..persönlich würde ich weder zu "im" noch "wie" tendieren, sondern "trägst"... "bist einsam, trägst..." oder "mit"...

finde das Werk sehr schön :)...liebe Grüße ginnie

Erich Kykal 19.07.2014 19:33

Hi, Chavi!

In S1Z4 fehlt nach der Änderung (Danke!:Kuss) eine Leerstelle.

LG, eKy

Chavali 20.07.2014 10:07

Hi ginnie,
Zitat:

manno, du hättest mal die werke einzeln einstellen sollen.
waren sie schon einmal.
Jetzt habe ich sie überarbeitet wieder neu eingstellt, um einen Vergleich zu Erichs Todsünden
zu haben und eventuelle Verbesserungen vorzunehmen, was ich auch schon getan habe.
Bin aber für weiteres immer offen. Von daher freue ich und bedanke mich über dein Gefallen und deine Ideen :Kuss



Hi Erich,

deine Vorschläge habe ich, wie du schon sehen konntest, 1:1 übernommen,
auch die Leerstelle :o, die sicher beim Ändern entstanden ist.
Zitat:

Deine Gedichte - ich entsinne mich ihrer noch - haben allerdings damals durchaus dazu beigetragen, dass ich mich überhaupt mit dieser Thematik befasste
Das finde ich sehr interessant und macht mich auch ein bisschen stolz,
denn es hat dich zumindest das Thema beeindruckt ;)

Ich hoffe nun, dass du Zeit und Lust hast, auch die anderen noch ein wenig unter die Lupe zu nehmen :Kuss
Zitat:

Sehr gern (wieder) gelesen!
Danke dir :Blume:



Liebe Grüße euch beiden,
Chavali


Erich Kykal 20.07.2014 13:05

HI, Chavi!

Nun zum 2. Gedicht:

Geiz (Todsünde Nr.2)

Der Geizhals zählt täglich sein kostbares Geld Die ersten drei Zeilen hatten eine Silbe zuviel. So fließt es weicher.
mit gierigen Augen in ärmlicher Kammer.
Um ihn und sein Leben ist's traurig bestellt,
er hat nichts davon, ist ein Bild voller Jammer.

Er kann sich nicht trennen, er stellt nicht in Frage, In dieser Str. waren die Zeilen um eine Silbe zu kurz.
er bechert nur Wasser zum trockenen Brot.
In Kargheit verlebt er die lastenden Tage,
die Seinen verkümmern in Sorgen und Not.

Bisher siegte Habgier wohl über den Tod,
er raffte und schaffte die Taler herbei,
doch nun sieht er schwächelnd das Morgenrot:
ein Atemzug nur noch - und dann ist er frei. So folgt der Text der dritten Str. deutlicher dem logischen Faden.

In S2 habe ich die Zeilen so umgestellt, dass nun ein entsprechendes Reimschema vorliegt.

Sehr gern gelesen und beklugfummelt!:)

LG, eKy

Chavali 20.07.2014 15:34

Hi eKy,

Zitat:

Sehr gern gelesen und beklugfummelt!
Danke für Gedicht Nr.2!

Habe alles übernommen - bis auf einen Punkt und ein Komma in S2,
weil ich eine Zeile beendet haben wollte :o

LG Chavali

Erich Kykal 20.07.2014 16:15

Hi, Chavi!

Nun fehlen zwei Leerzeilen Abstand zum dritten Gedicht, das ich der Einfachheit halber gleich behandle:

Neid (Todsünde Nr.3)

Sie geben sich locker und sind doch verkrampft
in ihrem ureignen Begehren, Silbe zu wenig.
pro domo die Wahrheit wird einfach zerstampft,
wobei sie die Lügen vermehren.

Sie schleimen und flöten aus sicherem Loch
und scheinen dich ganz zu verstehen.
Sie lächeln dich an und würden dich doch
am liebsten von hinten nur sehen. Silbe zu wenig.

Denn eitel sind sie wie nichts auf der Welt Dein Einstieg war hier betont.
und wähnen sich vorrangig vorne,
der Neid zerfrisst sie und hat sie gefällt
und sticht und bestärkt sie im Zorne.


Der in S1 festgelegte Rhythmus der Kadenzen ist m-w-m-w. Ich habe die anderen beiden Strophen dem angeglichen, wodurch die Str. nun synchron takten.

