Gedichte-Eiland

Gedichte-Eiland (http://www.gedichte-eiland.de/index.php)
-   Stammtisch (http://www.gedichte-eiland.de/forumdisplay.php?f=14)
-   -   Bilanz eines Gotteskriegers (http://www.gedichte-eiland.de/showthread.php?t=12408)

Erich Kykal 01.09.2014 10:06

Bilanz eines Gotteskriegers
 
Eine Entscheidung getroffen - alle weiteren verdrängt.
Einen Götzen gefunden - die anderen verdammt.
Ein Mädchen geliebt - siebenundzwanzig vergewaltigt.
Eine Frau geheiratet - fünfzig in die Sklaverei verkauft.
Ein Kind gezeugt - zwölf erschossen.
Niemals bereut - niemals vergeben.
Im Namen des Herrn.

AAAAAZ 01.09.2014 11:20

Hallo Erich,

schön, dass du dir einen ungereimten Reim auf die Welt gemacht hast in antithetischer Gegenüberstellung. Das Kind ist für mich dabei das härteste Totschlag- Argument.
Das darf man erst einmal alles sacken und arbeiten lassen, ein kraftvoller und starker (Auf)Tritt. Weiter so, die Art gefällt mir. AZ

Thomas 01.09.2014 14:17

Lieber Erich,

ich stimme AZ zu, überraschend in seiner Art, ein starke und gute Sprache, und auch ich würde mich freuen, wenn du mehr in dieser Richtung versuchen würdest.

Vielleicht könntest du die "Billanz" noch subjektiver machen. Der Gottekrieger würde nicht "verdrängt" sagen sondern dass sie "nebensächlich" bzw. "unwichtig" sind und auch nicht "Götze" sondern "Gott". Auch könnte man die "in die Sklaverei" nach dem "vergewaltigt" in der Zeile davor weglassen.

Es wäre dann etwa so:
Eine Entscheidung getroffen - alles Andere war unwichtig.
Den einen Gott gefunden - die anderen verdammt.
Ein Mädchen geliebt - siebenundzwanzig vergewaltigt.
Eine Frau geheiratet - fünfzig verkauft.
Ein Kind gezeugt - zwölf erschossen.
Nie vergeben - niemals bereut.
Im Namen des Herrn.

Liebe Grüße
Thomas

Erich Kykal 01.09.2014 17:01

Hi, AAAAAZ!

Bei so einer Thematik würden Reime nur verspielt und unreif wirken...

Warum Totschlagargument? - Alles Tatsachen. Haben schon die Römer in eroberten Städten gemacht und die Amerikaner in vietnamesischen Dörfern...

Praktisch alle beriefen sich dabei als zu solchem Tun Berechtigte im Namen einer "höheren Ordnung", als rassisch oder kulturell Überlegene im Besitz der ultimativen Wahrheit. Ob politisch oder religiös...


Hi, Thomas!

Worte wie "unwichtig" oder "nebensächlich" erfüllen bei ostentativem Gebrauch Verdrängungsfunktion.

"Götze" ist bewusst gewählt, weil für mich alle Götter genau dies sind: Von Menschen erdachte Konstrukte zur Stärkung einer kulturellen Identifikation, eines Gemeinschaftsgefühls - und gegen die Angst vor einem übermächtigen, unerklärlichen Universum.
Eben leider auch sehr brauchbar für Ausgrenzung und Herabsetzung Andersdenkender, bis hin zu deren Entmenschlichung und Vernichtung.

