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Traum vom Sommer
Traum vom Sommer November war's, der Regen rauschte und drückte auf die Dächer schwer, ich saß am Fenster, sann und lauschte hinunter auf das Häusermeer. Durch regenblinde Fensterscheiben drang letztes Licht zu mir herein, und während die Gedanken treiben, stellt sacht ein alter Traum sich ein. Ein Sommertag zur Mittagsstunde, im Garten spiele ich als Kind, es ist so still in weiter Runde, die Sonne scheint, es ruht der Wind. Anmutig taumeln durch die Lüfte Zitronenfalter hin und her, weit angelockt vom Rausch der Düfte des Sommergartens Blütenmeer. Von fern nur gurrt noch eine Taube, doch sonst schweigt still nun jeder Mund, im Schatten an der Gartenlaube schläft Harras unser Schäferhund. Und neben ihm am Walnussbaume ganz friedlich ohne Arg und List, liegt auch die Katze wie im Traume, die sonst nicht seine Freundin ist. Ein unbeschreiblich tiefer Friede liegt über dieser kleinen Welt, es ist, als hätt’ des Himmels Liebe sich allem freundlich zugesellt. Verklungen sind die Sommerlieder, vergangen ist der Kindheit Glück, doch bringt der Traum mir immer wieder die alte Seligkeit zurück. Der Zauber jener stillen Stunden prägte sich dem Herzen ein und die Gewissheit, eingebunden mit aller Schöpfung eins zu sein. Drum trotz’ ich allen Wetterlagen Und laß’ es regnen, wie es mag, ich weiß ja, allen dunklen Tagen folgt stets ein heller Sonnentag. (Sedinus) |
Lieber Sedinus :)
Dasist eins der besten Gedichte die ich in diesem noch so neuen Forum bisher lesen durfte. Obwohl es so lang ist fühle ich mich am Fenster sitzen und nachdenken, du hast meinen Geschmack getroffen! Dann arbeitest du noch handwerklich sauber, männliche und weibliche Kadenzen immer im Wechsel und einwandfreie Metrik. Ich werde sie nicht überprüfen, denn ich bin mir eigentlich sicher, dass da alles in Ordnung ist. Toll! :) Noch zwei ganz kleine Dinge. Zitat:
Ich würde diese Strophe nocheinmal verändern: Zitat:
Zitat:
Liebe Grüße Der Kleine Prinz* |
Hallo Sedinus
Dein Gedicht ist wunderschön! Man wird sofort gefangen genommen, und läßt sich mit dir auf deinen Sommertraum ein. Harras und die Katze..konnte ich mir gut vorstellen. Eine wahrliche Idylle. Lena :) |
Hallo Sedinus,
was für ein schönes Sommertraumgedicht, der auch den Kindheitstraum mit einschließt. Das LI fühlt sich zurückversetzt in alte Zeiten durch das Regenwetter, das es heute wie damals gab. In zehn Strophen a vier Zeilen im Kreuzreim erzählst du den uralten Traum, den ältere Menschen träumen, wenn sie sich in ein 'Damals' zurückversetzt fühlen. Eine tiefe Weisheit spricht aus deinen Versen. Diese beiden Einleitungsstrophen scheinen mir am besten gelungen und sie gefallen mir auch am besten: Zitat:
Liebe Grüße, katzi |
Lieber Sedinus,
schließe mich gern meinen Vorlobern an. Sie Stimmung einfühlsam wiedergegeben. Dies Stückchen polarisiert vor allen Dingen nicht so sehr, wie dein erstes Strück hier. ;). Ein paar kleine Macken sind mir - gerade weil es sonst ja so perfekt ist - dann doch aufgefallen: IN S2 wechselst du zu früh ins Präsens. Die letzten beiden Verse spielen ja noch in der Vergangenheit. In S4V1 beginnst du betont. In S9V2 dito Aber sonst; Chapeau! :) LG eddigeh |
Lieber Sedinus, dein Gedicht fließt so wohl dahin wie ein lauer Sommerwind. Das ist ja die besondere Eigenschaft des Menschen, dass er sich in andere Welten und Zeiten versetzen kann, ein Überlebenstrick besonders für den Winter, da man früher ja eingeschneit war und wochenlang nicht aus der Hütte kam.