LG, eKy

ginTon 20.07.2014 19:24

Hallo chavilein,,

Ich glaube du willst hier so eine Art Kettenkommentar erreichen, oder? :o :)

Ich habe mir mal das zweite Gedicht der Reihe angeschaut und finde es sehr gut.

Zitat:

Geiz (Todsünde Nr.2)

Der Geizhals zählt täglich sein kostbares Geld
mit gierigen Augen in ärmlicher Kammer.
Um ihn und sein Leben ist's traurig bestellt,
er hat nichts davon, ist ein Bild voller Jammer.

Er kann nicht teilen, hat niemals genug.
In Kargheit verlebt er die lastenden Tage,
er bechert nur Wasser zum trockenen Brot.
Die Seinen verkümmern in Sorgen und Not.

Bisher siegte Habgier wohl über den Tod,
er raffte und schaffte die Taler herbei,
doch nun sieht er schwächelnd das Morgenrot:
ein Atemzug nur noch - und dann ist er frei.
Das ungewöhnliche Reimmuster hat mir besonders gefallen, also mit den zwei eingemischten Waisen und dem Haufenreim.

Vllt hätte man die letzte Zeile, obwohl das Metrum denke ich stimmt, anders
schreiben können, da ich ein wenig hakte beim Lesen, bin mir aber nicht sicher, also mitunter so lassen... dies fiel mir dazu ein "ein Atemzug noch und er ist endlich frei" :o

schöner Text, auch inhaltlich. :Kuss liebe Grüße ginnie

Erich Kykal 21.07.2014 11:11

Hi, Chavi!

Immer schön der Reihe nach!

Zorn (Todsünde Nr.4)

Er frisst sich durch sämtliche Stände und Schichten, Silbe zu wenig.
lässt schorfige Wunden und Narben zurück.
Er kann nicht auf seine Vergeltung verzichten, Silbe zu wenig.
braucht täglich vom Kuchen der Rachsucht ein Stück. Melodischer. "Bricht sich" möglicherweise Hebungsprall.

Die Wut ist gewaltig und raubt den Verstand, Verständlicher. Gibt es "tauben" in dieser Form überhaupt?
gräbt schwelende Löcher im Hort der Vernunft. Silbe zuviel.
Sie quillt aus der Tiefe wie schwärender Brand Silbe zuviel.
ein rasender Dämon der dunkelsten Zunft. Deine Zeile zu lang und schräg.

Der Zorn lässt den Menschen bedenkenlos sein, So ruckelt's nicht.
die Normen und Regeln, sie sind ihm egal! So hast du unbetonten Auftakt.
Er zürnt und verhärtet zu fühllosem Stein, Silbe zu wenig.
so muss er zerstören und hat keine Wahl. Heber zu wenig.


Sehr gern gelesen und bearbeitet!


Wollust (Todsünde Nr.5)

In heißen Gelüsten wälzen sie sich
und geben dem Drängen nach,
wann immer sie wollen, lagern sie sich
in jedwedes Schlafgemach.

Gefühle der Demut verströmen sie nicht, Betonter Auftakt, Silbe zu wenig.
auch keine Bedenken und Scham,
die Triebe beherrschen, das wollen sie nicht Betonter Auftakt, Silbe zu wenig.
und steigern sich in ihren Wahn.

Sie ziehen so ruchlos und frevelnd ins Land, Betonter Auftakt.
die Keuschheit ist ihnen fremd, Betonter Auftakt.
und lästerlich greifen sie nach der Vision,
die gar keinen Anstand kennt. Silbe zu wenig.

Verlogen erscheint diese Eigenschaft, Silbe zu wenig. ("Institution" ist was anderes!)
die ach so Moralisches predigt, Vermeidung von Doppel-"die" und Hebungsprall mit betontem Auftakt.
doch trunken sich badet in teuerstem Wein. Silbe zu wenig.
Das Volk ist vom Durste geschädigt. Unlogisch: Wasser schädigt nicht.


Sehr gern gelesen und bearbeitet.

LG, eKy

PS:
Nachtrag zu "Geiz" - S2Z1: "er kann es nicht teilen,..." Bitte einfügen, sonst Silbe zu wenig im Sprachfluss. Danke!