Zwischen Vergewaltigung und Sklaverei besteht ein großer Unterschied. Dabei habe ich die Beschneidungsfatwa für Frauen und Mädchen dieser Steinzeitfanatiker gar nicht erwähnt, da ich den Text bewusst neutral halten wollte:

Es gibt solche Gotteskrieger früher oder später nämlich in praktisch jeder Religion. Schon als die Kreuzzugsritter über die Städte des Ostens herfielen und alles massakrierten, was ihnen fremd erschien (es konnten auch Christen sein...), hat sich das Christentum als ebenso anfällig für solche Einstellungen erwiesen. Damals war der Islam die bedeutend tolerantere Religion! Wie die Juden, "das erwählte Volk", laut AT in Palästina gehaust haben, um sich ein Land zu erobern, wollen wir lieber nicht näher betrachten!
Bis heute segnen katholische Priester die Waffen von Soldaten, die in den Krieg ziehen - auf beiden Seiten! Was sagt uns das über die Perversion, vor allem aber die perverse Anpassungsfähigkeit von Glaubenskonstrukten?
Nein, das "Glauben" an und für sich trägt schon den Keim des gewaltsamen Missbrauchs in sich, in religiösen wie in politischen Systemen! Und je schwächer Selbstwertgefühl und Bildungshintergrund sind, desto leichter wird man zum willigen Opfer von deren Propheten und danach zum Täter für sie! Der "stolze Gotteskrieger" ist - nur für sich betrachtet - im Grunde das allerärmste nur vorstellbare Würstchen...mit einer Maschinenpistole.


LG, eKy

juli 01.09.2014 19:59

Hallo eKy
 
Du hast hier ganz gegen Deine Gewohnheit, Dein Reimschema verlassen. :)

Es muß also wichtig sein.

Du spiegelst hier Ansichten. Schwarzweiß ist das Denken von Radikalität, es läßt keine Zwischentöne zu. Beim Lesen Deines Textes war mir nicht wohl zumute. Er wühlt auf.

Es sind die Spielregeln vom Krieg.

nachdenklich sy

Dana 01.09.2014 20:19

Lieber eKy,

sehr stark diese Zeilen. Sie machen Gänsehaut statt Zorn, weil die ganze Perversion aufgezeigt wird.
Deine Antworten bestärken und bestätigen alle Gedanken dazu.

Liebe Grüße
Dana

AAAAAZ 02.09.2014 00:42

Hallo eKy,

Todschlagargument ist terminologisch natürlich falsch, aber der Tatbestand des Totschlags ist nunmal gegeben, und eine weitere Diskussion erübrigt sich. Was sollte da noch hinzugefügt werden? Das meinte ich mit Totschlagrgument.
Tote Kinder sprechen ihre starke Sprache. Solche Bilder werden aber auch instrumentalisiert und gerne verwendet, gerade um kriegerische Auseinandersetzungen zu rechtfertigen. Ich erinnere mich an eine Bildzeitungsüberschrift, welche vor dem Einsatz im Kosovo sinngemäß fragte : ,,Wollen wir das?" Darunter war ein Foto zu sehen, welches u.a. tote Kinder zeigte. Die Bevölkerung musste hinter die moralische Entscheidung des Eingreifens gebracht werden, um sie politisch durchsetzen zu können.
Die Waffensegnung und den kriegstreibenden Anteil am Glauben sehe ich aber durchaus differenzierter.
Du schreibst:
,, "Glauben" an und für sich trägt schon den Keim des gewaltsamen Missbrauchs in sich, in religiösen wie in politischen Systemen!"...