Zitat:
sich prägte meinem Herzen ein Ansonsten bin ich der Meinung aller vor mir: dolles Gedicht! Gruß Archimedes ...dessen Kreise mitschwingen |
Aloha Sedinus,
ein sehr stimmungsvolles Gedicht, das uns von den Sommerfreuden einer Landratte erzählt. Da packt einen die Sehnsucht nach so einem beschaulichen Fleckchen Erde. Aye, auch auf See war es schön, wenn der Sommer kam. Wir sind mit den Schiffskatzen um die Wette gerannt, haben Möwen geangelt und klebrigen Pfriem in die Wogen gespuckt. Aber so ein Blütenmeer lag uns nie zu Füßen, wenn wir über die glitschigen Planken schlitterten. Ebenso wie Archimedes habe ich einen Verbesserungsvorschlag für die Zeile prägte sich dem Herzen ein Du könntest z. B. auch schreiben: Der Zauber jener stillen Stunden prägte sich tief im Herzen ein Ansonsten ist es ein lupenrein gereimtes Gedicht und sehr schön zu lesen. Lieben Gruß Seeräuber-Jenny |
Seid gegrüßt Kleiner Prinz*, Lena, Supikatzi, Mr.@, Archimedes und Seeräuber Jenny
Euch allen herzlichen Dank für die freundlichen Kommentare zuvor. Nun zu den Korrekturvorschlägen: Nach meinem Vertändnis ist die erste Strophe so zu verstehen: Ich saß am Fenster, ich sann und ich lauschte hinunter. Von hinunter sitzen und sinnen war nicht die Rede. Dagegen kann man sehr wohl hinunter lauschen. „Sah hinab …..“ passt nicht,denn wegen des letzten Lichts und der regenblinden Fensterscheiben gab es da nichts mehr zu sehen. Das Komma hinter Harras ist gerechtfertigt. Es ist richtig, dass ich in Str 2 zu früh in´s Präsens falle. Man kann das formell heilen, indem man das Wort „stellt“ mit einem Auslassungszeichen versieht (stellt`). Mir war es nicht aufgefallen, dass „Anmutig“ in S4 V1 ja eigentlich einen Trochäus einleitet. Man kann diesen Vers aber so lesen, dass man den Jambus gar nicht vermisst; vermutlich liegt das daran, dass die zweite Silbe des Wortes dominiert, weil sie klangvoller ist. Der letzte Fall ist ähnlich gelagert, auch hier steht statt eines Jambus ein Trochäus. Das war mir auch aufgefallen und ich wollte es richtigstellen mit einer Fassung wie z.B.“Der Zauber jener stillen Stunden, er prägte sich dem Herzen ein……“ Das gefiel mir aber alles nicht,weil die Flüssigkeit des Textes darunter litt. Da ich nun kein Sixtus Beckmesser bin, entschloß ich mich, es trotz Fehlerhaftigkeit stehen zu lassen, Euch allen herzliche Grüße vom alten Sedinus |
Lieber sedinus,
ein einfaches "wie ist das schön!" genügt hier nicht. Bei Weitem nicht. So füge ich hinzu, wie intensiv eigene Kindertage durch Dein Gedicht wieder wach werden im nun schon alten Gedächtnis, daß man jubeln möchte: Ja, d a s ist es! Ob da nun ein unreimer Reim steht. Ob da irgendwo ein Komma fehlen mag: Was schadet das, wenn man ein so zauberhaftes Gedicht vor Augen hat? Du hast mich damit sehr beglückt! Lieben Gruß von cyparis |
Lieber Sedinus,
draußen ist es kalt und düsig, der Sommer so fern. Wie gut, dass das Forum Dichter hat, die den Sommer verewigt haben. Ich schließe mich ganz und gar dem Kommentar von Cypi an, lese immer wieder und .....:) Ja, ich sah und erlebte meinen Sommertag. Dafür ganz lieben Dank, denn es ging mir nicht darum, nur vom Sommer zu hören, sondern um ein Abtauchen in Verse, die ihn in wunderbaren Bildern aufzeigen. Ein selten schönes Naturtraumgedicht, das über die Kinderzeit hinaus auch im Lebensherbst Sommertage erleben läßt. Liebe Grüße Dana |