Chavali 21.07.2014 15:31

Hi ginnie,

Zitat:

Zitat von gin
Ich glaube du willst hier so eine Art Kettenkommentar erreichen, oder?

Nein, das ist nicht meine Absicht gewesen, aber es ergibt sich einfach, wenn man die einzelnen Gedichte besprechen will.
Zitat:

Ich habe mir mal das zweite Gedicht der Reihe angeschaut und finde es sehr gut.
Danke, das freut mich.
Zitat:

Das ungewöhnliche Reimmuster hat mir besonders gefallen, also mit den zwei eingemischten Waisen und dem Haufenreim.
Das hatte sich so ergeben, ich hatte eigentlich gar nicht danach gesucht.
Ist ja auch schon einige Jahre her, seit die Sündengedichte das Licht der Welt erblickten...

Letzte Zeile von Geiz -
Zitat:

"ein Atemzug noch und er ist endlich frei"
wäre auch eine Möglichkeit, wobei mir das nicht ganz korrekt erscheint
xXxXxXxxXxX :rolleyes:

Jedenfalls erstmal vielen Dank!



Servus Erich,

du bist schon beim vierten, dem Zorn und gleichzeitig schon beim fünften, der Wollust :)
Lass uns mal ein wenig langsamer machen, ich komm gar nicht nach :o

Deine metrischen Korrekturen sind ok, jetzt muss ich mich ans Umsetzen machen.

Warte bitte bis morgen, wenn möglich, mit den anderen Texten :Kuss

Danke und bis dann, liebe Grüße,
Chavali


edit:
Anmerkung für S 4 in Wollust:
Institution - damit hatte ich die Kirche gemeint :o

Erich Kykal 22.07.2014 09:35

Hi, Chavi!

Hier der Rest! (Du kannst es ja häppchenweise aufarbeiten!;):D)


Völlerei (Todsünde Nr.6)

Endlos und maßlos stopfen sie sich
haltlos die gierigen Bäuche voll. Betonter Auftakt nötig.
Selbstsucht und Wahnsinn treiben sie an,
und die größte Wampe hat der Kaplan.

Der Völlerei wird maßlos gefrönt! Rundere Satzmelodie.
Kein Gedanke wird daran verschwendet, Verkürzung unnötig.
dass eine Welt stirbt an Elend und Harm,
durch Fresssucht sind sie geblendet.

Jene, die haben, geben nichts ab, Betonter Auftakt nötig.
wichtiger ist ihr höchsteignes Befinden,
gierig erraffend, was habhaft erscheint,
hören sie nicht, wenn ein Hungerkind weint. Eindeutig betonte Auftakte nötig.

Überfluss ist heute hoch angesagt
in dieser modernen, gefräßigen Welt!
Kaufen und Horten bringt noch mehr Geld, Betonter Auftakt.
soziales Verhalten ist da nicht gefragt.




Trägheit (Todsünde Nr.7)

Träge und ehrlos zerfließen die Tage,
Arbeit und Mühe als Fremdwort begriffen;
Faulheit und Feigheit - für sie keine Frage,
Würde und Stolz sind schon lange vergriffen.

Trauriges Leben, behäbig und dumm,
Wille getrübt, ohne Tatkraft und Mut!
Helfende Hand und das Wort bleiben stumm,
selbst wenn sie könnten, bleibt kalt faules Blut. Betonte Auftakte!

Schwermut des Hirnes wird sie zerfressen,
Wegesgefährten, sie wenden sich ab; Betonte Auftakte.
mit ihnen stirbt, was sie einstmals besessen
und finden die Ruhe, die letzte, im Grab.



Bei diesen beiden Gedichten habe ich mich jeweils an der ersten Zeile orientiert. Diese hatten beide einen betonten Auftakt. Also habe ich den Rest der Gedichte dem angeglichen, wo es anders oder zumindest indifferent war.

Du kannst natürlich andere Worte als meine suchen, aber diese nachgerade beliebigen Wechsel von betonten und unbetonten Zeilenauftakten zerschreddern jeglichen lyrischen Rhythmus nachhaltig! Darauf solltest du künftig wirklich besser achten!