Die Waffensegnung war besonders bei der Mobilmachung vor und beim ersten Weltkrieg gegeben. Die Parole lautete damals : ,,für Gott und Vaterland". Heute gibt es zum Glück genügend kritische Ansätze innerhalb aller Religionen. Ich kann mir daher nicht mehr vorstellen, dass z.B. die anstehenden Waffenlieferungen an die Kurden heute noch mit einer christlichen Segenszeremonie ablaufen könnte. Von daher muss man den Wahnsinn und den bestehenden Zynismus sehr unterschiedlich betrachten und genau unterscheiden. Allen Glaubensrichtungen eine martialische Grundmotivation zu unterstellen, (weil man selbst vielleicht ein Atheist ist), wäre in meinen Augen weltfremd. Von den Religionen gehen neben allem bestehenden Dogmatismus durchaus auch brückenbauende , versöhnliche und friedensstiftende Impulse aus. Diese zu negieren zu wollen ist ebenso blind, wie das blinde Handeln eines Gotteskriegers.
Dass ,,im Namen des Herrn" heute immer noch gemordet und gebrandschatzt wird, ist mE. niederen Motiven menschlichen Daseins zuzuschreiben ( Macht, Habgier, Neid, Hass etc.). Diese Rechtfertigung bis hin zu Fanatismus und Hass hat nichts mehr mit der Religionslehre zu tun, nur weil man sich bei der Auslegung der Lehre der Logik einer einseitigen Radikalisierung anschließt. Eine Vermischung oder Gleichstellung mit dem Glauben diskreditiert alle, die im Rahmen ihres Glaubens für eine bessere, gerechtere und friedlichere Welt einstehen.
AZ

Erich Kykal 02.09.2014 12:09

HI, Sy, Dana!

Danke für euer positives Feedback!


Hi, AAAAAZ!

Waffensegnung gibt es nach wie vor, vielleicht nicht mehr so öffentlich, aber dennoch. Möglicherweise in Europa weniger, aber in Lateinamerika auf jeden Fall noch im Vollprogramm!

Klar diskreditiert das Agieren von Steinzeitpharisäern all jene Gläubigen, die friedfertig und tolerant sind. Von denen war aber nicht die Rede - ich meinte das nackte soziokulturelle Konzept "Religion"!
Meine Meinung dazu habe ich schon oft genug gesagt: Meinethalben sollte die Menschheit möglichst bald erwachsen werden und solch tröstlich-diktatorischer Krücken nicht mehr bedürfen, weder zur Tröstung/Stabilisierung einer hypothetischen "Seele" noch als soziales Binde- und/oder Ausgrenzungsmittel, vom Missbrauch als Vorschubsargument für rassistisch/intolerante, politische oder wirtschaftliche Interessen ganz zu schweigen!
Wer die Welt objektiv betrachtet und seine zerebralen Fähigkeiten unvoreingenommen nützt, kommt ohnehin zu dem Ergebnis, dass die Existenz irgendwelcher Überwesen bestenfalls marginal wahrscheinlich sein kann - und dass diese Wesen im höchst unwahrscheinlichen Falle ihrer Existenz zumeist so agieren (oder auch nicht agieren), dass man sie erst gar nicht kennenlernen möchte!:mad:

LG, eKy

AAAAAZ 02.09.2014 14:23

Hallo Eky,

irgendwie zuckt es bei mir, wenn du aus deiner Welt berichtest.
Es ist die alte Geschichte vom Unterschied zwischen Physik, Philosophie und Religion.
In der Physik sucht jemand mit verbundenen Augen in einem pechschwarzen Raum eine schwarze Katze.
In der Philosophie sucht jemand mit verbundenen Augen im gleichen Raum nach einer schwarze Katze, die es physikalisch betrachtet höchstwahrscheinlich dort nicht geben kann,
und in der Religion sucht jemand dort mit verbundenen Augen eine Katze, die gar nicht da ist, und schreit:,, Hosianna, ich hab sie!"
Dein Standpunkt in Ehren, er ist schon klar. Für mich sind solche Überlegungen Gedankenspiele, und unter dem Strich zählt nur das Ergebnis. Hierbei kann es keine moralische Einteilung geben in religiös oder nicht, das ist haltlos, und vorurteilsbehaftet.
Es lässt sich trefflich über die schwarze Katze fabulieren, und an ihr ließe sich das eigene Weltbild wunderbar erklären.
Letztendlich bist du ( nicht du persönlich , lieber eKY) als Atheist, als Klugscheißer, als Aufgeklärter, als Mönch oder als König vom Ergebnis her betrachtet genauso viel oder wenig überzeugend für mich und für dein Tun verantwortlich.
Du bist ein egomanisches Arschloch, oder ein feingliedriger Mensch mit einer ungeheueren Sozialkompetenz, du bist Weltverbesserer, oder Massenmörder, es hängt aber nicht an deiner Religion und an deinem Glauben.
Wer mir die Welt in schwarz - weiß- Manier in Religionsraster einfriert, und mir erklären will, wo die gute und wo die schlechte Seite liegt, geht ungeniert mit seinen Vorurteilen hausieren. Genauso dürfen sich Religionen nicht gegenseitig ausspielen lassen, oder der Atheist sich an die moralische Spitze stellen, weil er sich keiner menschenverachtenden Religion anschließt.
Ein Gotteskrieger ist kein Islam, ein Katholik steht nicht auf Kreuzzüge und ein Protestant ist kein misanthropischer Calvinist. Was ist denn das für eine engstirnige Weltauffassung, die dem engstirnigen Gotteskrieger da entgegengestellt wird. Agieren und gestalten Atheisten in deiner Welt überzeugender für dich? Da möchte ich manchem gottlosen Handeln manchmal genau das gegenteilige Rezept verordnen.
Ich weiß genau was du meinst, spreche mich aber gegen Simplifizierung durch Pauschalierung aus. In solch einem Denkhorizont agiert nämlich genau dieser Gotteskrieger, den du uns vorgestellt hast, vermutlich im größtmöglichen Rahmen seiner zerebralen Fähigkeiten. AZ

Dana 02.09.2014 20:46

Hallo AZ,

nicht dich persönlich meine ich - mich erfasst die Diskussion, die eKy mit einem ganz eigenen Werk ausgelöst hat.
Deine Argumente sind interessant und ganz bestimmt wahr.
Für mich geht es aber nicht um Gedankenspiele eines Einzelnen, nicht die des Katholiken, des Protestanten und des Muslims.
Als der Mensch begann zu existieren, war er frei von Religion. Diese wurde ihm auferlegt und wird es immer noch.
Mich "ärgert", dass das Denken an sich immer wieder in eine Schublade von Gut und Böse gerät. Dieses Phänomen bildet sich in der Religion am stärksten aus. Selbst wenn ich zugeben muss, dass Politik nichts anderes ist, ist für mich jede Religion viel schmerzvoller. Sie schafft nur etwas für die Masse, um diese (für Jahrtausende) für sich über die Angst der Ewigkeit zu gewinnen. Politik ist darin kurzfristiger - nicht unbedingt besser. :(

Warum fällt es uns so schwer, das Leben das wir haben, als einzigartig zu pflegen. Warum lassen wir uns verdummen, vernichten, kreuzigen um danach ein Heil zu erfahren? Warum gibt es Kriege? Doch nicht um meinet- und deinetwillen! Einzig um ihretwillen, die ihre Vorteile in der Einzigartigkeit voll ausleben und die Masse als Sklaven dafür be- und ausnutzen.
Die Politik wird es vorerst nicht besser machen (bereits nachgewiesen:rolleyes:) - aber ohne Jenseitsdenken wären Menschen bereiter sich um Realitäten zu sorgen.
Man sündigt nicht, wenn man sich gegen Unrecht aufbäumt, höchstens wenn man es lässt. Wird dir aber von Anbeginn beigebracht, dass zum Heil ein Ertragen und Leiden gehört, das irgendwo stattfindet und du nie die Chance erhälst, dich darüber zu informieren, bleibst du fromm und gut - ganz im Sinne der Religion.

Ob ohne Religion alles besser wäre, weiß ich auch nicht. Kriege und Krieger gibt es gerade jetzt auch ohne sie - als ob es um Kämpfe gegen Windmühlen ginge.
Der Denker bleibt immer allein.

Damit, lieber eKy, wollte ich erneut der Perversität zustimmen, die dein Gedicht ausgelöst hat. Die Dichtung sucht nach Besinnung aller und nach Anworten von Verantwortlichen.

