Gedichte-Eiland

Gedichte-Eiland (http://www.gedichte-eiland.de/index.php)
-   Ausflug in die Natur (http://www.gedichte-eiland.de/forumdisplay.php?f=11)
-   -   Du Rose ... (http://www.gedichte-eiland.de/showthread.php?t=14161)

Erich Kykal 20.11.2015 21:32

Du Rose ...
 
Ist deine Form, von Menschenhand erzogen,
der rote Spiegel seiner Wesensglut,
ein Dufterwachen, das ihm Wunder tut?
Um alle Absicht weiß er sich betrogen,

der dich beschnitt in seinem hohen Drange,
ein Ding zu schaffen, das nur wohlgefällt.
Du hast dich tiefer in die Welt gestellt,
weit größer als die sterblichen Belange

all jener, die dich zu verstehen suchen,
um letztlich nur an einem Dorn zu enden.
So mag ein blutend Herz auch deiner fluchen -

am Ende birgst du es in deiner Hut:
Wo Blütenblätter zärtlich sich verschwenden,
wird alles leichter - und wird endlich gut.

Laie 21.11.2015 01:35

Hallo eKy,

ein tolles Sonett über die Rose als Gegenstand der Züchtung sowie als Symbol für die Liebe, für etwas höheres. Toll gedichtet!


Gruß,
Laie

Lailany 21.11.2015 02:39

Kia ora Eky,

huch, wie schön...:Blume:

Mir scheints, dieses Mal hast du deine Intention verschleiert. Auch nach wiederholtem Lesen fand ich keine eindeutige Interpretation. Das ist aber kein Maßstab und auch nix Neues, denn der Ratefuchs war ich noch nie. Was mich aber nicht davon abhält, es immer wieder zu versuchen.

Rose: Meinst du die Blume?
Ist der Text die Würdigung einer Dame?
Vllt einer ganz bestimmten Dame? Einer Poetin? Mit dem Namen Rose hab ich eine Rose Ausländer aufgespürt, eine Poetin, die mit dem jungen Rilke korrespondiert haben soll.
Ist das der Schlüssel zu deinem Text?

Ok, es steht in Natur. Also die Rose.
Aber schon in Z 1 stellst du das auf den Kopf mit dem Wort erzogen. Würdest du die Blume meinen, hättst du gezogen verwendet, was gerade bei der Rosenzucht ein gängiger Ausdruck ist.
Tippfehler? Falls doch, dieser Fiesling hier lenkt ja den ganzen Text in eine andere Richtung.
Solch Unachtsamkeit trau ich dir aber nicht zu.
Da es also die Rose nicht sein kann, dann besingst du hier eine zweibeinige Rose. Warum aber in Natur?

Nun, meine Grübeleien haben mich nicht weitergebracht.

Ich lass es gut sein und warte gespannt auf deine Antwort.

Vorher küre ich aber noch die Zeile, die mich hin- und wegschmelzen lässt:
wo Blütenblätter zärtlich sich verschwenden....

Wunderschön. :Blume:

Sehr gern gelesen und besenft.:)

HG von Lai:Blume:

PS:
Nun ist mir Laie zuvorgekommen und hats kurz und bündig gelöst.
Die ersten 6 Zeilen beschreiben die Rose, 7 und 8 sind Überleitung zur Rose als Symbol der Liebe.
Fein durchdacht!
Jetzt machts auch für mich Sinn. :)
HG von Lai (extrem langsam heut....:o)

Erich Kykal 21.11.2015 10:09

Hi, Laie, Lai!

Der Text geht vom Beschreibenden über in das Symbol der Liebe, spendet zuletzt aber auch Trost durch Schönheit und Duft. Laie hat es gut analysiert.

Ich habe hier versucht, Rilke's Rosengedichten nachzueifern - ich hoffe, ihm wenigstens annähernd nahe gekommen zu sein! :-[

Nur als Beispiel:

Rose, oh reiner Widerspruch, Lust,
niemandes Schlaf zu sein unter soviel
Lidern.


Oder dies:

Rose, du thronende, denen im Altertume
warst du ein Kelch mit einfachem Rand.
Uns aber bist du die volle zahllose Blume,
der unerschöpfliche Gegenstand.