LG, eKy

Chavali 22.07.2014 17:09

Hi Erich,

vielen lieben Dank für deine Mühe :Blume:
Zitat:

Bei diesen beiden Gedichten habe ich mich jeweils an der ersten Zeile orientiert.
Diese hatten beide einen betonten Auftakt. Also habe ich den Rest der Gedichte dem angeglichen[...]
Das ist gut so. Gut gelungen!
Zitat:

Du kannst natürlich andere Worte als meine suchen,
Nun, ich werde sehen. Bisher habe ich 1:1 übernommen, denn einen besseren Lektor kann ich mir kaum vorstellen ;)
Zitat:

diese nachgerade beliebigen Wechsel
von betonten und unbetonten Zeilenauftakten zerschreddern jeglichen lyrischen Rhythmus nachhaltig!
Darauf solltest du künftig wirklich besser achten!
Nochmal eine Erläuterung:

Die Teile sind aus 2008 und ich habe sie nicht hintereinander geschrieben, sondern in jeweils einigem Abstand.
Dass ich sie mal als Ganzes einstellen würde - daran hab ich damals nicht gedacht.

So sind wohl auch die unterschiedlichen Auftakte zu erklären und das würde ich heute nicht mehr so machen.
Da bin ich jetzt froh, dass du mir eine große Hilfe warst, Erich :Kuss


Lieben Gruß,
Chavi


edit:

wenn die Korrekturen abgeschlossen sind, werde ich den Titel ändern:

Die gängigsten Sünden der Menschheit


Was meint ihr dazu?


:D;):D

Erich Kykal 22.07.2014 18:01

:Aua Auch zur Klärung:

Ich meinte die Wechsel der betonten und unbetonten Auftakte innerhalb der einzelnen Gedichte selbst.

Gegen Auftaktwechsel von einem Gedicht zum anderen habe ich gar nichts.:)

LG, eKy

ginTon 22.07.2014 18:16

Hallo chavilein,,

vorab zu deiner Frage: "Die gängigsten Sünden der Menschheit" und dann zu meinem Lieblingsgedicht aus der Serie. Also ich weiß nicht, die gängigsten
Sünden der Welt, das hört sich iwie komisch an. Gibs denn noch andere? :o

Dieses Gedicht zum Thema Neid, finde ich besonders gut gelungen. Vor allem
triffst du damit den Kern wie der Hammer den Nagel...

Zitat:

Sie geben sich locker und sind doch verkrampft
in ihrem ureignen Begehren,
pro domo die Wahrheit wird einfach zerstampft,
wobei sie die Lügen vermehren.
Stimmt inhaltlich und sonst habe ich auch nix auszusetzen, liest sich gut.

Zitat:

Sie schleimen und flöten aus sicherem Loch
und scheinen dich ganz zu verstehen.
Sie lächeln dich an und würden dich doch
am liebsten von hinten nur sehen.
Hier gilt das Gleich, inhaltlich super und auch so lese ich gut durch. Die einzige Zeile, die mir mißfällt:
"am liebsten von hinten nur sehen" hört sich net doll an, mir fällt aber auch keine Lösung ein...

Zitat:

Denn eitel sind sie wie nichts auf der Welt
und wähnen sich vorrangig vorne,
der Neid zerfrisst sie und hat sie gefällt
und sticht und bestärkt sie im Zorne.
Auch gut...

insgesamt wirklich guter Text :Kuss..LG gin


PS: zu deinem vorherigen Gedicht, die eine Stelle dort, wie gesagt, für mich ist Sprachfluss wichtiger als Metrum, aber
vllt liegt es auch an der Alliteration, die sehr viel Aufmerksamkeit auf sich zieht. Ach so, stell mal doch noch bitte die Originalversionen ein. Ich denke man sollte sich immer mehrere Meinungen anhören, bevor man die Kritik eines Einzigen komplett übernimmt.
;)

Chavali 25.07.2014 21:28

Servus Erich,

erst heute bin ich dazu gekommen, die beiden letzten Gedichte zu korrigieren.
Nun passt alles und ich bin dir für soviel Mühe zu Dank verpflichtet :)


Hi ginnie,

die Originalversionen habe ich nun nur noch im ARCHIV

die waren doch ganz schön holperig, naja ist ja auch schon 6 Jahre her :o:p:o

Du, der NEID war das erste, als ich noch gar nicht daran dachte, eine REIHE daraus zu machen :D
Mir gefällt es auch am besten und es ist auch das am wenigsten veränderte.