Liebe Grüße
Dana

Erich Kykal 02.09.2014 22:28

HI, AAAAAZ!

EIN Gotteskrieger ist nicht der Islam. Richtig. Aber einhunderttausend Gotteskrieger oder mehr schaffen einen "neuen" Islam, und wenn sie gewinnen, wird egal sein, was man früher dachte, was Islam sei. Dann diktieren die neuen Herren die Auslegung, verbrennen missliebige Schriften sowie deren Autoren oder Leser.

Diktatoren sind Arschlöcher. Aber wenn sie ihre Machtgier offen vor sich her tragen, sind sie mir dennoch noch zehnmal lieber als jene verlogenen Fatzken, Prediger und falschen Heiligen, die dafür einen Glauben und seine Gläubigen in ihrem Sinne und Interesse manipulieren und das Gemetzel oder gar den Weltenbrand dann "gottgefällig" zu nennen wagen!
Ob Kreuzzüge, Hexenverbrennungen, ob Dschihads oder Steinigung nach der Scharia - all dies im Namen völlig überholter und nach aufgeklärten moralischen Maßstäben primitiver wie barbarischer Welterklärungsmodelle und Regelwerke!
Und heute immer noch, weil beim Thema "Glaube" bei fast allen Menschen schlagartig die Gehirntätigkeit aussetzt und widerspruchslos jeder Nonsens "geglaubt" wird, bloß weil man zu einer Gemeinschaft gehören möchte, aus welchen Gründen auch immer, oder weil man zu schwach oder zu feige ist, um sich der klinischen Kälte eines naturwissenschaftlichen Universums zu stellen. Oder weil man schlicht zu dumm oder bildungsfern ist, um in weiteren Kreisen zu denken als die jeweiligen "heiligen Bücher" diktieren.

Nein, bei klar zutage tretendem Schwachsinn hört sich für mich die Toleranz auf. Der Unterschied zu diesen Fanatikern ist, dass ich niemanden deshalb vertreibe, entrechte und ermorde - auch wenn's mich bei soviel "göttlicher" Blödheit schon sehr in den Fingern juckt, wie ich zugeben muss. Wenn das unter "mangelnde Sozialkompetenz" fällt - sei's drum!


Hi, Dana!

Berichtigung: Mein Gedicht hat keine "Perversion" ausgelöst - nur eine beschrieben!:Kuss


LG, eKy

AAAAAZ 03.09.2014 04:02

Hallo Dana,

die Einteilung von Gut und Böse kombiniert mit Machtausübung unter dem religiösen Deckmantel halte ich ebenfalls für höchst fragwürdig, da sie Ausdruck unzulässiger Moralpositionen sind und Machtinstrumente darstellen. Inwieweit Religionen Menschen im Steinzeitalter beschäftigt haben weiß ich nicht. Auch hier werden die Menschen an übernatürliche Strukturen geglaubt haben, um sich einen Reim auf alles zu machen. Wohlmöglich haben sie auch an das Vorhandensein von Göttlichem geglaubt. Die Bestattungskulturen könnten ein Hinweis darauf sein. An die reine religionsfreie Zeit mag ich nicht glauben, und wenn es die Naturgötter waren, die über das Schicksal der Menschen bestimmte. L.G.A.