In deinem Reichtum scheinst du wie Kleidung um Kleidung
um einen Leib aus nichts als Glanz;
aber dein einzelnes Blatt ist zugleich die Vermeidung
und die Verleugnung jedes Gewands.

Seit Jahrhunderten ruft uns dein Duft
seine süßesten Namen herüber;
plötzlich liegt er wie Ruhm in der Luft.

Dennoch, wir wissen ihn nicht zu nennen, zu raten ...
Und Erinnerung geht zu ihm über,
die wir von rufbaren Stunden erbaten.



Dieses Sonett (mit teils betonten Auftakten und überlangen Zeilen) ist übrigens ein schönes Beispiel dafür, wie sehr Rilke der Sprachmelodie verpflichtet war. Er kümmerte sich nicht um Regeln, wenn sie seiner lyrischen Vision entgegenstanden!

Und erst dies hier, mein persönlicher Lieblingstext zu diesem Thema:

Das Rosen-Innere

Wo ist zu diesem Inneren
ein Außen? Auf welches Weh
legt man solches Linnen?
Welche Himmel spiegeln sich drinnen
in dem Binnensee
dieser offenen Rosen,
dieser sorglosen, sieh:
wie sie lose im Losen
liegen, als könnte nie
eine zitternde Hand sie verschütten.
Sie können sich selber kaum
halten; viele ließen
sich überfüllen und fließen
über vor Innenraum
in die Tage, die immer
voller und voller sich schließen,
bis der ganze Sommer ein Zimmer
wird, ein Zimmer in einem Traum.



Vielen Dank für euer Lob - es freut mich sehr! :)

LG, eKy

Laie 21.11.2015 12:03

Hallo eKy,

Rilkes Art ist natürlich unnachahmlich. Dein Rosengedicht ist in deiner Art und Weise geschrieben und wunderbar gelungen. Mir gefällt es richtig gut!


Gruß,
Laie

Erich Kykal 21.11.2015 16:32

Hi, Laie!

Aufrichtigen Dank für das schöne Lob!:)

LG, eKy

juli 21.11.2015 19:50

Hallo eKy :)
 
Die Rose als Blume und als Symbol der Liebe hast du poetisch beschrieben. Einfach nur schön! Ich habe auch die anderen Gedichte, die du gepostet hast gelesen, und die finde ich auch sehr gelungen. Ich kann dich verstehen, daß du Rilke nacheifern will. Aber du hast deinen eigenen Stil! Ich lese den sehr gerne und wiederhole mich auch gerne.

Wunderbar!:Blume::Blume::Blume:

Liebe Grüße sy

Erich Kykal 22.11.2015 01:35

Hi, sy!

Hab Dank für die entzückende Wiederholung!:):Kuss

LG, eKy

charis 22.11.2015 07:12

Gefällt mir gut, lieber Eky, obwohl mir hier deine gewaltige Wortmacht fast zu stark für dieses zarte Wesen erscheint.

Die Geister, die ich rief....

Es zeigt sehr schön, wie etwas, das der Mensch scheinbar veredelt und gezähmt hat, sich seiner Kontrolle entzieht, vielleicht auch das Archaische bewahrt, ein Geheimnis, das er nie wirklich durchschauen kann.

Mir scheint in der ersten Strophe stimmt etwas nicht - Menschenhand - seine?

Lieben Gruß
charis

Erich Kykal 22.11.2015 10:07

Hi, Charis!

"seine" - des Menschen. Es gibt nur einen indirekten Bezug auf "Menschenhand". Jenes Wort führt den Menschen als Erschaffer oder zumindest Veredler ein, auf den in Z2 dann Bezug genommen wird.
Der Zusammenhang ergibt sich hier eher aus dem Inhaltlichen, nicht direkt aus der Grammatik.

Vielen Dank für den Zuspruch! - "gewaltige, zu starke Wortmacht" (verschämt kicher!), das klingt schon beinah einschüchternd!;) Ich habe mich nur bemüht, das Ding, das ich beschreibe, mit allem zu sehen, was mich ausmacht.:rolleyes:

LG, eKy

charis 22.11.2015 10:36

Zitat:

Zitat von Erich Kykal (Beitrag 88695)
Hi, Charis!

