Gedichte-Eiland

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Chavali 09.01.2016 18:40

Ohne Hoffnung
 
Ein Luftzug bläht die weiße Tüllgardine,
die Lagerstatt steht schräg zur Fensterwand.
Ganz leise summt die neue Herzmaschine.
Ich sitze bei dir, halte deine Hand.

Das erste Licht des Frühlings schaut herüber,
für dich wird es die letzte Hoffnung sein.
Dein schwacher Puls, er rast und wie im Fieber
erinnert mich dein Wort an Glücklichsein,

das viele Jahre unsrer Zeit verschönte.
Ein Schweigen breitet sich durch alle Räume,
Die Dunkelheit ist schwer wie Felsgestein.

Ich weiß, dass Zuversicht den Ausweg krönte,
doch schwindet sie wie schwacher Kerzenschein.
So bleiben einzig mir verblasste Träume.


(fiktiv)

ginTon 09.01.2016 18:57

Hi chavilein...

schönes Gedicht irgendwie, auffallend, dass der letzte Reim fast wie ungereimt
dort steht, dennoch aber einen umschlossenen Reim darstellt. Wie ein letzter
Hauch oder so, fällt mir eben so auf...

Zitat:

Ein schwacher Luftzug bläht die weiße Tüllgardine,
die Lagerstatt steht schräg zur Fensterwand.
Ganz leise summt die neue Herzmaschine.
Ich sitze bei dir, halte deine Hand.

Das erste Licht des Frühlings schaut herüber,
für dich wird es die letzte Hoffnung sein.
Dein schwacher Puls, er rast und wie im Fieber
erinnert mich dein Wort an Glücklichsein,

das viele Jahre unsrer Zeit verschönte.
Ein Schweigen breitet sich durch alle Räume,
Die Dunkelheit ist schwer wie Felsgestein.
Ich weiß, dass Zuversicht den Ausweg krönte,
doch schwindet sie wie schwacher Kerzenschein.
So bleiben mir nur meine Träume.

insgesamt finde ich es gerade durch die Reimanordnung und dem Sprachrhythmus
sehr gelungen... :)

liebe Grüße ginnie

Erich Kykal 09.01.2016 19:01

Hi, Chavi!

Gut geschrieben, und es erleichtert das Lesergemüt merklich, dass du den Text als "fiktiv" markiertest!:)

Du kennst meine Einstellung zu metrischen Schwankungen: Meist wirken sie nicht gut. So auch hier: Dier erste Zeile hat 6 Heber, die letzte 4. Alle anderen 5.

In Z1 würde ich "schwacher" streichen (kommt in der vorletzten Zeile erneut vor), in der letzten Zeile "blassen" einfügen.

Tipp: Du könntest hier durchaus zur Sonettform stehen und aus dem 6-Zeiler zuletzt 2 Terzette machen, was das Gedicht optisch luftiger, leichter machen würde. Dass einige Sonettregeln nicht umgesetzt wurden, stört (mich) nicht.


Sehr gern gelesen!:Kuss

LG, eKy

@ gin - es heißt "umschließenden (umarmenden) Reim", nicht "umschlossenen". Letzteres bezieht sich auf die Zeilen, die vom umschließenden Reim umschlossen werden.

Chavali 09.01.2016 19:42

Hi ginnie,

nachdem ich Erichs Antwort gelesen habe, bin ich nochmal tätig geworden und habe Änderungen vorgenommen.

Ich finde, jetzt lesen sich Idee und Umsetzung noch runder ;)

Danke dir :Blume:


Servus, Erich,

jetzt weiß ich, was seltam aussah vorher:
Die gedrängte letzte Strophe :D
Durch deinen Hinweis habe ich ein Sonett daraus gemacht und auch die beiden Worte gestrichen bzw. eingefügt ;)

Und wenn du jetzt noch sagst, dass es so gut ist, dann würde ich mich freuen :);):)

Danke dir!



Euch beiden :Herz:liche Grüße,
Chavali

Erich Kykal 09.01.2016 20:06

Hi, Chavi!

Sehr schön so.

Eine klanglich lyrischere Alternative für den Schluß: "so bleiben einzig mir verblasste Träume."

Erneut sehr gern gelesen!:)

LG, eKy

charis 10.01.2016 10:38

Liebe Chavali,

Sehr schön, durch die Sonettform hat es noch gewonnen! Da hast du dich aber sehr tief eingefühlt. Ich bin auch froh, dass es nur fiktiv ist.