Hallo eKy,

mit deinen Ausführungen bin ich d'accord, alles ganz schrecklich und völlig inakzeptabel.
Eine Generalabrechnung mit den Religionen über den Weg der fanatischen Glaubenskrieger halte ich aber für unzulässig, und löst bei mir Widerspruch aus, egal ob ich dieses persönlich aus der Perspektive eines Theisten oder eines Atheisten betrachte.
Wenn hier das Unheil in der Welt auf das Vorhandensein bestimmter Religion heruntergebrochen wird, zeugt es von recht einfachen Denkstrukturen, die der eigenen überhöhten Moralposition fast schon wieder religiöse Züge verleihen könnte. Es sind auf beiden Seiten immer noch die Menschen, welche skrupellos und besessen unterwegs sind, und die ihren Glauben oder Nicht- Glauben für ihre Zwecke missbrauchen und zu instrumentalisieren wissen. Das totalitäre Denken ist mE die viel größere Geißel der Menschheit. Im Kommunismus wurde die Parole ausgeben, Religion ist Opium für das Volk, und dafür wurde unter Stalin gemordet und gleichgeschaltet auf Teufel komm raus. Es sind immer machtbesessene, verblendete, intolerante und fanatische Menschen, die dahinter stecken und welche die Welt in Schrecken versetzen. Diese Zielrichtung verfolgt in ihrem Wesenskern keine Religion. Nur die einseitige Auslegung von deren Schriften und perverses Denken führt zu dem Desaster, wie es sich uns täglich präsentiert. Ein Mord im Namen des Herrn bleibt Mord, auch wenn Gott auf der Fahne steht, und menschenverachtendes Handeln eines Gottlosen bleibt das, was es ist. AZ

Erich Kykal 04.09.2014 00:56

Hi, AAAAAZ!

Natürlich wird es immer Gewalt, Unrecht und Grausamkeit geben, egal ob sich der Mensch nun einen Gott leistet oder nicht, in dessen Verantwortung er solche Taten begehen kann oder zu dem er fleht, wenn ihm derlei angetan wird.

Ich finde den Gottgedanken an sich halt nur so rückständig und unüberlegt.:Aua
(Und das soll jetzt KEINE Diskussionsaufforderung sein! Es ist schlicht meine ehrliche Ansicht, und dabei bleibe ich - denn ich für meinen Teil habe das Denken nicht verlernt, bloß weil einer "Amen" sagt oder "Halleluja" skandiert...:rolleyes:

Ich weiß, ich werde es nicht mehr erleben, dass die Menschheit - oder wenigstens ein erklecklicher Teil davon - je mündig wird und diese beengenden Denkkonzepte überwindet. Im Augenblick scheint es ja eher wieder Richtung Steinzeit zu gehen...

Aber lassen wir das. Ich weiß, worauf du hinauswolltest, und ich denke, auch du hast verstanden, worum es mir geht. Mehr war nie angedacht.:)

LG, eKy

AAAAAZ 04.09.2014 17:48

Hallo eKy,

eine letzte Bemerkung sei mir trotzdem noch erlaubt.
Die Logik eines Atheisten ist mir wohl vetraut, und achtenswert. Nebenbei gesagt bemüht sich übrigens jeder, sein Denken nicht zu verlernen und nicht abzuschalten, das ist kein Previleg von Atheisten und erst recht kein Verdienst ihrer Logik, wie manche vorschnell glauben.
Aber Glauben ist ja nicht Denken, Aberglauben auch nicht, und Glauben ist nicht Nichtdenken, lieber eKY, da gibt es Unterschiede.
Die Haltung bleibe jedem unbenommen, ob er es mit dem Glauben hält oder nicht.
Mit deinen abfälligen Bemerkungen: ,,rückständig und unüberlegt, Unmündigkeit, beengte Denkkonzepte" etc.triffst du daher keinen Glauben. Bekommst aber auch keinen Orden für vorurteilsfreies tolerantes Denken, um beim Begriff Denken zu bleiben. Mir sind beide Lager willkommen, wenn aus dem Denken oder Glauben nicht wieder eigene Götter kreiert werden, die zu Dogmen und Ismen führen. Dein Gedicht entlarvt einen Gotteskrieger. Lass diesen dazu noch Juden, Türken, oder sonst wen sein, dann könnten hier an deinem Gedicht auch wunderbar noch weitere gängige Vorurteile abgearbeitet werden. Hier verwendet ein Autor dieses Gedicht, um in der Kommentierung mit den Gottergebenen abzurechnen, und um seine Position klarzustellen.
Klar, kann man machen, überzeugt aber nicht so sehr, wie dein Gedicht. AZ

Erich Kykal 04.09.2014 18:02

HI, AAAAAZ!