"seine" - des Menschen. Es gibt nur einen indirekten Bezug auf "Menschenhand". Jenes Wort führt den Menschen als Erschaffer oder zumindest Veredler ein, auf den in Z2 dann Bezug genommen wird.
Der Zusammenhang ergibt sich hier eher aus dem Inhaltlichen, nicht direkt aus der Grammatik.

Das überzeugt mich nicht ganz, lieber Eky, vielleicht wäre eine Lösung
"von Menschen Hand" - zu schreiben, dann könnte man sich das "des" denken und den Bezug von "seiner" leichter herstellen?

Zitat:

"gewaltige, zu starke Wortmacht" (verschämt kicher!), das klingt schon beinah einschüchternd!
Ja, wenn Eky schreibt, muss die Rose ihre Stachel wohl überdenken. ;)

Lieben Gruß
charis

Erich Kykal 22.11.2015 15:44

Hi, Charis!

Zuviel der Ehre! - Aber danke für die Wohltat für meinen Stolz!;):Kuss

Ich habe kein Problem, von "von Menschenhand" auf die beteiligten Menschen - oder "den Menschen" als Beteiligten, allgemein gesprochen - rückzuschließen. Warten wir ab, ob andere auch mit dieser Stelle ein Problem haben. Falls ja, werde ich sie gern überdenken.

LG, eKy

Dana 29.11.2015 17:41

Lieber eKy,
übermorgen haben wir Dezember und in meinem Garten blühen die letzten Rosen. Ich beobachte das schon seit Jahren (nicht nur in meinem Garten) und staune jedes Jahr aufs Neue.
(Vielleicht darum, weil in meiner Heimat ab Okt./Nov. nichts, aber auch gar nichts mehr draußen blühte.)

Allerdings blüht auch die Kresse, die erst im Oktober meterweit in Höhen und Tiefen rankt. Es ist eine Pracht.

Ein sehr schönes Sonett an die Schönheit der Rose gerichtet.

Es stimmt::Blume:

Zitat:

Zitat von Erich Kykal
So mag ein blutend Herz auch deiner fluchen -

am Ende birgst du es in deiner Hut:
Wo Blütenblätter zärtlich sich verschwenden,
wird alles leichter - und wird endlich gut.

Ach könnte auch der Mensch durch Erziehung, Bildung und Vernunft solche Blüte erlangen, um Leichtigkeit und Gutes zu verschwenden.:Blume:

Gern und bewundernd gelesen,
liebe Grüße
Dana

Erich Kykal 29.11.2015 18:41

Hi, Dana!

Vielen Dank für deine Gedanken!

Zu deinem Schlussseufzer:

Ach könnte auch der Mensch durch Erziehung, Bildung und Vernunft solche Blüte erlangen, um Leichtigkeit und Gutes zu verschwenden.

Alles ist subjektiv! Oftmals reicht ein Missgriff, und ein Urteil kehrt sich um, wenn starke Gefühle beteiligt sind oder enttäuscht wurden!
Ich halte mich zB durchaus für einen Menschen mit Erziehung, Bildung und Vernunft - allerdings musste ich diesen Sommer leidvoll erfahren, dass nicht viel dazu gehört, um Menschen zu einem anderen Urteil über mich gelangen zu lassen!
Was also dem einen wie eine Blüte erscheinen mag, ist dem anderen ein bitterer Gallapfel!
So wenig wie es EINE Erziehung, EINE Bildung und EINE Vernunft gibt, so wenig werden die Menschen übereinkommen, dieselben Dinge für wert und würdig zu erachten. Bedauerlich? Vielleicht. Es sorgt aber zumindest immer für spannende Zeiten!:rolleyes::Aua

LG, eKy


Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 22:39 Uhr.

Powered by vBulletin® (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2025, Jelsoft Enterprises Ltd.

http://www.gedichte-eiland.de

Dana und Falderwald

Impressum: Ralf Dewald, Möllner Str. 14, 23909 Ratzeburg