Traum vom Sommer
Liebe Cyparis und liebe Dana,
wenn auch reichlich verspätet, ich komme noch. Ich komme, um Euch Dank zu sagen für Eure so freund- lichen Kommentare. Das Gedicht ist vielleicht deswegen gelungen, weil es einen wahren Hintergrund hat. Es gab sie wirklich, den riesigen Garten, die Laube und den Walnussbaum sowie Harras und die Katze. Die Katze war allerdings ein Kater, dem meine älteste Schwester aus unerfindlichen Gründen den Namen „Mückenbock“ gegeben hatte. Die beiden waren aber nicht die einzigen, die mein Kindheitsparadies bevölkerten. Es gab da noch zwei Pferde, ein Schaf, „Meister“, den kastrierten Ziegenbock, mit dem man prächtig spielen konnte, Kaninchen und Meerschweinchen, die im Sommer ein Freigehege hatten, Zwerghühner, Tauben, zwei Kanarienvögel, zwei Wellensittiche und schließlich Goldfische und Schleierschwänze im Gartenteich. Anstandshalber muss ich noch vier Geschwister erwähnen, mit denen ich mich als Jüngster gut verstand. Ihr seht, da war genug Stoff vorhanden, der die Grundlage für ein Sommertraumg- gedicht abgeben konnte. Liebe Grüße Euch beiden vom alten Sedinus |
Hallo Sedinus,
Was für ein wunderschönes Bild Du uns hier mit Worten gemalt hast. Ich las, dass diese Bilder auf einem realen Hinergrund entstanden sind und vermute, dass sie für Dich Kraftbilder sind, die Dich das ganze Leben begleitet und eine positive Auswirkung hatten und haben. Das Gedicht vermittelt Ruhe, Kraft und Geborgenheit und gefällt mir ganz ausgezeichnet. Herzliche Grüße, Klatschmohn |
Hallo Sedinus, durch einen klitzekleinen Zufall bin ich auf dein Gedicht hier - gute zwei Monate drüber - aufmerksam geworden. Und ich erlebte ein Flashback. Denn: unser damaliger "falscher" Schäferhund hieß auch Haraß und wir hatten, zumindest zeitweilig, eine Katze (später zwei). Doggi und Cati waren sich anfangs spinnefeind. Ehrlich gesagt bin ich primär aufgrund der Erinnerung auf deine Zeilen angesprungen, sekundär auch auf deine Erzählweise. Wie das Leben so spielt. Ich bin angetan und verbleibe mit tierischen Grüßen.
alles liebe, budina |
hallo sedinus,
auch ich bin eingetaucht in dein gedicht, das trotz seiner länge niemals langatmig wird ! im gegenteil : man sinkt immer weiter ein in das von dir gemalte bild und seine friedvolle sommerstimmung. solche seelenvoll begnadeten tage sind wie kleine wurzeln, in die wir immer wieder zurückkehren können, um kraft zu holen. sehr gerne gelesen! larin |
Lieber Sedinus,
ein wunderhübsches, sehr stimmungsvolles Gedicht, das ich mehrmals gelesen habe, um einzutauchen in diese so schöne heile Welt. Wirklich gut gelungen. Ich bin über zwei Verse gestolpert: Anmutig taumeln durch die Lüfte Zitronenfalter hin und her, weit angelockt vom Rausch der Düfte des Sommergartens Blütenmeer. Hier hast Du nach meiner Lesart die ersten Silben betont, während Du in allen anderen Versen unbetonte Auftakte hast. Ich schicke Dir völlig verträumte Grüße, Medusa. |
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