Lieben Gruß
charis

Chavali 10.01.2016 12:25

Hi Erich, liebe charis,

habt lieben und herzlichen Dank für eure wohlwollende Zustimmung.

Hab mich sehr darüber gefreut.

(einzig noch eingefügt, Erich ;))


Sonntägliche Grüße :Blume:
Chavali

badico 11.01.2016 22:24

puh, ich war zu lange nicht mehr hier und bin FB-geschädigt...habe nämlich gerade nach dem Gefällt-mir Button gesucht.
Berührt mich besonders, da ich Job bedingt gerade so ein Sterben begleitet habe.
Das Ende in seiner neuen Variante ist sehr sehr anrührend, danke für´s lesen lassen.

Liebe Grüße

Babsi

Chavali 12.01.2016 09:40

Zitat:

puh, ich war zu lange nicht mehr hier und bin FB-geschädigt..habe nämlich gerade nach dem Gefällt-mir Button gesucht..
Liebe Babsi,

umso mehr freut es mich, dass du wieder hier bist.
Ich kann mich noch sehr gut an deine schönen Gedichte erinnern, z.B. Mary Celeste :)

:Herz:lichen Dank für deinen gefälltmirdaumen ;)

liebe katzigrüße :Blume:


juli 12.01.2016 11:08

Liebe Chavali :)
 
In der letzten Zeit hatte ich viel um die Ohren. Um so mehr freue ich mich, dieses schöne Gedicht hier zu sehen. Du schreibst " fiktiv", du hast dich sehr gut in die Situation des Hoffnungslosen hineingefühlt. Nach dem Lesen mußte ich innehalten, und gleich nochmal lesen, weil das gedicht in Sonettform, sprachlich und dem Inhalt berührt. Es gibt die Hoffnungslosigkeit sehr gut wieder.

Du hast an diesem Gedicht gearbeitet. Es hat ihm gut getan. Ein sehr schönes Gedicht!
Ich freue mich immer, das es hier Gleichgesinnte gibt, die den gleichen Splien teilen, und worten was das Zeugs hält. Sehr gerne gelesen und ich möchte noch viele Gedichte von dir lesen.:Kuss:Herz:

Liebe Grüße aus Schleswig - Holstein sy

Laie 12.01.2016 17:42

Hallo Chavali,

wie gut, dass dieser Text fiktiv ist. Noch beeindruckender ist es daher, wie real und intensiv er die Situation vermittelt.

Gern gelesen!


Gruß,
Laie

Chavali 12.01.2016 18:08

Liebe sy,

freut mich, dass du wieder mal rein schaust :Herz:
Zitat:

[...]gleich nochmal lesen, weil das gedicht in Sonettform, sprachlich und dem Inhalt berührt.
[...]
Das ist die Hoffnung eines jeden Autors, dass seine Werke gelesen werden ;)
Lieben Dank :Blume::Blume:
Zitat:

[...]und ich möchte noch viele Gedichte von dir lesen.:Kuss:Herz:
Ja, das gleiche möchte ich aber auch von dir :):):)




Lieber Laie,


danke auch dir für deine zustimmenden Worte. Hat mich seher gefreut :Blume:


Liebe Grüße an euch beide,
Chavali


Agneta 13.01.2016 19:56

mich berührt dein Sonett sehr, liebe Chavali, weil ich diese Situationen von meinen Eltern kenne. Die blähende Gardine, die Maschinen, die Dunkelheit wie Felsgestein. Du hast in deinen beschreibenden Bildern die Stimmung eines solchen Krankenzimmers gut eingefangen. Diese "unheimliche" Stille...
Leider bleiben diese Momente und Bilder lange in denen, die das Zimmer verlassen müssen, wenn es endlich zu Ende ist...und wechsen sich mit den Schönen von früher ab...
Berührende Zeilen.
LG von Agneta

Chavali 15.01.2016 17:55

Liebe Agneta,

danke für deinen Kommentar, der mir zeigt, dass du meine Intention mitgehst.

Diese Bilder und Gedanken lassen einen lange nicht los, eigentlich niemals.
Das Geschehen wird blasser, aber vergessen kann man es wohl nicht....


Lieben Gruß,
Chavali


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