Was Religionen angeht - deren Welterklärungsmodelle (nicht ihre sozialmoralischen Ansprüche, wohlgemerkt, die sie sich angeeignet haben) ich samt und sonders für Blödsinn halte - bin ich weder vorurteilsfrei noch tolerant, das gebe ich sofort und anstandslos zu.

Auch ist mir klar, dass Gläubige denken können (einige zumindest!:D:p) - bedauerlich ist nur, dass sie diese Kapazitäten an mehr oder weniger in der Welt verankerte Rechtfertigungsgirlanden für ihr Glaubenskonstrukt verschwenden, anstatt endlich mal naturwissenschaftlich objektiv über ihre Fixierung hinauszuschauen.
Und wenn sie es denn mal tun, stellen sie zumeist fest, dass sie doch lieber glauben wollen...:rolleyes:

Na, sei's drum. Ich hab genug damit zu tun, an die Menschheit an sich zu glauben;):D - da bleibt kein Platz für das Brimborium sog. heiliger Bücher...

Vielen Dank für deine Hinweise und Versuche, mich zu bessern und mir die Augen für meine Einseitigkeit zu öffnen - aber leider kannte ich diese schon längst, halte aber bis zum eindeutigen Beweis des Gegenteils daran fest. In diesem Punkte bin ich damit nicht anders als irgendein Glaubender, da gebe ich dir recht. Aber irgend einen "Fanatick":o hat wohl jeder...:rolleyes:

LG, eKy

AAAAAZ 04.09.2014 20:18

Hi eKy,

Einseitigkeit und Intoleranz vertritt der Gotteskrieger natürlich auch auch, und steht mit voller Überzeugung dahinter, so wie du.
Die Frage stellt sich für mich nicht, ob die Menschheit sich einen Gott leisten kann, sonderen wieviel Fanatismus, Einseitigkeit und Intoleranz sie sich noch leisten kann.
Übrigens einen ernsthaften Besserungsversuch an dir vorzunehmen liegt mir fern. Behalte deine Überzeugung in deinem Denksystem. Wen oder was solltest du denn auch sonst vertreten können, und mit wem sollte ich sonst darüber streiten. Dazu muss es ja auch Gegenpositionen geben.
Die Aufklärung hat neben der Säkularisierung und dem streng naturwissenschaftlichen Denken in Doppelblindstudien Modellen zu einem Kampf gegen Vorurteile, und zu einer Toleranz der Religionen aufgerufen.
Im Zusammenhang mit deiner Wissenschaftsgläubigkeit wäre es nicht uninteressant solche Vollblut - Naturwissenschaftler zu erwähnen, welche an den Grenzen ihrer aufgeklärten Wissenschaftslogik zu einer Logik der Metaphysik gelangen. Zuletzt bei Stewen Hawkings gelesen, als er der Fragestellung nachging, was denn vor dem Urknall gewesen ist. Aber das geht jetzt eindeutig zuweit, und schießt an deinem Gotteskrieger vorbei. Die Aufklärung sollten wir uns dennoch erhalten. AZ

Erich Kykal 04.09.2014 20:37

Ich pflichte bei.:)

LG, eKy

Dana 05.09.2014 19:26

[QUOTEErich Kykal]Hi, Dana!

Berichtigung: Mein Gedicht hat keine "Perversion" ausgelöst - nur eine beschrieben![/QUOTE]

Stimmt ... so war es auch von mir gemeint.:Aua:Kuss

Erich Kykal 05.09.2014 19:39

Na, dann is ja gut!;):Kuss


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 19:50 Uhr.

Powered by vBulletin® (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.

http://www.gedichte-eiland.de

Dana und Falderwald

Impressum: Ralf Dewald, Möllner Str. 14, 23909 Ratzeburg