Aber klar höre ich mir die verschiedenen Meinungen an, ich bin da ganz offen.

Hier in diesem Fall bin ich sehr froh, zwei so erfahrene Lyriker und Poeten an meiner Seite gahabt zu haben ;)


Vielen Dank nochmal an euch zwei :Blume::Blume:


Lieben Gruß,
Chavali


Hollerith 27.07.2014 16:41

Hallo Chavali,

du schreibst über Todsünden.
Sind das heute wirklich noch Todsünden oder eher die Laster der menschheit, denen auch die Religion unterworfen ist?
Die gedichte an sich gefallen mir, sind sie aber noch zeitgemäß? Der ganze Todsündenkram, die die Kirche propagiert hat, diente doch bloß dazu, die Geldsäckel zu füllen. ich denke da an den Ablaßhandel.

Als Anprangern geeignet, das schon.

LG Holle

Chavali 05.08.2014 17:41

Hallo Holle,

Zitat:

Sind das heute wirklich noch Todsünden oder eher die Laster der menschheit, denen auch die Religion unterworfen ist?
Das ist eine gute Frage, ganz persönlich würde ich das Thema auch eher als Laster bezeichnen,
denn irgendwie finden wir uns ja alle in irgendeinem Laster wieder, oder? :D
Zitat:

Der ganze Todsündenkram, die die Kirche propagiert hat, diente doch bloß dazu, die Geldsäckel zu füllen. ich denke da an den Ablaßhandel.
Ja, das war wohl so. Aber ich denke, als Gedichtethema doch gut geeignet.

Danke für deine Gedanken!

LG Chavali

Dana 05.08.2014 18:14

Liebe Chavali,

ich glaube, ich war damals schon in deinen Gedichten und ich erinnere Lobeszeilen.

Hier steige ich ein, um eine gute Zusammenarbeit zu loben, Gedankengut gelten zu lassen und immer wieder zu hinterfragen.
So macht Gedichteschreiben, Gedichte diskutieren und sie ver- und bearbeiten wirklich Spaß.
(Neulich beim Frühstück hörte ich auf Deutschlandsender Kultur (oder so:confused:) ein Gespräch zwischen Moderator und lebender Dichterin an.
Während des Gesprächs hat sie (die Autorin) nur ein Gedicht vorgetragen. Es war "ungereimt" und ich bildete mir ein, verstanden zu haben.:Aua
Es war nicht das Gedicht, das dann verlor, sondern die Autorin selbst. Sie faselte vom lyrischen Ich, das nichts mit der Autorin zu tun hätte und manchmal doch und dass sie am Ende nur eine Tafel mit Mahlzeiten anbietet, die unterschiedlich, sehr unterschiedlich angenommen werden sollen. Ganz nebenbei lobte sie Plattformen im Internet, die sich mit Gedichten und Kritiken befassen. Da mochte ich sie wieder.:) - Wie im echten "Internetleben":D)

Unsere Eigenschaften und begangene Sünden mögen sein wie sie wollen.
Sie zu verdichten, zu besprechen ohne in die "Hölle" :eek: zu kommen, ist ein sehr positiver Teil des Lebens.:)

Das wollte ich dir sagen. Schöne und gute Werke.

Liebe Grüße
Dana

Chavali 07.08.2014 17:00

Liebe Dana,
Zitat:

ich glaube, ich war damals schon in deinen Gedichten und ich erinnere Lobeszeilen.
ja, daran erinnere ich mich auch :)
Ein wenig umgebastelt erschienen mir die Texte noch einmal einstellenswert,
zumal alle zusammen.

Mein Vorbild war Erichs Sonettzyklus ;)

Wir alle haben daran gearbeitet und so sind sie wirklich gut geworden.
Ich überlege schon, ob ich sie nicht als Gemeinschaftsproduktion deklarieren soll ;)
Zitat:

Schöne und gute Werke.
Danke! Das sollte uns alle freuen :)

(Die *Dichterin* im DLF war wohl ein wenig gaga :o)


Liebe Grüße an dich :Blume:
Chavi







Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 11:27 Uhr.

Powered by vBulletin® (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2025, Jelsoft Enterprises Ltd.

http://www.gedichte-eiland.de

Dana und Falderwald

Impressum: Ralf Dewald, Möllner Str. 14, 23909 Ratzeburg